
Risiken einer Ansteckung bei Freizeitaktivitäten: Quelle und Grafik in groß
Wir wissen aufgrund hunderter Fallbeispiele inzwischen, wo das Risiko einer Ansteckung am höchsten ist und wo es so gering ist, dass man beinahe gefahrlos einer Aktivität nachgehen kann:
Nachtclubs führen mit Abstand, dann folgen Innenräume von Bars sowie Kirchen, Wohnungspartys, Sportstadion, Konzerte und Theater. Außerdem zählen Buffets, Begräbnisse und Hochzeiten dazu, ebenso Umarmungen und Händeschütteln, mit jemand ausgehen, den man nicht gut kennt, Vergnügungsparks und – nicht regelmäßig eine Maske zu tragen. Die Risiken gehen bei allen Aktivitäten zurück, wenn eine Maske getragen, Abstand gehalten und sich regelmäßig die Hände gewaschen wird.
Zu viel gelockert

Epidemologische Kurve, Stand 04.07.2020 – Quelle
Wenn man die Zeitverzögerung beachtet, die sich aus der Inkubationszeit (3-14 Tage) ergibt, dann nimmt das Infektionsgeschehen seit der ersten Lockerung der Maskenpflicht (15. Juni) zu, als die Pflicht außerhalb von öffentlichen Verkehrsmitteln und Apotheken (sowie Arztbesuchen) weggefallen ist. Die zweite Lockerung am 01. Juli, seitdem auch Kellner keine Masken mehr tragen müssen, schlägt sich noch nicht in den Infektionszahlen nieder. Natürlich hängen die bekannten Neuinfektionen nicht zwingend mit der mangelnden Fremdverantwortung durch fehlendes Masken tragen zusammen, etwa fanden die letzten Cluster bei Kirchenveranstaltungen oder beim berüchtigten Rotarierclubabend in Salzburg statt. Eher hat die zunehmende Sorglosigkeit (“keine Regeln, kein Risiko”) dazu geführt, dass wieder häufiger vermeidbare Menschenansammlungen in geschlossenen Räumen stattfinden. Mit den Lockerungen ist zudem Selbstbedienung am Buffet wieder möglich, obwohl gemeinsames Geschirr eine Infektionsquelle darstellt (s.o.), auch größere Veranstaltungen in Innenräumen sind wieder möglich, obwohl in Österreich aufgrund der strengen DSGVO keine Kontaktdaten von Gästen gespeichert werden dürfen (im Gegensatz zu Deutschland). Ab 1. August sollen auch Bars und Nachtclubs wieder bis 04.00 offen haben dürfen, obwohl Nachtclubs wie in Ischgl zu den Treibern der Pandemie gehören. Stichtag für diese Entscheidung ist allerdings der 15. Juli auf Basis des aktuellen Infektionsgeschehens.
Druck der Wirtschaft
Die Wirksamkeit von Masken (und die Unwirksamkeit von Gesichtsvisieren) ist längst eindeutig belegt. Der Umstand, dass Kurz und nicht Anschober die letzten Lockerungen verkündet hat, deutet darauf hin, dass der Druck der Wirtschaftslobby auf Kurz zu groß war. Mediziner sind sich einig, dass der Wegfall der Maskenpflicht ein Topfen war. Jetzt zeigt sich der Nachteil einer neoliberalen Finanzpolitik, die bei der finanziellen Unterstützung spart statt unbürokratisch zu helfen und eine Perspektive anzudeuten, sowohl für Arbeitslose als auch für Jungunternehmer. Die ersatzlose Kübelung des Epidemiegesetz, denn die WKO-Hilfe ist kein adäquater Ersatz, sorgt für große Unsicherheit, denn wenn selbst behördlich angeordnete Schließungen keine Entschädigung nach sich ziehen, warum sollte man sich dann auf das Risiko, ein Unternehmen zu gründen, noch einlassen? All jene, die jetzt wegen des Lockdowns arbeitslos wurden, fallen auf 55% des durchschnittlichen Gehalts vom Vorjahr zurück, ein großer Absturz ohne Alternative/Umstieg in Sichtweite. Das gilt auch für tausende Arbeitskräfte in der Luftfahrtbranche, denen die kommenden Monate und Jahre der Jobverlust droht. Bestimmte existenzschädigende Maßnahmen müssen bis zum Impfstoff durchgezogen werden. Statt finanzieller Soforthilfe wird lieber weiterhin Populismus betrieben, die Öffnungspläne werden scheinbar ohne Rücksicht auf die aktuelle Entwicklung durchgezogen. Damit riskiert man einen zweiten Lockdown, der im Zweifelsfall wieder nur jene Gruppe an Personen träfe, die im türkisen Menschenbild verzichtbar sind. Balkonklatschen reicht zur Befriedung des schlechten Gewissens, wie man sieht.
Corona-Ampel-System
Sprenger, der zu sehr den schwedischen Weg propagiert hat, darf man zurecht kritisieren, aber gleichzeitig kommen von ihm wiederholt durchdachte Ideen, etwa das Corona-Ampelsystem, das inoffiziell schon seit April läuft. Ende April hatte er die zugrundeliegenden Argumente für ein solches System erläutert. Heute kündigte Anschober an, besagtes Ampelsystem offiziell zu implementieren – natürlich ohne auf Sprenger Bezug zu nehmen.
Positive Beobachtung: Gestern hat die Security der Wiener Linien am Schottenring an den U-Bahn-Stationen kontrolliert und aufgefordert, sich den MNS überzuziehen.
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