Die derzeit zehn größten Irrtümer über SARS-CoV2

Pandemieverlauf in Österreich mit 7-Tages-Inzidenz auf der logarithmischen Skala, mit dem Abwassersignal Pi Mal Daumen adaptiert, da die Rohdaten nicht abrufbar sind – eingefügt die Erklärung für jeweiligen Talsohlen sowie wichtige politische Stichtage

Es ist keine wirklich neue Erkenntnis, dass viele Menschen Fakten mit Meinungen verwechseln. Neu ist, dass dies politischer Konsens ist und von den Medien nicht hinterfragt wird. Über den Abgrund der Unwissenschaftlichkeit, die sich weltweit breit gemacht hat, aber vor allem im deutschsprachigen Raum besonders eklatant bemerkbar macht, wusste man schon länger Bescheid. Die Alltagsesoterik, homöopathischen Kügelchen, Granderwasser, Energieplätze und -adern, Schüssler Salze, Bachblüten. Geschäftsmodelle für Apotheken und für Ärzt:innen, die mit Kassenverträgen nicht genug verdienen. Impfskeptische Hausärzte: Projektion auf Patienten, wenn es ums Maske nicht tragen wollen geht, der irrige Glaube, dass regelmäßige Infektionen wichtig für das Immunsystem sein würden.

Wir sind uns hoffentlich einig, dass die Erde keine Scheibe ist, dass die Schwerkraft nicht verhandelbar ist, dass Tote nicht wieder lebendig werden und dass die Wissenschaft nicht still steht, sondern zu den technologischen Fortschritten geführt hat, die uns jetzt Lösungen für Probleme bieten, die wir ohne Fortschritte gar nicht gehabt hätten.

Über Details der Wirksamkeit von Impfstoffen gegen die einzelnen Varianten, dem Evolutionsspielraum der Variantenentwicklung, der exakten Definition von LongCOVID, und der Verlaufsschwere von Folgeinfektionen gehen die Arbeitshypothesen in der Wissenschaft auseinander, über wesentliche Eckpunkte der Pandemie, dass die Impfung Millionen Menschen das Leben gerettet hat, dass Masken schützen, der Hauptübertragungsweg Aerosole sind, dass Schulen der Motor für Infektionswellen sind, dass LongCOVID auch nach milden Verläufen und unabhängig vom Impfstatus auftreten kann, sind sich die Wissenschaftler:innen weltweit einig. Ein Geflecht von Fakten bildet einen Mehrkonsens aus. Nicht eine einzelne Studie, sondern mehrere Studien und systematische Reviews vieler Studien sind entscheidend.

Viele Journalisten reagieren darauf falsch: Sie hinterfragen den Mehrheitskonsens der Wissenschaft, indem sie den Major Consensus Narrative gleich gewichten, also die Mehrheit der öffentlichen Meinung, die durch eine Minderheit an lauten Wissenschaftler:innen, der Mehrheit an Politiker:innen und der gewünschten Meinung innerhalb der Bevölkerung vertreten wird. Das heißt im Klartext: Die Bevölkerung wünscht ein sofortiges Ende der Pandemie und ein harmloses Virus, um sich mit anderen Themen des Lebens befassen zu können. Jegliche nüchterne Fakten und Aussagen, die dem Major Consensus Narrative zuwiderlaufen, werden als “Meinung” geframed.

Fakten sind etwa: Über 22000 Menschen in Österreich sind in Zusammenhang mit einem positiven Covid19-Test verstorben, überwiegend durch Lungen- und Multiorganversagen. Ein kleiner Teil ist mit Covid19-Diagnose verstorben – Covid19 schädigt als Systemerkrankung jedoch die Gefäße und kann bestehende Grunderkrankungen verschlechtern. Ein schwerer Diabetiker, der im Spital zufällig positiv getestet wird, könnte also entgleisenden Blutzucker zur Folge haben und daran versterben. Hinzu kommt die Übersterblichkeit, insbesondere durch Herzkreislauferkrankungen, Lungenembolien und Schlaganfälle, die noch Wochen und Monate nach einer Covid19-Infektion auftreten können. Das sind keine schönen Fakten, aber so sind sie nun einmal.

Ein Experte, Arzt, Journalist oder Politiker (Frauen mitgemeint) kann jetzt seine private Meinung haben, dass er nicht an diese Covid-Fakten glaubt, doch die Zahl der Todesfälle muss erklärt werden können. In der Wissenschaft sucht man nach der wahrscheinlichsten Ursache und nicht nach der bequemsten, die von der eigenen Verantwortung ablenkt. Wann immer die dargelegte Ursache bequem erscheint, sollte man sich fragen, ob der Autor/Überbringer wirklich unabhängig ist oder Interessenskonflikte hat. Die Qualifikation sehe ich als weniger ausschlaggebend. Es gibt auch Menschen, die sich gut in Themen einlesen können und bei Kompetenzüberschreitung auf kompetente Kollegen verweisen, oder ehrlich sagen: “Das weiß ich nicht.”

Die folgende Aufzählung ist weit davon entfernt vollständig zu sein, sie betrifft nur unsere unmittelbare Lebensrealität. Ebenso müsste man wie bei der Spanischen Grippe auch andere Kontinente einbeziehen, nicht nur Europa oder den Alpenraum oder das Land Niederösterreich oder Vorarlberg.

Der Faktencheck erfolgt wieder als Truth Sandwich, das heißt, der Fakt kommt zuerst, dann die Falschaussage, und nochmals ausführlicher der Fakt.

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Wachsam bleiben

Auch wenn es auf dem Blog vorübergehend ruhiger wird mit neuen Inhalten, ist das kein Schuldeingeständnis oder gar eine Kehrtwende: Es ist weiterhin völlig richtig und vernünftig, sich und andere zu schützen.

Solange man noch testen kann: Geht PCR testen – der Nachweis ist wichtig. In Wien wird leider nurmehr einmal am Tag die Gurgel-PCR-Box entleert (14 Uhr), das Ergebnis kommt entsprechend für zeitnahe Aktivitäten oft zu spät. Dann seht es als Nachweis für Euch selbst, im Fall von Komplikationen bei der Genesung. Für Wartelisten bei LongCOVID, was man niemanden wünschen kann, aber auch für generelle medizinische Untersuchungen, wenn gefragt wird, ob eine Covid19-Infektion stattgefunden hat. Wer nicht mehr PCR testen kann, der kann regelmäßig Antigentests benutzen. Bestenfalls Nase und Rachen gemeinsam, nicht nur Popeltest. Derzeit gibt es sie sehr günstig bei Versandhändlern als Massenbestellung.

Maskenvorrat aufstocken – auch das ist wichtig. Dichtsitz ist relevanter als FFP2 oder FFP3. Brillenträger sind im Vorteil, weil eine oben undichte Maske zu anlaufenden Gläsern führt. Ob sich Brillenträger insgesamt etwas seltener infizieren (rund 15% seltener) als Nichtbrillenträger, könnte auf diese Prüfbarkeit durch Anlaufen zurückzuführen sein. Mit XBB.1.5 oder XBB.1.16 und scheinbar vermehrt auftretender Bindehautentzündung an den Augen kommt vermehrt die Frage auf, ob man sich über die Augen infizieren kann. Das lässt sich nicht klar beantworten, es ist ebenso wie Schmierinfektion nicht völlig auszuschließen, aber sicher nicht der Hauptübertragungsweg, sonst würden wir viel mehr Infektionen sehen.

Verwendet mobile HEPA-Luftfilter/Luftreiniger in Innenräumen, wo sich schlecht lüften lässt. Achtung auf den Mechanismus, bzw. Luftumwälzungsrate, und nicht zu klein, sonst wird der Nutzen fraglich.

Verwendet CO2-Messgeräte, um die Luftqualität abzuschätzen und andere darauf aufmerksam zu machen, dass Handlungsbedarf besteht. Hartnäckig bleiben – es interessiert dann doch die meisten, wie es funktioniert und was es aussagt. Steter Tropfen höhlt den Stein.

Mundwasser und Nasen/Rachenspray kann man zusätzlich verwenden, aber eine Wirkung, die über den Placeboeffekt hinausgeht, ist nicht belegt, da bei entsprechenden Studien häufig Mitarbeiter von entsprechenden Pharmakonzernen beteiligt waren – also gebiasede Ergebnisse. Sofern man nicht an der Infektion stirbt, wird man nie nachweisen können, dass es einen Effekt gab, denn es könnte auch einfach initial weniger Viruslast bei der Infektion gewesen sein, weshalb ein Verlauf dann milder ausgefallen ist.

Treffen im Freien sind weiterhin risikoärmer als in geschlossenen Räumen. Wer Symptome hat, sollte sich testen – mit PCR, wenn noch verfügbar, sonst Antigen, und zuhause bleiben, oder zumindest Maske tragen, das gebietet der Respekt. Wer sich unlängst drinnen ohne Maske mit anderen Menschen aufhielt, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er exponiert gewesen sein kann, und ein paar Tage später einen PCR-Test machen, bzw. abwarten, ob Symptome auftreten. Maske tragen ist nie ein Fehler, wenn man andere Menschen trifft.

Wenn man andere trifft, dann gebietet es der Anstand, dass man ihnen Bescheid gibt, sollte man ein oder zwei Tage später Symptome entwickeln. Denn dann könnte die Viruslast am Tag des Treffens bereits hoch genug gewesen sein, dass man asymptomatisch übertragen hat. Umgekehrt kann es eine Erleichterung sein, wenn sich nach einem Treffen mit Freunden, denen man vertraut, niemand meldet, denn dann war das Treffen offensichtlich safe.

Die Pandemie und die Gesundheitskrise internationalen Ausmaßes (PHEIC), ausgerufen durch die WHO, sind nicht zu Ende und gehen nicht zu Ende, nur weil große Teile der Weltbevölkerung keine Lust mehr darauf haben und kein Geld mehr dafür ausgeben wollen. Wir trinken ja auch weiterhin bestes Trinkwasser aus den Hochquellwasserleitungen und nicht direkt aus dem Donaukanal, weil wir mit dreckigem Wasser leben wollen. So müsste sich saubere Luft auch durchsetzen. Aber das sind derzeit Briefe ans Salzamt.

PS: Toll geschrieben, danke!

Keine Osterlaune beim Gesundheitsminister?

Rechts: Johannes Rauch im STANDARD am 03. März 2023, links: Der österreichische Gesundheitsminister Johannes Rauch (Die Grünen), der nach eigenen Angaben entweder selbst twittert oder sein Team twittern lässt – womit es sich um einen offiziellen Account eines steuerfinanzierten ranghohen Regierungspolitikers handelt, blockierte am Karfreitag und Weltgesundheitstag (07. April) eine schwer an LongCOVID/MECFS erkrankte junge Frau, die ihn regelmäßig auf die Missstände in der Gesundheitsversorgung von LongCOVID/MECFS-Patienten hinwies.

Laut aktuellem Abwassermonitoring haben wir Glück im Unglück – die XBB.1.5-Welle ist durch und wir erleben gerade ein Wellental. Allerdings ist die Talsohle immer noch höher als zwischen den letzten Wellen, das heißt, es zirkuliert immer noch signifikant SARS-CoV2. Die Ferien dürften sich jetzt vorteilig auf den Abwärtstrend auswirken, wenngleich das zu kalte Aprilwetter und der starke Reiseverkehr entgegenwirken. Eine gute Nachricht ist auch der Abwärtstrend bei den Influenzazahlen, dessen Positivrate in Kalenderwoche 14 mit 7% erstmals unter dem epidemischen Niveau liegt. Die schlechte Nachricht ist, dass der Statistiker Erich Neuwirth laut eigener Aussage die aktuell niedrige Inzidenz nicht mit den Abwasserdaten vergleichen kann, weil er die Daten aus dem Gesundheitsministerium nicht bekommt. Ein Schelm, wer Böses denkt.

Wie schon vor vier Wochen angekündigt, bahnt sich bereits die nächste Welle an. Die Rekombinanten-Tochtervariante XBB.1.16 hat deutliche Fitnessvorteile gegenüber den anderen Varianten und verdrängt diese in Indien rasch. Erste Labordaten zeigen, dass eine Durchbruchsinfektion (nach Impfung) mit BA.2 bzw. BA.5 nicht gegen eine Infektion mit XBB.1.16 schützt. Bisher haben vor allem Mutationen auf dem Spike-Protein zum Fitnessvorteil gegenüber anderen Varianten beigetragen. Das scheint sich gerade zu ändern: Es gibt mehr Mutationen in den Nicht-Spike-Regionen wie N-Protein und ORF-Proteine. Diese unterdrücken die erste Reihe der Immunantwort (innate immune system) effektiver.

Laut aktuellen Daten (Yamasoba et al., 06.04.23) verursacht XBB.1.16 zwar nicht mehr schwere Akutverläufe, zu LongCOVID werden wir aber erst in einigen Monaten belastbare Zahlen haben – oder hätten wir, wenn wir noch testen würden. Denn wer ungetestet einen milden Anfangsverlauf hat, und später an einem Herzinfarkt, Schlaganfall oder einer Lungenembolie stirbt, der wird nicht als Covid19-Toter in die Statistik eingehen. Beim Haus- oder Facharzt wird der überlebende LongCOVID-Patient als neuer Diabetes-Patient oder mit anderen Autoimmunerkrankungen verschlüsselt werden – auch dann wird er nicht in die Statistik mit Covid-Bezug eingehen.

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Beweggründe für diesen Blog …

Wann ist man am entspanntesten? Wenn man Vertrauen in seine Umgebung hat, wenn keine unmittelbare Gefahr droht, wenn man weiß, wie man reagieren muss, sollte sich eine Gefahr abzeichnen (Katzen droht von mir nie Gefahr, außer sie jagen arme Ziesel).

… waren und sind (!) die Verarbeitung und Aufarbeitung der Geschehnisse rund um die Pandemie, mit direkten und indirekten Folgen. Ich gehöre zu jenen Menschen, die durch Wissen anhäufen Kontrolle zurückgewinnen, speziell, wenn sich innerhalb kürzester Zeit Lebensumstände dramatisch ändern mit ungewissem Ausgang.

Wissen beruhigt, insbesondere die im Laufe der Jahre gewachsenen Erkenntnisse darüber, wie das Virus übertragen wird, was man tun kann, wenn man infiziert ist, was man nicht tun sollte, und wie man sich am besten davor schützen kann. Der “Survival Guide” ist für mich selbst ein wichtiger roter Faden, um möglichst lange möglichst sicher durch die Pandemie zu navigieren. Ich bin aber auch keiner, der nützliches Wissen gerne für sich behält.

Mein 2014 verstorbener Mentor Stefan Hörmann pflegte zu sagen: “Wissen ermitteln und vermitteln”

Belastender als das angehäufte Wissen selbst ist der Umgang der Mehrheitsbevölkerung mit den Folgen der Pandemie und ständiger Krankheitswellen. Vom Ausblenden und Schönreden werden Tote nicht wieder lebendig und chronisch Kranke nicht wieder gesund. Der verdrängende Umgang mit Corona schadet vielen Menschen bei ihrer Genesung. Patienten infizieren sich im Spital oder auf Reha oder Kur. Andere sind ratlos über Folgebeschwerden, woher sie kommen, wohin man gehen soll. Andere wollen wissen, wie man sich erst gar nicht infiziert. Und wieder anderen tut es fürs Selbstvertrauen gut zu lesen und zu wissen, dass sie nicht alleine sind, dass es tatsächlich völlig *normal* sein sollte, auf seine Gesundheit zu achten, weil damit natürlich auch Lebensqualität verbunden ist. Dass sie nicht die Zombies sind, weil sie Maske tragen, sondern die anderen, die hustend und schnupfend ohne Maske ihre Viren auf andere verteilen.

Ich mache vor allem deswegen weiter, weil die vierte Gewalt im Staat, der Journalismus, in weiten Teilen seiner Aufgabe nicht gerecht wird. Denn wir haben weiterhin laut WHO eine Gesundheitskrise internationalen Ausmaßes und eine Pandemie. Es breiten sich weiterhin hochansteckende Virusvarianten von anderen Kontinenten zu uns aus. Es sterben pro Woche fünfzig bis siebzig Menschen direkt an Corona oder durch Folgeschäden. Es tritt immer noch Long COVID auf, wo es monatelange Wartefristen bei Ambulanzen und keine klaren Therapieempfehlungen gibt, die in hohem Maße erfolgversprechend wären.

Es ist noch nicht vorbei. Sich damit einfach nicht mehr auseinandersetzen, verleugnet die Realität, in der wir leben. Das eigene Risiko für Folgeschäden, das Risiko von Familien und Freunden, und bereits chronisch erkrankte Menschen im Umfeld, die davor warnen oder Mahnung für einen selbst sind, das Virus weiterhin ernstzunehmen. Ich schaffe das weder aus empathischen Gründen aufzuhören, noch entspräche es meinem autistischen Naturell, zu dem nun einmal Spezialinteressen gehören. Belastend ist nicht die Auseinandersetzung mit dem Thema, sondern im Gegenteil, wie viele Menschen sich damit nicht auseinandersetzen wollen.

Meine Erleichterung wäre groß, wenn die Menschen aufwachen würden und begreifen, dass Gesundheitsschutz allen zugute kommt und dass man selbst sehr schnell von kerngesund zu hochvulnerabel werden kann, wenn man einen Unfall hat, eine schwere Erkrankung oder eben Long COVID.

Was müsste man tun? Zunächst einmal basale Hygienemaßnahmen einhalten:

  • bei Symptomen zuhause bleiben und testen
  • FFP2/FFP3-Maske tragen
  • Menschen, die weiterhin Maske tragen, nicht heruntermachen
  • aus Respekt vor dem gegenüber Maske aufsetzen, wenn andere eine Maske tragen (Two-Way-Masking ist effektiver)
  • sich für Luftfilter, CO2-Sensoren und häufiges Lüften in allen Innenräumen einsetzen – das käme auch der Konzentration zugute und als Prävention bei anderen Infektionserregern, die über die Luft übertragen werden
  • es nicht hinnehmen, dass so viele Menschen weiterhin an einer vermeidbaren Infektionskrankheit sterben oder chronisch krank werden, darunter auch Kinder und Jugendliche
  • Betroffene von Langzeitfolgen ebenso ernstnehmen wie alle, die sich nicht infizieren dürfen oder wollen – man kann davon ausgehen, dass jeder, der jetzt noch vorsichtig ist, gute Gründe hat und wahrscheinlich mehr Wissen hat als die Kritiker

Das wäre der Anfang, da ist eine objektive Aufarbeitung der bisherigen Pandemiepolitik und Lehren für die Gegenwart und Zukunft noch gar nicht eingepreist.

Solang der Groschen buchstäblich nicht fällt, bleibt mir nichts anderes übrig als am Ball bleiben, um selbst maximalen und effektiven Gesundheitsschutz betreiben zu können. Und andere daran teilhaben zu lassen, das ist meine altruistische Denkweise.

“Birds scream at the top of their lungs in horrified hellish rage every morning at daybreak to warn us all of the truth, but sadly we don’t speak bird.” (Kurt Cobain)

Normalitätssimulation mit Folgen

Krähen sind so intelligent wie Kleinkinder, womöglich aber nicht so trotzig wie erwachsene Kleinkinder.

Mit April endete die jahrelange vorbildliche Variantenüberwachung durch Molekularbiologe Ulrich Elling und seinem Team, er hatte seinen finalen Thread mit informativen Grafiken kürzlich abgeschlossen. Die AGES hat übernommen, die Analyse ist naturgemäß nicht aktuell. Natürlich fehlt auch die Analyse bzw. ein Ansprechpartner auf Social Media. Der Blindflug beginnt also. Die einzig gute Nachricht ist, dass wir den Peak von XBB.1.5 deutlich überschritten haben und uns auch im Abwassermonitoring Österreich im Sinkflug befinden. Grund für Entwarnung ist das aber keiner – dafür liegen wir noch weit über der Talsohle der letzten Monate.

Ich hatte es vor zwei Wochen bereits angekündigt: XBB.1.16 wird wahrscheinlich unsere Frühlingswelle werden. Mein Beitrag hat ungeahnte Resonanz erfahren. Leider scheinen meine Kassandra-Prophezeiiungen mal wieder einzutreffen: In Indien steigt XBB.1.16 exponentiell an und verdoppelt sich derzeit alle neun Tage. Die Unsicherheit besteht darin, ob die große XBB.1.5-Welle in Österreich genug Kreuzimmunität verleiht, um eine signifikante Welle im Frühling (Mai/Juni) zu verhindern. Was im Gegensatz zu den Vorjahren nicht mehr bremst: Auffrischimpfungen (Impfangebot wird abgebaut wegen mangelnder Nachfrage) und Maskenpflicht (fällt Ende April auch im Gesundheitswesen). Verstärker sind: Boomender Reiseverkehr wie vor der Pandemie, Präsenzpflicht am Arbeitsplatz und Schulungen/Konferenzen überall da und dort, Großveranstaltungen.

Wer jetzt auf den saisonalen Effekt hofft, wird die kommenden ein bis zwei Wochen sein blaues Wunder auf den Wetterkarten erleben. Eine kalte, windige Nordlage, an der Alpennordseite gelegentlich Niederschlag. Höchstwerte meist einstellig bis Ostern, allenfalls zart zweistellig im östlichen Flachland und im Süden. Erst kommende Woche tendenziell wieder verbreitet zweistellig, aber weit entfernt von freundlichem Wettercharakter. Das heißt, outdoor wird wenig stattfinden können, auch die meisten Osterfeste werden wohl drinnen gefeiert haben. SARS-CoV2 gefällt das.

CO2-Messungen mit dem Aranet4 in Wien und Umgebung

Der Perspektivenwechsel ist immer wieder interessant. Aus Sicht von Kollegen und wohl auch Freunden oder Familie schränke ich mich stark ein. Kein längerer Urlaub mehr, kein Restaurantbesuch oder sonstige Feierlichkeiten mit vielen Menschen. Aus Sicht von anderen lebe ich hingegen noch relativ frei, weil ich weiterhin öffentliche Verkehrsmittel nutze und outdoor essen gehe. Inzwischen summieren sich rund 200 Wanderungen, Spaziergänge und Radtouren seit Pandemiebeginn. Das sind nicht wenige! Dazu kamen kürzlich auch Museumsbesuche bei erfreulich niedrigen CO2-Werten die meiste Zeit. Ich genieße die Ausflüge mit wenigen Menschen. Habe ich vor der Pandemie schon. Naturerlebnisse sind entspannender, außer man ist gerade in exponiertem Gelände bei Gewitter unterwegs.

Was soll ich sonst schreiben?

Ich “bewaffne” mich jedenfalls weiter mit meinem Aranet4 und versuche damit Interesse zu wecken, auch wenn ich mir mein Leben anders vorgestellt ab als Vertreter für saubere Atemluft zu sein. In gewisser Weise wiederholt sich alles wieder, denn als Nichtraucher hat es mich genauso gestört und stört mich immer noch, wenn ich auf einer Hütte im Wald im Freien sitze und dann hockt sich ein Paar neben dran und tschickt eine nach der anderen, was alles zu mir zieht. Da es nicht verboten ist, werde ich derjenige sein, der aufstehen muss und sich woanders hinsetzt oder geht. Nur damit andere ihrer krankhaften Sucht nachgehen können, und nicht auf ihre verf… Tschick in der Natur verzichten können.

Und so ist das in der Pandemie auch. Andere wollen nicht verzichten und schlimmer, wollen es bequem haben. Bloß keine Maske. Nicht zuhause bleiben, wenn man krank ist. Das Gehuste die letzten Tage bei Ausflügen, egal ob in der Stadt oder im Wald, war wirklich krass – noch nie in der Häufigkeit erlebt. Fast jedes Kind hustet zudem. Und natürlich trägt NIEMAND, der hustet, eine Maske, schon gar nicht in den öffentlichen Verkehrsmitteln.

Gelegentlich muss ich hier ein paar passende Zitate in Erinnerung rufen, v.a. das von Hanna Davis: Priviligierte Menschen wollten nicht verzichten und haben sich letztendlich durchgesetzt. Die Krönung setzt es jetzt noch damit auf, dass wohlhabende Politiker und Wirtschaftstreibende sehr wohl auf maximalen Schutz setzen, während sie der Bevölkerung alles wegnehmen, was an Schutz da ist und behaupten, der Aufwand für Schutzmaßnahmen wäre jetzt unverhältnismäßig – außer für sie selbst.

“Photos look better without masks” – Lungs look better without COVID.”

Janis Irwin, 09.11.22

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“The Pandemic has broken people into two groups. Those who are right most of the time but wish they were wrong, and those who have been wrong most of the time but think they’re always right.”

Keith Muise, Oktober 2022

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“It drives me nuts. At no point in medical school did they ever teach us that “pathogens make you stronger”. It’s wild and horrifying for me watching how easy it is for pseudoscientific nonsense to go mainstream these days.”

Dermatologin Dr. Lisa Iannattone, 11.10.22

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“I think its BS. I do not know who came up with the stupid idea that infections are good for you. (Except for very special cases, where infection with a specific mild pathogen may prevent infection with a related specific severe pathogen.)”

Virologe Florian Krammer, 04.10.22

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“Wien hat die Hochquellleitung gebaut, um uns gegen Pandemien zu schützen, die im Wasser übertragen wurden. Gegen absurde Argumente haben sich visionäre Geister durchgesetzt und wir alle sind dankbar. Niemand von uns trinkt aus dem Donaukanal, wenn Durchfall gerade selten ist.”

Molekularbiologe Ulrich Elling, 10.10.22

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“People minimize Covid because they don’t think they will be the ones suffering irreversible harm from it, and they don’t give a shit about people who are harmed by.

Molekularbiologin Denise Dewald, 08.10.22

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“I’m still astonished at the fact that, despite the wealth of evidence showing the long-term health risks from even ‘mild’ cases of Covid, as a country we have just shrugged, accepted mass infection, and acted as if the still-cautious among us are the odd ones. It’s madness.”

Mehdi Hasan, 19.08.22 (NBC)

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„The entire pandemic response has been shaped around accommodating the distress intolerance of privileged people.“

Hannah Davis, eine LongCOVID-Forscherin und selbst Betroffene, 07.05.22

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“The blame lies far less with individual scientists who were wrong than with an administration that sought out fringe viewpoints that echoed its own wishes, and elevated these above the overwhelming consensus of the public health community.”

Carl T. Bergstrom, Biologieprofessor, 17.12.20

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“Some lessons from around the world: the most successful global leaders in fighting coronavirus have communicated clearly, displayed empathy, and always favored science over politics.”

Christiane Amanpour, CNN, 05.05.2020

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“It is very hard to tell people what they need to hear based on facts. Not what they want to hear based on emotion.”

Devi Sridhar, Public-Health-Professor, Universität Edinburgh, 22.11.2020

“people are tired and they just want to get back to the happy normality of 2019, which is very appealing. I want that too—I’m just not willing to step away from science to find comfort.”

Colin Furness, Epidemiologe in Kanada, 17.01.23