
Ich hätte so einige Ideen für weitere Blogtexte, z.B. über die Bedeutung der Aerosole, über fehlende Didaktik bei der Krisenkommunikation, über den Filz der Great-Barrington-Vertreter. Dann wird ausgerechnet die Chefepidemiologin der AGES, die die zweite Welle verharmloste, gegen Masken für Volksschüler war, die Rolle der Kinder im Infektionsgeschehen leugnete und forderte, mit dem Virus zu leben, als die dritte Welle gerade an Fahrt aufnahm, zur Leiterin des neuen Instituts for Infektionsepidemiologie befördert – von Geschäftsführer Kickinger, der – wie wir durch meine Recherche wissen – nicht nur FPÖ-Mitglied, sondern auch Mitglied der rechtsextremen Burschenschaft Oberösterreicher Germanen Wien ist, ein Umstand, der früher Initiativen wie STOPPTDIERECHTEN oder FPÖ FAILS immer sehr interessiert hat. Jetzt fällt die AGES allerdings ins Ressort der Grünen – und seitdem halten sie sich auffallend zurück mit Kritik an fragwürdigen Postenbesetzungen. Eine umfassende Übersicht zu den Verstrickungen völkisch-rechter Ideologien mit der “libertarian right”, zu denen Great-Barrington-Anhänger zählen, Sozialdarwinismus, Verharmlosung bis Leugnung von covidrelevanten Fakten bis hin zu den beteiligten Professoren hab ich im Menüpunkt Scheinberater aufgestellt. Das ist schon unübersichtlich langsam – aber ich schaff es nicht anders momentan, als weiter zu sammeln.
Und das ist auch grad der Punkt. Es ist Urlaubszeit, ich geh arbeiten, damit andere Urlaub machen können und der August ist entsprechend sehr dicht mit wenig Spielraum, um sich stundenlang vor den Computer zu sitzen, zu recherchieren und Beiträge zu schreiben. Ich mach das hier alles ehrenamtlich (für welches Ehrenamt auch immer ….), und meine verbleibenden freien Tage sind mir einfach zu schade dafür, um etwas zu schreiben, womit man in der politischen, gesellschaftlichen und auch journalistischen Realität Österreichs keinen Boden machen kann.
Denn es ist ein journalistisches Versagen auf ganzer Linie, dass dazu führt, dass der Bock zum Gärtner gemacht wird, statt Untersuchungsausschuss und Konsequenzen für fahrlässiges und vorsätzliches Verhalten. Nur als Kostprobe:
Der Policy Brief der AGES zum Thema Schulen am 20. Jänner 2021 wurde von Daniela Schmid mitverfasst – im Interview mit dem FALTER las sich das aber ganz anders. Kein Medium hat es für notwendig befunden, diesen Widerspruch aufzuklären.
“DerStandard” wollte mich nicht zu Citizen Journalism zu Wort kommen lassen, bei Semiosisblog durfte ich gemeinsam mit Shirley, unsere Reichweite ist natürlich viel begrenzter. NoCovid hat in Österreich nie die notwendige Öffentlichkeit bekommen. Die Impfkampagne ändert nichts an deren Notwendigkeit – denn der Pool an ungeimpften Menschen ist weiterhin groß genug, um eine schwere vierte Welle zu erzeugen – und nebenbei auch gefährliche Varianten mit Fluchtmutationen.

Ich schreib schon ziemlich lange über LongCOVID, der erste größere Beitrag war am 17. Dezember 2020. Ein halbes Jahr später kam LongCOVID durch die Erkrankung ihres prominenten Parteimitglieds Michel Reimon auch bei den Grünen an.
Es stellt sich raus, Reimon hat mich auf Twitter stummgeschaltet, die AGES wäre nicht “sein Arbeitsbereich” und wenn Initiativen wie STOPPTDIERECHTEN oder FPÖFAILS kein Interesse an den Akteuren innerhalb der AGES zeigen würden, sei das vertrauenswürdiger als meine Kritik an ihnen. Das ist schon verletzend, wenn man diese Ignoranz so offen lesen muss. Macht macht arrogant.
Nicht nur ich – WIR haben monatelang Konsequenzen für die AGES gefordert, die dem Gesundheitsministerium untersteht. Seit meinem Faktencheck von Allerberger am 28. Oktober 2020 interessieren sich zwar einige Journalisten für meine Recherchen, die nötige Kritik an Allerberger und anderen Scheinexperten kam aber nie in angemessener Form in die Medien. Die Akteure der “Labortsunami-Aussendung” im September 2020, vor der zweiten Welle, haben alle ihre Posten noch und geben weiter Interviews – nur Petra Apfalter hat man kaltgestellt, sie sitzt aber weiterhin für Österreich im ECDC.
“Nicht mein Arbeitsbereich” – ich hab alles auf dem Silbertablett serviert, der Faktencheck der AGES-FAQ, eine umfangreiche Analyse dessen, was in der zweiten und dritten Welle schieflief, die Nähe zu GreatBarrington und völkisch-rechtem Gedankengut. Das Transkript von Allerberger bei den Wiener Bluttagen. Ein separater Faktencheck von Allerberger in einem 24-Seiten-Dokument.
Wer nach DIESER Lektüre zum Schluss kommt, an der Postenbesetzung und Performance der AGES in der Pandemie wäre nichts auszusetzen, geschweige denn ein Zusammenhang zwischen rechter Ideologie und kruder Umsetzung von Maßnahmen bzw. Durchseuchung der Kinder zu erkennen, der ist endgültig betriebsblind geworden durch den türkisgrünen Koalitionpakt.
Und das ist die noch bitterere Erkenntnis – sie schweigen nicht nur, weil sie Kurz die Treue halten, sondern sie checken es wirklich nicht. Anschober hat in seiner Abschlussrede gesagt, es ginge um jeden einzelnen Fall. Das heißt im Umkehrschluss No COVID. Das Unwort kam bei den Grünen nie vor. Ich hab seitenweise Zitate auch von Kogler und Maurer, die nur nachplappern, dass die Intensivstationen nicht überlastet werden dürfen. Also handeln, wenn es bereits zu spät ist. Ein Drittel der hospitalisierten Patienten stirbt innerhalb von 6 Monaten nach der Entlassung. Intensivaufenthalt erhöht die Sterblichkeit (Günster et al., 2021).
Reimon am 2. August 2020:
“Um möglichst viele Leben zu retten, werden die Maßnahmen also immer ausreichend streng sein müssen, dass sich die Ungeimpften so langsam anstecken, dass die Intensivstationen im Rahmen ihrer Kapazitäten arbeiten können.”
Nichts gelernt. Immer noch die Mär von “Intensivstationen nicht überlasten”. Seine eigene LongCOVID-Erkrankung thematisiert er nicht. Das erinnert in absurder Weise an Haimbuchner, der trotz schwerer Covid-Erkrankung mit Intensivpflicht weiterhin der Covidverharmlosenden FPÖ-Politik die Stange hält. Ich weiß nicht, was noch alles passieren muss, um Aussagen zu treffen wie…..
“Die Maßnahmen müssen streng genug sein, um die Fallzahlen so niedrig wie möglich zu halten. Es geht nicht nur um gerettete Leben auf den Intensivstationen (wo nicht alle Leben gerettet werden können und ein Drittel der Patienten nach der Entlassung stirbt, btw.), sondern um jede vermieden Infektion mit Langzeitfolgen. Wir wissen außerdem, dass mit DELTA die Zahl von schweren Erkrankungen bei Kindern deutlich ansteigt und werden selbst 5% LongCOVID bei Kindern nicht tolerieren, weil das mengenmäßig hohe Zahlen sind.”
Sowas in der Art und nicht den abgelutschten GreatBarringtonBeef.
Und eigentlich hab ich grad keine Zeit für den Schas. Jetzt hab ich doch was geschrieben, um meinen Frust loszuwerden, aber eigentlich wäre ich gerne wieder mal konstruktiv, würde aufklären, wissenschaftliche Artikel zusammenfassen, etc.
Aber es gibt da auch noch ein schönes neues Hobby – und das lädt den Akku wesentlich schneller voll als ich über etwas aufzuregen, wo ich das Gefühl habe, dass seitens der Verantwortlichen kein Bedarf besteht, Fehler zu erkennen und zu korrigieren….
