
Das Jaukerl ist drin.
Die Tage vor der Impfung ging ich gar nicht mehr außer Haus, und wenn, nur zum Einkaufen oder in die Arbeit, mit FFP3-Maske. Am Vorabend konnte ich in der Arbeit nochmal einen (freiwilligen) Nasenbohrtest (High Top Antigentest) machen. Ich fuhr so hin, dass ich zu früh dort war. Die Schlange war kurz, ein großer Saal, gleich zu Beginn zwei Damen, die für die Anmeldung da waren. Ich zeigte mein Attest und das ausgedruckte Impfticket mit dem QR-Code sowie die E-Card. Beim nächsten Schalter saß die Ärztin und ich gab meinen Aufklärungsbogen ab. Sie ging die Fragen durch, wichtig war vor allem, ob man eine andere Impfung in den vier Wochen vorher hatte und ob Allergien vorlagen. Dann bekam ich eine Karte, auf der steht, dass ich die erste Teilimpfung mit Moderna erhalten hatte und der Termin für die zweite Impfung. Leider wurde die Impfung nicht in meinen analogen (gelben) Impfpass eingetragen, wo alle Impfungen seit meiner Geburt stehen, dafür steh ich jetzt im E-Impfpass. Dann kam schon der Stich, der wenige Sekunden dauerte, anders als bei meiner Hormonspritze, die ich alle vier Monate bekomme. Nach der Spritze wartete ich noch eine Viertel Stunde zur Nachbeobachtung, konnte dann aber beschwerdefrei gehen.
Impfreaktionen
Die ersten Stunden bemerkte ich nur einen leichten Schmerz an der Einstichstelle am Oberarm. Am Abend kam eine ausgeprägte Mundtrockenheit dazu, die über Nacht anhielt bis heute anhielt. Den Oberarm auf Schulterhöhe anheben ist schmerzhafter. Gegen Mittag, etwa 20 Stunden nach dem Impfstich, kam ein fiebriges Gefühl hinzu sowie Kopfweh und Abgeschlagenheit hinzu. 25 Stunden nach der Impfung ist das fiebrige Gefühl wieder besser geworden.
30 Stunden später schmerzt nur noch der Oberarm, das fiebrige Gefühl ist weg.
Am Tag darauf auch nachlassende Schmerzen im Oberarm, nur noch leicht druckempfindlich. Meine Magenbeschwerden, die ich bis zum Impftag hatte (Symptome einer Gastritis) sind interessanterweise seit der Impfung verschwunden. Wars der Stress, hatte ich LongCovid? Keine Ahnung. Mal sehn, ob das so bleibt.
Für die mRNA-Impfstoffe gibt es hier eine gute Übersicht, welche Symptome bei 1. und 2. Dosis auftreten. Im Gegensatz zu AstraZeneca spürt man die erste Dosis meist schwächer als die zweite.
Verhalten nach der ersten Teil-Impfung
Bis der volle Impfschutz bei Moderna (mRNA-1273) besteht, wird es rund 12-14 Tage dauern (real-world evidence für Pfizer).

Die kommenden 10-14 Tage sollte ich mich also tunlichst nicht anstecken, um einen schweren Verlauf zu vermeiden, bevor der Impfstoff seine volle Wirkung entfalten kann. Nicht nur das, sondern auch wegen den hohen Inzidenzen derzeit in Wien und Niederösterreich (je 276 und 245) und dem Umstand, dass die Spitalskapazitäten bereits zu 100% ausgelastet sind.


Soweit so gut. Wenn es um die Virusvarianten geht, dann ist die Pole-Position der mRNA-Impfstoffe nicht mehr so überragend. Da zeigt dieses Preprint-Paper, dass es zwar gegen die in Österreich dominant gewordene Britische B.1.1.7-Variante unverändert gut wirkt, aber gegen die brasilianische P.1-Variante schon nicht mehr so gut und am schlechtesten gegen die Südafrika B.1.351-Variante, die sich nicht nur in Tirol, sondern auch in Ostösterreich zunehmend ausbreitet, aber anscheinend keinen evolutionären Vorteil gegenüber B.1.1.7 haben dürfte.
Heißt das nun, dass man mit einer mRNA-Impfung schlechter gegen die Südafrika-Variante geschützt ist? Wenn ich es richtig interpretiere, dann gibt es immer noch die T-Zellen-Immunität, die vor schweren Verläufen und Tod schützen kann. Unklar ist, ob das auch für B.1.351 und P.1 gilt. Zudem argumentiert Virologe Krammer damit, dass man bei Moderna mit sehr hohen Antikörpertitern startet, wodurch die 6,4fache Reduktion bei B.1351 gegenüber dem Wildtyp nicht so stark ins Gewicht fällt.
Und wie verhalte ich mich nach der zweiten Teil-Impfung?
Grundsätzlich nicht anders als ungeimpfte Menschen, aber mit einem deutlich beruhigteren Gefühl, wenn ich mich den täglichen Risikosituationen aussetze, denen ich mich vorher ungeimpft und in der Hoffnung auf wirksamen Maskenschutz ausgesetzt habe. Als vollständig geimpft gilt man zwei Wochen nach der 2. Teil-Impfung.
1. Kein vollständiger Schutz vor symptomloser/milder Infektion und damit potentieller Übertragbarkeit
- Bei BNT/Pfizer gibt es laut israelischem Gesundheitsministerium 94% Wirksamkeit gegen asymptomatische Übertragung.
- Eine schottische Studie zeigte 30% Reduktion bei Pfizer und AstraZeneca bereits 12 Tage nach der 1. Dosis , zumindest bei Gesundheitspersonal und ihrem Haushaltsangehörigen. Nach der 2. Dosis stieg dieser Anteil auf mindestens 54%.
- Bei Moderna reduziert bereits eine Dosis die Übertragung um mindestes 61% (Lipsitch and Kahn, Preprint)
- Bei einer Infektion 12-28 Tage nach der ersten Dosis ist die Viruslast 4fach verringert, damit ist man auch weniger ansteckend.
- Und noch ein News-Artikel vom 19.03.21, wo die Ergebnisse zusammengefasst sind.
In Summe klingt das nicht nach einer wasserdichten Lösung, aber recht vielversprechend. Die Viruslast wird in jedem Fall durch den Impfstoff reduziert und dadurch ist man weniger infektiös als ungeimpft zu erkranken.
2. Hohe Viruszirkulation in der Bevölkerung
Die Inzidenzen werden in den nächsten Wochen und Monaten hoch bleiben, weil die Regierung zu wenig tun wird, sie wirklich signifikant nach unten zu bringen. Das ist meine Vorhersage nach einem Jahr Pandemie. Die Eindämmung der gefährlichen Virusvarianten funktioniert nicht zufriedenstellend. Wachsamkeit bleibt geboten.
3. Bei den Verhaltensregeln halte ich mich lieber an den Impfstoff-Experten Florian Krammer:
Er warnt davor, dass die Impfstoffe das Risiko nicht vollständig beseitigen, es kommt auch zu symptomatischen Infektionen zwischen zwei Impfungen. Sie bleiben zwar meist mild, aber können auftreten. Die Impfung wirkt bei jedem Mensch individuell, mal besser, mal schlechter. Wichtig ist auch, wie viel Virus zirkuliert. Dann ist die Gefahr einer Infektion sehr hoch. Bei niedriger Viruszirkulation und 95% Schutz ist das Risiko sehr niedrig. Masken tragen und Abstand halten sind also weiterhin nötig.
Ausnahmen sieht er nur beim Treffen mit ebenfalls voll geimpften Menschen (oder immun durch vorangegangene Infektion), daher ist er nicht gegen einen “grünen Pass”, wie ihn Israel verwendet. Menschenansammlungen würde er weiterhin meiden, auch wenn sich darin geimpfte, maskierte Menschen befinden. Aber gegen ein gemeinsames Abendessen zweier geimpfter Paare spräche nichts – ebenso die geimpften Eltern besuchen.
Im öffentlichen Raum sollten die bisherigen Regeln gelten, [Anmerkung: zumal man nicht unterscheiden kann, ob ein Maskenloser geimpft wurde oder absichtlich die Regeln bricht. Und wenn immer weniger Geimpfte Masken tragen, könnte das die Ungeimpften dazu ermutigen, auch auf die Maske zu verzichten].
Die neuen Verhaltensregeln für vollständig geimpfte Personen des amerikanischen CDC bestätigen im Wesentlichen die Aussagen von Krammer.
Heißt also, es bleibt alles gleich, außer wenn ich mich mit anderen geimpften Menschen treffe, von denen ich bisher erst einen kenne. Dann kann ich die Maske auch weglassen. Im Reiseverkehr werde ich dagegen die gleichen Regeln befolgen müssen wie Ungeimpfte, das heißt, PCR/Antigentest vor Ein- und Ausreise und aus Quarantäne freitesten. Wobei bei Geimpften ein PCR-Test eventuell sinnvoller ist, weil der Antigentest bei Symptomlosen weniger sensitiv ist.