
In anderen Worten: BA.5 geht wieder stärker auf die Lunge wie DELTA, ist aber so ansteckend wie OMICRON.
In Südafrika und einzelnen anderen Ländern wurden die Subvarianten BA.4 und BA.5 als Erstes gefunden, die zumindest in Südafrika BA.2 zu verdrängen scheinen. Über Infektiösität, Symptomveränderungen und Schwere der Verläufe ist noch nichts bekannt, aber sie haben zumindest zwei Mutationen, die Immun Escape verstärken können (L452R und F486V).
“The simplest interpretation of the origin of BA.4 is a recombination event between BA.1 and BA.3. It is likely that BA.3 contributes the portion of the genome extending from the 5’ end halfway through the NSP3 gene of the replication complex (about 2,000 amino acids). The remainder is plausibly contributed by BA.1. The anomaly is a single mutation in NSP6 found in BA.1, but not BA.3 or BA.4. This could also be coincidental, as many SARS-CoV-2 viruses are mutated in NSP6 from 105-108, though we cannot be certain.” (Mehr zu BA.4, 16.03.22)
Pathogenität
- Nchioua et al., Strong attenuation of SARS-CoV-2 Omicron BA.1 and increased replication of the BA.5 subvariant in human cardiomyocytes (25.12.22 . BA.2/BA.5 gehen stärker aufs Herz als BA.1)
- Holm Hansen et al., Risk of reinfection, vaccine protection, and severity of infection with the BA.5 omicron subvariant: a nation-wide population-based study in Denmark (18.10.22 – höheres Risiko für schwere Verläufe mit BA.5 gegenüber BA.2, hoher Schutz durch vorangegangene Breakthrough Infection in 3fach geimpften, aber könnte Bias sein, da später seltener getestet wurde, Dunkelziffer an Reinfektionen höher)
- Kimura et al., Virological characteristics of the SARS-CoV-2 Omicron BA.2 subvariants including BA.4 and BA.5 (13.09.22 – BA.4/5 resistent gegen BA.1/BA.2-induzierte Immunität, schwere Verläufe als BA.2)
- Malato et al., Risk of BA.5 Infection among Persons Exposed to Previous SARS-CoV-2 Variants (08.09.22 -BA.1./BA.2-Durchbruchsinfektion 75% Schutz gegen BA.5. caveat: gut geimpfte Bevölkerung in Portugal)
- Qasmieh et al., The prevalence of SARS-CoV-2 infection and long COVID in US adults during the BA.5 surge, June-July 2022 (06.09.22, preprint – 21,5% mit Symptomen 4 Wochen nach der Infektion, keine Kontrollgruppe)
- Tamura et al., Comparative pathogenicity of SARS-CoV-2 Omicron subvariants including BA.1, BA.2, and BA.5 (05.08.22 – starke Entzündungsreaktion bei BA.5 gegenüber BA.1/BA.2)
- Nancy Lapid, Reinfection, severe outcome more common with BA.5 variant; virus spike protein toxic to heart cells (30.07.22)
- Kislaya et al., SARS-CoV-2 BA.5 vaccine breakthrough risk and severity compared with BA.2: a case-case and cohort study using Electronic Health Records in Portugal (25.07.22, preprint – 3fach erhöhte Hospitalisierungsrate mit BA.5, signifikantes Reinfektionsrisiko, Impfwirksamkeit von 93% auf 77% reduziert)
- Mehr Corona-Patienten in Bayerns Krankenhäusern als bei Delta (25.07.22)
- Hansen et al., Risk of Reinfection, Vaccine Protection, and Severity of Infection with the BA.5 Omicron Subvariant: A Danish Nation-Wide Population-Based Study (18.07.22)
- Italien meldet mehr Patienten mit Sauerstoffbedarf mit beginnender BA.5-Welle
- Israel sees 70% spike in number of seriously ill COVID patients within a week (17.06.22)
- Frankreich: Analyse de risque sur les variants émergents du SARS-CoV-2 réalisée conjointement par Santé publique France et le CNR Virus des infections respiratoires (15.06.22 – Wahrscheinlichkeit für Geruchs/Geschmacksverlust, Übelkeit/Erbrechen/Durchfall bei BA.4/BA.5 höher als bei BA.1, längere Dauer klinischer Symptome)
BA.4 und BA.5 werden durch die Immun Escape-Mutationen eine Reinfektionswelle erzeugen.
- Malato et al., Rapid waning of protection induced by prior BA.1/BA.2 infection against BA.5 infection (17.08.22, preprint – Durchseuchung im Frühling verhinderte BA.5-Welle nicht, warum sollte die Sommerwelle jetzt Herbstwelle verhindern?????????)
- Khan et al.: Omicron BA.4/BA.5 escape neutralizing immunity elicited by BA.1 infection (10.08.22, Ungeimpfte mit BA.1 infizierte kaum geschützt gegen BA.4/BA.5, Geimpfte mit BA.1-Infektion besser geschützt, auch mit JJ)
- Reuschl et al., Enhanced innate immune suppression by SARS-CoV-2 Omicron subvariants BA.4 and BA.5 (12.07.22, preprint – erhöhte Inferonhemmung)
- Tuekprakhon et al., Antibody escape of SARS-CoV-2 Omicron BA.4 and BA.5 from vaccine and BA.1 serum (08.06.22, BA.4/5 neutralisieren bei 3fach Geimpften schlechter als BA.2, BA.1-Durchbruchsinfektion neutralisiert BA.4/5 schlechter, L452R und F486V tragen vor allem zum Immun Escape bei)
- Kimura et al., Virological characteristics of the novel SARS-CoV-2 Omicron variants including BA.2.12.1, BA.4 and BA.5 (26.05.22 – in Tierversuchen erscheint BA.4/5 pathogener als BA.2, Lunge wieder stärker betroffen)
- Tuekprakhon et al., Further antibody escape by Omicron BA.4 and BA.5 from vaccine and BA.1 serum (23.05.22, preprint – schwächere Neutralisation auch bei 3fach Geimpften)
Verringerte Wirkung von Medikamenten
- Xu et al., COVID-19 rebound after Paxlovid treatment during Omicron BA.5 vs BA.2.12.1 subvariant predominance period (06.08.22, preprint – 30% Zunahme an Rebounds gegenüber BA.2.12.1)
- Hentzien et al., A monoclonal antibody stands out against omicron subvariants: a call to action for a wider access to bebtelovimab (18.07.22 – nur noch Bebtelovimab wirkt effektiv gegen BA.5)
- Aggarwal et al., SARS-CoV-2 Omicron BA.5: Evolving tropism and evasion of potent humoral responses and resistance to clinical immunotherapeutics relative to viral variants of concern (10.07.22, preprint)
- AZD7442 (Evusheld) neutralisiert BA.4/BA.5 8,1fach schlechter als BA.2, S309 (Sotrovimab) 1,6fach
- Wang et al., SARS-CoV-2 Omicron BA.2.12.1, BA.4, and BA.5 subvariants evolved to extend antibody evasion (26.05.22, preprint – nurmehr Bebtelovimab effektiv)
- Nach Qu et al. (17.05.22, preprint) ist die Neutralisationskapazität bei BA.4 und BA.5 um 30% geringer als bei BA.1/2, vermutlich höhere Pathogenität als bei BA.1, aber noch deutlich geringer als DELTA – nur Bebtelovimab und Cilgavimab wirksam
- Nach Yamasoba et al. (03.05.22, preprint) verringert sich die Wirksamkeit therapeutischer monoklonaler Antikörper mit BA.4 und BA.5.
- Xie et al.: BA.2.12.1, BA.4 and BA.5 escape antibodies elicited by Omicron BA.1 infection (02.05.22)
Wichtigste Ergebnisse (Erläuterungen von Ulrich Elling und Jan Hartmann zusammengefasst):
- BA.4 ist weniger infektiös, produziert dafür mehr Immun Escape (verringerte Neutralisierung des Virus)
- Nach BA.1-Infektion ist Immunschutz noch besser gegen BA.4, aber BA.2 wurde deutlich besser neutralisiert als BA.4
- Für 3x Geimpfte ohne BA.1-Infektion ist der Abfall des Schutzes gegen BA.4/BA.5 etwas geringer als befürchtet.
- Eine Impfung gegen BA.1-Spike (aktueller Variantenbooster) wird vermutlich genauso kurz vor Ansteckung mit BA.4 schützen wie die Genesung von BA.1
- Impfung + Genesung von SARS-1 schützt nicht gegen BA.4, ein Impfstoff gegen alle Sarbecoviren erscheint damit unwahrscheinlich
“Omicron (in dem Fall BA.1) hat offensichtlich die Fähigkeit in kurzer Zeit Mutationskombinationen zu produzieren, die durch sich selbst erzeugte Immunität unterlaufen. Das stellt Problem für alle Konzepte dar, die auf Herdenimmunität durch Infektion setzen und zu enge Impfstoff-Updates dar.” (@pelagicbird, Jan Hartmann)
Dazu passend: Infektion ist kein Ersatz für Infektion und verbreitert auch die bestehende Immunantwort durch Impfung gegen BA.x nicht.
Reynolds et al., Immune boosting by B.1.1.529 (Omicron) depends on previous SARS-CoV-2 exposure (14.06.22, Infektion VOR 3fach Impfung schützt nicht vor Reinfektion mit BA.x, Infektion mit BA.x NACH 3fach Impfung schützt nicht vor erneuter Infektion BA.x)
Jan Hartmann am 14. Juni 2022 (Bezug: Deutschland):
7-Tages-Inzidenz ca. 450 in Deutschland, obwohl immer weniger getestet wird. Intrinsischer Schweregrad von BA.4/5 bewegt sich Richtung DELTA. BA.1 hatte Eintrittsweg in die Zelle verändert, das hat sich mit BA.5 wieder umgedreht, damit stärkerer Lungenbefall und höhere Pathogenität durch stärkere Zellverschmelzung und Organentzündung: BA.4/5 mit bisher maximalem Immun Escape und zunehmender Pathogenität. Kein Widerspruch, dass Kliniken in Portugal oder Südafrika nicht überlastet sind, da Bevölkerungsimmunität ständig zunimmt. Individuelles Risiko nimmt jedoch zu, nicht ab. LongCOVID hierbei noch gar nicht berücksichtigt.
Molekularbiologe Ulrich Elling, 14.06.22: “BA4/5 ist leider ein klarer Schritt in die falsche Richtung. Weil es eben bei präsymptomatischen Infektionen keine Selektion zu milden Verläufen gibt.“
Veterinärvirologe Norbert Nowotny, 15.02.21: „Das Virus ist sehr erfinderisch – es passt sich an. Aber es
will nicht den Wirt umbringen. Das ist nicht im Sinn des Virus.“
Eine *richtige* Richtung gibt es nicht. Ebola, HIV oder Masern wurden auch nicht harmloser bis heute. Wir hinken dauernd hinterher, mit aktuellen Impfstoffen, mit Medikamenten, mit verfügbaren therapeutischen Antikörpern. Das, was wirkt, wenden wir nicht an (FFP2-Maske).
Der einzige Weg aus der Pandemie und alle drei bis vier Monate großen Infektionswellen mit Toten, akut und langfristig Schwerkranken führt über Eindämmung, und der Forschung erlauben, zeitnah effektive Impfstoffe zu entwickeln, die die Gesundheitsbehörden dann rechtzeitig bevölkerungsweit verimpfen können.
- Eric Topol: BA.5 – Chapter 2 (11.07.22
- Eric Topol: The BA.5 story – The takeover by this Omicron sub-variant is not pretty (27.06.22)
- Bei den COVID-Fällen im Mai sind in Portugal bei den Über-80jährigen 10% der Ungeimpften (oder nur eine Dosis) verstorben, 5% der mit zwei Dosen, 1,7% Geboosterte und 0% 2fach Geboosterte.
- Dirk Paessler: Abschätzung der Krankheitslast (inklusive LongCOVID) durch die BA.5-Welle für Deutschland (19.06.22)

You must be logged in to post a comment.