
Heute fand ein Lichtermeer auf der Wiener Ringstraße mit über 30000 Teilnehmern statt. Sie gedachten mit Kerzen den über 13000 CovidToten, den Kollateralschäden, den LongCOVID-Betroffenen, den Ärzten und Pfleger*Innen, die durch das Versagen der Regierung über ihre Belastungsgrenze beansprucht sind und bleiben – weil statt auf eine Niedriginzidenzstrategie weiterhin auf “flatten the curve” gesetzt wurde.
Die Expertenräte in Deutschland und Österreich sind sich einig. Die Omikron-Welle zeichnet sich als Naturkatastrophe ab, die die Welt innerhalb weniger Woche überrollen wird.
Wir wissen, dass selbst drei Impfungen (55-80%) und eine durchgemachte Infektion (20%) einen deutlich reduzierten Schutz vor einer Infektion bieten. Ein Teil derer, die sich trotz erworbener Immunität infiziert, kann das Virus weitergeben. Die Pandemie geht also weiter, die Infektionsketten werden nicht mehr stark unterbrochen wie nach der dritten Impfung gegen DELTA. Daher ist es selbstverständlich weiterhin sinnvoll und dringend nötig, dass sich auch Dreifachgeimpfte testen.
In der jetzigen Krisensituation ist man direkt froh, dass die Regierung nach 22 Monaten Pandemie endlich einen Krisenstab, GECKO genannt, einrichtet. Weniger gefällt mir, wenn ich darin Epidemiologin Schernhammer sehe, die noch bis Jahresende die Pandemie für beendet gesehen hatte. Noch am 17. Oktober 2021 leistete sie sich eine fatale Fehleinschätzung:
„Haben die Pandemie in zwei, drei Monaten hinter uns”. Daran, dass die Intensivstationen in Österreichs Spitälern in den kommenden Wochen und Monaten an ihre Grenzen stoßen könnten, glaubt sie aus verschiedenen Gründen nicht mehr. Selbst dann, wenn es in der kalten Jahreszeit noch einmal zu einem Aufwärtstrend kommen sollte. (DiePresse)
Auch Oswald Wagner, der monatelang an der Seite von Kurz Long COVID zum bewältigbaren medizinischen Problem des Einzelnen verharmlost hat, und einen GreatBarrington-Ansatz vertreten hat, bei dem es nur darum ging, “die Intensivstationen zu schützen”, hat nichts im Krisenstab verloren.
„Derzeit gebe es genug Impfstoff für alle Impfwilligen – gemeinsam mit den Genesenen könne am Ende eine Herdenimmunität entstehen.“ (Pressekonferenz)
Bei Niki Popper bin ich mir nicht sicher, was er eigentlich modelliert – seine erwartete Herdenimmunität durch natürliche Infektion nützt uns gegen Omicron jedenfalls nichts.
Sonst ist der Krisenstab ein Anfang, zumindest auf dem Papier, denn gleichzeitig beschloss die Regierung Lockerungen über die Feiertage mit offenener Gastronomie und Tourismus, gegen Omicron sinnlosen 2G-Regeln, verspätet verschärfte Einreiseregeln (2G+, ausgenommen Booster), die erst nach diesem Charterwochenende gelten, wo dutzende Flugzeuge mit britischen und skandinavischen Omicronverseuchten Touristen landen konnten. In manchen Skigebieten hat Après-Ski übrigens überraschend geöffnet, verboten ist es nämlich nur im Stehen, nicht im Sitzen. Zu den wenigen positiven Nachrichten zählt, dass in Wien nun auch die Volksschüler auf ‘Allesgurgelt’ mit PCR-Tests umstellen. Im Gegensatz zur Wiener Stadtregierung bin ich aber nicht begeistert, wenn man behauptet, durch das häufige Testen würde man die größte Sicherheit bieten, denn Tests schützen nur davor, dass eine infizierte Person andere ansteckt, aber sie verhindert die Infektion nicht per se. Wenn einem Kinder denn endlich so am Herzen liegen würden, wie sie es verdient haben, dann muss man IN den Schulen und Kindergärten Schutzmaßnahmen einführen (Impfpflicht, Maskenpflicht, Lüftungsmaßnahmen), und gleichzeitig die Hintergrundinzidenz senken, damit sich die Kinder nicht über ihre Eltern infizieren.
„Wir wissen, dass die Omikron-Variante leichter übertragbar ist“, so Mückstein.
Man wisse aber nicht, inwieweit der Impfschutz eingeschränkt ist.“ (Pressekonferenz, 17.12.21)
Doch, das wissen wir schon seit ein paar Tagen – und zwar wissen wir genug, um zu wissen, dass die Lockerungen jetzt zur falschen Zeit kommen, auch wenn GreatBarrington-Epidemiologe Gartlehner das nicht so sieht: “Aus epidemiologischer Sicht werden diese vier, fünf Tage jetzt wahrscheinlich
keinen sehr großen epidemiologischen Schaden anrichten.” (17.12.21, zib2)
Bis auf den Umstand, dass an diesen vier, fünf Tagen hunderttausende Menschen quer durch Österreich gondeln, ihre Verwandten besuchen, wovon viele noch keine dritte Impfung erhalten haben, und ungeimpfte Kinder und immunsupprimierte Verwandte gefährden, außer sie testen sich vor ausreichend oft mit PCR bzw. isolieren sich vorher, wenn sie können. Dazu kommt die offene Gastronomie, die bei 2G eine Einladung an Omicron ist. Nein, einfach nein, ich verweise auf obiges Zitat unter der Katze.
Was kann ich noch mitgeben?
Achtung bei negativen Antigentests und Symptomen.
Selbst wenn man geimpft ist, Symptome zeigt, aber der Antigentest negativ ist, kann sich das nach wenigen Tagen ändern. Wenn man PCR zur Hand hat, das bevorzugen, sonst isolieren, FFP2 im Haushalt tragen und weiter testen. Ebenso gilt, wer am Abend noch einen negativen Antigentest hat, kann schon am nächsten Morgen positiv sein. Omicron verkürzt die Inkubationszeit auf 2-4 Tage, d.h., die Viruslast steigt schnell und stark an.
Leitfaden zum Auskurieren einer MILDEN Infektion
Im kommenden Jahr sagen alle Experten eine massive Überlastung des Gesundheitssystems bevor, sollte nicht noch in diesem Jahr ein drakonischer Lockdown (wie März 2020) erfolgen. Es kann also durchaus sein, dass man auf sich alleine gestellt ist. Ebenso kann es als Mehrfachgeimpfter aber tatsächlich einen leichteren Verlauf geben, der sich zwar immer noch übel anfühlt, aber zuhause auskuriert werden kann. Dort ist auch beschrieben, ab wann man die Rettung rufen bzw. in die Ambulanz gehen sollte.
Hinsichtlich OMICRON scheint sich zu ändern, dass die Verschlechterung der Gesundheit schon am 3. oder 4. Tag kommen kann.
- Praxis von Dr. Lisa-Maria Kellermayr
- Praxis von Dr. Oliver Lammel
- Hausärztliche Betreuung – Leitfaden
Aktuelles Impfschema beachten

Derzeitige Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums (Stand 17.12.21)
Das individuelle Risiko sinkt, das gesellschaftliche steigt!
Auch wenn es sich derzeit sehr wie März 2020 anfühlt, haben wir jetzt eine große Grundimmunität in der Bevölkerung, durch Impfungen und leider auch durch viele Infektionen. Keine Herdenimmunität, aber wenn man selbst alles richtig gemacht hat, also drei Mal impfen war bzw. nach einer Infektion mindestens zwei Mal nachgeimpft hat, ist das persönliche Risiko für einen schweren Verlauf deutlich niedriger als damals.
Problem: Im D-A-CH Raum gibt es noch eine Menge vulnerabler Menschen, die nicht geimpft sind. OMICRON macht bei Ungeimpften keine milderen Verläufe, und selbst wenn, verbreitet es sich so rasend schnell, dass dieser Vorteil wettgemacht würde. Auch wenn wir jene Impfgegner verachten, die auf rechtsradikalen Demos mitmarschieren, sind sie Teil unserer Gesellschaft. Wenn viele von ihnen gleichzeitig schwerkrank werden (oder im Job ausfallen), betrifft das uns alle durch den Zusammenbruch des Gesundheitssystems und der Infrastruktur bzw. wirtschaftlichen Verzahnungen.
Unklar, und das ist leider die größte und wichtigste Einschränkung, ist das individuelle Risiko für LongCOVID trotz Impfung, nachdem es jetzt deutlich mehr Impfdurchbrüche auch bei Dreifachgeimpften gibt. Und wenn man weiß, was LongCOVID anrichten kann – und das ist mitnichten ein milder Verlauf – dann sorgt man in den nächsten Wochen doppelt und dreifach dafür, sich möglichst gut zu schützen und potentielle “high viral load” (viele Unmaskierte in einem Raum) zu meiden.
Und bitte auch eines bedenken, siehe Weihnachtsfeier Oslo – dort steckte der Indexfall in Summe 150 Menschen an, darunter auch 50 Menschen, die im Anschluss in jenem Raum im Restaurant anwesend waren, wo vorher die verhängnisvolle Feier stattfand – sprich, die Infizierten waren längst weg, aber das Virus schwebte in Form von winzigen, hochinfektiösen Aerosolen noch im Raum. Also Maske auch dann tragen, wenn man gemeinsame Räume nutzt und alleine ist. Das kann man auch umgekehrt sehen: Wenn man selbst unwissend infiziert wäre, produziert man wenigstens keine Aerosole und schützt damit auch seine Mitmenschen oder Kollegen, die sich später im gleichen Raum aufhalten (-> Aufzug, Klo, Sozialraum).
Sonst hab ich schon alles mehr oder weniger geschrieben. Neue stichfeste Hinweise zu OMICRON versuche ich zeitnah nachzutragen. Und auch wenns übertrieben klingt – es schadet nicht, ein paar Vorräte anzulegen …nachdem einen die Regierung immer wieder mit ihrem Dilettantismus überrascht.