Überlebensstrategie ab morgen

aus Davis et al. (2023), übersetzt vom IGÖ – SARS-CoV2 ist kein Schnupfenvirus

Heute läuft also die Meldepflicht von SARS-CoV2 aus. Nur dank einer Änderung im Epidemiegesetz, der einzigen sinnvollen Änderung, geht die Überwachung der Abwasserdaten und Variantensequenzierungen weiter und wird auch veröffentlicht. Diese haben 1-2 Wochen Verzögerung bei Wiederanstiegen in der Bevölkerung (erst, wenn genug geschissen wurde, sieht mans im Abwasser) und werden nur bundesländergenau publiziert, ausgenommen Tirol. Das war es dann wohl auch, was öffentlich zur Verfügung steht: Keine täglichen Infektionszahlen mehr, keine Hospitalisierungsdaten oder Todesfälle. Gestorben wurde vorher anonym, künftig auch heimlich und leise. Zu LongCOVID gab es vorher schon keine aussagekräftigen Daten und künftig noch weniger, da nurmehr jeder fünfte positive Antigentest beim niedergelassenen Arzt per PCR-Test bestätigt wird. Am Wochenende wird es künftig nirgendwo mehr möglich sein, PCR zu testen, außer man hat Symptome und nervt die Ambulanzärzte im Spital, oder hat selbst ein PCR-Gerät zuhause und kann auswerten. Heute läuft nämlich auch in Wien das Gratis-PCR-Test-Angebot von Leadhorizon aus.

Ich hab schon am 09. Jänner 2021 erstmals die “get-there-itis” der Regierung kritisiert – sich fixe Zieldaten zu setzen, ab denen Maßnahmen abgeschafft werden statt auf die aktuellen Werte zu schauen. Die Regierung hat das die letzten Jahre perfektioniert. Einfach sukzessive die Datenqualität verschlechtern und die Statistik verschönern, dann sind die Werte am Ende so, dass sie die eigene Argumentation rechtfertigen. Wie schon in den vorherigen Blogtexten geschrieben und durch den letztmalig erscheinenden Bericht der Ampelkomission bestätigt, HABEN wir derzeit tatsächlich die niedrigsten Abwasserwerte seit etwa Sommer 2021. Wir wissen aber, dass das nicht so bleiben wird. Das Virus ist endemisch geworden, aber sorgt weiterhin für epidemische Wellen, und weil das weltweit geschieht, erreichen wir immer wieder einen pandemischen Zustand. Nur haben wir dafür ab dem Zeitpunkt der Wiederanstiege weder eine akkurate Surveillance noch die passenden Werkzeuge, um darauf zu reagieren. Wir leben in Österreich künftig nach dem Prinzip Schicksal, wie vorher bei RSV und Influenza, nun also noch mit dem Coronavirus dazu, das Gefäße und Organe im ganzen Körper schädigen kann.

Ich könnte mich jetzt darüber auslassen, was man alles hätte tun können, aber das hab ich schon so oft und Verantwortungsträger lesen mich sowieso nicht. Wie sieht meine persönliche Strategie aus für die kommende Zeit? Ich bin mir meiner Verantwortung bewusst als Coronablogger seit Jahren mit stets gewachsener Leserschaft. Trotzdem muss ich dazu sagen, dass ich kein Mediziner, kein Epidemiologe, kein Virologe und auch kein Raumluftexperte bin. Ich kann mich irren und das, was ich hier als besten Mittelweg vorschlage, kann falsch sein oder nicht der Weisheit letzter Schluss.

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Unbequeme Wahrheiten

Der Knick in der Lebenserwartung durch die Pandemie

Wir haben uns seit dem Variantensprung von DELTA (2021) auf OMICRON (2022) sehr teuer eine hohe Bevölkerungsimmunität mit mehreren OMICRON-Subvariantenwellen (BA.1/BA.2, BA.5, mixed variants und XBB.1.5) in Europa erkauft, die nicht von Beständigkeit sein wird. Sehr teuer deswegen, weil es über 22000 Tote, hohe Übersterblichkeit und viele Opfer mit teilweise unheilbaren Langzeitfolgen gibt. Teuer auch, weil man innerhalb kürzester Zeit fast alle Kinder und Jugendlichen mehrfach durchseucht hat, ohne vorher aufrichtig und mit politischen Willen für die Impfung (gesunder) Kinder zu werben und aufzuklären. Das Ergebnis war und ist darwinistische Auslese: Survival of the fittest and wealthiest.

Statt sie durch regelmäßige Auffrischimpfungen nun zu festigen, wird die Durchimpfungsquote in den kommenden Wintern in Österreich lediglich um die 15% wie bei Influenza liegen. Blöderweise zirkuliert SARS-CoV2 ganzjährig durch Cluster, nicht nur in wenigen Wintermonaten wie Influenza. Es hätte nämlich Alternativen gegeben, eine bevölkerungsweite Immunität aufzubauen, indem man in allen Altersgruppen breite Impfkampagnen gefahren wäre, und zwar unabhängig von Risikofaktoren. Im Sommer 2021 blieb die Impfkampagne im Kanzleramt liegen. Wir wissen seit der Machtübernahme durch Ex-Kanzler Kurz und dessen bis heute regierendendem Team, dass ihnen an den Menschen außerhalb ihres Wählerkreises nichts liegt. Mit einer hohen Impfquote hätte man bereits die DELTA-Welle deutlich abmildern können. Die misslungene Einführung der Impfpflicht beim Übergang zu OMICRON war das Anfang vom Ende jeglichen Bemühens um Erhöhung der Impfquoten, während man gleichzeitig die Gefahr für Kinder und generell gesunde Menschen heruntergespielt hat. Bereits im Frühjahr 2022 war der auf BA.1 angepasste Impfstoff fertig.

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Derzeit ist Pause. Für wie lange?

Die Tiroler Abwasserwerte sollen seriöser ausgewertet sein als die der anderen Bundesländer, man sieht ein Stagnieren auf niedrigem Niveau, etwa Höhe Spätsommer 2021, Quelle: Abwassermonitoring Tirol

Ich war jetzt eine Woche auf Wanderurlaub und bin erst heute zurückgekommen. Corona-Recherche war in dieser Zeit vollständig auf Pause, aber auch die Pandemie selbst scheint derzeit auf Pause. Um Missverständnissen vorzubeugen: SARS-CoV2 ist nicht verschwunden. Die Abwasserwerte zeigen weiterhin Infektionsgeschehen, wenn auch auf niedrigem Niveau. Über die Gründe wird momentan gerätselt. Fakt ist, dass die von mir im März vermutete große XBB.1.16-Welle ein Rohrkrepierer war. Ich habe mich geirrt, das gebe ich offen zu. Auf der sicheren Seite irre ich mich gerne. Derzeit kann sich keine neue Variante entscheidend absetzen wie zuletzt XBB.1.5, die bestehenden Varianten in Österreich verändern nur langsam ihre Anteile. Eine neue Variante oder lange genug abnehmende Immunität in der Bevölkerung gegen die aktuell dominierende Variante sind aber die Voraussetzung für eine neue Welle. Inwiefern saisonale Effekte eine Rolle spielen, sei dahingestellt. Der Reiseverkehr hat sich in der Mehrheitsgesellschaft normalisiert, ebenso Großveranstaltungen und allgemein Sozialverhalten. In den letzten Jahren begannen immer Ende Juni die erneuten Anstiege. Das heißt, wenn es da eine Regelmäßigkeit gibt, sollten wir das die kommenden zwei bis drei Wochen sehen.

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Die Daten sind abgedreht.

Wenn die draußen so viel wüssten wie ich hier am Blog gesammelt habe, könnten sie auch nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Ignaz Semmelweiss, ich weiß, wie Du Dich gefühlt haben musst.

Nachtrag:

Der Grundstein zum Ende nie statt wirksamer Pandemiebekämpfung wurde bereits mit dem Entwurf der Impfpflicht am 16. Jänner 2022 gelegt (der Link zum entsprechenden Dokument führt in dieser gschissenen Digitalisierungswüstenrepublik natürlich längst ins Leere – wenn man die politischen Entscheidungen nachvollziehen will, muss man sie selbst speichern), wo Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren von der Impfpflicht ausgenommen gewesen wären, also gerade jene Bevölkerungsgruppe, die die meisten gesunden Lebensjahre vor sich gehabt hätte und über Kindergärten und Schulen wesentlich zur Verbreitung des Coronavirus beiträgt.

Chronologie der Vertuschung einer Pandemie

DatumZielgrößeHandlungKonsequenzen
von Beginn an (AGES)Bettenkapazitätfiktive freie Betten (ohne dazu verfügbares Personal) angeben“immer genug Platz auf den Intensivstationen”: verzögerte Intervention des Staates, Bevölkerung beruhigt
von Beginn an (Twitter)Contact TracingAnsteckungen am Ort X und Folgeansteckung im Haushalt zählen als “Haushaltscluster”Unerklärliche Mini-Cluster im Herbst 2020, “keine Cluster in den Schulen”, Rolle der Kinder abstreiten
Herbst 2021 (Semiosis)Wächterschulen (Abwassermonitoring/PCR)nichts deutliche Anstiege in den Schulen
09.01.21 (DiePresse, Stadtpolitik Wien)Antigentests in VolksschulenAGES gibt höhere Sensivität an als evaluiert wurdeViele falschnegative Ergebnisse
08.10.21 (GÖG)IntensivbettenkapazitätAuftrag an GÖG, ab welcher Inzidenz Spitäler kollabierenman hat gewartet, bis die Spitäler kollabiert sind
17.09.21 (ORF-Wien)DurchseuchungSchulmaßnahmen an ICU-Auslastung gekoppeltspäte Maskenpflicht in den Schulen (DELTA), Infektionszahlen absichtlich steigen lassen, um schneller Durchseuchung zu erreichen
14.02.22 (DiePresse)MaskenpflichtAbschaffung in den VolksschulenDurchseuchung der Kinder
23.03.22 (ORF Wien)Quarantäne Abschaffung in KindergärtenDurchseuchung der Kinder
01.06.22MaskenpflichtAbschaffung Handel und Öffis (exkl. Wien)Kein Schutz mehr für Kinder und Vulnerable
23.06.22Impfpflicht Abschaffung mit Verweis auf OMICRON keine Handhabe mehr bei pathogeneren Varianten, fatales Signal
24.06.22 (ORF Science)Austrian Corona Panel Project (ACPP), Einstellung Finanzierungkeine kritische Evaluierung mehr
01.08.22Isolationspflichtentgegen WHO-Empfehlung aufgehobenDurchseuchung
02.11.22 (Wien)Bettenkapazitätennach 2 Wochen werden C+ Patienten automatisch herausgerechnetkünstliche Senkung der Covid-Bettenbelegung
10.11.22 (Forgo: Fake Law)MaskenpflichtGM Rauch beruft sich auf Verfassung, sie nicht mehr einzuführenDurchseuchung, Triple-Welle
16.01.23WirtschaftslobbyIn Davos gelten strengste SicherheitsvorkehrungenReiche schützen sich weiter (Gauntlet)
2023ReinfektionenAGES schafft Statistik abMär von Hybrid-Immunität hält sich
28.02.23MaskenpflichtFall auch in Wiener Öffis und Apothekenkein Schutz mehr für Kinder und Vulnerable
31.03.23Variantenmonitoring (Ulrich Elling)Ellings Team wird der Auftrag entzogenAGES überfordert mit Sequenzierung der Varianten, verzögerte Aufbereitung
30.04.23MaskenpflichtFall im gesamten Gesundheitswesensteigende Mortalität von Patienten
02.05.23TestzahlenGesamtzahl der Tests nurmehr einmal pro Woche gemeldetkeine Positivrate mehr bestimmbar
26.05.23Impfungnur 4,1 Mio Impfstoffe bis 2025 bestelltnur Hochrisiko kann geimpft werden, LongCOVID-Fälle werden steigen
31.05.23LongCOVID-Ambulanzenösterreichweite Schließungen “mangels Bedarf”massive Überlastung
ab Juli 2023Meldepflicht SARS-CoV2abgeschafftkeine Haftung mehr im Krankheitsfall
ab Juli 2023Datenmonitoringeingestelltkeine Zahlen mehr zu Inzidenzen, Hospitalisierungen, Tote
ab Juli 2023ReframingSARS-CoV2 künftig mit anderen “schweren Atemwegsinfekten” zusammengefasst“mysteriöse Hustenwelle”, Verharmlosung Covid als multisystemische Erkrankung
ab Juli 2023Gratis Testangebotnur noch bei Symptomen beim Hausarzt Antigentests, bei jedem fünften PCR-Testsenorme Untertestung, später antiviraler Therapiebeginn, kein Nachweis für LongCOVID
weltweitÜbersterblichkeitNormalisierung, indem Pandemiejahre zur Baseline gezählt werdenkeine Übersterblichkeit mehr, neue Normalität

kein Anspruch auf Vollständigkeit

Epilog: Was kann mein Blog noch leisten?

In einer Zukunft ohne Daten kann ich nur noch über Auswirkungen berichten, die niemand verschleiern kann – wie verringerte Lebenserwartung, ganzjährig hohe Krankenstände, steigende Invaliditätsansprüche und “mysteriöse Hustenwellen”. Die wahren Ursachen wird eine Handvoll Menschen in Österreich noch kennen. Bessere Datenverknüpfungen gibt es wie immer nur aus dem Ausland – daraus wird man wie jetzt auch schon unter Berücksichtigung demographischer Faktoren Rückschlüsse auf die Folgen für Österreich ziehen können.

Im Gegensatz zum Wahrheitsministerium plane ich nicht, meine historischen Aufzeichnungen zu löschen, nicht einmal meine gravierenden Irrtümer zu Beginn der Pandemie. Die vom Staat ausgeführten Verbrechen bei der Pandemiebekämpfung und später -verschleierung werden eines Tages ans Licht kommen. Hintergrundanalysen sind weiterhin geplant und wann immer es Meldungen aus aller Welt gibt, die auf neue Infektionswellen hindeuten, versuche ich das zu archivieren.

Hoher Bedarf an Gratis-PCR-Tests und LongCOVID-Ambulanzen!

aus Perumal et al. (2023) – LongCOVID als Spektrums-Erkrankung

Am 06. April 2023 wurden die Pläne der Regierung vorgestellt, ab Juli neben der Meldepflicht von SARS-CoV2 auch den Zugang zu gratis Tests abzuschaffen. Tests sollten nurmehr bei Symptomen beim Hausarzt möglich sein. Trotz mehrerer Stellungnahmen engagierter Bürger hält das grün regierte Gesundheitsministerium daran fest: Gesetzesentwurf

Alle Stellungnahmen können – auch anonym – unterstützt werden, um zu verhindern, dass Personen der Risikogruppe und deren Angehörige, sowie alle, die sich weiter vor LongCOVID schützen wollen, auf privat gezahlte, teure PCR-Angebote angewiesen sind – für viele Armutsbetroffene unerschwinglich.

Betroffene von LongCOVID und MECFS haben bereits ein Rundschreiben an die Politiker verfasst, um auf ihre dramatische Versorgungslage aufmerksam zu machen. Die Reaktion der Grünen fiel verständnislos aus und ging am Anliegen vorbei. Mir wurde die E-Mail-Antwort der grünen Behindertensprecherin, Heike Grebien, zugespielt, die Ende April 2023 noch eine flammende Rede unter (Krokodils-)Tränen für MECFS-Betroffene gehalten hat und auch die umstrittene Studie von Ludwig et al. (2023) anzweifelte, die einen kausalen Zusammenhang zwischen psychosomatischen Störungen und MECFS herstellen wollte. Angesichts der klaren Evidenz von zahlreichen Biomarkern für MECFS (siehe oben bzw. hier) ist es ein Skandal, dass die österreichischen Studienautoren zum Schluss kommen, dass …

“Ähnlich steht es um das „Post-COVID-Syndrom“ – wie bei ME/CFS fehlen häufig objektivierbare Beschwerden. [….] Objektiv messbare kausalitätsbegründete und diagnostische Parameter für die Ärzt:innen fehlen.”

Die Studienautoren sind alle Neurologen, u.a. einer neurologischen LongCOVID-Ambulanz und behandeln wohlhabendere Betroffene bei Small Fiber Neuropathy (SFN) erfolgreich mit teuren Medikamenten in hohen Dosen, sonst ist es schwierig/unmöglich, an SFN-Biopsien heranzukommen.

Neurologen wollen MECFS-Patienten nicht behandeln, weil

  • es sich um eine stigmatisierte Krankheit handelt
  • Fachkenntnisse fehlen
  • Wissen um die Schwere der Erkrankung fehlt
  • Standarddiagnostik zu keinen Ergebnissen führt
  • andere Diagnostik kennt man nicht, ist zu aufwändig, wird nicht vergütet, nicht karrierefördernd…
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