Bewältigung der Pandemie

Wenn es Dir nicht gut geht und Du Suizid-Gedanken hast, bitte rufe hier an:

Wer nicht gerne telefoniert: Chatberatung Telefonseelsorge (Österreich)

Schattenfamilien und allein lebende Menschen (“vulnerable Gruppen”)

Psychische und soziale Folgen

Individuelle Bewältigung der Situation

Dinge, die ich kontrollieren und nicht kontrollieren kann.

Reife Abwehrmechanismen:

  • Rationalisierung oder Intellektualisierung, z.B. während einer Pandemie Wissen zu sammeln, um dadurch Ängste weniger zu spüren
  • Alle Arten einer humorigen Verarbeitung
  • Altruistische Handlungen (Solidaritätsbekundigungen während der ersten Zeit der Pandemie)

Unreifere Abwehrmechanismen:

  • Dinge verleugnen oder verschieben (z.B. “eh nicht so schlimm, nur ein Schnupfen”)
  • Aggressionen auf die Situation an sich, auf die Regierung an einer konkreten Person festzumachen, die man gerade als “Corona-Sünder” enttarnt hat.

Sehr unreife Abwehrmechanismen:

  • Projektionen: eigene innere Regungen einer anderen Person/Gruppe zuzuschreiben (v.a. Verschwörungsgruppen)
  • projektive Identifikation: Das Gegenüber parkt bestimmte Projektionen so ”geschickt”, dass man selbst beginnt, sich der Projektion entsprechend zu verhalten (z.B. wenn man sich in einer Begegnung scheinbar grundlos sehr aggressiv/sehr ausgelaugt fühlt oder auch verhält)

In einer Krise wie jetzt können auch an sich relativ stabile Menschen viel leichter (zeitweilig) unreifere Abwehrmechanismen wählen. Wenn allerdings die Regierung und weite Teile Gesellschaft so ein irrationales Verhalten (inmitten am Höhepunkt der OMICRON-Welle Maskenpflicht abschaffen) zeigen, deutet das auf kollektive Verleugnung hin oder auf eine Art projektive Identifikation mit den lauten “Maßnahmen-Gegnern” (Quelle: Sophie W., Psychotherapeutin, 13.02.22)

Trauma

Verschwörungsmythen begegnen

Folgen der Pandemie und des politischen Versagens

Umgang mit Angst

Angst ist als grundlegende Emotion wesentlich für menschliches Überleben, auch in modernen Zeiten. Angst soll Menschen helfen, die Ursache einer Gefahr auszuschalten oder ihr zu entkommen:

  1. Wir überprüfen, was wirklich zu befürchten ist.
  2. Wir reduzieren die Bedrohung, so gut wir können.
  3. Wenn dann immer noch Angst besteht, üben wir den Umgang mit der Angst, aber erst nach 1 und 2.

Fakt: Wenn ich über mein individuelles Risiko durch eine Infektion möglichst gut informiert bin, wenn ich mich schütze, so gut wie möglich, dann bleibt als letzte Aufgabe, die Angst zu bewältigen. Es geht aber zunächst immer um die Bewertung der realen Gefährdung und Initiierung von real erforderlichem Schutz.

Reale Gefährdung:

  • schwere Verläufe durch Impfungen reduziert, Restrisiko bleibt
  • Risikopersonen: Vorerkrankte, nicht impfbare Kinder etc. tragen nach wie vor ein hohes Risiko
  • unkalkulierbare Risiken durch Long COVID und mögliche Folgeerkrankungen/Spätschäden
  • wenn Familien/Alleinerziehende/Alleinstehende durch den “milden” Verlauf einer Infektion vorübergehend in Schwierigkeiten kommen, sich selbst oder die Kinder noch gut zu versorgen, wirkt das potentiell traumatisierend

Bestmöglicher Schutz:

  • Schutz der Einzelnen vor einer Infektion ist v.a. abhängig von den Schutzmaßnahmen des Staates, die für alle verbindlich sind, bzw. von staatlichen Regelungen (z.B. Präsenzpflicht)
  • Menschen mit begründeter Angst vor Infektion, eingeschränkten Möglichkeiten sich eigenverantwortlich zu schützen, öffentlich unzureichende Schutzmaßnahmen sind mit Tipps zur Angstbewältigung nicht allein erreichbar, das ist dann eine unzulässige Beschwichtigung und gesellschaftlich/politisch betrachtet höchst unethisch.

Wer Angst vor Corona hat, leidet nicht zwangsläufig an einer Angststörung. Wer wissenschaftliche Erkenntnisse zu tatsächlichen Risiken ignoriert und die Diskussion um staatliche Schutzmaßnahmen ausblendet, diffamiert Menschen fälschlich als psychisch krank. (Quelle: @sobicia, Ärztin und Psychotherapeutin, 20.02.22)

Impfpflicht – Debatte

Troll-Dynamiken auf Social Media erkennen:

Die Hackerin ‘Nella’, die u.a. die beiden Täter ausgeforscht hat, die die Ärztin Kellermayr bedroht haben, hat eine Art “Manifest” rechter Trolle ausgemacht, wie der Diskurs auf Social Media systematisch zerstört werden soll. Es ist wichtig, diese Dynamiken zu erkennen, um keine Energie mit Usern zu verschwenden, die nicht an ernsthaften Diskussionen interessiert sind:

  • Trolle folgen Personen mit Einfluss, um durch Antworten Reichweite zu generieren
  • Sie gehen meist auf junge Frauen los (“klassische Opfer”) und beziehen bei Beleidigungen die Familie mit ein
  • Sie benutzen Hashtags, um Gleichgesinnte anzulocken (“Shitstorms”) und labile Personen auf ihre Seite zu ziehen, Hashtags werden gezielt eingesetzt, um sie “trenden zu lassen”
  • Sie versuchen Gegner dazu zu bringen, ihnen zu drohen, sodass sie gemeldet und gesperrt werden können.
  • Sie verwenden Fake-Accounts mit Deinem Namen/Profilbild und versuchen Dich dann zu diskreditieren, auch auf anderen Plattformen.
  • Sie benutzen authentische Profilbilder von Dir, um sie auf ihre abwertende Bilder zu montieren.
  • Sie setzen selbst Rassismus- und Nazikeule ein, um “Gegner mit eigenen Waffen zu schlagen”, Provokation spielt zentrale Rolle, Vortäuschen von Ruhe und Höflichkeit, sie haben immer das letzte Wort
  • Sie sprechen sich im Rudel ab (siehe Shitstorms) bzw. betreiben mehrere Fake-Accounts parallel
  • Private Informationen als schwache Stelle, wodurch man angreifbar ist. Blockaden werden als Sieg gefeiert.

Ungeachtet des letzten Punkts: Die effektivste Waffe gegen Trolle – BLOCKIEREN, keine Reichweite/Bühne bieten, nicht in Diskussionen verwickeln lassen. Immer wieder überprüfen, auf welchen Listen man aufgeführt ist, um durch Blockade des Trolls aus der Liste zu verschwinden.

Gedenken an Lisa-Maria Kellermayr