BA.4 und BA.5

BA.5 hat erneut den Tropismus gewechselt und verwendet TMPRSS2. Die Abbildung zeigt die einzelnen Virusvarianten in Zellen mit TMPRSS2, wenn sie positiven Samples ausgesetzt wurden und drei Tage so belassen wurden (Quelle: Stuart Turville, Immunovirologe New South Wales)

In anderen Worten: BA.5 geht wieder stärker auf die Lunge wie DELTA, ist aber so ansteckend wie OMICRON.

In Südafrika und einzelnen anderen Ländern wurden die Subvarianten BA.4 und BA.5 als Erstes gefunden, die zumindest in Südafrika BA.2 zu verdrängen scheinen. Über Infektiösität, Symptomveränderungen und Schwere der Verläufe ist noch nichts bekannt, aber sie haben zumindest zwei Mutationen, die Immun Escape verstärken können (L452R und F486V).

“The simplest interpretation of the origin of BA.4 is a recombination event between BA.1 and BA.3. It is likely that BA.3 contributes the portion of the genome extending from the 5’ end halfway through the NSP3 gene of the replication complex (about 2,000 amino acids). The remainder is plausibly contributed by BA.1. The anomaly is a single mutation in NSP6 found in BA.1, but not BA.3 or BA.4. This could also be coincidental, as many SARS-CoV-2 viruses are mutated in NSP6 from 105-108, though we cannot be certain.” (Mehr zu BA.4, 16.03.22)

Pathogenität

BA.4 und BA.5 werden durch die Immun Escape-Mutationen eine Reinfektionswelle erzeugen.

Verringerte Wirkung von Medikamenten

Wichtigste Ergebnisse (Erläuterungen von Ulrich Elling und Jan Hartmann zusammengefasst):

  • BA.4 ist weniger infektiös, produziert dafür mehr Immun Escape (verringerte Neutralisierung des Virus)
  • Nach BA.1-Infektion ist Immunschutz noch besser gegen BA.4, aber BA.2 wurde deutlich besser neutralisiert als BA.4
  • Für 3x Geimpfte ohne BA.1-Infektion ist der Abfall des Schutzes gegen BA.4/BA.5 etwas geringer als befürchtet.
  • Eine Impfung gegen BA.1-Spike (aktueller Variantenbooster) wird vermutlich genauso kurz vor Ansteckung mit BA.4 schützen wie die Genesung von BA.1
  • Impfung + Genesung von SARS-1 schützt nicht gegen BA.4, ein Impfstoff gegen alle Sarbecoviren erscheint damit unwahrscheinlich

“Omicron (in dem Fall BA.1) hat offensichtlich die Fähigkeit in kurzer Zeit Mutationskombinationen zu produzieren, die durch sich selbst erzeugte Immunität unterlaufen. Das stellt Problem für alle Konzepte dar, die auf Herdenimmunität durch Infektion setzen und zu enge Impfstoff-Updates dar.” (@pelagicbird, Jan Hartmann)

Dazu passend: Infektion ist kein Ersatz für Infektion und verbreitert auch die bestehende Immunantwort durch Impfung gegen BA.x nicht.

Reynolds et al., Immune boosting by B.1.1.529 (Omicron) depends on previous SARS-CoV-2 exposure (14.06.22, Infektion VOR 3fach Impfung schützt nicht vor Reinfektion mit BA.x, Infektion mit BA.x NACH 3fach Impfung schützt nicht vor erneuter Infektion BA.x)

Jan Hartmann am 14. Juni 2022 (Bezug: Deutschland):

7-Tages-Inzidenz ca. 450 in Deutschland, obwohl immer weniger getestet wird. Intrinsischer Schweregrad von BA.4/5 bewegt sich Richtung DELTA. BA.1 hatte Eintrittsweg in die Zelle verändert, das hat sich mit BA.5 wieder umgedreht, damit stärkerer Lungenbefall und höhere Pathogenität durch stärkere Zellverschmelzung und Organentzündung: BA.4/5 mit bisher maximalem Immun Escape und zunehmender Pathogenität. Kein Widerspruch, dass Kliniken in Portugal oder Südafrika nicht überlastet sind, da Bevölkerungsimmunität ständig zunimmt. Individuelles Risiko nimmt jedoch zu, nicht ab. LongCOVID hierbei noch gar nicht berücksichtigt.

Molekularbiologe Ulrich Elling, 14.06.22: “BA4/5 ist leider ein klarer Schritt in die falsche Richtung. Weil es eben bei präsymptomatischen Infektionen keine Selektion zu milden Verläufen gibt.

Veterinärvirologe Norbert Nowotny, 15.02.21: „Das Virus ist sehr erfinderisch – es passt sich an. Aber es
will nicht den Wirt umbringen. Das ist nicht im Sinn des Virus.“

Eine *richtige* Richtung gibt es nicht. Ebola, HIV oder Masern wurden auch nicht harmloser bis heute. Wir hinken dauernd hinterher, mit aktuellen Impfstoffen, mit Medikamenten, mit verfügbaren therapeutischen Antikörpern. Das, was wirkt, wenden wir nicht an (FFP2-Maske).

Der einzige Weg aus der Pandemie und alle drei bis vier Monate großen Infektionswellen mit Toten, akut und langfristig Schwerkranken führt über Eindämmung, und der Forschung erlauben, zeitnah effektive Impfstoffe zu entwickeln, die die Gesundheitsbehörden dann rechtzeitig bevölkerungsweit verimpfen können.

Repräsentative Genomüberwachung für Gesamtösterreich, BA.5 macht nun über 85% aller Fälle aus, Stand 15. Juli 2022, Quelle: Ulrich Elling, Molekularbiologe