Prävention

Übersetzung aus dem Englischen des Originals von @iamgoingtosleep

Gelungene Prävention besteht darin, die Virusausbreitung dauerhaft einzudämmen und den Übergang in ein endemisches Infektionsgeschehen auf niedrigem Level (!) zu ermöglichen. “Prävention geht Hand in Hand mit massiven Investitionen in Infrastruktur und Forschung und kommt so letzendlich auch der Wirtschaft zugute.

Infrastruktur: Optimierung aller Klima- und Umluftanlagen hinsichtlich sauberer Luft, Installation von HEPA-Filtern, Häuserbau nur mit Konzepten, bei denen alle Zimmer gut durchlüftet werden können, alle Investitionen immer im Zusammenhang mit Energie-autarken Systemen planen.

Forschung: Massive Investitionen zur Erfassung und Erforschung von Mechanismen und diagnostische Kriterien von SARS-CoV2-Folgen und bei mehrfachen Infektionen (wie z.B. LongCOVID, Mikrothromben, Diabetes, Hirnveränderungen…) und Therapieoptionen wie Impfung und Medikation der akuten Erkrankung, Forschung und Entwicklung von FFP2-Masken in unterschiedlichen Größen mit wenig Atemwiderstand, angenehmen Materialien und verbesserten Eigenschaften, ideal Mehrweg-tauglich

Investitionen in Strategien zur Normalisierung und Positivbesetzung von FFP2-Masken in Öffis und indoor, wenn erhöhtes Risiko. Investition in gut sichtbar angebrachte CO2-Monitore, die die optimierte Durchlüftung steuern. So wird saubere Luft zum dem Top Bewertungskriterium in Hotellerie Gastronomie, Schulen Kigas, Unis, öffentlichen Räumen, Geschäften, Arbeitsplätzen, Öffis etc.

Das wäre Prävention für den Fortschritt und nicht Durchseuchung für den Rückschritt zur alten ‘Normalität’.” (Quelle: Kay Hope, 28.01.22)

Auf individueller Ebene (auch OMICRON!)

  • gut sitzende FFP2/FFP3-Maske
  • physische Kontakte reduzieren (symptomfreie Übertragung), die sich vor dem Treffen nicht tagelang isolieren konnten und regelmäßig mit PCR getestet haben
  • Schutz weiterhin wichtig wegen … i) milder Verlauf heißt nur, keine zusätzliche Beatmung, kann trotzdem dreckig sein, ii) hohe Virusdosis führt zu schlimmeren Verläufen und iii) LongCOVID
  • warten, bis Kliniken wieder normal laufen, es genug Medikamente gibt und LongCOVID besser behandelbar ist (danke, Lars Fischer)

Auf nationaler und regionaler Ebene:

  • Impfungen
  • FFP2-Masken
  • Ventilation
  • funktionierendes Contact Tracing
  • Kontaktbeschränkungen

Überregional und global:

  • Gerechte Verteilung der Impfstoffe mit hoher Durchimpfungsrate mit effektiven Impfstoffen in Lower/Middle-Income-Ländern
  • Medikamente
  • Ausstattung von Gesundheitspersonal mit Schutzkleidung (v.a. FFP2-Masken)
  • Einheitliche, sinnvolle und kontrollierbare Regeln im Reiseverkehr

NoCovid/ZeroCOVID: “das Virus eliminieren”

“Es gibt keine wissenschaftliche Debatte, ob SARS-CoV2 ausgerottet werden kann. Natürlich kann es das. Das ist in Wahrheit eine Debatte der Wirtschaftspolitik. Wenn jedoch Wissenschafter und Doktoren der Epidemiologie, Virologie, etc. sagen, dass es nicht ausgerottet werden kann, stellen sie keine wissenschaftliche These auf. Sie vermischen eher Wirtschaftspolitik und Ideologie. Wozu sie berechtigt sind. Aber wenn ein Virologe sagt, dass Ausrottung nicht möglich sei, kann das leicht als wissenschaftlicher Kommentar interpretiert werden. Das muss nicht in böswilliger Absicht entstehen, aber kann einfach schlampiges Denken sein.

Wissenschaft ist eher geradeaus:

  • Bringe Rt unter 1 durch verschiedene Maßnahmen
  • Wenn die Fälle zurückgehen, identifiziere alle, die infiziert sind
  • Isoliere sie, bis sie nicht mehr ansteckend sind
  • Wiederhole das so oft wie nötig
  • Widme Dich Tierreservoirs soweit erforderlich

Nichts davon ist neu oder besonders, noch ist SARS-CoV2 gegen diesen Ansatz immun. Also gibt es keine wissenschaftliche Debatte. Es gibt aber eine politische, wirtschaftliche Debatte darüber, wie man das erreichen kann, vor allem in westlichen liberalen Demokratien, wo das Kapital besonders mächtig ist.

“Wir können es nicht eliminieren” oder “Es ist zu spät.”

Bedeutet tatsächlich: “Wir können es nicht eliminieren, ohne große gesellschaftliche, politische, wirtschaftliche und ideologische Veränderungen.”

Die Hürden, die sie anführen, haben nichts mit Wissenschaft oder Biologie zu tun. Es handelt sich immer um Wirtschaftspolitik. Um SARS-CoV2 zu eliminieren, würde man u.a. folgendes benötigen:

  • verbesserte soziale Absicherung, um sich angemessen isolieren zu können
  • Macht vom Kapital zu Regierungsbehörden verlagern, um z.B. die Raumluftqualität-Standards anzupassen, Gelder für Luftqualität zuteilen, etc.
  • Investition in Öffentliche Gesundheitssysteme
  • Initiativen wie öffentliche Biotechnologie, um Anreize für Impfstoffentwicklung zu versetzen
  • und viele weitere Änderungen, die eine fundamentale Änderung in Gesellschaften rund um die Welt widerspiegeln würden.

Wir sind zweifellos Augenzeuge des Zusammenbruchs von einem Jahrhundert Fortschritt in der Öffentlichen Gesundheit in naher Zukunft. Erst mit SARS-CoV2, nun mit frühen Fehlentscheidungen bei den Affenpocken. Es ist eine plötzliche und dramatische Verrottung unserer wichtigen Institutionen. Was vielleicht am beunruhigendsten ist, dass wir nicht wissen, was danach kommt:

Die Bedrohung durch pandemische Influenza bleibt so hoch wie immer. Viele weitere Pathogene und Zoonosen existieren. Bioterrorgefahr bleibt bestehen. Werden wir irgendwas dagegen tun? Doch diese Verrrottung passiert, weil eine moderne Wirtschaftspolitik die Macht bei Kapitalgesellschaften und Unternehmensinteressen konzentriert und ein spezielles Konzept “der Wirtschaft” über alles andere stellt. Daher ist es absolut wahr, dass wir SARS-CoV2 nicht eliminieren können, außer wir zeigen den Willen, unsere Gesellschaft neu zu gestalten. Doch wir sollten uns nicht verwirren lassen, dass es sich dabei um eine wissenschaftliche Debatte handeln würde. Wenn wir das glauben, dann versagen wir immer dabei, wenn es um notwendige Debatten um Veränderung geht.” (Thomas Finch, MD, Psychiater)

Damit gemeint ist eine NiedrigInzidenz-Strategie. “Kein COVID” oder “Null Covid” ist ein vergleichbares Schlagwort wie die politische Forderung nach “Vollbeschäftigung”. Es ist völlig klar, dass ein 100% Erfolg nicht realistisch ist, aber man setzt alles daran, dieses Ziel zu erreichen.

„Either you set this goal [elimination] and you don’t achieve it, but in the process, you certainly are reducing the number of lives lost. The alternative is to set a lesser goal and then still misfire.“

Jacinda Ardern, Premierministerin von Neuseeland

Walter R. Dowdle (31.12.1999) schrieb für das Center of Disease (CDC) in den USA einen Artikel über die Grundlagen von Krankheitsausrottung und -auslöschung: Durchfallerkrankungen können kontrolliert werden (tolerable Anzahl an Erkrankten), Eliminierung einer Krankheit, z.B. Verringerung der Neuerkrankungen auf Null in bestimmten Regionen, z.B. Tetanus bei Neugeborenen, Eliminierung von Infektionen, z.B. Masern und Polio in bestimmten Regionen, Eradikation (Ausrottung): Weltweite Eliminierung der Infektionen, dadurch keine Interventionsmaßnahmen mehr notwendig, z.B. Pocken; Extinktion (Auslöschung): Der Erreger existiert weder in der Natur noch im Labor weiterhin. Beispiele dafür gibt es keine. Anzustreben nach Dowdle sind Eliminierung und Ausrottung.

Das ultimative Ziel von NoCovid-Anhängern ist möglichst geringer gesundheitlicher Schaden, der einen maximierten Kollateralnutzen für Gesundheit und Wirtschaft zur Folge hat:

Weniger Fälle heißt weniger Kranke, weniger Tote, weniger Langzeitkranke, weniger Virusmutationen [alle Variants of Concern sind in Hochinzidenzgebieten entstanden: Alpha (UK), Beta (Südafrika), Gamma (Brasilien) und Delta (Indien)], schneller und anhaltende Öffnungen, weniger betroffene psychische Gesundheit, länger geöffnete Schulen, weniger Schäden durch großflächige Quarantäne, bessere wirtschaftliche Resultate.

abgewandelt nach Benjamin Franklin:

Wer die Gesundheit aufgibt, um Wirtschaft zu schützen, der wird am Ende beides verlieren.”

Wissenschaftliche Publikationen zur Eliminationsstrategie:

Warum wurde die Influenza fast ausgerottet, obwohl nicht “jeder” Maske trägt, und Covid nicht?

Der Anteil der Geschützten, die die Ausbreitung stoppen, hängt von R0 ab. Bei Influenza ist R0 1-2, wir brauchen rund 50%, die durch Masken, Impfstoffe, Händewaschen geschützt sind. Bei Covid ist R0 über 3, so ist der %-Satz mindestens 70% oder höher.

Positivbeispiele: Länder mit erfolgreichen Strategien

Positive Ansätze: Weißes Haus

“Right now, we have the tools to keep you from getting severely ill or dying from COVID, but we’re not stopping there. Earlier this week, we had a conference at the White House for – about the next generation of vaccines, with a goal of keeping people from getting sick in the first place, getting COVID at all – even getting it.”

US-Präsident Biden

Negativbeispiele: Wie man es besser nicht machen sollte …

“Null Covid ist mit OMICRON unmöglich – warum soll man es überhaupt versuchen, die Übertragung zu verringern/verlangsamen?”Antworten von Mathematikerin PhD Rachel Thomas (01.01.22)

Antwort: Falsche Gegensätze sind schädlich und führen zu schlechten Rechtfertigungen:

  • Covid-Fälle sterben ODER werden wieder gesund
  • Unsere einzigen Optionen sind Lockdowns ODER gar keine Maßnahmen
  • Kein COVID ODER es gibt keinen Grund, die Übertragung zu verringern
  • Impfungen sind *alles*, was was wir brauchen ODER man ist Impfgegner

Es wird nicht jeder OMICRON bekommen. Und der Unterschied zwischen 80 und 60% (beide immer noch sehr viel) der Bevölkerung, die es kriegen, wäre ein großer Unterschied in absoluten Zahlen an Menschen, die dadurch dauerhaft behindert bleiben (Deine regelmäßige Erinnerung: “Mildes” COVID kann Schäden an Gefäßen, Immunsystem und zentralem Nervensystem verursachen).

Viele scheinen anzunehmen, dass COVID dauerhafte Immunität bietet, obwohl wir inzwischen wissen, dass das nicht stimmt. Jede Infektion erhöht das Risiko eine neue “Vorerkrankung” zu erzeugen, die nachfolgende Infektionen gefährlicher macht. Nicht jedermanns Immunsystem wird in der Lage sein, wiederholte Treffer zu überstehen. In einer Bevölkerung, wo im Durchschnitt jeder 1x in zwei Jahren infiziert wird gegenüber im Durchschnitt 3x über zwei Jahre, wird es wahrscheinlich signifikante Unterschiede geben, wie viele dauerhaft behindert bleiben.

Selbst wenn JEDER Covid bekommt, hat es Vorteile, dies zu verzögern. Je länger wir warten, desto höher die Chance, dass wir neue Behandlungsmöglichkeiten entwickeln, wirksamere Impfstoffe, bessere antivirale Medikamente, Massenproduktion von Paxlovid, etc.

Erwachsene verdienen die Wahrheit. Zu viele Public-Health-Botschaften waren bevormundend, herablassend und geradewegs unzutreffend. Wegen schlechter Kommunikation verstehen viele Menschen nicht:

  • Schwere und Häufigkeit von LongCOVID
  • Übertragung über die Luft (Aerosole)

Viele könnten freiwillig ihr Verhalten ändern, wenn sie es besser verstehen würden, vor allem wenn man ihnen die Wahl geben würde: gratis FFP2, Homeoffice, etc.

Die Intervention (Impfstoffe) änderte unser Ziel. Impfstoffe sind großartig darin, Hospitalisierung und Tod zu reduzieren, nicht aber Übertragung. Doch “milde” Fälle können weiterhin zu langanhaltender Behinderung führen, weshalb die Verringerung der Übertragung entscheidend bleibt. Es ist behindertenfeindlich, so viele Menschen (inklusiver einiger Kinder) zu ignorieren, die entweder zur Hochrisikogruppe zählen und eher an einer Infektion versterben oder extreme Krankheitsverläufe erfahren können, falls sie an COVID erkranken. Noch einmal, jede Reduktion bei der Übertragung kann Leben retten.

Dinge, welche die Regierung tun könnte und KEINE individuellen Beschränkungen sind:

  • Gratis-Versand von FFP2-Masken und Schnelltests
  • Finanzielle Unterstützung bei Erneuerung von Lüftungsanlagen und Luftfiltern
  • Luftqualitätsstandards für Innenräume festlegen
  • Finanzielle Unterstützung im Absonderungsfall (Erkrankung)
  • Öffentliche Erziehung: LongCOVID ist die Hölle
  • Öffentliche Erziehung: COVID wird über die Luft übertragen
  • CO2-Messgeräte in allen Innenräumen, Ergebnisse können von jedermann eingesehen werden

Der Fokus alleine auf Impfungen …

  • funktioniert nicht (viele Länder versuchten es und scheiterten)
  • Krankenhäuser können immer noch zusammenbrechen
  • Eine signifikante Zahl an Geimpften bekommt (trotzdem) LongCOVID
  • Wurzel des Neoliberalismus: Eigenverantwortung als Lösung für kollektive Probleme.
  • Wir brauchen: Impfstoffe + FFP2 + Lüftung + Luftfilter

Beispiele für in Zaum gehaltene Bakterien- und Viruserkrankungen (danke an Dr. Elisa Perego für die Liste auf Twitter, hier ins Deutsche übersetzt und vereinfacht)

  • Pocken: Dank Impfung von der World Health Assembly 1980 für ausgerottet (eliminiert) erklärt.
  • Poliovirus: Beinahe erreicht, Ausrottung von WHO und anderen Organisation weiterhin angestrebt.
  • Masern: Seit Jahrzehnten als Kandidat für Ausrottung betrachtet. Nachlassende Impfraten führen zu Wiederanstiegen
  • Windpocken: Impfungen erfolgreich, kaum noch Todesfälle
  • Cholera: Im 19. Jahrhundert noch häufig, dank moderner Trink- und Abwassersysteme ausgelöscht.
  • Tuberkulose: Weltweite Anstrengungen, Tuberkulose-Epidemien zu beenden
  • Mumps: Ausrottung bereits 1967 diskutiert, seit Einführung des Impfstoffs 99% Rückgang an Fällen.
  • Syphilis: Bakterielle Infektion über sexuelle Kontakte, Eindämmung und Ausrottung geplant, aber kürzliche Wiederanstiege veranlassen zur Sorge.
  • Ebola: Eindämmung/Ausrottung werden diskutiert.
  • HPV (Human Papillomavirus): verursacht Gebärmutterkrebs, Ausrottung von der WHO in Betracht gezogen über hohe Impfquoten
  • Meningitis: bis 2030 soll es besiegt werden, bei 20% Betroffenen gibt es Langzeitfolgen
  • Keuchhusten: häufige Kinderkrankheit, bakteriell verursacht, kann schwere Verläufe auslösen, soll ebenso ausgerottet werden
  • SARS: wurde in den frühen 2000er Jahren gestoppt, bevor es zur Pandemie wurde, viele durch LongSARS betroffen
  • u.v.a – Link zum Thread