Natürlich stellt man sich die Sinnfrage, wenn man seit über einem Jahr hier aufzuklären versucht, und die Mehrheit seriöser Wissenschaftler hinter sich hat, und dann so ein Bullshit von der Regierung kommt, anti-wissenschaftlich und völlig konträr zu den Handlungen in den anderen Ländern, die wegen DELTA die Daumenschrauben wieder anziehen. In den Entwicklungsländern mit Impfstoffmangel rauscht das Virus jetzt ohnehin durch und droht, neue Varianten zu erzeugen.
Ich hab am 08. Mai 2021 (Tag 418), kurz vor meinem Heimaturlaub in Deutschland, davor gewarnt, die sinkenden Inzidenzen nicht mit dem Ende der Pandemie gleichzusetzen. Am 28. Mai 2021 (Tag 442) hab ich mein Entsetzen über die weiteren Lockerungen ab 10. Juni und 1. Juli kundgetan. Seitdem hätte es immer noch die Möglichkeit gegeben, Lockerungen zu verschieben. Stattdessen schafft man sogar die FFP2-Maskenpflicht im Gesundheitswesen ab.
Aus dem Nachbarland tönen wissenschaftlich bodenständige Aussagen:
Es wäre ein schwerer Fehler, die Delta-Variante zu ignorieren. Die Mutation zieht nicht vorbei wie ein leichtes Gewitter. Es gilt: Nicht in Panik geraten, aber genau überlegen, wie wir reagieren. Dazu gehören die Schutzinstrumente Abstand und Maske und mehr Tempo beim Impfen.
Ministerpräsident von Bayern, Markus Söder, 28.06.21, Tweet
Und in einzelnen deutschen Bundesländern werden Verschärfungen gefordert, abseits von Wien undenkbar in Österreich. Wenn selbst der nicht für scharfe Maßnahmen bekannte Umweltmediziner Hutter schärfere Regeln bei den Lockerungen fordert, heißt das schon was.
Was der Gesundheitsökonom Thomas Czypionka zur Gefahr von DELTA sagt (Tweetkette 29.06.21)
- Bei einem R0 von 7-8 ist die Schwelle der Populationsimmunität bereits bei rund 86-88%.
- Zudem können oder wollen viele gar nicht geimpft werden, und einige sprechen auf die Impfung nicht an.
- Hinzu kommt, dass DELTA teilweise den Impfschutz durchbricht, also symptomatische, wenn auch mildere Erkrankung erzeugt. Mehr Geimpfte als bei Alpha sind Überträger.
- Die Impfung wirkt umso schlechter, je älter man ist (Immunseszenz).
- Es steht nicht annähernd genug Impfstoff für die Welt zur Verfügung. Covid19 wird somit dort noch viele Tote fordern und über Jahre eingeschleppt werden können und mutieren.
Fazit:
- Nur maximale Impfanstrenungen werden den Herbst/Winter erträglich machen.
- Ältere/Schwerkranke sind weiter einem erhöhten Risiko ausgesetzt (Impfversagen, erhöhtes Übertragungsrisiko trotz Impfzertifikat)
- Im Herbst/Winter werden Maßnahmen nötig sein, um gleichzeitige Influenza/Pneumonie/Covid19 Spitzen zu vermeiden
- Frühzeitiges Monitoring über Wasser und Stichproben, aggressives Contact Tracing warnen schon jetzt vor bzw. verringern die Ausgangslast vor dem Herbst
- Vor allem bedeutet Delta eine Verlängerung, da die Hürden für Bevölkerungsimmunität zu hoch geworden sind, mit gehäuftem endemischen Auftreten.
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