
Ich hatte den Beitrag schon fertig, aber was soll der lange Sermon noch?
Ich will mich nicht infizieren. Ich bin dazu weder bereit noch sehe ich ein, am Infektionsroulette teilzunehmen. Über die drohenden Langzeitfolgen weiß ich sehr gut Bescheid. Die Berichte über den Akutverlauf reichen mir schon. Ich würde das nämlich zuhause alleine stemmen müssen, ohne fremde Hilfe. Jetzt bin ich schon seit drei Wochen im Krankenstand wegen Gallenproblemen und nach notwendig gewordener OP. Ich bin überhaupt nicht gewillt, mich in der langen Genesungszeit oder danach zu infizieren und wieder mehrere Wochen flachzulegen. Die Aussichten auf den Herbst sind auch so schon düster genug (Energienotstand). Es ist bereits jetzt frustrierend genug, genau in den beiden Sommermonaten auf so viel verzichten zu müssen, denn wenn ich wieder fit bin, wartet ein langer dunkler Tunnel auf uns und keiner weiß, wie es weitergeht.
Ich habs satt, mich dafür rechtfertigen zu müssen, dass ich Euer krankes Motto “Jeder wird es kriegen” nicht mittrage, dass ich “danach hast es hinter dir” nicht glauben kann, weil es keine dauerhafte Immunität bietet, weil Reinfektionen schlimmer ausfallen können, weil LongCOVID als Damoklesschwert über allem schwebt – und Du weißt leider erst hinterher, ob Du dafür vulnerabel bist.
Wer meint, er müsse sich unbedingt infizieren, weil er so geil auf Krankenstand ist LongCOVID ist, der soll das tun, meinetwegen mehrfach im Jahr, aber hört auf, andere dabei zu gefährden! Beim Nichtraucherschutz hat man sich letzendlich geeinigt, dass Passivrauchen schädlich ist – das trifft auf passiv Virusaerosole einatmen ebenso zu. Es gibt keine private Atemluft, außer man ist im Freien mit viel Abstand!
Ich hab mich zurückgehalten, bis die Impfung verfügbar war. Ich hab beide Impfungen abgewartet, bis ich mehr Risiko einging. Ich hab mich wieder zurückgehalten, um auf die dritte Impfung zu warten. Und ich musste erkennen, dass das verantwortungslose Durchseuchen “dank der Impfung” nurmehr weitere Virusvarianten erzeugt hat, die sich deswegen durchsetzen, weil sie die durch Infektion und Impfung erzeugte Immunantwort immer besser umgehen können. Also hab ich mich wieder zurückgehalten, meine beiden Wanderurlaube im Winter abgesagt und dann vorzeitig die vierte Impfung genommen, weil die Regierung beschlossen hat, auf unsere körperliche (und psychische) Unversehrheit zu scheißen. So tauchte ich die nächste Welle durch und bin jetzt fünf Monate nach der Impfung, stehe wahrscheinlich bei Zero Infektionsschutz da, während die angepasste Impfung in weite Ferne gerückt ist.
Ich bin knapp 39 und trotzdem bereit, noch ein, zwei Jahre zu verzichten, wenn es die Aussicht auf einen effektiveren Impfstoff gibt – denn hat man einmal LongCOVID, wirds schwierig mit der Genesung, wenns die Organe trifft oder Autoimmunerkrankungen auslöst, sowieso, aber auch andere langwierige Symptome brauchen lange, bis sie wieder verschwinden, wenn überhaupt. Ist es das Risiko wert, dauerhaft chronisch krank oder behindert zu sein, um heuer nochmal richtig die Sau rauszulassen?
Nun könnte man sagen, diese Abwägung muss jeder für sich treffen – das Problem ist aber, dass Millionen Menschen andere bei ihrer privaten “Ich scheiß drauf!”-Entscheidung gefährden, darunter auch Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder ausgelösten Spätfolgen. Und damit gefährdet das “Scheiß drauf! Ich will JETZT Spaß haben!” eben auch unbeteiligte Dritte über Infektionsketten, die nun mit freundlicher Unterstützung der Regierung ungebremst wachsen dürfen, weil gschissen kurzsichtiger Populismus wichtiger ist als den Menschen Hoffnung zu bieten.
Ich halte den sozialen Druck aus, leide aber am Mobbing, das von oberster Stelle verordnet wird.