Konvergente Varianten

Übersicht über den aktuellen Variantenzoo von Virologe Daniele Focosi, 09.01.23

Aktueller Stand zur Wirksamkeit therapeutischen Antikörpern

  • BA.2.75.2: Evusheld wirkt nicht wegen den Mutationen 486S und 346T, Ronapreve (Casirivimab und Imdevimab) haben jeden antiviralen Effekt verloren, Sotrovimab noch schwach aktiv
  • BA.2.75: Evusheld und Bebtelovimab weiterhin (verringert) wirksam
  • BQ.1.1: Evusheld und alle bekannten Antikörper wirkungslos

Planas et al., Resistance of Omicron subvariants BA.2.75.2, BA.4.6 and BQ.1.1 to neutralizing antibodies (17.11.22 – 4 Monate nach Auffrischimpfung waren die neutralisierenden Titer in 3fach geimpften Individuen schwach bis nicht nachweisbar gegen BQ.1.1 und BA.2.75.2, eine Durchbruchsinfektion mit BA.1/BA.2 erhöhte diese Titer, blieb aber 18fach niedriger als gegen BA.1, eine BA.5-Durchbruchsinfektion war effektiver gegen BA.5 und BQ.1.1 als gegen BA.2.75.2.)

Arora et al., Omicron sublineage BQ.1.1 resistance to monoclonal antibodies (18.11.22)

Relevante Subvarianten von BA.2

aus Qu et al. (2023)

BA.2.75(.2)

Quelle: Molekularbiologe Elling, Tweet

Steckbrief:

  • 8 Mutationen im Spike-Protein, 16 insgesamt (zum Vergleich: ALPHA hatte 8 im Spike, DELTA 9, BA.5 nur 3)
  • Deutlicher Wachstumsvorteil über BA.4/BA.5
  • 4 Mutationen in der RBD, kann Infektiösität und Immun Escape erhöhen (DELTA hatte 2)
  • 4 Mutationen in NTD (Immun Escape)
  • Schlüsselmutationen: G446S (Immun Escape) und R493Q

G446S: Personen mit BA.1-Durchbruchsinfektionen sind wegen besser geschützt gegen BA.2.75. BA.2.75 Vorteil gegenüber BA.2 ist bei Personen ohne BA.1-Infektion am ausgeprägtesten

R493Q: keine markante antigene Mutation, aber ermöglicht F486BV (in BA.4/BA.5) und G446S (BA.2.75), sie kompensiert den Verlust der ACE2-Affinität durch die Escape-Mutationen.

BQ.1.1

Eine kürzliche BA.5-Impfung und/oder Infektion bietet gewissen Schutz gegen BQ.1.1, aber nicht so gut wie gegen BA.5.

BQ.1.1 kommt von BA.5, aber BA.5 stammt von BA.2 ab, XBB ebenfalls und ist aus einer Rekombination von BJ.1 (BA.2.10.1.1) und BM.1.1.1 (BA.2.75.3.1.1.1.) entstanden.

Aggarwal et al. (17.09.22), Viruslast von BQ.1.1 nähert sich DELTA an (obere Abbildung), je höher TMPRSS2 Benutzung, desto effizienter die Infektion über die Atemwege, desto schwerere Lungenverläufe

Deutlich höherer Immun Escape als bei BA.2 oder BA.4/5 – sowohl bei 3x Geimpften als auch allgemein nach Infektion nach BA.1/BA.4-5 Welle. Vermehrt Fusogenizität bei BQ.1.1 im Vergleich zu BA.2/BA.5, wa auf stärkeren Lungenbefall hindeutet [Annäherung DELTA].

Die Mehrheit jener mit BA.1-Durchbruchsinfektion wird nach 7,5 Monaten kaum in der Lage sein, BQ.1.1 und XBB zu neutralisieren (Cao et al., Update 23.10.22).

Cao et al., Imprinted SARS-CoV-2 humoral immunity induces convergent Omicron RBD evolution (19.12.22)

XBB.1.5 (VOC?)

XBB ist eine Rekombinante von BA.2.10.1.1 (BJ.1) und BA.2.75.3.1.1 (BM.1.1.1) und sehr wahrscheinlich durch eine chronische Infektion entstanden. Chronische Infektionen sind mutmaßlich für viele neue Varianten verantwortlich. Daher wäre es besonders wichtig, Medikamente zu haben, um chronische Infektionen zu verhindern.

Genomsequenzen USA, 31.12.22 – 40% Anteil von XBB1.5, in einer Woche mehr als verdoppelt (Quelle: CDC)

Update, 13.01.23 – in NY und evtl. UK Peak erreicht, keine schwereren Akutverläufe durch XBB.1.5, unklar, ob LongCOVID-Risiko verändert ist.

In Japan hat BF.5* die Mutation ORF3a:D155Y ausgebildet, die die asymptomatische Phase verlängert, d.h., man überträgt längere Zeit, bevor man erste Symptome zeigt (Gupta et al., 2022).

DN.1.1*, DS.1*, several BN.1*, recombinants including XBB.1*, XBF*, XAY.1.1* are in the zone of concern (red box) – Predicted to have high immune escape and tight ACE2 binding affinity! DS.1*, XBB.1.8*, XBB.1.10*, XBB.1.12* and DN.1.1.1* stand out! (Raj Rajnarayanan, 28.02.23)

Situation in Österreich

Genom-Sequenzen in Österreich in Woche 9, Quelle: Ulrich Elling, 19.02.2023 (Twitter), EG.1 (alias XBB.1.9.2.1) im Kommen,