
Höher, schneller, weiter – wie lange noch?
Viele von Euch haben es noch nicht begriffen. Die Regierung am allerwenigsten. Das Coronavirus bedeutet eine Zäsur für die Menschheitsgeschichte. Jetzt liegt es an uns zu entscheiden, in welche Richtung sich der Weg gabelt. Wurschteln wir weiter wie bisher oder versuchen wir die Altlasten hinter uns zu lassen? Die Weltordnung wird gerade neu geschrieben und es ist noch nicht zu spät, sich zu überlegen, welche Rolle wir künftig darin einnehmen wollen. Die Abschottungstendenzen haben schon die letzten Jahre durch den Aufwind der Rechtspopulisten zunehmend Zuspruch erhalten. Die Fridays4Future-Bewegung hat eine Anti-Bewegung der Klimawandelleugner ausgelöst, die nicht wahrhaben wollen, dass das eigene Tun höchstpersönlich Schuld an der fortschreitenden Klimaerwärmung ist, ganz plakativ Billigflüge, Massentierhaltung für das billige Schnitzel, die Bequemlichkeit des Autofahrens, selbst wenn gut ausgebaute Alternativen vorhanden sind.Genauso wie bei der Klimaerwärmung, wo trotz persönlichem Erleben von wochenlangen Hitzewellen, Dürren, ausbleibender Schneefälle im Winter und rekordniedriger Grundwasserstände gepaart mit immer häufigeren Waldbränden weiter die Evidenz geleugnet wird, gibt es jetzt auch die Leugnung der Gefahr durch das Coronavirus. Über einzelne Maßnahmen kann und soll man streiten dürfen, aber es ist nicht in Abrede zu stellen, dass mangels Impfstoff das Gesundheitssystem samt seines Personals rasch überfordert wird, wenn viele gleichzeitig krank werden und andere Krankheits- oder Unfallursachen weiterhin bestehen bleiben. Völlig unabhängig davon, wie viele jetzt sterben, welche Langzeitfolgen die Atemwegserkrankung hat, welche Altersgruppen betroffen sind.
Die Macht der Bilder
Die Art und Weise, wie gelockert wird, ruft bei mir Unruhezustände hervor. Ohnmachtsgefühle. Nur Passagier sein von Entscheidungen, die man nicht beeinflussen kann. Die erste Welle ist durch, wir stehen erst am Anfang der Pandemie, nicht am Ende. Die Regierung hat psychologische Kriegsführung betrieben, hat die Bilder aus Italien und Spanien dazu benutzt, uns mit drastischen Worten klarzumachen, was uns droht, wenn wir uns nicht an die Maßnahmen halten. Diese Gefahr hat – das wissen wir jetzt ein paar Wochen später – nie bestanden. Unser Gesundheitssystem ist immer noch hervorragend im Vergleich zu anderen Ländern, die Luftverschmutzung in ganz Österreich nicht so hoch wie in der Lombardei, die Altersstruktur eine andere, es leben kaum mehrere Generationen unter einem Dach und wie die Zahlen vom RKI und anderswo zeigen, ging die Reproduktionszahl bereits zurück, bevor der Lockdown offiziell in Kraft trat. Anscheinend hat alleine das Abstand halten, und keine Räume und Veranstaltungen mit dicht gedrängten Menschen aufsuchen, bereits einen merklichen Effekt gehabt.
Inszenierung des Messias
Die Rede ist von der zweiten Welle, nicht im Herbst, sondern in den nächsten Wochen und Monaten. Nachdem sich Österreich auf keinerlei wissenschaftliche Studien berufen kann, weil es diese aufgrund des Amtsgeheimnisses schlicht nicht gibt, setzt es auf die politische Inszenierung. Die Auferstehung des Abendlandes durch den geheiligten Sebastian. Bei jeder Gelegenheit wurde betont, man habe am schnellsten und besten reagiert und stehe besser da als der Rest Europas. Natürlich wurde geflissentlich geschwiegen, wenn es darum ging, dass Österreich den Rest Europas mit infizierten Touristen versorgt hat, alleine in Deutschland über 9500, begonnen mit Island und selbst im eigenen Land rund 57% alleine aus Ischgl. Die Maßnahmen dauern mindestens bis Ostern, sagte man, und als sich eine langsame Trendwende abzeichnete, konnte man vom symbolischen Charakter der Auferstehung nicht mehr zurücktreten. Speziell als absehbar wurde, dass die milliardenschweren Hilfen im Bürokratielabyrinth versickerten.Die frühzeitige Ankündigung zur Rückkehr in die “Neue Normalität”, also dem neuen Zeitalter der Entrechtung der Bürger – weiterhin ohne Versammlungsfreiheit, mit eingeschränkter Reisefreiheit und drohender Verknüpfung von zurückgegebenen Freiheiten mit Totalüberwachung – mit fiktivem Ablaufdatum (theoretisch ließe sich die Coronakrise noch jahrelang als Ausnahmezustand konstruieren, selbst, wenn ein Impfstoff vorhanden ist), hat bei vielen Bürgern offenbar einen Schalter umgelegt. Die aktionistische Maskenpflicht, in der Verteilung und Handhabung dilettantisch eingeführt, hat dazu geführt, dass die physischen Abstände nicht mehr ernstgenommen werden. Wodurch das Virus eigentlich übertragen wird, hat die Regierung nie klar artikulieren können. Das Auseinandertreiben von lockeren Menschenansammlungen im Freien suggerierte eine Übertragung über die Luft. Tatsächlich ist die Tröpfcheninfektion die dominante Übertragungsroute. Spaziergänger und Radfahrer tragen jetzt Masken und steigern den sozialen Druck auf die, die es nur da tun, wo man den Mindestabstand nicht einhalten kann, denn darum geht es bei der Maskenpflicht. Tatsächlich beobachte ich seit einer Woche, dass die Menschen sich in den Öffis direkt vor oder hinter einen setzen, obwohl genug Platz wäre. Bei der Kassa wird wieder gedrängelt und auch sonst kommt man sich näher als es notwendig wäre. Man hat ja eine Maske, der Abstand ist nicht mehr so wichtig.Jetzt kann die Regierung, allen voran der Kanzler, nicht mehr zurück. In internationalen Interviews lässt er sich wortreich darüber aus, dass er der Beste ist und jetzt das Land schrittweise zurück in die (neue) Normalität bringt. Besonders tragisch daran finde ich den Umstand, dass ein paar Wochen länger möglicherweise genügt hätten, das Virus nachhaltig einzudämmen, sodass vereinzelte Neuinfektionen leichter eindämmbar gewesen wären. Auch im Hinblick auf den enden wollenden Nachschub an Material für die PCR-Tests, die unzuverlässigen Antikörpertests und die Zeit, die es einfach braucht, um wirksame Medikamente zu entwickeln. Die Umstände, die dazu geführt haben, dass man den verlängerten Lockdown nicht umgesetzt hat, zeigen leider, dass man weiterwurschteln will wie bisher. Das Argument, dass die Bevölkerung eine Verlängerung nicht mehr mitgetragen hätte, zeigt, dass man gar nicht den Versuch unternommen hat, auf Verständnis und Freiwilligkeit zu setzen. Lieber riskiert man eine zu frühe Öffnung, eine noch größere zweite Welle, eine höhere Opferzahl und ein nachhaltig überlastetes Gesundheitssystem und noch mehr Firmenpleiten.
Gründe für diese Fehlentwicklung:
Die Regierungen in Deutschland und Österreich, und wahrscheinlich auch in etlichen anderen Ländern, haben nicht erkannt, dass …
- das Coronavirus die Weltwirtschaft nachhaltig verändert, dass die globalen Produktions- und Lieferketten in dieser Form nicht mehr weiterbestehen werden und können.
- die Epoche des ungebremsten Wachstums zu Ende ist und die Wirtschaft auf Nachhaltigkeit ausgerichtet werden muss, auch im Einklang mit der akuten Klimaerwärmung, die die globale Versorgung mit Lebensmitteln in Frage stellt.
- es nicht ausreicht, milliardenschwere Rettungspakete zu schnüren, die als temporäre Überbrückung dienen, geknüpft an unrealistische Bedingungen. Beispiel Gasthäuser und Beherbergungsindustrie. Die Kosten war schon vor Corona knapp kalkuliert, reich geworden ist niemand, Personal war schwierig zu bekommen. Jetzt sagt die “Wünsch-Dir-was”-Regierung, dass halbvolle Gasthäuser, Hotels, Theater und sonstige Kulturveranstaltungen die eierlegende Wollmilchsau sind, aber tatsächlich werden sich das nur jene Unternehmer leisten können, die das zweites Standbein oder als Hobby betreiben.
- Ein bedingungsloses Grundeinkommen, wie von Spanien, eingeführt, hätte bei allen mit dünner Finanzdecke den Druck herausgenommen, innerhalb weniger Wochen eine Lösung zu finden und mit aller Härte für eine möglichst frühe Öffnung zu plädieren. Der Druck ist jetzt so hoch, weil es über 600000 Arbeitslose gibt, über 1 Mio Kurzarbeiter, weil sich die Einkommsverluste mit den realen Kosten nicht mehr ausgehen und weil die logische Konsequenz des riesigen Schuldenbergs von allen ist, dass die Reallöhne schrumpfen, während die Kosten höher werden. Tatsächlich werden die Ausgaben für das Gesundheitssystem dauerhaft steigen müssen, um die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen. Und wenn bei allen Unternehmen nun der Sparstift angesetzt wird, um zu überleben, setzt das die verbleibenden Mitarbeiter erst Recht unter Druck, wieder krank zu arbeiten, der Stress schwächt das Immunsystem und fördert Burnouts, die sinkenden Löhne verstärken die Existenznot, etc.
Die wirtschaftliche Angst sitzt vielen im Nacken und die überwiegt bei weitem der Angst vor einem unsichtbaren Virus, das sich vorwiegend über äußerlich symptomfreie Menschen verbreitet. Es gibt erschreckend wenig Gegenwehr, es kommt keine gesellschaftliche Debatte zustande. Österreicher sind im Herzen immer noch Monarchisten, sie lassen sich alles von oben vorgeben, sie brauchen keine frei zugänglichen, wissensbasierten Fakten, denn “die Regierung wird schon wissen, was sie tut”. Zugleich hat sie den Vertrauensvorschuss durch den schnellen Lockdown verspielt, die umstrittene Tracing-App, die Baumärkte vor den Kindergärten und Schulen. Die Prioritätensetzung passt nicht. Und der Wirtschaftsbund der ÖVP fordert allen ernstes, Risikogruppen privat einzuschränken. Wer arbeitet, darf nicht der Dumme sein – das neoliberale faschistische Leistungsprinzip hat sich nicht geändert.Wir sind gut weggekommen. Das königliche Wir, versteht sich, die Kluft zwischen Arm und Reich hat sich auf den Mariannengraben vergrößert, aber durch geschicktes PR-Blendfeuerwerk lässt sich noch gut davon ablenken. Das heißt aber auch, wir haben noch nicht begriffen, welche weitreichenden, langfristigen Folgen die globale Krise hat. In besonders schwer betroffenen Ländern wie Italien oder Spanien, aber auch auf den Britischen Inseln, in den Niederlanden, in Belgien, selbst in der Schweiz kommen hoffentlich andere Debatten in Gang. Bei uns gab es offensichtlich zu wenig Tote, um es zynisch auszudrücken, und es hat zu wenig jene betroffen, die an den Hebeln der Macht sitzen. Ein Umdenken kommt so nicht zustande. Das Verhalten gegenüber Migranten, Flüchtlingen, Pflegekräften, Alleinerziehenden, etc.,etc., zeigt, es hat sich an der Geisteshaltung nichts geändert bei der ÖVP.
Wissen ist Macht
Meine Grundhaltung ist der wissenschaftliche Zugang. Da spricht ein autistisches Grundbedürfnis aus mir. Ich halte mich an Vorgaben, wenn sie nachvollziehbar begründet sind. Seit jeher hab ich ein Verlangen nach möglichst viel (unabhängiger) Information, um mir selbst ein Bild zu machen. Ich hab Wetterdaten gesammelt und eigene Theorien aufgestellt, weit vor dem Meteorologiestudium. Ich hab umfangreich über Autismus recherchiert und Informationen zusammengetragen, als ich meinen Selbsthilfeblog erstellt habe. Detto mein Selbsthilfeblog über das Klinefelter-Syndrom (47,XXY), was mich in zehn oder zwanzig Jahren Teil der Risikogruppe werden lassen könnte, wenn ich nicht gegensteuere. Seit Beginn der Coronakrise hab ich auf diesem Blog wieder umfangreiches Material zusammengetragen, möglichst unabhängige Quellen aufgelistet, sodass sich jeder selbst ein Bild aus mehreren Perspektiven zusammensetzen kann. Zugleich ist mir wichtig, mögliche Fortschritte in der Medizin hervorzuheben, denn wir brauchen diese Hoffnung auf einen Impfstoff oder eine Heilung wie die Muttermilch, speziell dann, wenn die Politiker weiterhin Wahlkampf machen, die eigene Wählerschaft bevorzugen und uns transparente Informationen vorenthalten. Für mein wissensdürstendes Ich ist dieser Zustand speziell in Österreich unerträglich.Bilder von gestern und heute am Weg zum und vom Flughafen nach Hause:
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