Upward Failing: Wie man in Österreich Karriere macht

Herbst 2020: Die erste von vielen Grafiken mit Inzidenz, Hospitalisierung und den Aussagen von “Scheinexperten”, die sich heute alle noch in Amt und Würden befinden (bis auf Allerberger, der pensioniert wurde) oder sogar befördert wurden.

Während die Pandemie immer noch läuft, findet bereits deren Aufarbeitung statt, als würde es sich um ein Ereignis der Vergangenheit handeln. Zur Erinnerung: Ende Dezember 2022 gab es das berüchtigte Interview mit Virologe Drosten, wo er ankündigte, dass wir diesen Winter die erste endemische Phase von SARS-CoV2 erleben würden, um wenig später, aber zu spät zurückzurudern, dass man das erst hinterher wüsste, ob wir tatsächlich die endemische Phase erreicht hätten. Daraufhin beendete die österreichische Regierung jubelschreiend die Pandemie. Kurz darauf überschwappte uns aus den USA die kontagiösere Variante XBB.1.5, deren Höhepunkt an die Größenordnung der bisher höchsten BA.2-Welle im Vorwinter herankam. Nach allen epidemiologischen Definitionen – kontinentübergreifend und vom Ausmaß her klar die vorherigen Wellenberge überragend – befanden und befinden wir uns weiterhin in einer Pandemie. Aktuell sinkt zwar die XBB.1.5-Welle langsam ab, aber aus Indien droht mit XBB.1.16 neues Ungemach. Die Faktenlage ist also so, dass wir uns weiterhin in einer Pandemie befinden, denn die Definition orientiert sich nicht an der Kapazitätsüberschreitung von Intensivbetten in österreichischen Spitälern.

Eine objektive, unabhängige Aufarbeitung der bisherigen Pandemiephase wird in Österreich nicht stattfinden. Das ist weder von den aktuellen politischen Akteuren gewünscht noch mit den wissenschaftlichen Akteuren möglich, die tonangebend bei der Aufarbeitung sind.

Ganz anders, wenn man in die USA schaut, wo Immunologe Anthony S. Fauci, der erst Trump und dann Biden beraten hat, am Montag, 27.03.23 einen Vortrag gehalten hat. Unter den 10 Lehren aus der Pandemie nennt Fauci als Erstes folgende Punkte (“expected the unexpected”), die nicht erwartet oder nicht von Beginn an gewürdigt wurden:

  • ein stark mutierendes Virus, dass der Immunantwort, Therapien und Impfstoffen entkommen kann
  • asymptomatische und präsymptomatische Übertragung ist häufig (59%, davon 35% präsymptomatisch, 24% asymptomatisch)
  • die Übertragung über Aerosole dominiert (Singen reicht, man braucht keine Symptome)

SARS-CoV2 mutiert sehr stark von Wuhan zu XBB.1.5 jetzt, ebenso die Wachstumskapazität ist stetig gestiegen, und es gibt mehrere Wellen der gleichen Ober-Variante, was so nicht erwartet wurde.

In der österreichischen Berichterstattung werden bis heute alle drei Punkte nicht ausreichend anerkannt, darüber aufgeklärt und die notwendigen Verhaltensempfehlungen daraus abgeleitet – etwas, das ich durch meinen Survival Guide versucht habe abzudecken, aber eigentlich Aufgabe von Kampagnen der Regierung, Gesundheitsbehörden und auch des staatlichen Rundfunks wäre.

Von den genannten 10 Lehren sind vor allem Nr. 9 (Desinformation ist der Feind der Pandemie Kontrolle) und Nr. 10 (For COVID19, it ain’t over till it’s over) noch eine gesonderte Erwähnung wert. Fauci ist der Ansicht, dass Eliminierung von COVID19 wie bei Masern oder Polio nicht (mehr) möglich ist, weil Voraussetzungen für Eliminierung sind: kein Tierreservoir, stabiles Virus, verbreitete Impfungen und lebenslange Immunität. Demzufolge sei nurmehr Kontrolle über wiederholte Impfschutzauffrischung wie bei Influenza möglich. LongCOVID hat er im Vortrag aber nicht erwähnt, das kann man nicht negieren.

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Hoffnung lässt mich die Pandemie durchstehen

Trällernde Goldammer im beginnenden Frühling auf der Perchtoldsdorfer Heide

Ich hab leicht reden. Drei Jahre Pandemie. Immer noch nicht infiziert. Wichtigstes Kriterium: Keine Klein- oder schulpflichtigen Kinder. Darüber hinaus habe ich auf vieles verzichtet, aber nicht auf alles und offenbar bisher Glück gehabt, denn ohne Glück geht es nicht. Ich bin an sich kein Freund des Begriffs Glücks oder Zufalls, aber zugespitzt ist es das wohl, wenn man in einem Risikosetting (z.B. während einer starken Infektionswelle in einem überfüllten Fernzug die Maske absetzt, um ein Bier zu trinken) keine Ansteckung davon trägt – dann waren gerade keine Infizierten anwesend, die Lüftung gut genug, die Viruslast bei Exposition gering, ich gerade frisch geimpft oder der Infizierte nicht mehr ansteckend, kein Superspreader, etc., etc. Es ist mein Wesen, dass ich meine Selbstbestimmtheit über möglichst viel Wissen erlangen will. Ich analysiere die Situation ständig und schätze das Risiko ab. Natürlich rechne auch ich damit, dass das irgendwann einmal schiefgehen wird. Doch bisher war ich erfolgreich und kann das Minimalziel “so wenig wie möglich infiziert” bis zur Entwicklung effektiverer Impfstoffe oder Nasensprays und effektiverer Medikamente, die für die Allgemeinheit zugänglich sind, anstreben.

Zu den Aktivitäten, die ich trotz Pandemie weiter sicher ausführen kann, zählt das Essen im Freien, also vor allem im Gastgarten. Schanigärten (für meine deutschen Follower:innen: Stühle und Tische am Gehsteig) sind wegen des Verkehrslärms oft nicht meine Präferenz und scheiden deswegen noch eher aus als nur wegen der häufigen Rauchbelästigung, weil Rauchen im Freien weiterhin erlaubt ist.In großen Gastgärten kann man sich die Plätze besser aussuchen, darüber hinaus esse ich auch gerne im Freien bei Berghütten (Schutzhütten). Ich esse gerne woanders, weil ich nicht so talentiert viel kochen kann. Take-Away war ja ab Lockdown zwei immer möglich und habe ich gerne genutzt. Mobilität ist natürlich auch wichtig, ohne FFP3-Maske könnte ich öffentliche Verkehrsmittel nicht mehr benutzen. Überfüllte Verbindungen zu vermeiden ist wegen den gestreckten Intervallen durch Covid-Krankenstände allerdings nicht leichter geworden. Das schreckt mich derzeit davon ab, längere Strecken zu Rush Hour Zeiten zu führen und schränkt meine Reichweite momentan ein. Schwierig wird es dann, wenn ich an unvermeidbare Situationen denke, die wieder auf mich zukommen werden und wo ich dann “Glück” in Anspruch nehmen muss. Wer keinen Homeoffice-Job hat, kann sich dem einfach nicht entziehen.

Heute soll es aber einmal um das Thema Hoffnung gehen. Denn Hoffnung ist mein innerer Antreiber, der mich seit Jahren bloggen lässt. Wenn ich resigniert hätte, wäre der Blog längst stumm. Solange ich atme und esse und den nächsten Morgen erlebe, werde ich nicht aufhören.

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Dunkle Wolken am Horizont: Nach XBB.1.5 kommt XBB.1.16

Genomsequenzierung vom Team Ulrich Ellings für Österreich, 11. Kalenderwoche. XBB.1.5 ist weiterhin dominiert mit über 70% Probenanteil. Die BA.5-Variante, auf die der letzte angepasste Impfstoff zugeschnitten wurde, ist de fakto nicht mehr existent. In Österreich breitet sich zudem derzeit EG.1 (XBB.1.9.2.1) aus, wird aber wahrscheinlich nicht imstande sein, XBB.1.5 die Pole Position streitig zu machen. Dafür wurden zwei weitere Fälle XBB.1.16 detektiert – das uns ein böses Frühlingerwachen bescheren kann.

Rückblickend betrachtet habe ich mich leider selten geirrt, was die folgenden Infektionswellen betroffen hat. Sie kamen meist etwas später als gedacht, die Talsohle war oft länger, aber sie sind gekommen. Ich habe in den letzten Jahren nie geschrieben, dass die Pandemie nach der Variante X vorbei sein würde, oder dass wir dank Impfung und “breiter Immunisierung” zur Normalität zurückkehren könnten. Ich bin aber nur ein Laie und thematisieren konnte ich meine Kassandra-artigen Prophezeiiungen höchstens im Kollegen- und Freundeskreis. Naturgemäß stößt der Überbringer schlechter Nachrichten nie auf besonders viel Gegenliebe. Doch ebenso wenig wie ich in meinem Beruf Vorhersagen basierend auf fehlerhaften Daten und Wunschdenken machen kann, trifft das auch auf die Pandemie zu.

Seriöse Expertinnen und Experten aus Infektiologie, Virologie, Biologie, Epidemiologie hielten sich immer an die Fakten und trafen realistische Einschätzungen. Positiv erwähnen möchte ich hier für Österreich u.a. Mikrobiologe Michael Wagner, Virologin Judith Aberle, die Mikrobiologen Sigrid Neuhauser und Florian Krammer, den pensionierten Epidemiologen Robert Zangerle, Molekularbiologe Ulrich Elling, Virologe Lukas Weseslindtner, Gesundheitsökonom Thomas Czypionka und Infektiologe Richard Greil. Sie alle haben seit Pandemiebeginn durchwegs solide Einschätzungen und Aussagen getroffen über den Pandemieverlauf. Hier und da mag es Meinungsverschiedenheiten geben, was die Auswirkung der Pandemie betrifft (insbesondere bezüglich Kinder und Long COVID), aber sonst sieht man einen roten Faden bei ihren Äußerungen.

Kurzzusammenfassung des heutigen Beitrags:

XBB.1.5 hat den Peak nun auch im Abwassersignal überschritten, während sich im Hintergrund XBB.1.16 aufbaut, das nicht nur weitaus ansteckender ist, sondern derartige Mutationen aufgesammelt hat, dass es mitunter die erste Reihe der Immunabwehr effektiver ausschalten kann – sodass es dem aufgebauten Immunschutz noch leichter entkommen kann. Grippale Infekte und Influenza sind weiterhin auf erhöhtem Niveau. Die Folgen der ungebremsten Durchseuchung werden wir auf allen Ebenen der Gesellschaft spüren. Die vollständige Abkehr von Public Health wird nicht aufrechtzuerhalten sein.

Tragt weiterhin Eure beste Maske (FFP2 oder FFP3), Männer – rasiert Eure Bärte ab, damit die Maske dicht sitzen kann – und haltet Euch von Menschen fern, die keine Maske tragen, und von denen ihr nicht wisst, ob sie Maske tragen, regelmäßig testen und wo sie sich zuletzt aufgehalten haben. Wer finanziell dazu in der Lage ist, empfehle ich, sich mobile Luftfilter/Luftreiniger anzuschaffen – speziell mit Kindern im Haushalt, aber auch vor Zusammenkünften.

Noch ein wichtiger Hinweis: Die Initiative Gesundes Österreich (IGÖ), die sich für saubere Luft in Österreichs Schulen einsetzt, veranstaltet am kommenden Dienstag, 21. März 2023, in 1010 Wien eine Pressekonferenz im Presseclub Concordia, Großer Saal, 10 Uhr.

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So wird’s alle aufhaun.

Über die Gewichtung lässt sich diskutieren, wesentlich aber sind Interessenskonflikte und ideologische Scheuklappen, die einen rationalen Umgang mit der Pandemie verunmöglichen, und verhindern, dass gesamtgesellschaftlich Gesundheitsschutz betrieben wird.

Während ich noch an einem Pandemie-Zwischenfazit schreibe, denn für einen Rückblick ist es weiterhin zu früh, bewegt sich Österreich in atemberaubendem Tempo rückwärts in der Zeit. Das neue Regierungsabkommen in Niederösterreich zwischen ÖVP und FPÖ enthält auch einen Paragraphen zu Corona, den ich inhaltlich unkommentiert stehen lasse. Für 30 Millionen Euro, die dafür veranschlagt wurden, könnte man wohl alle Schulen mit Luftfiltern ausstatten und die Behandlungsstellen für LongCOVID-Betroffene deutlich ausbauen.

Jetzt tun wieder alle überrascht und heucheln ihre Beschämung. Sie merken es wahrscheinlich wirklich nicht. Die Rauchs, Klenks, die Meinl-Reisingers, die jahrelang gegen alle Pandemiemaßnahmen geschimpft haben und damit die FPÖ gestärkt haben. Dazu ist erst vor kurzem ein Paper von Patrick Mellacher (2023) erschienen, das den Einfluss von Corona-Populismus in Österreich untersucht hat. Coronaskeptische Wähler haben demnach eher für die FPÖ gestimmt, nachdem diese eine antiwissenschaftliche Haltung eingenommen hat. So bestimmte die Wende der FPÖ, die anfangs für den Lockdown war, maßgeblich die Einstellung ihrer Wähler zu den Maßnahmen und nicht nur umgekehrt. Der Stimmenanteil der FPÖ korreliert signifikant mit den Todesfällen pro Kopf, nicht aber mit den gemeldeten Infektionszahlen – was womöglich damit zusammenhängt, dass sie seltener testen gingen.

Jedenfalls haben *alle* Zeitungen in Österreich und der nicht mehr so unabhängige, um es diplomatisch zu formulieren, ORF stark zu den wissenschaftsfeindlichen Regierungsnarrativen vom harmlosen Virus für die Mehrheitsbevölkerung beigetragen, das *nur* Alte und Vulnerable betreffen würde, “die sowieso gestorben wären” (unausgesprochen). Jede einzelne Maßnahmenrücknahme, aber vor allem auch deren Begründung in den letzten 1,5 Jahren hat die FPÖ gestärkt – beklatscht von diversen “Journalisten des Jahres” aller Medien.

Ich hab schon viel Gehirnschmalz investiert, um das Pandemieversagen aufzuarbeiten:

Angefangen von den Gründen für die zweite Welle über einen ersten Versuch, Interessenskonflikte und bis andauernde ideologische Grundhaltungen zu analysieren.

Hochaktuell leider auch meine Warnung:

“Wehret den Anfängen!” im Juni 2021.

Dafür ist es leider zu spät. Wir sind mittendrin. Jetzt beklagt ein Rauch auf Twitter, dass die FPÖ in der Landesregierung auch die Werbung für die Impfung einstellen will, damit konnte ja keiner rechnen, wenn man die Rechten stark macht. Die Politik in Niederösterreich ist lediglich eine Fortführung jahrelanger Pandemiepolitik ALLER Parteien im ganzen Land, aber auch Regierungsberater und Gesundheitsbehörden, die stark von den Rechten beeinflusst wurden.

Leben im Krisenmodus

Wien-Spittelau letzten Sonntag mit dem Rad

Die Wienliebe ist Geschichte. Ich lebe seit elf Jahren hier, zwei Jahre war ich in Salzburg, aber wollte schon nach wenigen Monaten wieder zurück nach Wien. Die geschlossenen Bundesgärten im ersten Lockdown waren nicht die Schuld der Stadtregierung, sondern Landwirtschaftsministerin der ÖVP, die die Gärten geschlossen hielt, um dem roten Bürgermeister eins auszuwischen (denn die Stadtparks blieben offen). Wien fuhr lange einen strengeren Kurs als die anderen Bundesländer, aber nie aus Nächstenliebe oder mehr wissenschaftlichem Verständnis, sondern um die Wiener Spitäler nicht zu überlasten. Flatten the Curve, Great Barrington-Kurs. Wien hat viel in ein gutes Testangebot für seine Bürger und Touristen investiert, durch das kostenlose Gurgelset zuhause war (und ist man noch bis etwa Juni) man in der Lage, seine Mitmenschen vor einer Ansteckung zu schützen – wenn man es rechtzeitig bemerkt und sich isoliert hat. Tests waren aber nie dafür gedacht, Impfung, Lockdowns oder Maske tragen zu ersetzen. Tests dokumentieren Infektionen, verhindern aber nur Zweitansteckungen. Dabei hätte das Ziel immer sein müssen, so viele Menschen wie möglich infektionsfrei bis zur Impfung zu bringen. Das haben weitaus mehr Erwachsene als Kinder geschafft.

Ich hab mir die Pandemie in Etappen eingeteilt. Erstmal den ersten Lockdown durchhalten, dann bis zur Impfung durchhalten. Dann zur zweiten Impfung durchhalten. Dann kam DELTA und ich zog die dritte Impfung. Dann kam OMICRON und dann war es leider aus. Seit Ende der Lockdowns gab es nie mehr diese Phase, wo man sich risikoarm frei bewegen konnte in der Stadt. Mit der Maskenpflicht war zumindest noch die Mobilität gewährleistet. Das ist seit März auch weggefallen. Jetzt essen und trinken viele wieder in den Öffentlichen Verkehrsmitteln, was zumindest in der U-Bahn eigentlich verboten ist. Seit Fall der Maskenpflicht sehe ich auch wieder viele Kontrolleure und Security. An Personal für Kontrolle der Maskenpflicht hat es also nicht gefehlt, sondern am Willen, diese auch durchzusetzen. Seit der unseligen Debatte um das angebliche Maskenverbot trägt fast niemand mehr Maske. In einer 2-Millionen-Stadt am Höhepunkt der SARS-CoV2- und in einer Influenza-B-Welle, die auch junge, gesunde Menschen ins Spital bringt. Dazu zahlreiche andere Viren, die momentan kursieren. Ich hab seit Pandemiebeginn noch nie quer durch alle Altersgruppen so viele Menschen husten gehört.

Entsprechend ist mein Bedarf auf Ausflüge momentan auf ein Minimum reduziert. Ich weiß zwar, dass mich meine FFP3-Maske schützt, aber die Ignoranz, Dummheit und Unwissenheit auszuhalten verlangt einiges an Resilienzfähigkeit ab. Lieber bin ich jetzt schon zwei Mal aufs Rad gestiegen und habe eine Runde gedreht. Wenn es wärmer wird, kann man zumindest in einem Gastgarten einkehren. Der Krisenmodus beginnt, sobald ich die Wohnung verlasse: FFP3 im Stiegenhaus, in den Öffis, bei stark frequentierten Straßen auch im Freien, im Supermarkt, im Handel. Für mich ist die Maske so selbstverständlich wie meine Brille. Sie bedeutet Freiheit – nämlich meine Lebensqualität bewahren, wandern und radfahren gehen zu können, liebe Menschen zu besuchen, die ich nicht anstecken will. Ich versteh den Hype um den Infektionsfetisch nicht. Er entzieht sich vollkommen meinem rationalen Denken. Ein Beispiel: Ich hab über sechs Jahre wegen Gallenbeschwerden massive Probleme mit Essen und Trinken gehabt und lebe seit der Gallenblasen-Entfernung nun über ein halbes Jahr schon fast beschwerdefrei. So viel Lebensgewinn. Eine mögliche, häufige LongCOVID-Folge sind Diabetes Typ I und Mastzellenaktivierungssyndrom (MCAS), was entsprechende Umstellung bzw. deutliche Einschränkung beim Essen erfordert. Ebenso entzieht es sich meinem Hausverstand, was so toll an der Normalität von 2019 war, dass man im Winterhalbjahr ständig krank war. Jetzt sind alle mit allem krank, es fehlt an Medikamenten, und viele taumeln von einer Infektion in die nächste. Das ist selbst dann mühsam, wenn man selbst gesund bleibt, aber es sind im Umfeld einfach alle ständig krank. Man kann nichts mehr planen, es krankt an allen Ecken und Enden, egal ob Handwerker, Arztbesuch – sogar die Weltmusiker sind ständig krank und müssen ihre Auftritte und Tourneen absagen.

Wie viele Runden braucht die Bevölkerung, bis sie einsieht, dass wir nicht in die Normalität von 2019 zurückkönnen, weil wir jetzt 2023 haben? Weil wir immer noch in der Pandemie sind, mit wiederkehrenden Wellen alle drei bis vier Monate und selbst in den Talsohlen hohe Grundinfektionsraten, sodass es nie mehr so entspannt ist wie im Sommer 2020, selbst Frühsommer 2021. Der weitere Wegfall von Test- und Maskenpflicht im Gesundheitsbereich gefährdet alle Menschen mit erhöhtem Risiko für schweren Verlauf oder LongCOVID. Covid19 kann nämlich bestehende Grunderkrankungen verschlechtern. Soll der einzige Trost sein, nicht daran zu versterben, wenn man durch Covid19 invalide wird und in die Armut rutscht? Wie wird das ab Juni weitergehen, wenn das Gurgeltest-Angebot der Stadt Wien enden wird? Wenn die Meldepflicht für SARS-CoV2 fällt? Denn eines ist sicher: SARS-CoV2 wird bleiben und weiterhin mit vielen Wellen zirkulieren, auch im Sommer. Wir werden es nurmehr im Abwasser bemerken und an der Prävalenz für Hustenanfälle im Alltag. Wie soll man seine Mitmenschen dann schützen, wenn man nurmehr mit Antigentests testen kann, die symptomlos häufig nicht anschlagen? Wie sollen Risikopatienten schnell zu Paxlovid kommen, wenn es keine PCR-Tests mehr an Wochenenden und Feiertagen gibt? Weil Arztpraxen geschlossen und Ambulanzen überlaufen sind? Werden dann künftig erst Recht infizierte Patienten mit vulnerablen Personen im Wartezimmer sitzen? Wie es jetzt schon mit Influenza der Fall ist – eine Lehre, die man aus der Pandemie hätte ziehen können, dass wir genauso auf Influenza testen sollten, denn die Impfquote ist jedes Jahr lausig und die Verläufe können für alle Altersgruppen schwerwiegend sein. Nichts gelernt hat man. Die Maske ist zum Feindbild stigmatisiert worden.

Es war nie besonders heldenhaft, zu Zeiten der Maskenpflicht trotzig keine Masken zu tragen. Diese Personen haben – wissentlich oder unwissentlich – andere gefährdet, die keine Masken tragen können: Säuglinge und Kleinkinder, und vor allem ältere Menschen, die die Maske zu locker trugen, weil sie sich sonst mit der Atmung schwertaten. Die maskenlose Öffifahrer haben sich aus der Solidargemeinschaft absentiert. Jetzt trägt die überwältigende Mehrheit keine Maske mehr, obwohl SARS-CoV2 weiterhin gefährlich ist und jede Woche mindestes ein Reisebus voller Menschen an Covid19 verstirbt, und viele Erkrankte Wochen brauchen, um sich zu erholen – LongCOVID tritt nach wie vornach der Infektion auf, auch bei 4fach Geimpften. Jetzt sind die Maskenträger in der Minderheit, und das sind die eigentlichen Helden, die stark bleiben, obwohl sie exponiert sind und dafür immer häufiger bepöbelt und abwertend belächelt werden. Die Maskenträger gefährden niemanden – im Gegenteil, sie schützen vorbildhaft alle vor einer Infektion, und schützen auch ihre Mitmenschen im Haushalt oder Freunde. So wie der Nichtraucher die Raucher nicht mit sauberer Luft verpestet.

Ich versteh es wie gesagt nicht. Um so zu denken, muss man nicht einmal besonders viel wissen. Es hat doch auch kein Arbeitgeber etwas davon, wenn die Mitarbeiter ständig krank sind und sich möglicherweise nicht mehr von ihrer Infektion erholen, produktiv und kognitiv eingeschränkt bleiben – bei ohnehin vorherrschendem Personalmangel. Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie sind dramatisch. Warum seid ihr gerne krank? Habt ihr die Zeit nicht genossen, wo ihr nie krank wart? 2020 gab es keine Influenzawelle, auch keine RSV-Welle. Je später Kleinkinder an RSV erkranken, desto höher die Chancen für mildere Verläufe und ausbleibende Spätfolgen (verringerte Lebenserwartung durch chronische Lungenerkrankungen). 2021 war die Influenzawelle flach, RSV schon ein größeres Problem, weil die Schulmaßnahmen gelockert wurden. Seit letztem Spätsommer feiern alle Viren Kirtag, und das eben durchgehend jetzt bis in den Spätwinter. RSV ist zwar vorbei, aber der Rest noch nicht und das wechselhafte Wetter der nächsten Wochen wird daran wenig ändern. Der Reiseverkehr tut sein übriges. Für den einen Reisen, für den anderen abgesagte Urlaube, oder krank zurückkommen. Was ist so toll daran? Warum will man das und findet es unerträglich, stattdessen für verhältnismäßig kurze Zeit Maske zu tragen im Alltag?

Saubere Luft nur für die Regierung

Die berühmte “Zukunftsrede” von Kanzler Nehammer (ÖVP) auf der von der ÖVP organisierten und bezahlten Veranstaltung. Die rot markierten Pfeile zeigen den Luftstrom von den sogenannten Dyson Purifier Cool Autoreact Luftreiniger TP7A. Dabei handelt es sich um Luftreiniger, deren HEPA-H13-Filter Viren wie SARS-CoV2 besonders effektiv entfernen. Das ist kein Klimagerät, sondern ein kühlender Luftzug.
Der Pressesprecher von Kanzler Nehammer, Daniel Kosak, behauptet, dass es sich bei den Geräten oben nicht um Luftfilter handeln würde.

Zum Verständnis für die Leser: SARS-CoV2 wird über die Luft übertragen und zwar in Form von winzigen Tröpfchen, die die noch kleineren Viren enthalten, und beim Ausatmen freigesetzt werden. Größere Tröpfchen, die vor allem beim Husten und Niesen entstehen, enthalten kaum infektiöse Viren, sondern vor allem die kleinsten Aerosole, wo es bereits ausreicht zu atmen, sprechen, schreien oder singen. Je anstrengender die Aktivität, desto stärker wird ausgeatmet. Bei den neuen Varianten werden mehr Viren ausgeatmet (Lai et al. 2022, Jimenez et al. 2022).

Die Shanghai-Regierung ließ bereits am 8. Februar 2020 verlautbaren, dass SARS-CoV2 über die Luft übertragen wird. Bei der Pressekonferenz der WHO am 11. Februar 2020 sagte WHO-Chef Tedros in Minute 40:27 “Covid is airborne”. Um Minute 42:00 sieht man Tedros und den WHO-Geschäftsführer Mike Ryan reden, bei 46:23 sagt Tedros lachend, er hätte irrtümlich den militärischen Begriff airborne verwendet, danach redete er nurmehr von Tröpfchen. Es dauerte bis zum 30. April 2021, dass die WHO Aerosole als Hauptübertragungsweg anerkannt hat, seit 24. Dezember 2021 wird überhaupt nur noch von aerosol/airborne transmission gesprochen, die Schmierinfektion steht an dritter Stelle.

Die österreichische Gesundheitsbehörde AGES, die dem Landwirtschafts- und Gesundheitsministerium unterstellt ist, verwendet – Stand 13.03.23 – immer noch die veraltete WHO-Definition:

“Die Übertragung von SARS-CoV-2 erfolgt hauptsächlich über Tröpfchen, z. B. beim lauten Sprechen, lautem Singen oder durch Husten oder Niesen. Eine Übertragung kann in bestimmten Situationen auch über die noch kleineren Aerosole (feinste luftgetragene Flüssigkeitspartikel) erfolgen, die längere Zeit in der Luft schweben können, z. B. wenn viele Personen in nicht ausreichend belüfteten Innenräumen zusammenkommen.”

Nicht nur in bestimmten Situationen. Immer: Aerosole verhalten sich wie Rauch. Am stärksten ist die Aerosolwolke dort konzentriert, wo die emittierende Person steht. Dort ist auch das Ansteckungsrisiko am höchsten. Mit zunehmender Entfernung wird die Wolke ausgedünnt. In Innenräumen kann das über mehrere Meter Entfernung noch zu Ansteckungen führen – wenn zu wenig gelüftet oder die Raumluft nicht gefiltert wird.

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Ich trage weiterhin eine Maske.

Die Wiener Öffi-Gratiszeitung “HEUTE” am 09. März 2023. Das ist nachweislich falsch: Es braucht kein ärztliches Attest, um gesundheitliche Gründe, eine Maske zu tragen, glaubhaft zu machen. Die FFP2-Maske selbst signalisiert schon, dass a) sich jemand vor einer Infektion schützen möchte oder b) selbst gerade infiziert ist und andere schützen möchte (etwa am Weg zum Arzt oder zur Apotheke). Ich habe die Meldung an den Österreichischen Presserat weitergeleitet, weil derartig verantwortungslose Meldungen dazu beitragen, dass Personen vom freiwilligen und eigen- bzw. fremdverantwortlichen Maske tragen abgehalten werden. Und zwar nicht nur gesunde Menschen, sondern eben auch “vulnerable” Personen.

Statt dringende Empfehlungen zum Maske tragen wegen der aktuellen epidemischen Welle läuft derzeit eine Anti-Masken-Kampagne in den Medien. Nichts gelernt aus drei Jahren Pandemie. Schlimmer noch: Die heldenhaften Träger der Maske, die sich weiterhin dagegen wehren, sich (wiederholt) anzustecken, werden schikaniert und diskriminiert.

Es war wahrlich nichts heldenhaftes darin, während der Zeit der Maskenpflicht trotzig keine aufzusetzen und damit andere zu gefährden, die keine Maske tragen können, etwa Säuglinge und Kleinkinder. In öffentlichen Verkehrsmitteln hatte man so nämlich echten Herdenschutz – die Mehrheit der Maskenträger schützte eine Minderheit, die es nicht konnte, oder deren Eltern (bis heute) die Gefahr für ihre Kinder unterschätzt haben.

Das ist jetzt vorbei. Mich erreichen immer wieder Berichte von Lehrerinnen, Erzieherinnen und aufgeklärten Eltern, dass ihre Kinder alles andere als scharf darauf sind, die dritte, vierte, fünfte Coronainfektion durchzumachen. Wurden Kinder je in der Pandemie gefragt, was sie davon halten, ständig als Propagandainstrument missbraucht zu werden? Abwechselnd dafür, dass die Schulen offen bleiben müssen, damit die Eltern arbeiten gehen können, über den andauernden Leistungsdruck, auch krank in die Schule zu gehen, um keine Nachteile bei Schularbeiten zu haben, bis hin zur schwer geschädigten Psyche, die Schulschließungen als absolute Todsünde framen. Dabei wurde die Psyche weit weniger durch die Maßnahmen selbst geschädigt, als es von den NEOS über Sprenger, den FALTER bis hin zum Gesundheitsminister immer wieder ertönt. Auch Suizide haben nicht zugenommen – das steht sogar im ORF. Atemwegsinfektionen im Kindesalter erhöhen das Sterberisiko im späteren Alter, fand eine Studie vor kurzem heraus.

Rechtslage zum Maske tragen

Die Polizei Wien schrieb am 08.03.23 in einem Tweet zu den Ausnahmegründen zum Verhüllungsverbot (aus dem Jahr 2017, da gab es noch keine Pandemie, die meisten Polizisten haben die Pandemie erlebt bisher und dürften mitbekommen haben, dass eine Maske ein sinnvoller Schutz ist).

Es steht nicht explizit COVID, sondern bei Infektionsgefahr, Luftverschmutzung oder witterungsbedingte Umstände.”

(Quelle)

Der Rechtsanwalt Florian Horn sieht das so:

“Zunächst muss man unterscheiden zwischen dem Vermummungsverbot bei Versammlungen in §9 Abs1 Versammlungsgesetz und dem allg Verhüllungsverbot im Anti-Gesichtsverhüllungsgesetz. Meines Erachtens ist aber keines der Gesetze geeignet, das Tragen einer FFP2 Maske zum Gesundheitsschutz zu verhindern. …. Im Anti-GesichtsverhüllungsG bleibt daher die Ausnahme in §2 Abs2, wenn die Verhüllung “gesundheitliche Gründe” hat. Das ist mE jedenfalls bei einer FFP2 Maske gegeben egal ob sie zum Selbstschutz vor Ansteckung, oder zum Schutz von anderen getragen wird zB bei Schnupfen…. Ähnlich ist der Fall mit dem VersammlungsG. Dort gibt es zwar keine Ausnahme, aber die Formulierung lautet “um … zu”. Das bedeutet es muss eine Absicht vorhanden sein, gerade die Wiedererkennung zu verhindern. Diese besteht bei der Maske aus gesundheitliche Gründen nicht.”

(Quelle)

Der Universitätsprofessor für Staatsrecht, Peter Busjäger sieht es so:

“Die Polizei liegt aber falsch. Wenn ich eine FFP2-Maske verwende, wird man von gesundheitlichen Gründen auszugehen haben. kritischer ist es, wenn etwas anderes verwendet wird, das annehmen lässt, dass die gesundheitlichen Gründe nur vorgeschoben sind.”

(Quelle)

Angesichts der vorhandenen Faktenlage …

  • hohe Infektionszahlen selbst nach PCR-Tests, obwohl die Zahl der Tests nach Ende der Testpflicht in Spitälern weiter sinkt
  • hohe Infektionszahlen im Abwassermonitoring in der Größenordnung der letzten Spätwinterwelle
  • signifikante Langzeitfolgen unabhängig vom Impfststatus
  • lange Wartezeiten auf Fachambulanz im Fall von LongCOVID-Symptomen
  • teils irreparable Schäden (Herzerkrankungen, Schlaganfall, Diabetes)
  • drohende Teil/Vollinvalidität, sozialer und finanzieller Abstieg

darf man sich bei der gegebenen Rechtslage jedenfalls eigenverantwortlich selbst schützen mit einer FFP2- oder FFP3-Maske, ohne rechtliche Konsequenzen zu befürchten. ÖBB und Wienerlinien sowie Regionalbusse schulden grundsätzlich eine sichere Beförderung. Wäre überlegenswert, an die Gefährdungshaftung anzuknüpfen – die entstünde, weil die Viruslast und damit Ansteckungsgefahr in einem nicht ausreichend belüfteten Innenraum entsteht – also sogenannte Betriebsgefahr durch Massenbeförderung von Menschen in geschlossenen Verkehrsmitteln ohne ausreichende Sicherheitsvorkehrungen gegen Ansteckung mit SARS-CoV2. Insbesondere müsste man nämlich nachweisen, dass zu Rush Hour Zeiten das einseitige “eigenverantwortliche” Masketragen ausreicht, um eine Infektion zu verhindern, aber auch, wie es um den Schutz der Kinder bestellt ist, die keine Maske tragen können und durch eine Infektion dann Langzeitschäden erleiden, die Jahrzehnte an gesunden Lebensjahren kosten können.

Was bleiben sonst gute Gründe, Maske zu tragen?

Der Lerneffekt aus der Pandemie könnte sein zu sagen …

Ich trage eine Maske, weil ….

  • ich gesund bleiben möchte (no na)
  • ich meine Angehörigen schützen möchte, etwa als pflegende/r Angehörige/r oder Familienmitglieder mit erhöhtem Risiko
  • ich meinem Arbeitgeber und den Kollegen Krankenstand ersparen will (weniger Kosten für die Wirtschaft und für die Krankenkasse, also auch für den Staat, im Sinne des Gemeinwohls handelnd)
  • ich zur kritischen Infrastruktur zähle und wir uns keine Ausfälle leisten können
  • die Krankenstandszahlen eh schon so hoch sind und der Betrieb sonst nicht aufrechterhalten werden kann
  • Asthmatiker bin und an einer Pollenallergie leide (Maske auch im Freien ratsam)
  • die Luftverschmutzung in der Stadt so hoch ist und ich damit meine Lungen schütze
  • es neben Covid auch Influenza und andere Viren gibt, gegen die eine FFP2/3-Maske genauso gut schützt
  • ich aufgrund der hohen Infektionszahlen nicht ausschließen kann, selbst infiziert zu sein, so schütze ich meine Mitmenschen
  • ich weiß, dass Covid19 zu kognitiven/olfaktorischen Beeinträchtigungen führt. Das kann mich meinen Job kosten (z.B. Lotse, Flugbegleiter, Koch)
  • ich gerne Sport treibe und eine Infektion in jedem Fall eine mehrwöchige Auszeit erzwingt, um Herzmuskelentzündungen und anderen schwerwiegenden Folgen vorzubeugen
  • ich einen Wettkampf plane und in der Vorbereitungszeit nicht erkranken darf
  • ich demnächst eine geplante Operation habe und die Narkose riskant ist, wenn man sich in den zwei Wochen vor der OP infiziert hat.
  • ich es schon einmal hatte und kein zweites Mal haben will.

Das verstehe ich unter “gesundheitliche Gründe glaubhaft machen”.

Sollte die Erklärung nicht akzeptiert werden, würde ich einen Zahlschein verlangen (man ist nicht verpflichtet, sofort zu zahlen) und auf die Anzeige warten und diese beeinspruchen.

Es kann jedenfalls nicht sein, dass sich vulnerable Personen in der Öffentlichkeit künftig als solche deklarieren müssen (“ärztliches Attest”), um Schutz vor einer Ansteckung zu bekommen. Das sind Methoden der 30er Jahre, die passen nicht ins 21. Jahrhundert. Was kommt als nächstes? Eine Armbinde mit einem großem V wie Vulnerabel? Und natürlich alle anderen, die gesund sind oder sich dafür halten, dürfen die sich dann nicht mehr schützen? Man sieht, dass hier Klärungsbedarf durch das Innenministerium gegeben ist.

Auf die Aussage “Sie können die Maske hier abnehmen.” oder “Du brauchst keine Maske mehr tragen.” am besten antworten: “Und Sie können gerne eine aufsetzen.”

Freiheit gilt nicht nur in eine Richtung, wird vom Gegenüber als genauso übergriffig und absurd empfunden wie vice versa.

Empfehlungen gibt es nach wie vor auch von offizieller Seite.

Auf der Seite 1450 wird ausdrücklich das Tragen einer FFP2-Maske empfohlen, ebenso auf der Seite des Gesundheitsministeriums.

Gesundheitsminister Rauch mit der vernünftigsten Aussage seit Amtsantritt im März 2022:

#Maskentragen stellt KEINEN Verstoß gegen das #Vermummungsverbot dar! Wer freiwillig #Maske trägt, schützt sich und andere. Die Klarstellung wird gerade vom Innenministerium ausgearbeitet.

Damit ist das Thema dann hoffentlich erledigt.

Derzeit steht im Bundesgesetz des Innenministeriums:

(2) Ein Verstoß gegen das Verhüllungsverbot gemäß Abs. 1 liegt nicht vor, wenn die Verhüllung oder Verbergung der Gesichtszüge durch Bundes- oder Landesgesetz vorgesehen ist, im Rahmen künstlerischer, kultureller oder traditioneller Veranstaltungen oder im Rahmen der Sportausübung erfolgt oder gesundheitliche oder berufliche Gründe hat.

Update, 25.04.23 – Es ist immer noch keine Klarstellung seitens des Innenministeriums erfolgt.

Die XBB.1.5-Welle ist noch nicht vorbei!

Die Virenlast im Abwasser steigt nochmal deutlich an, während die Inzidenz mit dem Fall der Testpflicht in den Spitälern abnimmt.

Wir erinnern uns, wie Krankheitsstadtrat Hacker bei Martin Thür in der ZiB2 vom 09.02.23 den Fall der Maskenpflicht in Wien begründet hat: Der Höhepunkt wurde im März erwartet, daher wollte man noch bis Ende Februar hineinbremsen, aber die Infektionswelle sei nur infektiöser, würde aber nicht kränker machen. Da stellt sich nur immer die Frage: Kränker als was? Wenn XBB.1.5 nur so schlimm wie die Pest ist und kein Cholera, würde niemand auf die Idee kommen zu sagen: Na dann lassen wir es doch durchrauschen, ist immerhin kein Cholera. Oder? Oder?? Doch – unsere Politiker sind so blöd, und trotz Nachforschungen wissen wir auch nicht, welche ExpertInnen Bürgermeister Ludwig das grüne Licht zur Aufhebung der Maskenpflicht gegeben haben. Denn die Experten wüssten, dass eine infektiösere Variante mehr Menschen gleichzeitig krank macht, dessen Auswirkungen wir sowohl bei den Krankenständen, dem Medikamentenmangel als auch Hospitalisierung und Todesfälle sehen. Viele Menschen in der Durchschnittsbevölkerung sind zum Zeitpunkt ihrer ersten oder zweiten Infektion höchstens vier Mal geimpft, viele haben sich nach drei Wildtyp-Impfungen mit OMICRON-Subvarianten angesteckt, wenige haben bis zur vierten angepassten Impfung durchgehalten und sich dann infiziert. Ich kenne kaum jemand, der die Infektion als Spaziergang beschreibt – im Gegenteil.

Gleichzeitig zirkulieren derzeit noch viele Atemwegsinfekte, die durch Rhino oder saisonale Coronaviren verursacht werden. Influenza B ist weiterhin über dem epidemischen Niveau mit 12% Positivrate, und der Anteil der SARS-CoV2-Sentinelproben an der Virologie Wien beträgt 35%. Gleichzeitig gibt es eine Masse an bakteriellen Infektionen, auch bei Kindern, aber Antibiotikamangel und über 600 Medikamente fehlen insgesamt oder sind nur eingeschränkt verfügbar. Akuter Handlungsbedarf, aber wen interessiert das? Den der Chef der ÖGK z.B., der sich mit einer Empfehlung zum Maske tragen zu Wort meldet, weil die Krankenstände explodieren.

Was leider in der Kommunikation wenig berücksichtigt wurde: Wie man die Maskenpflicht in eine Empfehlung umwandelt und wie man Menschen begreiflich macht, dass sie der Risikogruppe angehören. Viele ältere Menschen tragen nämlich seit dem 1. März keine Maske mehr in den Öffis, obwohl sie per definitionem schon vom Alter her zur Risikogruppe zählen. Natürlich weiß auch die nicht-vulnerable Gruppe, die durch LongCOVID in den letzten drei Jahren kleiner geworden ist, erschreckend wenig zu den Langzeitfolgen einer Coronaerkrankung – sonst würde sie mehr Selbstschutz betreiben, aber auch andere vor einer Infektion bewahren. Ich red in ein Sackerl – Briefe ans Salzamt, ich weiß.

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Völliger Realitätsverlust: Willkommen im Mittelalter!

Im Abwasser ist der Peak noch nicht erreicht. Nach kurzzeitiger Abschwächung des Anstiegs steigen die Genkopien im Abwasser nochmals an. Die Welle ist inzwischen vergleichbar mit der BA.2-Welle im vergangenen Jahr. Wir haben trotz “breiter Immunisierung” also schon nahezu die höchste Viruslast der gesamten Pandemie im Umlauf!

Die Regierung hat unter tatkräftiger Mithilfe der meisten Journalistinnen und Journalisten bloß die Stummtaste gedrückt. Der Film läuft aber weiter.

Da setzt auch mein Hauptvorwurf an: Politik und Medien haben nicht nur völlig versagt, sondern betreiben aktive Desinformation und sind damit – das muss man leider so brutal ausdrücken – verantwortlich für die anhaltend hohen Todeszahlen, Krankenstände und weitere LongCOVID-Opfer. Denn es ist common sense, dass die Bevölkerung obrigkeitshörig ist und ihr Verhalten nicht dem Ist-Zustand anpasst, sondern wie dieser Ist-Zustand dargestellt wird. Herdendenken eben. Wenn der Hirte die Richtung vorgibt, geht die Herde nach – auch wenn das über die Klippe in den Abgrund führt.

Ich verlange von niemandem, dass er meinen Wissensstand hat, den ich mir über drei Jahre lang hart erarbeitet habe, durch tausende Stunden in meiner Freizeit, die ich in das Lesen von Fachartikeln und Kommentare und Diskussionen mit Experten investiert habe. Mir ist völlig bewusst, dass ich in einer privilegierten Position bin – als studierter Naturwissenschaftler ohne Familie oder Kinder, der sich die Zeit dafür einfach genommen hat und die Verbissenheit gehabt hat, dranzubleiben. Es wäre überheblich anzunehmen, dass sich jeder gleich intensiv und gleich interessiert informieren muss.

“The Party told you to reject the evidence of your eyes and ears. It was their final, most essential command.”
(George Orwell, 1984)

Alles, worum ich bitte, seinen eigenen Augen und Ohren zu vertrauen:

Wir haben zweifellos eine riesige Infektionswelle, das ist nicht nur durch das öffentlich einsehbare Abwassermonitoring für jeden nachvollziehbar, sondern sogar noch die offiziellen Infektionszahlen, obwohl erheblich weniger getestet wird als früher. Derzeit sind fast 60000 Menschen positiv getestet, um 1430 sind im Krankenhaus – seit 2. November 2022 werden nur noch positiv getestete Fälle im Krankenhaus gezählt (behandlungswürdig sind viele Covid19-Patienten aber viel länger), die tatsächliche Zahl der Covid19-Patienten ist also viel höher.

Und auch jene, die die Statistiken nicht regelmäßig verfolgen, weil sie gerade andere Sorgen haben, etwa aufgrund der ungebremsten Teuerungsrate im Land die Miete zahlen zu können oder noch genug Geld zu haben, um die Familie ernähren zu können, können jeden Tag in den Öffis erleben, dass die Pandemie nicht vorbei ist: Alles hustet, schnupft, hat glasige Augen oder ist schlichtweg nicht anwesend, weil im Krankenstand. Es entgeht auch Vätern und Müttern von schul- und kindergartenpflichtigen Kindern nicht, dass ständig Unterricht ausfällt, weil Lehrer krank sind, oder dass die Hälfte der Klasse fehlt. Auch in den Betrieben fallen wiederholt große Cluster auf, speziell nach Meetings und Konferenzen oder Dienstreisen. Viele sind krank aus den Winterferien zurückgekehrt, haben sich beim Skiurlaub angesteckt. Ein Teil davon sind die präpandemischen Grippe-, RS- und gewöhnlichen Coronaviren, aber ein signifikanter Teil sind eben weiterhin Coronaviren, die sich viel effektiver verbreiten und mehr Menschen anstecken als andere Viren. Nicht nur auf den Winter beschränkt. Leider.

Wir wissen auch, dass gerade Influenza- und Coronaviren das Immunsystem vorübergehend schwächen können, sodass bakterielle Zweitinfekte dazu kommen oder folgen können. Da helfen normalerweise Antibiotika. Aber an denen mangelt es derzeit. Wir wissen, was helfen würde: Kranke Kinder müssen zuhause bleiben, Maske tragen würde in der Schule Übertragungen schnell und wirksam verhindern. Langfristig mobile Luftreiniger und eingebaute HEPA-Filter.

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Message Control im ORF: Pandemie und Endemie

Während die Wellen von BA.5 und der Variantensuppe zwischen Juli 2022 und Jänner 2023 einen endemischen Zustand suggerierten, zerstört XBB.1.5 diese Illusion erneut, denn es es handelt sich hier klar um eine epidemische Welle. Quelle: Boston University

Für manche ist es eine Diskussion um des Kaisers Bart, für andere ist es hingegen wichtig, wissenschaftlich korrekt zu bleiben, um nicht die Regierungsnarrative zu übernehmen. Grundsätzlich gilt: Ob wir es Pandemie oder Endemie nennen, ändert nichts am akuten Handlungsbedarf. Wir leben auf Dauer nur mit einem weiterem Virus, wenn wir aus der Pandemie lernen und Schutzmaßnahmen dauerhaft übernehmen. Bei Cholera war das sauberes Trinkwasser und die beiden Hochquellwasserleitungen in Wien, in Afrika und Asien sind es Moskitonetze bei endemischer Malaria. Niemand käme dort auf den Gedanken zu sagen, man entfernt die Moskitonetze, weil Malaria endemisch sei.

Die Boston University definiert endemisch als “gewöhnliche Häufigkeit einer Krankheit an einem bestimmten Ort”. Eine Epidemie ist eine Zunahme der Häufigkeit über der endemischen Rate. Epidemie und Ausbruch sind synonym zu verstehen. Pandemie bezieht sich auf zahlreiche Epidemien weltweit. Auch das ist selbstverständlich noch erfüllt. Die Definition Pandemie hat übrigens nichts mit der Schwere der Erkrankung zu tun.

Das Regierungsnarrativ lautet: Seit OMICRON ist das Virus so mild, dass wir keine Maßnahmen mehr brauchen. Mit OMICRON erleben wir endemische Wellen, die Pandemie ist vorbei. Schutzmaßnahmen daher unverhältnismäßig, weil die Spitäler nicht mehr überlastet sein würden. Ich möchte im Folgenden diese Narrative anzweifeln:

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