
Der Zeitungsmarkt in Österreich ist von Inseraten abhängig. Der Boulevard sowieso ÖVP-nahe Tageszeitungen in den Bundesländern werden besonders stark gefördert. Seit Kurz Bundeskanzler ist, wurde der KURIER-Chefredakteur Brandstätter abgesetzt und durch die neoliberale Salomon ausgetauscht. Bei der WIENER ZEITUNG wurde Walter Hämmerle Chefredakteur, er ist gleichzeitig Mitglied im Präsidium des Friedrich-Funder-Instituts, der ÖVP-Medienschule. Bei der KRONE wurde der SPÖ-nahe Innenpolitik-Journalist Claus Pandi nach Salzburg versetzt. Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid hörte nach 27 Jahren Zugehörigkeit beim STANDARD im August 2017 auf.
Für mich war der FALTER immer sowas wie das letzte Bollwerk gegen eine rechtslastige politische Übermacht. Gute Recherchen gegen Rechtsextremismus und Korruption. Einen Kratzer bekamen sie für mich bereits 2019, als der FALTER eine türkisgrüne Koalition bewarb. Nur falls es in Vergessenheit geraten sollte: Kurz koalierte vorher mit der rechtsextremen FPÖ. Dann kam Ibiza und der Korruptionsverdacht gegen die FPÖ. Das Video schadete vor allem der FPÖ. Kurz wurde durch einen Misstrauensantrag gegen die gesamte Regierung abgewählt, inszenierte sich danach als außerparlamentarisches Opfer und witterte die große Chance, seine Stimmenmehrheit auszubauen bzw. liebäugelte mit der absoluten Mehrheit. Die rechtsextremen Aussagen und Gesetzesreformen des Koalitionspartners waren und wären nie ein Grund gewesen, die Koalition aufzukündigen. Deswegen stand ich einer türkisgrünen Koalition von Beginn an kritisch gegenüber.
Ähnlich wie jetzt habe ich damals rund 60 Maßnahmen unter ÖVP-FPÖ gesichtet, die für einen gesellschaftlichen Rückschritt in Österreich stehen, teils klar diskriminierend und fremdenfeindlich sind, teils zynisch und menschenverachtend. In Summe erscheint es undenkbar, und das wurde durch den Kurs der Grünen in der Regierung eindrucksvoll bestätigt, dass man Kurz dazu bewegen könnte, von seinem Orbanisierungskurs abzuweichen.
Erratum: Am 24. März schrieb ich auf Twitter, dass es mein letzter Tag mit FALTER-Abo sei. Leider falsch erinnert. Mein 2-Jahres-Abo schloss ich erst im Juni ab, entsprechend erhalte ich noch bis Anfang Juni die wöchentliche Ausgabe. An meiner Kündigung ändert das allerdings nichts.
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