
Es wird gerne auf andere Länder verwiesen, um zu suggerieren, dass sie auch alle die Maßnahmen fallen gelassen haben, etwas, das Mike Ryan (WHO) als Lemmingsyndrom bezeichnet hat. Ein genauerer Blick zeigt, dass Länder wie Spanien, Niederlande, Portugal, Italien, Montenegro, Griechenland, Deutschland, Nordmazedonien und teilweise Bulgarien weiterhin gänzlich oder bereichsweise eine Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln haben – sonst beschränkt sich die Maskenpflicht in allen Ländern auf medizinische Einrichtungen. Great-Barrington-Vertreter haben gewonnen: In ganz Europa wurde „focused protection“ umgesetzt, die nicht funktioniert, wenn Angehörige und Kinder von „vulnerablen“ Gruppen infiziert werden. Focused protection mit Maskenpflicht nur im Gesundheitswesen ist so, wie man barrierefreie Zugänge für gehbehinderte Menschen nur für Apotheken, Praxen und Spitäler baut, nicht aber im Stadion, im Restaurant oder Kino. Ohne Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln ist so, wie wenn ständig der Lift am Bahnsteig kaputt ist, das Personal fehlt, um die Hebebühne am Zug zu bedienen oder nur alte Straßenbahngarnituren fahren statt Niederflurbahnen. Gesellschaftliche Teilhabe wird ausgeschlossen. „Ein paar Schritte wirst halt gehen müssen“ alias „Trag halt selbst Maske!“
Nur ist dieses One-Way-Masking längst nicht so effektiv über längere Zeit, wie wenn beide Maske tragen oder die Inzidenz eben dauerhaft so niedrig wäre, dass man ein gewisses Risiko einzugehen bereit ist. Ganz anders eben zur saisonalen Grippe, wo selbst hochvulnerable Personen ganz gut mit der Surveillance der Influenza fahren, und z.B. im Sommer mit kalkulierbaren Risiken auch Indoorveranstaltungen besuchen können. Was passiert, wenn man zu wenig für Inklusion tut? Die benachteiligten Menschen verschwinden aus dem sichtbaren Alltag. So bleiben die Schattenfamilien unsichtbar, die mit Hochrisiko meiden gesellschaftliche Anlässe weitgehend, und wer erstmal LongCOVID hat und die Wohnung nicht mehr verlassen kann, verschwindet ohnehin dauerhaft.
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