
Inzidenzen der 0-5 jährigen aus dem Jahr 2020 gegenüber 2021, Quelle: AGES
Mati Randow, den Namen habt ihr in den letzten Tagen sicherlich öfter gehört.
“Mir und vielen anderen Schülis reicht es nicht, zu sagen, es ist eh Wurscht, wenn wir uns anstecken, weil wir fast nur milde Verläufe haben. Wir wollen uns gar nicht erst anstecken! Corona-Infektionen können ja auch enorme mentale Belastung sein, das wird einfach in Kauf genommen.”
Das stammt nicht aus seinem flammenden Appell der Schüler an die Bundesregierung vom 13. September 2021, speziell an den Bildungsminister Faßmann und Gesundheitsminister Mückstein, sondern aus einer Tweetkette vom 7. November 2020. Volker Boehme-Neßler hat schon am 27. April 2020 gefragt, ob Schulöffnungen während der Pandemie nicht die Grundrechte von Kinder und Jugendlichen verletzen würden.
Die Meinung von US-Chefimmunologe Anthony Fauci ist klar:
„I do believe that we should vaccinate the children. And there are a number of reasons: One, that they are vehicles of spread. Two, that we do get some severe disease in children. Right now, if you go to your own media, you will see that in the United States, in the southern states, Florida, Texas, Georgia, Mississippi, the intensive care units in the paediatric hospitals are full. We’re almost overrun. I mean, we have a lot of children in hospitals now. So even though, relatively speaking, compared to an adult, they do not get as seriously ill. We have lost more children from SARS-CoV-2 than we ever lose for influenza and we vaccinate children against influenza. So that’s one of the reasons. Number two, apropos of a question you asked me a few moments ago, we don’t know that the long term effects are going to be on anyone, including children. So it may be that much to our dismay that children who get infected have long term consequences that we don’t fully appreciate right now. So for those reasons, one of the transmissibility and one of seriousness of disease – and one of uncertainy about long range consequences, I come down strongly on ultimately vaccinating our children.“
Quelle: Vortrag am 08.09.21
Es gibt also drei Gründe, Kinder zu impfen und diese Impfung einer Infektion klar vorzuziehen: Die Weitergabe der Erkrankung, die Schwere der Erkrankung und die Ungewissheit über Langzeitfolgen. Obwohl Kinder relativ gesehen zu Erwachsenen seltener schwer erkranken, sind es doch in absoluten Zahlen viel, wenn man Kinder nicht vor der Infektion schützt. Erwachsene können auch gegen Empfehlungen noch eine Maske aufsetzen, Kinder sind bis zu einem bestimmten Alter noch nicht in der Lage, eigenverantwortliche Entscheidungen zu treffen. Viele Erwachsene mangels Bildung und Aufklärung leider ebenso nicht. “Aber die Langzeitfolgen von Impfungen!” – Die gibt es nicht, wie Verda Reno, Gutachterin für Impfstoffe, in diesem Blogtext erläutert hat. Auch Infektiologe Wenisch hat gestern in der ORF-Sendung “REPORT” darauf verwiesen, dass bereits Milliarden Impfstoffe verabreicht wurden. Schwere Impfreaktionen beobachtet man in der Regel sofort, aber nicht Monate später.
Was wir schon im Sommer (oder letzten Sommer) hätten tun müssen
Dazu zwei Abbildungen:


Ich möchte dazu gar nicht viel mehr kommentieren.
Kimberly Prather, Aerosol-Expertin gestern auf Twitter:
“Das Virus überträgt sich über die Luft und wir wissen, wie wir uns gegen das Inhalieren von Aerosolen schützen können, nämlich unter der Verwendung von Filtration, Masken und Durchlüftung. Du kannst Dich dafür entscheiden, nur noch Handhygiene aufrechtzuerhalten – oder die Fakten anerkennen, dass das Virus großteils über die Luft verbreitet wird.”
Durchseuchung
Österreich entscheidet sich für einen anderen Weg: Weil die Infektionszahlen in den Schulen in den ersten zwei Wochen erwartungsgemäß explodiert sind (in Wien waren über 341 Klassen und 71 Kindergarten- und Hortgruppen in Quarantäne), werden die Regeln in den Schulen GELOCKERT! Die Quarantäne wird von zehn auf fünf Tage verkürzt, abgesondert werden sollen nur noch direkte Sitznachbarn sowie enge Kontaktpersonen statt der ganzen Klasse. Zudem werden Volksschüler wie Geimpfte betrachtet. Diese Änderung zum Schlechteren und gegen jeder wissenschaftlichen Fakten und medizinischer Vernunft gilt ab sofort, während es bei Änderungen zum Besserungen oft Wochen und Monate Verhandlung braucht.
Was natürlich ebenso sehr schnell geht und ungeheuer wichtig ist: Regeln für den Wintertourismus aufstellen!
“Ziel sei es, einerseits die Überforderung der Spitalskapazitäten, andererseits eine Einstufung von Österreich als Risikogebiet zu verhindern.”
Quelle: ORF
Das erinnerte mich spontan an ein Zitat von Professor Cocca von der JKU Linz am 14. Oktober 2020, der u.a. ÖVP-Landeshauptmann Stelzer (OÖ) berät:
„Wenn es um Kosten und Nutzen einer Maßnahme geht, wird unweigerlich die Frage zu beantworten sein, welchen wirtschaftlichen Wert eine Reduktion der Corona-bedingten Sterblichkeit mit sich bringt.“
Damit ist klar: Schüler in Quarantäne schaden den Eltern, die arbeiten müssen. Hohe Inzidenzen schaden zudem dem Tourismus und gefährden jetzt den Wintertourismus. Um die Inzidenzen niedrig zu halten, müsste man unbequeme Maßnahmen setzen – die im Übrigen nur als unangenehm wahrgenommen werden, weil man das den Menschen monatelang eingeredet hat, die achsoböse Maske. Wesentlich leichter ist es doch, beim schwächsten Glied der Gesellschaft anzusetzen: Unmündige Kinder, die sich nicht wehren können. Volksschüler und Kleinkinder am allerwenigsten. Die werden einfach nicht gefragt.
MIS-C zum Beispiel sei eine Multi-Organ-Entzündungskrankheit, die nach der eigentlichen Covid-Erkrankung auftrete. Kinder würden dadurch massive Probleme bekommen. Die Krankheit sei öfter lebensbedrohlich, Kinder könnten damit auch auf der Intensivstation landen. Die Chance, diese zu bekommen sei 1:4000. Zum Vergleich: Die Chance einer Hirnvenenthrombose bei der AstraZeneca-Impfung liegt bei 1:100000. Kinder können auch Long-Covid bekommen. Die Chance liege im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Auch da gebe es schwere Verläufe.
Mikrobiologe Michael Wagner in Puls24, 14. September 2021
“Kinderarzt Peter Voitl sagt im PULS 24 Talk, dass Sorge um Long-Covid bei Kindern “absolut berechtigt” sei. Sechs bis zehn Prozent der Erkrankungen gehen bei Kindern in Long-Covid über und es sei nicht immer leicht zu diagnostizieren. Die Schwere der Erkrankung habe nichts damit zu tun, ob eine normale Corona-Erkrankung Spätfolgen habe.”
LongCOVID bei Kindern wird dagegen oft als psychische Reaktion auf Isolation und Lockdown heruntergespielt. Selbst bei Erwachsenen ist LongCOVID schon länger kein Thema mehr. Es geht bei der Festlegung von Schwellenwerten für neue Maßnahmen wieder nur um die Überlastung von Spitalsbetten. ME/CFS, zu dem sich LongCOVID entwickeln kann, spielt in der öffentlichen Debatte überhaupt keine Rolle. Chance verpasst, hier mehr Augenmerk hinzurechten. Überhaupt wäre das die Gelegenheit für Allerberger-Nachfolger Bernhard Benka, hier einen Paradigmenwechsel in der Public Health in Österreich einzuleiten: Mehr Bewusstsein schaffen für Prävention, für Langzeitfolgen der Erkrankung und darauf basierend auch die Impfmotivation zu heben. Strafen schaffen kein Bewusstsein, sondern verstärken Trotzreaktionen. Und impfkritische Interessensgruppen und Parteien sind in Österreich leider so stark, dass man sie nicht ignorieren kann.
Die vierte Welle
Informatiker und Pädagoge Alex Brosch fordert die Journalist’Innen auf, folgende drei Grafiken viel frequenter zu verbreiten, um den Ernst der aktuellen Situation zu verdeutlichen:
- Paralleler Inzidenz-Verlauf der für ICU anfälligen Altersgruppen im Vergleich zu 2020:

2. Aufklärungsquote.. Haushalte sind keine Cluster sondern Folgeinfektionen anderer Cluster. Die als “Indexfälle” offenbar ungeklärt sind

3. Die Intensivbettenbelegung mit Covid19-Fällen – eingezeichnet die kritische 33% Schwelle:

Meine Privatansicht:
Ich hätte viel stärker über LongCOVID aufgeklärt, um junge Menschen zur Impfung zu motivieren. Auch für mich selbst war das beinahe der Hauptgrund. Ich bin sportlich sehr aktiv – ein halbes Jahr Sportverzicht, um nach einer milden Infektion keine Herzmuskelentzündung zu riskieren, wäre bereits eine Katastrophe. Noch länger verzichten zu müssen, weil man extreme Erschöpfungssymptome hat und alle möglichen Begleitsymptome noch dazu, ohne Gewissheit, dass das wieder vollständig ausheilt – ich mag gar nicht darüber nachdenken. Ich hab ein paar genetisch ungünstige Risikofaktoren, bei denen sich langer Sportverzicht negativ auf meine Gesundheit auswirken kann, daher auch Risikogruppe und logischerweise so früh geimpft wie möglich. Mehr Glück als Absicht, dass ich Moderna nehmen konnte, der das beste Wirkungsprofil von allen Impfungen hat. Die Nebenwirkungen waren kontrollierbar. Booster-Impfung ist für mich kein Thema, wenn es indiziert ist.
Ich teste mich weiterhin wenigstens 1x die Woche mit PCR-Gurgeln (dank Wien) und trage durchgehend FFP2- oder FFP3-Maske. Hintergrund: Sollte ich mich trotz Impfung infizieren, möchte ich die Viruslast reduzieren. Dazu gibt es neben der Impfung noch zwei Ansätze: Situationen mit hoher Exposition meiden (indoor ohne Masken) und FFP2-Maske tragen und die Menge an inhalierten Aerosolen reduzieren. Ich suche die Infektion nicht aktiv auf, aber wenn es mich erwischt, soll es eine kleine Dosis sein. Die “beste Chance” für Impfdurchbrüche hat man, wenn man jetzt gemeinsam mit Ungeimpften in einer Disco feiert oder auf einer Hochzeit mit mehreren Stunden in einem geschlossenen Raum mit schlechter Belüftung.