Tag 873: Mobbing durch den Staat

Es war der Wechsel von DELTA zu OMICRON, mit dem die Regierung offenbar beschlossen hat, ihr millionenschweres PR-Budget zur Verharmlosung der Pandemie vollends abzurufen. Seit dem Jahreswechsel 2021/2022 hat die Flut an faktenwidrigen Darstellungen in den österreichischen Medien deutlich zugenommen. Es gab selten eine Richtigstellung, nie einen Faktencheck. Die Bevölkerung wurde mit Jahresbeginn auf Durchseuchung eingestimmt. Die Falschaussagen wurden immer schamloser, weil die Politik wusste, dass sie damit durchkommen. In Österreich gibt es keine Tradition des Investigativjournalismus mit großer Reichweite. Wer mit der Presse packelt, der hat die Meinungs- und Deutungshoheit. Das ist allgemein bekannt – Stichwort Ibiza, Inserate und Kronenzeitung. Österreich kennt keine Rücktrittskultur aus Anstand oder mit Eingeständnis von eigenen Fehlern. Hier wird nur zurückgetreten, um Schaden von der eigenen Partei abzuwenden, nicht aber von der Republik. Im Zusammenhang mit dem Tod der engagierten Ärztin Lisa-Maria Kellermayr, die durch anhaltende Bedrohungen durch Rechtsextreme, Impfgegner und Schwurbler in den mutmaßlichen Suizid getrieben wurde, hab ich an anderer Stelle die mangelnde Fehlerkultur in Österreich angeprangert. In Österreich wird vor allem verdrängt, geschwiegen, verleugnet oder das Thema gewechselt. Am Ende werden die Opfer zu Tätern gemacht “hättest Du Dich nicht so in der Öffentlichkeit exponiert, wäre das nicht passiert”, gleichbedeutend mit “hättest Du weniger Haut gezeigt, wärst Du nicht vergewaltigt worden”, “hättest Du die dunkle Gasse gemieden, wärst Du nicht überfallen worden” und Politiker heucheln Betroffenheit, während sie weiter verhöhnende Interviews geben.

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Tag 871: Unverhohlene Wissenschaftsfeindlichkeit in der Regierung

Ich hab es für unvorstellbar gehalten, dass man die offen zur Schau getragene Faktenleugnung so durchgehen lässt. Wofür gibt es Journalismus? Medien mit Kontrollfunktion? Warum versagen sie auf ganzer Linie? Leitartikel mit der größten Reichweite befeuern die Wissenschaftsleugnung, Widerspruch gibt es nur in Kommentarspalten. Warum erfolgt zu Interviews kein Faktencheck? Warum bereiten sich Journalist:innen nicht akribischer auf Interviews vor? Die Phrasen der Politiker dürften inzwischen doch bekannt sein. Und wenn ein Politiker die ewig selben Länder aufzählt, mit denen er seine wissenschaftswidrige Politik rechtfertigen will – dann muss ich als Journalist schauen, wie es dort aussieht, um zugleich mit einer Nachfrage kontern zu können. Zusammengestutzte Wissenschaftsreduktion ist das eine, aber hey – ich hab auch keine Redaktion, ich benutze aber wie viele JournalistInnen Twitter und kenne Experten und praktische Mediziner in zahlreichen Ländern, die ich jederzeit anschreiben oder ihre Beiträge zu Rate ziehen kann. Daraus ergibt sich dann oft ein ausgewogeneres bzw. in diesem Fall meist gegenteiliges Bild zu den Wortspenden aus der Regierung (und Opposition) und den Pseudoexperten der Regierung.

Den verantwortlichen Politikern ging es nie um Fakten, sondern um Machterhalt über Wahlen und die dazu nötige Message Control, die durch die finanzielle Abhängigkeit und Parteinähe der Medien bestens funktioniert. Derzeit geht es vor allem um Kostensenkung (Überwälzung der Kosten für Krankenstände auf Krankenkassen, Einsparen von Tests und Contact Tracing, Aushebeln des Epidemiegesetzes wegen Haftung) und um die Profilierung bei Themen, wo die grüne Partei mehr gewinnen kann, wie der Energie- und Klimakrise. Dieses Mal sind sie aber zu weit gegangen – prominente Juristen wie der Ex-Sektionsschef im Bundeskanzleramt Manfred Matzka warnen bereits, dass der Gesundheitsminister fahrlässig Menschenleben gefährdet. Ich kann der Regierung mangels juristischer Expertise nichts entgegenhalten, aber was ich weiter tun kann, ist Faktenchecks zu betreiben.

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Tag 870: Die Pandemie geht weiter

Abwärtsspirale durch falsche Pandemiepolitik

2020 war das Jahr des “neuartigen Coronavirus”. 2021 war das Jahr der Varianten. 2022 ist das Jahr der Reinfektionen und 2023 wird das Jahr von LongCOVID sein.

Ich hätte gerne einmal aufgehört mit der ganzen Bloggerei. Es belastet natürlich psychisch, ständig mit Krankheit und der Unfähigkeit der Politik, etwas dagegen zu machen, konfrontiert zu sein. Genauso hätte ich aus Frust vor kurzem alles hingeworfen. Ohnmachtsgefühle – zumal mir derzeit alle Ventile fehlen, die ich sonst habe. Nach meiner Gallenblasen-OP bin ich noch in der Genesungsphase, seit drei Wochen mit angezogener Handbremse beim Essen, noch für einen Monat beim Sport. Außer Spazierengehen darf ich derzeit noch nichts. Alkohol ist natürlich auch tabu, denn innere Wunden müssen genauso heilen. Süßigkeiten nur sehr sparsam. Früher bin ich bei solchen politischen Fehlentscheidungen immer wandern gegangen, hab mich sportlich verausgabt, um den Kopf frei zu kriegen, um Adrenalin abzubauen. Das geht momentan nicht – ich bin gezwungen alles nüchtern mitzuerleben. Nun könnte jemand hergehen und sagen “Du kannst es eh nicht ändern. Warum belastest Du Dich ständig damit?” Da kommt mein Autismus wieder zum Vorschein – ich hasse nichts mehr als Unplanbarkeit und Überraschungen, also genau das, was die Regierung seit zweieinhalb Jahren mit ihrer destruktiven, erratischen Politik produziert. Daher auch neben anderen Gründen meine intensive Recherchearbeit. Ich möchte nicht überrascht werden, ich möchte auch Unplanbarkeit einplanen können. Und ich möchte eines sagen – für alle, die hier mitlesen, auch Kolleginnen und Kollegen: Ich seh es absolut nicht ein, mich nach mehrwöchiger Krankheit noch mit Covid zu infizieren und wieder mehrere Wochen pausieren zu müssen, oder sogar noch länger – wegen einer vermeidbaren Krankheit!

Das zu den Beweggründen, weshalb ich wahrscheinlich nie aufhören werde – außer ich erkranke so schwer an LongCOVID, dass es nicht mehr geht. Natürlich möchte ich auch weder den Rechten noch den Grünen, die sich beim Thema Pandemie einer Meinung sind (Rechtsesoterik, damals vereint in einer Person wie Allerberger), den Gefallen tun, als vernunftbetonte Stimme gegen ihre sozialdarwinistische Politik auszufallen. Flood the zone with shit reicht nicht, mich mundtot zu machen.

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Day 868 – Austria removes mandatory isolation

I’m speechless.

The People’s Party ÖVP and the green Party actually finalized their decision to remove quarantine for positive Covid-19 cases. People who test positive will no longer be required to self-isolate. They will be allowed to leave their house with a FFP2 mask but there won’t be any controls – all in individual responsibility. People without symptoms will be allowed to work but it’s on them to say if they actually have symptoms or not. People with symptoms may take sick leave but research shows that 52,2% of sick workers actually go to work – mainly because protection against dismissal is rather ill-defined in Austria but also achievement-orientated thinking dominates in many companies – the less sick leave, the better your chances to step up on the career ladder.

The only protection for vulnerable groups will be the reintroduction of sick note by phone – i.e., positive workers don’t have to go to the doctor and threaten vulnerable patients – and gardening leave for a very narrow group of vulnerable people – limited in time till October.

Thanks to a leak to a popular newspaper, the order draft has been published a few days before, on 21th July. The green health minister claimed, it wouldn’t be completed and they would work with several options. He also claimed it would be coordinated with the federal provinces. Turns out five days later, the order draft has been the final order. The reasoning for removing mandatory isolation is obviously flawed basing upon false assumptions about the severity of BA.5 and OMICRON subvariants in general. They claim that ….

  • degree of covid19 patients wouldn’t overwhelm health capacities
  • the lack of personal in health facilities could be managed by “mild” measures.
  • the properties of BA.5 would be comparable with BA.2
  • international course would be the removal of quarantine rules
  • the possibility to let asymptomatic workers go to work would mitigate the lack of personal
OMICRON is not mild – deaths with BA.1 and BA.2 lied between ALPHA and DELTA.

An internal specialist recently opposed to the claim the number of (covid-19) patients would we low:

There would be daily negotiations or even conflicts between emergency units which have to forward sick people and stations which are overwhelmed. Many hospitals in the federal provinces are full. The pressure is rising to set up beds in the corridor in covid stations – which could be prevented by taking noncovid beds away.

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Tag 865: Ist Gesundheitsminister Rauch ein Schwurbler?

Der Abend des 21. Juli 2022 markierte einen denkwürdigen Einblick in das wissenschaftliche Verständnis des amtierenden Gesundheitsministers Johannes Rauch. Er behauptete, dass es bei Kindern und Jugendlichen eine Zunahme von 25% bei psychischen Erkrankungen und Suizidalität geben würde und führte diese “verheerenden Kollateralschäden” als Grund dafür an, “warum ich bei Corona-Maßnahmen ans untere Ende gehe, was epidemiologisch noch vertretbar ist.”

Auf Nachfrage, wie er dazu komme, dass die Ursache für diese Zunahme die Maßnahmen sein würden, antwortete Rauch mit einem Link zur Google Scholar-Suche (“Ausschnitt!!”). Ö1-Journalistin Tanja Malle hat sich die Mühe gemacht, die ersten zehn Treffer der Suche anzuschauen: Keine einzige der verlinkten Studien empfahl die Aufgabe der Schutzmaßnahmen, um psychischen Stress zu reduzieren!

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Tag 860: Krisen-Sommer

Die 7-Tages-Inzidenz im Sommer 2022 lag beim Minimum um das 30fache höher als im Sommer davor und liegt aktuell rund 60fach höher als Mitte Juli 2021, allerdings deutet das Abwassermonitoring derzeit auf eine Dunkelziffer mindestens um den Faktor 3 hin.

Ich denke, man kann es auch ruhig mal laut aussprechen, überfordert zu sein – sich nicht nur so zu fühlen. Je nach Priviligienstatus kämpfen derzeit alle mit den rasch steigenden Energiekosten, die sich auf alle Lebensbereiche ausweiten. Das, was wir jetzt einsparen können, bestimmt die nächste Jahresabrechnung mit. Langfristig verschärfen sich die Probleme weiter, solange die Ukraine den Krieg gegen Russland nicht gewinnt und wieder volle Souveränität über die eigenen Hoheitsgebiete hat. Im Osten befindet sich das Herz der Industrie, im Süden der Zugang zum Meer und die Ausfuhr der so wichtigen Getreideexporte, die derzeit von Russland blockiert werden. Russland erpresst Europa mit Gaslieferungen und setzt auf die Destabilisierung von Europa durch soziale Unruhen, Übernahme durch russlandfreundliche Populisten und große Fluchtbewegungen aus Afrika durch Hungersnöte. Unsere Regierung macht denkbar wenig gegen den Preisdruck, es ist ja auch Sommerpause. Das alleine reicht schon aus, nicht hoffnungsvoll gestimmt in die Zukunft zu sehen.

Jährliche Anzahl an Hitzetagen seit Beginn der Aufzeichnungen in Wien, Quelle: ZAMG

Dazu kommt aktuell noch der Klimanotstand mit Hitzewellen, Trockenheit und Dürre und zwar in weiten Teilen Europas. Und die Frage, wie man Energie sparen soll, wenn man für seine unklimatisierte Wohnung eine Klimaanlage bräuchte, um tagelang über 35 Grad, oder sogar knapp 40°C zu überleben. Überhaupt die Frage, wann die ersten Brunnen trocken fallen, wann Trinkwasser in manchen Regionen knapp wird, wie viele Gewässer kippen, sofern sie nicht schon ausgetrocknet sind. Dazu kommt die hohe Waldbrandgefahr. Auch das gibt Anlass zur Beunruhigung. Bei der Tour de France wird der Asphalt mit Wasser besprüht, damit er nicht schmilzt, auf Kreta gab es 52 Feuer in 24 Stunden, in die Poebene gelangt Salzwasser, weil der Flusspiegel niedriger ist als der Meeresspiegel. In Südtirol trocknen Flüsse aus und Fische verenden in über 35°C warmen Wasser. In Großbritannien steht morgen und übermorgen der womöglich heißeste Tag seit Aufzeichnungsbeginn bevor – erstmals könnten die 40°C geknackt werden. In Madrid war die Nacht auf den 16. Juli 2022 die wärmste seit Aufzeichnungsbeginn (26,2°C), der darauffolgende Tag der heißeste (40,7°C) – eine durchgreifende Wetteränderung zeichnet sich für Mitteleuropa erst gegen Monatsende ab, das ist erstens noch lange hin und hilft zweitens den dürregeplagten Südeuropäern wenig.

Und dann kommt drittens noch die aktuelle Sommerwelle hinzu, ja, ihr habt richtig gehört, Sommerwelle. In den ersten beiden Sommern haben die Ferien bei bestehenden Maßnahmen wie Maskenpflicht, 3G-Regel und 10-Tage-Quarantäne/Isolation jeweils kaschiert, dass der saisonale Faktor bei SARS-CoV2 nur eine geringe Rolle spielt. Landläufig wird geglaubt, dass das Virus bei sommerlicher Wärme weniger übertragen werden kann. Das würde aber nur dann eine Rolle spielen, wenn die meisten Übertragungen im Freien stattfinden und die Bevölkerung im Sommer weniger anfällig für SARS-CoV2 wäre. Es gibt zwar bestimmte Einflussfaktoren, wonach die Selbstreinigung der Atemwege bei höheren Temperaturen besser funktioniert als bei nasskaltem “Erkältungswetter”, aber bei einem hochansteckenden Virus wie SARS-CoV2? Eher unwahrscheinlich, dass das der ausschlaggebende Faktor ist. Ebenso ist tausendfach belegt, dass die meisten Ansteckungen in geschlossenen Innenräumen über Aerosole stattfinden – dort gibt es die Superspreader-Ereignisse, d.h., einzelne hochinfektiöse Personen stecken mehrere Personen an. Nein, der saisonale Faktor wirkt sich indirekt aus – über Schulferien und Haupturlaubszeit, damit werden die beiden Virendrehscheiben Unterricht und Arbeitsplatz weniger bespielt, erst mit Ende der Ferien steigen die Zahlen dann deutlich an, spätestens nach Schulbeginn.

Derzeit liegen die Infektionszahlen rund 180fach höher als Mitte Juli 2021, unter Einbezug der Dunkelziffer. Bei keinen Maßnahmen. Die Bundesregierung plant, die Isolationspflicht aufzuheben und durch eine FFP2-Tragepflicht zu ersetzen – das würde aber alle positiv getesteten Personen “stigmatisieren”, wenn sonst niemand Maske trägt. Im März 2022 hat Rauch schon einmal mit Wiedereinführung der Maskenpflicht die Isolationszeit verkürzt von zehn auf fünf Tage, obwohl zahlreiche Studien bestätigen (zuletzt Keske et al., 15.07.22), dass die Mehrheit der infizierten Personen mit und ohne Symptome (!) am fünften Tag noch infektiös ist. Es liegt der Verdacht nahe, dass mit der erneuten Wiedereinführung der öffentlichen Maskenpflicht die Isolation abgeschafft wird – schlimmstenfalls schon vorher.

Was aber bedeuten diese hohen Zahlen nun? Derzeit stecken sich auch sehr viele Personen an, die – wie ich – die letzten zweieinhab Jahre ohne Infektion durchgekommen sind, die wo immer es geht, FFP2/3-Maske getragen haben, Risikosituationen vermieden und kinderlos sind oder erwachsene Kinder haben. Das hat gereicht, das individuelle Risiko zu drücken, sodass eine Infektion unwahrscheinlich wurde. Viele Infektionen erfolgten jetzt draußen bei vermeintlich niedrigem Risiko, unmaskiert. Bei einer mehr als hundertfachen Inzidenz braucht man nicht einmal eine bessere Übertragbarkeit, um sich in zuvor sicheren Situationen zu infizieren – es reicht eine flüchtige Begegnung im Freien, ein Huster von hinten, ein kurzes Gespräch mit den Nachbarn, Übersiedlungshilfe, etc. Die logische Konsequenz lautet derzeit also: Maske rauf auch im Freien – sobald man mit jemandem redet oder zu eng bei anderen Menschen steht.

Normal- und Intensivstationen

Dauerwelle in den Spitälern nur durch Covid19-Patienten seit fast einem Jahr.

Ich habe im Zuge der letzten Untersuchungen vor meiner OP mit mehreren Ärzten gesprochen. Fünf Stunden Wartezeit auf einen Termin in der Ambulanz sind derzeit eher die Regel, ich kam mit drei Stunden Warten noch gut weg. Grund: Ärztemangel – derzeit ist Urlaubszeit, gleichzeitig Krankenstände, das verfügbare Personal ist nicht für eine Sommerwelle diesen Ausmaßes vorgesehen. Der Regierung, aber auch der Opposition scheint das egal zu sein. Dazu kommen derzeit etliche nachgeholte Operationen der letzten Monate – die jetzt teilweise erneut verschoben werden müssen. Es betrifft eben auch Nichtcovid-Patienten, und das erkläre ich auf meinem Blog immer wieder: Krankenhäuser sind im Normalbetrieb immer nahe an der Kapazitätsgrenze. Ab 10% Belegung mit Covid19-Patienten ist die Grenze erreicht, darüber hinaus geht jedes durch einen Covid19-Patienten belegte Bett zulasten eines Nichtcovid-Patienten. Und zwar nicht, weil physisch Bettenmangel herrschen würde. Betten ohne Personal sind aber nur Möbel, wie ein Pfleger einmal sagte. Mehr Personal einstellen würde nur kurzfristig etwas bringen, denn dann würde die Politik sagen, dass man sich höhere Infektionszahlen erlauben könnte, bis die Bettenkapazität erreicht wurde. Das Problem würde also nur verschoben – zudem sollte niemand wegen einer vermeidbaren Erkrankung im Spital behandelt werden müssen. Prävention himmel herrgott!

In der DELTA-Welle beklagte sich Infektiologe und Vorstand der Universitätsklinik für Innere Medizin in Salzburg, Richard Greil, über den überbetonten Fokus auf Intensivstationen. Die Intensivbetten würden lediglich 5% aller Betten in einer Krankenanstalt ausmachen. Die Mehrheit der schwerkranken Patienten bekommt nie im Leben eine Intensivstation von innen zu sehen – die meisten sterben auf der Normalstation.

“Er habe daher überhaupt kein Verständnis dafür, dass immer nur die Auslastung der Intensivstationen als Richtwert hergenommen würde, wenn bereits auf der Normalstation eine “Situation wie im Lazarett” herrsche.”

“Sie kennen die Situation aus den Medien”

“Es herrscht seit zwei Jahren dieselbe Situation und es sieht nicht so aus, als ob sich daran etwas ändert.”

“Wir müssen Sie leider woanders operieren aufgrund des Personalmangels.”

Es spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle im Arbeitsaufwand, ob jemand mit oder wegen Covid im Spital behandelt wird.

  • In UK sind derzeit 37% der Covid-Patienten wegen Covid19 eingeliefert worden.
  • Andere haben Covid als Nebendiagnose wegen anderer Ursachen, da die Infektionszahlen derzeit sehr hoch sind.
  • Manche haben Probleme, die durch Covid verursacht worden sind, selbst wenn es nicht die Hauptdiagnose ist (z.B. Schlaganfälle)
  • Rund 25% werden während des Spitalsaufenthalts infiziert – das hilft nicht bei der Behandlung/Genesung dieser Patienten.

Das Problem dabei ist, dass jedes Bett für Covid-Patienten anderen Patienten nicht zur Verfügung steht, zudem können infizierte Patienten nicht in Pflegeeinrichtungen entlassen werden, was die Bettensituation verschlimmert.

Zu den “Sozialindikationen”, die kürzlich in der PRESSE von Journalist Baltaci und Epidemiologe Gartlehner ins Lächerliche gezogen wurden, hat Internist Wolfgang Hagen die passende Antwort gegeben:

“Aber in der Medizin, wie ich sie mir vorstelle, gibt es eine soziale Komponente, eine zwischenmenschliche Komponente.”

Man wirft eben nicht sofort alle Patienten aus dem Spital, sobald die medizinische Indikation nicht mehr gegeben ist. Als ich das las, musste ich an meine eigene Situation denken. Wenn ich nach der OP nicht sofort nach Hause muss, ist das für mich ein Gewinn – gleichzeitig erhöht aber jeder Tag länger im Spital die Gefahr, dass ich mich dort infiziere, denn die Patienten werden mutmaßlich nur vor der Aufnahme getestet, nicht mehr danach. Eine schwierige Güterabwägung – ein Dilemma, das die Regierung geschaffen hat mit ihrer fahrlässigen Durchseuchungspolitik. Letztendlich bleibt das ungute Gefühl, sich in dieser Hochinzidenzphase in einen geschlossenen Innenraum begeben zu müssen.

Damit leg ich hier dann mal eine Pause ein.

Tag 854: Das geht so einfach nicht

Quelle: Statistiker Neuwirth (Blog)

Die Regierung ist unfähig in der Krisenkommunikation, was die Bewältigung der aktuellen Energiekrise und Explosion der Lebenskosten anbelangt. Sie schafft es nicht einmal, gesetzliche Rahmenbedingungen zum Energie sparen zu schaffen. Kürzer Hände waschen, Kochtopfdeckel nutzen, frieren – mehr kommt nicht, während im Juli die Heizpilze in den Gastgärten im ersten Bezirk laufen, weil der feine Pinkel im Gstopftenlokal keine Jacke anziehen will, wenn im Herbst in Skigebieten die Schneekanonen laufen, weiter tonnenweise Lebensmittel weggeworfen werden und man nicht mal Tempo 100 einführen kann. Warum gilt die Eigenverantwortung weiterhin nur für jene, die es sich am besten richten können, statt gesetzliche Rahmenbedingungen für alle zu schaffen?

Falls es jemand noch nicht gemerkt, und es haben mittlerweile viele bemerkt, die Infektionszahlen sind in ganz Europa enorm hoch!

Von der Inzidenz her haben wir fast den Peak der DELTA-Welle erreicht. Seriöse Wissenschafter in Deutschland haben bereits grobe Abschätzungen gemacht, was die BA.5-Welle für die Krankheitslast bedeuten wird. Im Gegensatz zu den vorherigen BA.x-Varianten von OMICRON nutzt BA.5 wieder die selbe Eintrittsstelle in die Zelle wie DELTA, es ist sowohl infektiöser als es auch stärker der Immunantwort entkommt. Damit hat sie sich DELTA angenähert. Das könnte auch erklären, weshalb Infizierte bis zu 10 Tage und länger positiv testen. Jedenfalls steigen auch die Hospitalisierungen in zahlreichen Ländern wieder an. Und was für LongCOVID gilt, trifft auch bei Hospitalisierungen zu – selbst wenn BA.5 immer noch intrinsisch weniger schwere Verläufe verursacht als DELTA, dann bedeutet die schiere Anzahl an Neuinfektionen pro Tag, dass die absolute Zahl der schweren Verläufe ansteigt.

“Even if the actual prevalence of long Covid is much smaller than recent estimates, a small percentage of a large number is a large number.”

STATNEWS, 06.07.22

Es gibt mittlerweile sehr viele solcher Geschichten, von Kindern, die kurz vor dem Urlaub positiv getestet werden, zum Teil auch richtig krank sind, manche schon das dritte oder vierte Mal in Folge. Von Eltern, die den Urlaub deswegen stornieren müssen (wenn sie noch können). Die ihren sehnlichst gewünschten Urlaub nicht antreten können, sondern daheim sitzen, vielleicht selbst noch krank werden. Eltern haben keine 10 Wochen Urlaub, falls das die Regierung nicht gemerkt haben sollte. Dazu die Personalausfälle über alle Branchen, die massiven Flugausfälle, teilweise auch bedingt durch Krankenstände. Manche Menschen, die husten und schniefen, glauben auch, nur weil ihr Test negativ ist, kann es nicht COVID sein (kann falschnegativ sein je nach Testqualität und Abstrichart, aber auch Zeitpunkt), und selbst wenn es so wäre, ist das noch lange kein Grund, andere anzusandeln, deren Immunsystem vielleicht selbst gerade geschwächt ist. Tragt gefälligst Maske, wenn ihr Symptome habt – egal von welchem Virus!

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Tag 851: Rauch ist schon lange rücktrittsreif

Gesundheitsminister Rauch im “Club 3”-Talks von “Kurier”, “Kronen Zeitung” und “Profil”, zusammengefasst durch HEUTE, 09.07.22

Gratulation – das muss man erstmal schaffen, in so wenigen Sätzen so viel Müll zu reden.

“Nach zwei Jahren Pandemie mit sehr großen Anstrengungen müsste man aber einen Weg finden, der eine Balance schaffe zwischen dem Schutz von vulnerablen Gruppen und möglichst viel Leben.”

Das ist ungefähr die Definition der Great Barrington Declaration: Vulnerable schützen, der Rest soll leben wie vorher. Great Barrington ist eine bösartige Ideologie, gegründet von bösartigen Männern, die den Schwedischen Weg propagiert haben. Der Schwedische Weg ist gescheitert (Brusselaers et al., 03/22 und Begg and Flyg, 06/22). Wie sieht dieses Leben aus? Zehntausende Menschen müssen dieses Jahr auf ihren Sommerurlaub verzichten – weil sie oder Angehörige kurz vor Urlaubsantritt erkranken, weil sie mitunter aus dem Urlaub zurückgeholt werden müssen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. In den Spitälern sieht es nicht besser aus. Mit jeder Welle wird das Personal weniger, es lastet noch mehr auf den Schultern der Verbliebenen. Sie wurden ausgebrannt. Im Frühjahr verschobene Operationen können jetzt erst nachgeholt werden, müssen wegen der steigenden Hospitalisierungen teilweise erneut verschoben werden. Niemand sollte derzeit ins Spital müssen. Jeder Infizierte sollte wissen, dass er mindestens sieben Wochen warten muss, bevor er einen geplanten Eingriff stattfinden lassen kann (sofern er nicht verschoben wird). In allen Branchen kommt es zu weiteren Ausfällen, gerade auch im Flugverkehr, wo rund 90% des Vorkrisenniveaus erreicht worden ist – ohne jegliche Maßnahmen. Eine dumme Strategie, mit der die eigene knappe Mannschaft dezimiert wird. Wie leben Schattenfamilien mit den fehlenden Maßnahmen? Wie leben LongCOVID/MECFS-Betroffene damit, keine Hilfe zu finden? Ärzte, die sie in die psychosomatische Ecke drängen wollen oder falsche Therapien verschreiben, wenn Ruhe und Pacing angesagt wäre. Politiker sind erstaunlicherweise nie betroffen – bei ihnen verläuft die Infektion immer symptomlos, auch beim zweiten Mal. Entweder sagen sie öffentlich nicht, wenn sie Einschränkungen haben, oder sie bekommen in ihren Privatspitälern gleich Paxlovid oder therapeutische Antikörper – so wie damals Donald Trump. Sie können es sich jedenfalls richten, viele können das nicht – u.a. auch wegen erschreckendem Unwissen unter Hausärzten und anderen, die sich nicht mit Medikamenten auseinandergesetzt haben bzw. auch zu spät zur Auffrischimpfung raten.

“Es ist nicht möglich, den permanenten Kriegszustand aufrechtzuerhalten.”

Deplatzierte Wortwahl angesichts des Ukrainekriegs, wo gerade ein Genozid stattfindet, und natürlich ein klassischer Strohmann. Niemand sprach von Kriegszuständen. Seit dem 05. März 2022 gibt es kaum noch Maßnahmen, die Maskenpflicht wurde Anfang Juni aufgehoben. Es gibt seitdem KEINE einschränkenden Maßnahmen mehr. In “vulnerablen Settings” zu testen und Maske zu tragen ist das neue Normal, das gebietet der Lerneffekt, so wie sauberes Trinkwasser, Handhygiene und für die Zukunft eigentlich auch saubere Luft die neuen Maßstäbe sein sollten. Sind Masken und Luftfilter Kriegszustand? Den Kriegszustand haben wir demnach aber jetzt schon, denn jetzt haben wir 10000 Neuinfektionen am Tag, mit hoher Dunkelziffer in den Bundesländern, vor allem im Westen.

Das bedeute zum Beispiel, dass Schulschließungen für ihn “nicht mehr infrage” kommen.

Ein weiteres Strohmann-Argument. Niemand verlangt, bei steigenden Infektionszahlen Schulen zu schließen. Wir verlangen Maßnahmen, damit Schulen offen bleiben können. Über Lüftungsmaßnahmen kann man eine deutliche Reduktion der Fallzahlen erwarten. Gemeinsam mit Masken tragen im Unterricht kann dieser lange aufrechterhalten werden, ohne dass Kinder wegen Krankheitsphasen fehlen und von ihren Eltern betreit werden müssen. Für ältere Jahrgangsstufen ist Distance Learning meist einfacher durchführbar, mit der kurzen Generationszeit von OMICRON (Park et al., 07/22) sind kurze Social Distancing Maßnahmen sogar effektiver als vorher, weil schneller Infektionsketten unterbrochen werden.

“Die Kollateralschäden, die angerichtet werden oder worden sind, sind unglaublich.”

Kollateralschäden, die vermeidbar gewesen wären mit Beibehaltung der Maskenpflicht im Unterricht. Wer spricht aber über die Kollateralschäden, die das Durchlaufenlassen bei Kindern und Angehörigen angerichtet hat? Die Zahl der Halb- und Vollwaisen durch Covid? LongCOVID bei Kindern, schwere Hepatitisfälle, MISC. Es sind auch Kinder an Covid19 gestorben. Auch Lehrpersonal wurde teils mehrfach infiziert, einige haben LongCOVID entwickelt, sind nicht mehr so belastbar oder fit wie vorher, aber litten unter enormer Arbeitsbelastung. Wie im Pflegebereich auch, haben im Bildungsbereich LehrerInnen gekündigt, weil sie sich nicht ständig durchseuchen lassen wollen.

Kinder haben ein Bildungsjahr verloren, das sie nie wieder aufholen.

Blödsinn. Es gibt Kinder, die durch Krankheit oder Krieg mehrere Schuljahre verpasst haben. Trotzdem sind aus ihnen wunderbare Menschen geworden, tolle Kollegen. Verloren ist Unsinn.

Und selbst wenn – die Kinder haben mehr verloren als ein Bildungsjahr. Nämlich das Vertrauen in die Erwachsenen, die aus Bequemlichkeit und Geldgier die Zukunft der Kinder opfern – weil sie sich nicht einschränken wollen, und das Vertrauen in den Staat, der die Kinder für die Wirtschaft opfert.

Chronisch erkrankte Kinder verlieren ein unbeschwertes Kinderleben. Kinder, die wiederholten Infektionen ausgesetzt werden, manchmal reicht auch schon eine einzige Infektion, haben nichts von offenen Schulen. Sie haben ständig Abwesenheiten, Konzentrationsstörungen, Leistungsverlust. Kranke Schüler müssen Schulstoff nachholen bei unverändertem Leistungsdruck.

Schulen und Kindergärten offen zu halten, ohne für Infektionsschutz zu sorgen, ist billiger Populismus und schwere Schuld an der jungen Generation.

BA.846: Tricksereien, keine Vorbilder und neue Variante ante portas

ORF-Grafik aus der PRESSE-Stunde mit Gesundheitsminister Rauch am 26.06.22, Inzidenz-Vergleich 2021 und 2022 – irgendwas ist mit dem Maßstab auf der Y-Achse passiert, zudem hat man die 4000 *vergessen*.
Zum Vergleich: Eine normale lineare Skala – so nah sind sich die Kurven 2021 und 2022 nie gekommen, und 2021 ging es vor dem Sommerbeginn deutlich näher gegen Null als dieses Jahr (Quelle: @zeitferne)

So sieht der “Journalismus” im öffentlich-rechtlichen Rundfunk heutzutage aus, übrigens finanziert von den GIS-Gebühren der Bevölkerung.

Wir sind möglicherweise in der gefährlichsten Phase der Pandemie angekommen: Übergeordnete Krisen wie die Folgen des Russlandkrieges in der Ukraine durch Weizen- und Energieknappheit drohen das Thema Corona zu verdrängen. Prominente Berichterstattung zur dramatischen Lage in den Spitälern (auch Kinderspitäler) fehlt ebenso wie das Bewusstsein, dass die Impfung alleine nicht reicht, “um mit COVID zu leben.” Hohe Inzidenzen führen dazu, dass sich immer neue Varianten ausbilden, die in kurzen Abständen zu neuen Wellen führen. Letztes Jahr um die Zeit hatte ich noch mehr Hoffnung und plante Urlaub, im dritten Pandemiejahr bin ich erstmals zum Abwarten verdammt, bis ich mich selbst infiziere oder doch eine Form von Maßnahmen zurückkehrt, die für mich das Risiko kalkulierbarer macht.

Gleichzeitig verhehlen weder zuständige Medien noch Politiker ihre Wissenschaftsleugnung immer weniger. Es wird gelogen, dass sich die Balken biegen – und damit der Grundstein für weitere Enttäuschungen und Resignation gelegt. Vorbildwirkung ist selbst beim Bundespräsidenten Fehlanzeige und eine neue Variante steht schon in den Startlöchern.

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Tag 845: Bla (Arbeitstitel)

In New South Wales, Australien, wurde bei zwei Kindern Diptherie diagnostiziert, bis zu den 40er Jahren noch eine häufige Todesursache bei Kindern. Heute tritt sie vorwiegend in Ländern mit schwacher Durchimpfungsrate auf. Bei 5-10% der infizierten Menschen verläuft die Infektion tödlich.

In London wurden Polioviren im Abwasser gefunden, vermutlich aus dem Ausland eingeschleppt – das erstmalige Auftreten seit rund 40 Jahren. Polio galt seit 2003 als ausgerottet.

Mit Stand 02.Juli 2022 gab es 6178 bestätigte Fälle von Affenpocken, davon 5262 in Europa – alleine in den letzten zwei Wochen hat sich die Zahl der Fälle verdreifacht.

Weitgehend in Vergessenheit geraten ist, dass schwere Hepatitis bei immunkompetenten Kindern eine Folge einer zurückliegenden Covid19-Infektion sein kann.

Dazu kommen heute über 8000 neue SARS-CoV2-Fälle in Österreich durch BA.4/BA.5, welche BA.2 verdrängen. Dazu kommt die kürzlich entdeckte Virusvariante BA.2.75, die an acht Positionen im Spike-Protein mutiert ist (von der Anzahl her vergleichbar mit ALPHA und DELTA), ebenso in RBD und NTD, was sie insgesamt infektiöser und/oder immunflüchtiger macht, also in jedem Fall kontagiöser. In Indien verdrängt BA.2.75 bereits BA.4/BA.5 – hier baut sich also die Frühherbstwelle auf.

Wer nämlich meint, mit BA.4/BA.5 wäre Schluss, hat das 1. womöglich schon für DELTA und OMICRON vorhergesagt und lag damit falsch, und übersieht 2., dass BA.4/BA.5 “nur” rund 20-30% der Gesamtbevölkerung infizieren – der Rest bleibt anfällig für Erst- oder Reinfektionen. Wer jetzt sagt, dass die Varianten eh mild wären und *mir* als immunkompetenter Person eh nichts schlimmes passieren kann, übersieht 1. das LongCOVID-Risiko und ist 2. ein egoistischer Volltrottel, denn jede Infektion gefährdet immungeschwächte Personen, bei denen aufgrund neuer Varianten immer weniger therapeutische Antikörper wirken oder Paxlovid wegen starker Wechselwirkungen nicht angewendet werden kann. Selbst wenn die Personen für Paxlovid geeignet wären, hat das Medikament starke Nebenwirkungen (z.B. Geschmacksverlust oder Parosmie) und es herrscht erschreckende Ahnungslosigkeit unter Hausärzten, die es verschreiben könnten und sollten, 3. haben erst 24% der Kinder unter 15 Jahren die erste Impfung erhalten. Wie wir heute wissen, ist akute Hepatitis bis hin zu Leberversagen eine mögliche Folge einer länger zurückliegenden C19-Infektion, ob und welche weiteren Folgen es haben kann, werden wir erst Jahre später wissen. Die Kinder mit jeder Welle zu infizieren, sodass sie schon aufgrund der zeitlichen Abstände zur letzten Infektion kein Fenster für eine Impfung bekommen, gepaart mit der massiven Desinformation zu Kindern, ist ein Verbrechen, sie haben den größten Verlust an gesunden Lebensjahren bzw. -jahrzehnten.

Wer meint, dass OMICRON mild wäre und wir jetzt damit leben müssen, dass es im Abstand von drei bis vier Monaten hohe Infektionswellen mit hunderttausenden Betroffenen gibt, der übersieht die damit einhergehende schwerwiegende Gesundheitskrise, die sich seit zwei Jahren schon abgezeichnet hat. Es herrscht ein akuter Mangel an Ärzten und Pflegekräften. Manche von ihnen hatten im letzten Jahr über 1000 Überstunden. Manche von ihnen hatten seit 1,5 Jahren keinen Urlaub mehr. Es gibt immer längere Wartezeiten für lebenswichtige Therapien. Infektiologe Greil im Interview mit Isabelle Daniel (Ö24):

“Wenn es nicht gelingt, die Gesellschaft zum Vernünftigen und zur Rücksichtnahme zu erzeugen, was ja keineswegs bedeutet, dass jeder ein asketisches Leben führen muss, sondern ein vernunftorientiertes Leben führen kann und soll, dann werden wir für viele andere Leistungen im Gesundheits- und Sozialsystem auch nicht die Solidarität aufbringen können, die notwendig ist, und es ist ein massiver Druck auf dem Gesundheitssystem, der im Moment da ist. Wenn wir daher gestatten zu sagen, dass es ein Problem nicht gibt, das es gibt, dann wird es sehr schwierig werden, dass für andere Fragen in der gleichen Weise nicht auch in Kauf nehmen zu müssen.”

Das betrifft eben auch alle NichtCOVID-bedingten Krankheitsfälle. Und das wird gerne verdrängt, meistens von jenen, die gesund sind oder glauben, sie wären es. Chronisch kranke Menschen wissen schon lange, dass das Gesundheitssystem am Limit ist. MECFS/LongCOVID-Erkrankte werden abwechselnd vom AMS, PVA oder ÖGK schikaniert, durch Verweigerung von Pflegegeld und Hilfsmitteln, als arbeitsfähig geltend oder mit abgewiesenem Frühpensionsantrag. Einer der Gründe, natürlich neben dem drohenden massiven Verlust an Lebensqualität, Existenzangst und noch fehlenden wirksamen Medikamenten, weswegen ich auch ein 10%-iges Risiko von sichtbarem LongCOVID nicht eingehen will. Warum schreib ich sichtbar? Weil es eine hohe Dunkelziffer an “leichtem” LongCOVID gibt, was entweder verleugnet (“das ist das Alter/der Stress”) oder verdrängt wird, weil man ja funktionieren muss, weil man eine Familie zu ernähren hat, weil man bei einem längeren Krankenstand gekündigt würde.

Aber wie gesagt, es betrifft ja auch Routineuntersuchungen, geplante Eingriffe, die ständig verschoben werden müssen. Das kann jeden betreffen – was insbesondere auch gefährlich sein kann, wenn man erst vor kurzem eine Covid19-Infektion hatte. Ebenso dramatisch ist der Mangel an Blutkonserven, weswegen ebenfalls schon Operationen verschoben werden müssen. Zu glauben, man würde die Pandemie jetzt ohne jede Maßnahmen laufen lassen können, weil als Kriterien wieder nur die Anzahl der Intensivbettenbelegungen durch Covid19 gelten, und nicht die Gesamtzahl aller Bettenbelegungen im Kontext des verfügbaren ausgelaugten Personals, ist einfach ein gewaltiger Schuss in den Ofen.

Dazu kommen ein paar weitere Umstände, die alle Branchen betreffen, egal ob Bildungsberufe, wo sich ein drittes Pandemiejahr ohne Schutzmaßnahmen wahrscheinlich auch weniger Lehrerinnen und Lehrer antun werden wie im Gesundheitsbereich auch. Fachkräftemangel überall oder schierer Mangel an Arbeitskräften überhaupt wie im Tourismus- und Gastronomiebereich. Stark steigende Energie- und Produktionskosten beißen sich natürlich mit den notwendigen Lohnerhöhungen – eine Abwärtsspirale, die weitergeht ohne Gegenmaßnahmen. Weil…. auch dank des OMV-Versagens mit der Hauptdestillationsanlage, die wahrscheinlich bis Ende September außer Gefecht ist, kriegen wir schon im Sommer Probleme mit der Treibstoffversorgung. Dazu kommt jetzt die mangelnde Gaseinspeicherung für den Winter. Wer in einer Großstadt wohnt, ist momentan doppelt gestraft – mangels Alternativen zur Energieversorgung, wenn man kein eigenes Haus hat, und durch die hohen Infektionszahlen auf engem Raum ohne Schutzmaßnahmen. Wer verzichtet und aus der Not heraus asketisch lebt, ist hohem sozialen Druck ausgesetzt, gesellschaftlich teilzuhaben und sich unweigerlich zu infizieren. Doch derzeit verzichten viele nicht nur aus Vorsichtsgründen, sondern weil schlicht das Geld fehlt. Die explodierenden Kosten in allen Lebensbereichen, von Grundnahrungsmitteln über Benzinpreis bis horrende Nachzahlungen für Strom und Heizung sind bis zu Mittelstandsfamilien vorgedrungen. Die Regierung hat kein Konzept vorgelegt, um kurz- und mittelfristig dagegen zu halten. Das bisher Beschlossene reicht nicht. Einmalzahlungen schon gar nicht. So, und jetzt machen sich viele, viele Familien, aber auch Selbstständige und Alleinstehende große Sorgen, wie sie die nächsten Monate finanziell überleben sollen, wenn selbst die Sozialmärkte wegen der hohen Transport- und Mietkosten unter Druck kommen oder die gelieferten Lebensmittel nicht ausreichen. Wer von ihnen kann sich in dieser Notsituation leisten, wegen Covid mehrere Wochen flach zu liegen oder nicht mehr zur vollen Leistungsfähigkeit zurückzukommen? Eben.

Alles weitere, was ich eigentlich verbloggen wollte, dann im nächsten Beitrag. Das waren jetzt eher so Grundsatzüberlegungen, bei denen es mir zunehmend schwer fällt, mich noch unflegelhaft über die Regierung, Medien, Pseudoexperten und egoistische Mitmenschen zu äußern.