LongCOVID-Diagnostik

Nach über drei Jahren Forschung zu SARS-CoV2 kann mit Gewissheit von spezifischen Biomarkern für bestimmte LongCOVID-Untergruppen ausgegangen werden. Daher nun ein separater Menüpunkt für die Nachweise von LongCOVID im Körper sowie (leider vielfach noch offlabel) Möglichkeiten, klare Diagnosen zu stellen.

LongCOVID. ist. KEINE. psychische. Erkrankung!

Derzeit geht man von vier Haupt-Hypothesen (Natalia Mesa, 28.09.22) zur Entstehung von LongCOVID aus:

Biomarker

Verschiedene Biomarker aus Lai et al. (2023)

Risikofaktoren

Folgende sechs Gruppen können anfällig für LongCOVID sein:

  • nach Reinfektionen
  • hohe Viruslast bei der Infektion
  • schlafendes Epstein-Barr-Virus
  • Autoimmun-Antikörper
  • ungeimpft
  • neurologische Symptome während der akuten Infektion
aus Klein et al. (10.08.22 – wichtiger Übersichtsartikel, speziell Punkt 1: Ordentliche Anamnese reicht aus, um LongCOVID mit hoher Genauigkeit zu diagnostizieren!)

Diagnostik

Aktivierte Blutplättchen, gefärbt mit anti-CD62P-Antikörpern – von einem LongCOVID-Patienten. Indikator für Blutgerinnsel Quelle: Immunologin Prof. Akiko Iwasaki

Was in Österreich nicht auf Kassenschein möglich ist:

  • Hautbiopsie bei dringendem Verdacht auf Small-Fibre-Neuropathy
  • Genetik und Hautbiopsie bei hypermobilem EDS
  • Spezialmikroskospie wegen Microclots
  • Muskelbiopsie wegen Kapillardichte und Entzündungen im Muskel
  • Test auf Autoantikörper (G-Protein binding Receptor)
  • Schellongtests nicht abrechenbar
  • Endothel Dysfunction: Brachial artery flow-mediated dilation (FMD) and arterial stiffness (carotid-femoral pulse wave velocity, cfPWV): Flow-mediated dilation or EndoPAT test
  • spezifische Immunmarker
  • Tryptase Basiswert und Anstiegswert im 7-Std-Fenster nach Schub bei MCAS
  • validierte Fragenbögen zu autonomer Dysfunktion, SFN, PEM und FAS werden ignoriert
  • fMRT, PET für Gehirndurchblutung

Ohne diese genaue Diagnostik kommt es weiter zur Dauerschleife: a) kein biologisches Substrat, wird nicht anerkannt b) können keine guten Subgruppen für spezifischen Therapiemöglichkeiten gefunden werden!

z.b. nicht-zielgerichtete Gabe von Antikoagulation (auch pflanzliche) nicht zielführend, sondern nur gefährdend, wenn gar keine Microclots oder endothel. Dysfunktion vorliegen. Immunapharese ohne Vorliegen von Autoantikörpern wird vmtl. kaum helfen.

Fazit: Ein echter Versorgungspfad fängt mit zielgerichteter Diagnostik an, daraus folgt eine zielgerichtete Therapie.

Information für niedergelassene Ärzte

aus Greenhalgh et al., Long COVID – an update for primary care (22.09.22)

Bei Vorerkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Nierenerkrankungen sollte man eine medizinische Untersuchung und Beratung zu Rate ziehen. Bei langwierigen Verläufen braucht es weitere Untersuchungen, wie Entzündungsmarker im Blut, u.a. auch C-reaktives Protein, Troponin (Herzmuskel), D-Dimer (Gerinnungsfaktor, Thrombose), Herz- und Lungenfunktionstest, Überwachung der Nierenfunktion.

Manche Ärzte raten aber auch nach milden Symptomen zu einem Gesundheitscheck, um etwa eine verschleppte Lungen- oder Herzmuskelentzündung auszuschließen. Verbinden ließe sich das zu.B. mit einer Gesundenuntersuchung, falls der Hausarzt sich weigert, die Sporttauglichkeit nach einer Covidinfektion zu überprüfen. Sonst kann man auch einen Sportmediziner aufsuchen oder den Betriebsarzt ansprechen.

Besondere Vorsicht sollte man walten lassen, wenn elektive Eingriffe (Galle, Leistenbruch, chronische Sinusitis, etc.) geplant sind. Nach einer Infektion sollte man mindestens zwei Monate warten, sonst besteht ein erhöhtes Risiko für Lungenentzündungen. Auf jeden Fall sollte man jede, auch symptomfreie, Infektion dem behandelnden Arzt bzw. Anästhesisten bekanntgeben.

Ausführliche Diagnostik-Empfehlungen wurde in diesem Leitfaden für US-Veteranen mit LongCOVID beschrieben.