
2020 war das Jahr des “neuartigen Coronavirus”. 2021 war das Jahr der Varianten. 2022 ist das Jahr der Reinfektionen und 2023 wird das Jahr von LongCOVID sein.
Ich hätte gerne einmal aufgehört mit der ganzen Bloggerei. Es belastet natürlich psychisch, ständig mit Krankheit und der Unfähigkeit der Politik, etwas dagegen zu machen, konfrontiert zu sein. Genauso hätte ich aus Frust vor kurzem alles hingeworfen. Ohnmachtsgefühle – zumal mir derzeit alle Ventile fehlen, die ich sonst habe. Nach meiner Gallenblasen-OP bin ich noch in der Genesungsphase, seit drei Wochen mit angezogener Handbremse beim Essen, noch für einen Monat beim Sport. Außer Spazierengehen darf ich derzeit noch nichts. Alkohol ist natürlich auch tabu, denn innere Wunden müssen genauso heilen. Süßigkeiten nur sehr sparsam. Früher bin ich bei solchen politischen Fehlentscheidungen immer wandern gegangen, hab mich sportlich verausgabt, um den Kopf frei zu kriegen, um Adrenalin abzubauen. Das geht momentan nicht – ich bin gezwungen alles nüchtern mitzuerleben. Nun könnte jemand hergehen und sagen “Du kannst es eh nicht ändern. Warum belastest Du Dich ständig damit?” Da kommt mein Autismus wieder zum Vorschein – ich hasse nichts mehr als Unplanbarkeit und Überraschungen, also genau das, was die Regierung seit zweieinhalb Jahren mit ihrer destruktiven, erratischen Politik produziert. Daher auch neben anderen Gründen meine intensive Recherchearbeit. Ich möchte nicht überrascht werden, ich möchte auch Unplanbarkeit einplanen können. Und ich möchte eines sagen – für alle, die hier mitlesen, auch Kolleginnen und Kollegen: Ich seh es absolut nicht ein, mich nach mehrwöchiger Krankheit noch mit Covid zu infizieren und wieder mehrere Wochen pausieren zu müssen, oder sogar noch länger – wegen einer vermeidbaren Krankheit!
Das zu den Beweggründen, weshalb ich wahrscheinlich nie aufhören werde – außer ich erkranke so schwer an LongCOVID, dass es nicht mehr geht. Natürlich möchte ich auch weder den Rechten noch den Grünen, die sich beim Thema Pandemie einer Meinung sind (Rechtsesoterik, damals vereint in einer Person wie Allerberger), den Gefallen tun, als vernunftbetonte Stimme gegen ihre sozialdarwinistische Politik auszufallen. Flood the zone with shit reicht nicht, mich mundtot zu machen.
Rauchs Allmachtphantasien – wie bei Kurz
Die letzte Tage ist so viel passiert, dass es mir schwerfällt, den Überblick zu behalten. Ich bitte also vorab um Entschuldigung, wenn ich das ein oder andere vergesse anzusprechen. Es ist einfach zu viel geworden, um das als Einzelperson alles addressieren zu können. Die vernichtende Kritik seiner Falschaussagen zu psychischen Erkrankungen war ein Pyrrhus-Sieg. Außer angekratztem narzisstischen Ego ist nichts geblieben. Medien haben kaum über die wissenschaftsfeindlichen Hintergründe berichtet.
“Wie ich mein Handeln erklären kann, ist tatsächlich die Frage, die mich am meisten beschäftigt. Es ist extrem viel Vertrauen in die Politik verloren gegangen, und ich muss mich enorm anstrengen und faktenbasierte Überzeugungsarbeit leisten.” (Rauch im KURIER, 18.03.22)
Im Gegensatz zu allen (!) früheren Verordnungen seit Ende der ersten Welle, die auf eine Verschärfung von Schutzmaßnahmen bis hin zum Lockdown hinausliefen, bereitete die Regierung, und zwar sowohl die ÖVP als auch die Grünen, die Abschaffung der Isolation schon seit Monaten vor. Am 8. Juni 2022, just der Tag, an dem ich mich mit einem Kabinettsmitarbeiter Koglers im Augarten traf, um über die Fehler ihrer Pandemiepolitik zu sprechen, gab es eine Änderung im Epidemiegesetz, wonach die Isolationspflicht durch Verkehrsbeschränkungen ersetzt werden können, sollten die Virusvarianten so “mild” bleiben wie bei OMICRON. Der Kabinettsmitarbeiter verstand meine Aufregung nicht – es würden doch lediglich juristische Voraussetzungen geschaffen, das würde nicht bedeuten, dass das sofort in Kraft treten würde. Danke, verarschen kann ich mich selbst. In den Folgewochen nahm die Berichterstattung massiv zu, in der Politiker, Pseudoexperten und Wirtschaftstreibende die Abschaffung der Quarantäne forderten. Symptomlose Personen sollten arbeiten gehen können. Am 21. Juli 2022 wurde ein Verordnungsentwurf an eine Boulevardzeitung geleaked, der auch von der Begründung her ziemlich ausgereift klang. Am 22. Juli 2022 dementierte der grüne Gesundheitsminister, dass die Verordnung bereits fix sei, sie würden mit mehreren Optionen arbeiten. Er sprach aber damals schon von einer “Verordnungsermächtigung”, d.h., im im Gegensatz zu den Verschärfungen von Schutzmaßnahmen, hatten die (SPÖ-geführten) Bundesländer keine Wahl für strengere Maßnahmen, sondern es sollte wie schon beim Testregime das Niveau österreichweit nach unten nivelliert werden, das heißt, Wien darf sich der Abschaffung der Absonderung nicht widersetzen. Er behauptete auch, man würde sich mit den Bundesländern absprechen. Tatsächlich erhielten die SPÖ-geführten Bundesländer die Verordnung erst am 26. Juli 2022 um 10.30 und waren aufgefordert, bis 18 Uhr eine Stellungnahme abzugeben. Gegen Mittag kündigte die Regierung eine Pressekonferenz für 16.30 an, bei der Rauch verkündete, dass die Verordnung bereits unterschrieben und ab 1. August in Kraft treten würde. Im Gegensatz zu den späten Einigungen bei Verschärfungen, wo die Verordnung oft wenige Stunden vor in Kraft treten veröffentlicht wurde, wurde sie hier bereits am nächsten Tag verlautbart. Wer jetzt noch glaubt, die Grünen wären ein Gegengewicht der Vernunft in der Regierung und täten alles, um die ÖVP-Politik abzufedern, wurde spätestens jetzt eines besseren belehrt.

Wir wollen nicht vergessen, dass die “Kehrtwende” mit Ankunft der OMICRON-Variante vollzogen wurde. Wenischs “Omicron ist ein Weihnachtsgeschenk“, Klimeks “Omicron ist eine Wand, fällt genauso steil wieder ab” und Poppers “Das ist keine Durchseuchung, sondern eine Immunisierung” lieferten wie zahlreiche andere Pseudoexperten die Rückendeckung für die Desinformationskampagne, die vor allem darauf abzielte, OMICRON als mild zu framen. Kehrtwende trifft es nicht so ganz. Die Regierung hat immer kommuniziert, dass die Pandemie mit Ankunft der Impfung vorbei sein würde. Vulnerable Gruppen wären in ihren Augen geschützt, die restliche Bevölkerung könne zur Normalität zurückkehren. Das ist 100% Great-Barrington-Sichtweise. Gesundheitsökonomen wie Thomas Czpyionka haben frühzeitig gewarnt, dass der in Österreich bekannten Impfmüdigkeit rechtzeitig mit Impfkampagnen entgegengetreten werden müsse. Passiert ist aber nichts. Der ÖVP war wichtig, dass ihre eigene Wählerschaft impfen geht, jene ohne österreichische Staatsbürgerschaft sind ihr herzlich egal, den Grünen übrigens auch, eigentlich sämtlichen Parteien. In der DELTA-Welle mit erneutem Lockdown machten die ÖVP-Länder Druck, die Impfpflicht einzuführen. Dann kam OMICRON und eine Reihe von falschen Annahmen, sowohl zur intrinsischen Schwere, zur Eindämmbarkeit, zum Reinfektionspotential als auch zur Dauer der Welle. Twitter-User waren wie immer besser informiert. “Better safe than sorry”, wenn man nicht genug weiß, aber dieser Spruch gilt seit Ende des ersten Lockdowns nicht mehr. Plötzlich wollten die ÖVP-Länder, aber auch die Grünen, die den massiven Widerstand gegen die Impfpflicht teilweise aus der eigenen Anhängerschaft erlebten, die beschlossene Impfpflicht möglichst rasch wieder loswerden.
Spekulation – Mückstein wollte es unbedingt durchziehen, hatte keine Rückendeckung in der eigenen Partei und wurde unter Angabe von öffentlich nachvollziehbaren Gründen (“Morddrohungen”) abgesetzt. Man brauchte jetzt einen Nachfolger, der keine Fragen und sich nicht quer stellen würde in der Zusammenarbeit mit der ÖVP. Jemanden wie Johannes Rauch, Vollblutberufspolitiker, der mit der ÖVP in Vorarlberg regiert hat. Rauch vollzog seinen “Sinneswandel” um den Jahreswechsel herum und entdeckte das Thema “Maßnahmen sorgen für psychische Kollateralschäden bei Kindern und Jugendlichen” als emotional besetztes Reizthema, um jede sachliche Kritik im Keim zu ersticken. Das Ausländerwahlkampfthema der Grünen, wenn man so will: “Willst Du mehr Schutzmaßnahmen, schädigst Du die psychische Gesundheit der Kinder!” – damit kann man in einer gesellschaftlichen Atmosphäre von zwei Jahren intensiver Agitation gegen Schulschließungen nur gewinnen. Ich hab das selbst erlebt im Versuch, an elementare Schutzmaßnahmen wie Masken tragen und Lüften zu appellieren “Die armen Kinder, die leiden am meisten und werden dann auch noch als Treiber bezeichnet!” Eine sachliche differenzierte Diskussion ist nicht möglich. Das weiß Rauch und in einer wissenschaftsfeindlichen Bevölkerung zieht nichts besser als auf Emotionen zu setzen und wie Polaschek, Haslauer oder Stelzer die echten Experten zu verunglimpfen als jene, “die uns am liebsten monatelang alleine im Zimmer mit Maske einsperren wollen”. Die unter Interessenskonflikten leidenden österreichischen Medien spielen diese Shitshow natürlich mit. Einzelne Querschüsse von standhaften Journalist:Innen stören nicht, sie erfüllen die Meinungsvielfalt – so kann niemand behaupten, es würde gar keine Kritik geben. Rauch will kein Gesundheitsminister, sondern Sozialminister sein. Gegen die Energiekrise und Teuerung kann er Pluspunkte in der Bevölkerung sammeln. In der Pandemie gibt es ohne wissenschaftliche Sachdarstellung – die sie selbst verschuldet haben – nur Minuspunkte. Spekulation Ende.
“In einer solchen Situation durch Wegfall von Isolierungsmaßnahmen einen möglicherweise partiellen bis völligen Kontrollverlust über das infektiologische Geschehen in der Bevölkerung bei gleichzeitig steigenden Infektionszahlen in Kauf zu nehmen, erscheint doch mit einer Reihe von unkalkulierbaren Risiken verbunden.”
formuliert die GECKO-Kommission in ihrem letzten Bericht vom 26. Juli 2022. Nachdem die Politik nicht auf sie hört, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Kommissionen als nächstes abgeschafft werden.
Absurdistan
Die Regeln sind unklar formuliert mit skurrilen Folgen – eine Zusammenfassung in diesem STANDARD-Artikel. Quintessenz ist, dass jeder mit einem positiven Test das Haus verlassen darf. Wenn er keine Symptome hat, muss er arbeiten gehen, mit Symptomen Krankschreibung – aber nur, wenn die Symptome Arbeitsunfähigkeit bedingen. Wer Sorge hat, sich im Büro bei infizierten Kollegen anzustecken, darf nur daheim bleiben, wenn er in die sehr eng gefasste Risikogruppenverordnung fällt. Sonst ist eine Krankmeldung aus vorgeschobenen Gründen notwendig. Beim Thema Übertragungsschutz hat man alles vergessen, was seit Beginn der Pandemie bekannt ist. Plexiglasbarrieren sind NICHT ausreichend gegen ein luftübertragenes Virus. Zwei Meter Abstand sind NICHT ausreichend. FFP2-Maske gut und schön, aber sie muss eng anliegend getragen werden und darf nicht feucht oder schmutzig werden. Das gelingt den wenigsten Mitmenschen, weil es nie Aufklärungskampagnen gegeben hat, wie man Masken richtig trägt, noch finanzielle Zuschüsse, um individuell passende Masken zu benutzen. Ich gebe seit 1,5 Jahren mehrere hundert Euro für gut sitzende FFP3-Masken aus. Ich kenne Leute, die monatelang dieselbe Maske tragen und sich dann beklagen, dass sie so schwer Luft damit bekommen – na no na ned.
Kontrolliert wird natürlich nichts, keine Absonderungsbescheide mehr, keine Polizeikontrollen. Eigenverantwortung ist gefragt, so wie das Schweizer Vorbild. Damit ist auch klar, dass die Haftung beim Arbeitgeber bzw. der infizierten Person liegt, wenn ein infizierter Mitarbeiter andere ansteckt – hat er die Maske wohl nicht durchgehend oder falsch getragen. Grüne glauben auch ernsthaft, dass Mitarbeiter bei Symptomen zuhause bleiben. Tatsächlich ging in Österreich schon vor der Pandemie jeder zweite Arbeitnehmer mit Krankheitssymptomen arbeiten. Kündigungsschutz im Krankenstand gibt es nicht und dazu kommt leistungsorientiertes Denken in vielen Unternehmen – je weniger Krankenstandstage, desto besser die Chancen für Beförderung oder Karriereschub. Ganz im Sinne der “focused protection” soll die telefonische Krankschreibung für Verdachtsfälle und positive Personen bleiben. Wer also zuhause bleibt, entscheidet der Patient selbst. Zusätzliche nLongCOVID-Fälle mangels Schonung in der Akutphase der Infektion sind damit vorprogrammiert.
Besonders peinlich ist es natürlich, wenn der Gesundheitsminister seine eigene Verordnung nicht kennt. Am 27. Juli musste er auf Twitter klarstellen, dass seine Aussage in der Zib2 am 26. Juli, wonach “infizierte Kinder mit Maske in den Kindergarten dürfen” nicht korrekt gewesen sei. “Tatsächlich gibt es ein Betretungsverbot.“

Rechtsruck
Jedem Menschen mit halbwegs klarem Verstand muss klar sein, worauf die Pandemiepolitik der letzten fünf Monate hinausläuft: Abschaffung der Impfpflicht, der Notwendigkeit, seinen Impfpass vorzuzeigen, der Maskenpflicht, des breitflächigen Testangebots, der Quarantäne für geimpfte Kontakte und der Isolation nach positivem PCR-Test bei gleichzeitiger intensiver Festigung des Narrativs, dass wir es mit einer “völlig anderen Situation als vor einem Jahr zu tun hätten”. Die Grünen betreiben aktiv und in vollem Bewusstsein die Politik der Rechten und bestätigen jetzt im Nachhinein alle Verschwörungserzählungen der Schwurbler, die damit Auftrieb bekommen.

Wie viele andere vernünftige und vorsichtige Mitmenschen habe auch ich Freunde und geschätzte Kollegen verloren, die sich als sozialdarwinistisch denkend herausstellten “wäre sowieso gestorben”, “hatte sicher Vorerkrankungen”, “jeder wird es kriegen”, deren eigene Bequemlichkeit wichtiger ist als sich kurzzeitig einzuschränken, um andere zu schützen und nicht einmal für fünf Minuten im Supermarkt eine Maske tragen wollen, die ab der Stadtgrenze Wiens die Maske abnehmen, weil man es darf. Der Regierungskurs ermutigt alle Leugner und Verharmloser, die ihr eugenisches Denken nicht stört oder nicht bewusst ist, worum es sich handelt. In einer autoritären Gesellschaft, wo Widerspruch nicht sichtbar ist, werden die Schwächsten nicht überleben. Es ist unmöglich, sie vom Gegenteil zu überzeugen, wenn die Regierung ihren Irrglauben ständig bestätigt. Eine Versöhnung ist in dieser toxischen, antisozialen Umgebung nicht möglich, wo es normal sein soll, sich mit einer potentiell tödlichen und Langzeitfolgen verursachenden Krankheit anzustecken, und vorsichtige Menschen als “ängstlich” oder “panisch” geframed werden. Der psychologische Stress ist immens für vorsichtige Menschen, die natürlich Angst haben, wenn die Infektion immunsupprimierte Menschen trifft oder auch sie selbst. Vor kurzem berichtete eine Intensivmedizinerin von einer jungen immunsupprimierten Frau, dreimal geimpft, aber keine Antikörper, die auf der Intensivstation jetzt um ihr Leben geimpft. Für sie hat sich durch OMICRON nichts geändert. Ebenso wenig für unimpfbare Kleinkinder. In weniger als einem halben Jahr hat die Regierung alle Schutzmaßnahmen zwischen uns und einer Hochinzidenzumgebung aufgehoben. Gesellschaftliche Teilhabe ist nurmehr eingeschränkt möglich – ohne Zugang zu regelmäßigen Tests wie außerhalb von Wien so gut wie gar nicht. Das Schlimmste dabei ist aber, dass man seiner Wut und Frustration nicht einmal angemessen Ausdruck verleihen darf, weil man dann wie ein Rechter “klingt”. Eugeniker, Sozialdarwinisten, Undemokratisch, unmenschlich – aber es sind doch die Grünen! So darf man sie nicht nennen! Aber so ist die Bandbreite menschlichen Denkens – es hätte sich auch vor Jahren niemand vorstellen können, dass Anhänger der Linkspartei so geschlossen zur AfD wechseln. Die Pandemie hat dazu geführt, dass esoterische Denkweisen, die in Sachen “jeder ist für sein Schicksal selbst verantwortlich, ein starkes Immunsystem schützt, Infektionen trainieren das Immunsystem” mit rechtsexremer Ideologie übereinstimmen, mehrheitsfähig wurden. Auch ÖVP und NEOS denken so, die inkompetente Ärztin an der Spitze der SPÖ dementiert zumindest nicht.
Infektionen vermeiden wird diskreditiert
In der Vergangenheit gab es mehrfach Vorfälle auf Twitter, wo grüne Politiker sehr herablassend gegenüber kritischen Bürgern waren. Sie verglichen die Kritik von Menschen, die vor Infektionen warnen, mit jenen von Querdenkern oder Trump-Anhängern (“but her emails”). Sie setzten damit NoCovid mit Covidleugnern gleich. Die Medien, vor allem der ORF, bereiteten den Nährboden dafür durch regelmäßige Schmutzkampagnen gegen “Null Covid”, meistens gegen China, deren Lockdowns die europäische Wirtschaft und ihre eigene schädigen würden. Niemand sieht den langfristigen, über Jahre hinaus gehenden Benefit für eine gesunde Bevölkerung, die arbeitsfähig bleibt, gegenüber einer durch wiederholte Reinfektionen und LongCOVID geschwächten Bevölkerung mit wachsender Übersterblichkeit, weil das Gesundheitssystem zusammenbricht. Die Schmutzkampagne gegen den ehrenwerten Ansatz, Infektionen vermeiden zu wollen, setzt sich sogar im kürzlich vorgestellten Variantenmanagementplan der Regierung (Vs. 01.09.22) fort. Unter “best case scenario” steht da:
“Auswirkungen neuer Varianten sind „harmlos“, jedoch in Ländern mit Null-COVID-Strategie eventuell intensiver durch Erstinfektionen.”
Aber die dritte, vierte, fünfte Infektion soll weniger harmlos sein oder wie? Bullshit.
Ich hab das Pamphlet bisher nur überflogen. Formal gibt es keinerlei Referenzen auf wissenschaftliche Publikationen. Die von mir schon in der ersten Fassung des FutureOperation-Papers kritisierten Variantendarstellungen finden sich auch in dieser Darstellung wieder: Es gibt keine objektiven Kriterien zu den jeweiligen Szenarien und keine Einschätzung, in welchem Szenario wir uns gerade befinden. LongCOVID kommt in den Szenarien nicht vor. Im Kapitel, wo es vorkommt, gibt es keine Aussage zur Primärprävention (Infektionen vermeiden, um LongCOVID zu vermeiden). Er zielt ausschließlich auf Behandlung ab und stellt den realitätsfernen LongCOVID-Versorgungspfad als Schaubild da, welcher so nicht existiert, weil es viel zu wenig kompetente Anlaufstellen gibt.
Spezialisten für LongCOVID fordern:
- mindestens zwei Wochen strenge Schonung auch bei asymptomatischer Infektion, nicht zu früh wieder arbeiten gehen
- Behandlungspfade für Organschäden akuter Infektionen ausbauen
- Post Excertional Malaise (PEM) bei allen niedergelassenen ÄrztInnen bekannt machen – Kardinalsymptom für weitere Behandlung!
- POTS, MCAS und zumindest lindernde symptomatische Behandlungen bekannt machen
- massiv Studiengelder für Evidenzen zu Therapien in die Hand nehmen
- Wenn es schon zu LongCOVID bekommen ist (Symptome länger als 3 Monate), braucht es ganz spezielle Behandlungspfade, v.a. bei PEM-Symptomatik mit a) aufsuchender Behandlung, b) telemedizinischer Unterstützung, c) reizarmen Behandlungssettings
- Es gibt für Long/PostCOVID mit PEM/MECFS mittlerweile experimentelle Behandlungsversuche, die auf Ursachen abzielen, wie Microclots, Autoimmunreaktionen, etc. – hier muss die Forschung massiv gefördert werden
So, das reicht mal von der Länge für heute.
Ausblick auf weitere Themen:
Wie die Regierung, v.a. Rauch und Reich, PLURV-Methoden verwendet, um über OMICRON zu desformieren, sowie das ZiB2-Interview von Rauch am 26.7., und das Presse-Interview vom 27.07.22.