
Gratulation – das muss man erstmal schaffen, in so wenigen Sätzen so viel Müll zu reden.
“Nach zwei Jahren Pandemie mit sehr großen Anstrengungen müsste man aber einen Weg finden, der eine Balance schaffe zwischen dem Schutz von vulnerablen Gruppen und möglichst viel Leben.”
Das ist ungefähr die Definition der Great Barrington Declaration: Vulnerable schützen, der Rest soll leben wie vorher. Great Barrington ist eine bösartige Ideologie, gegründet von bösartigen Männern, die den Schwedischen Weg propagiert haben. Der Schwedische Weg ist gescheitert (Brusselaers et al., 03/22 und Begg and Flyg, 06/22). Wie sieht dieses Leben aus? Zehntausende Menschen müssen dieses Jahr auf ihren Sommerurlaub verzichten – weil sie oder Angehörige kurz vor Urlaubsantritt erkranken, weil sie mitunter aus dem Urlaub zurückgeholt werden müssen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. In den Spitälern sieht es nicht besser aus. Mit jeder Welle wird das Personal weniger, es lastet noch mehr auf den Schultern der Verbliebenen. Sie wurden ausgebrannt. Im Frühjahr verschobene Operationen können jetzt erst nachgeholt werden, müssen wegen der steigenden Hospitalisierungen teilweise erneut verschoben werden. Niemand sollte derzeit ins Spital müssen. Jeder Infizierte sollte wissen, dass er mindestens sieben Wochen warten muss, bevor er einen geplanten Eingriff stattfinden lassen kann (sofern er nicht verschoben wird). In allen Branchen kommt es zu weiteren Ausfällen, gerade auch im Flugverkehr, wo rund 90% des Vorkrisenniveaus erreicht worden ist – ohne jegliche Maßnahmen. Eine dumme Strategie, mit der die eigene knappe Mannschaft dezimiert wird. Wie leben Schattenfamilien mit den fehlenden Maßnahmen? Wie leben LongCOVID/MECFS-Betroffene damit, keine Hilfe zu finden? Ärzte, die sie in die psychosomatische Ecke drängen wollen oder falsche Therapien verschreiben, wenn Ruhe und Pacing angesagt wäre. Politiker sind erstaunlicherweise nie betroffen – bei ihnen verläuft die Infektion immer symptomlos, auch beim zweiten Mal. Entweder sagen sie öffentlich nicht, wenn sie Einschränkungen haben, oder sie bekommen in ihren Privatspitälern gleich Paxlovid oder therapeutische Antikörper – so wie damals Donald Trump. Sie können es sich jedenfalls richten, viele können das nicht – u.a. auch wegen erschreckendem Unwissen unter Hausärzten und anderen, die sich nicht mit Medikamenten auseinandergesetzt haben bzw. auch zu spät zur Auffrischimpfung raten.
“Es ist nicht möglich, den permanenten Kriegszustand aufrechtzuerhalten.”
Deplatzierte Wortwahl angesichts des Ukrainekriegs, wo gerade ein Genozid stattfindet, und natürlich ein klassischer Strohmann. Niemand sprach von Kriegszuständen. Seit dem 05. März 2022 gibt es kaum noch Maßnahmen, die Maskenpflicht wurde Anfang Juni aufgehoben. Es gibt seitdem KEINE einschränkenden Maßnahmen mehr. In “vulnerablen Settings” zu testen und Maske zu tragen ist das neue Normal, das gebietet der Lerneffekt, so wie sauberes Trinkwasser, Handhygiene und für die Zukunft eigentlich auch saubere Luft die neuen Maßstäbe sein sollten. Sind Masken und Luftfilter Kriegszustand? Den Kriegszustand haben wir demnach aber jetzt schon, denn jetzt haben wir 10000 Neuinfektionen am Tag, mit hoher Dunkelziffer in den Bundesländern, vor allem im Westen.
Das bedeute zum Beispiel, dass Schulschließungen für ihn “nicht mehr infrage” kommen.
Ein weiteres Strohmann-Argument. Niemand verlangt, bei steigenden Infektionszahlen Schulen zu schließen. Wir verlangen Maßnahmen, damit Schulen offen bleiben können. Über Lüftungsmaßnahmen kann man eine deutliche Reduktion der Fallzahlen erwarten. Gemeinsam mit Masken tragen im Unterricht kann dieser lange aufrechterhalten werden, ohne dass Kinder wegen Krankheitsphasen fehlen und von ihren Eltern betreit werden müssen. Für ältere Jahrgangsstufen ist Distance Learning meist einfacher durchführbar, mit der kurzen Generationszeit von OMICRON (Park et al., 07/22) sind kurze Social Distancing Maßnahmen sogar effektiver als vorher, weil schneller Infektionsketten unterbrochen werden.
“Die Kollateralschäden, die angerichtet werden oder worden sind, sind unglaublich.”
Kollateralschäden, die vermeidbar gewesen wären mit Beibehaltung der Maskenpflicht im Unterricht. Wer spricht aber über die Kollateralschäden, die das Durchlaufenlassen bei Kindern und Angehörigen angerichtet hat? Die Zahl der Halb- und Vollwaisen durch Covid? LongCOVID bei Kindern, schwere Hepatitisfälle, MISC. Es sind auch Kinder an Covid19 gestorben. Auch Lehrpersonal wurde teils mehrfach infiziert, einige haben LongCOVID entwickelt, sind nicht mehr so belastbar oder fit wie vorher, aber litten unter enormer Arbeitsbelastung. Wie im Pflegebereich auch, haben im Bildungsbereich LehrerInnen gekündigt, weil sie sich nicht ständig durchseuchen lassen wollen.
Kinder haben ein Bildungsjahr verloren, das sie nie wieder aufholen.
Blödsinn. Es gibt Kinder, die durch Krankheit oder Krieg mehrere Schuljahre verpasst haben. Trotzdem sind aus ihnen wunderbare Menschen geworden, tolle Kollegen. Verloren ist Unsinn.
Und selbst wenn – die Kinder haben mehr verloren als ein Bildungsjahr. Nämlich das Vertrauen in die Erwachsenen, die aus Bequemlichkeit und Geldgier die Zukunft der Kinder opfern – weil sie sich nicht einschränken wollen, und das Vertrauen in den Staat, der die Kinder für die Wirtschaft opfert.
Chronisch erkrankte Kinder verlieren ein unbeschwertes Kinderleben. Kinder, die wiederholten Infektionen ausgesetzt werden, manchmal reicht auch schon eine einzige Infektion, haben nichts von offenen Schulen. Sie haben ständig Abwesenheiten, Konzentrationsstörungen, Leistungsverlust. Kranke Schüler müssen Schulstoff nachholen bei unverändertem Leistungsdruck.
Schulen und Kindergärten offen zu halten, ohne für Infektionsschutz zu sorgen, ist billiger Populismus und schwere Schuld an der jungen Generation.