
In den vergangenen Tagen überschlagen sich die Ereignisse. Eine grobe Übersicht über die Ereignisse liefert weiterhin meine Zitatsammlung.
Für jede sinnvolle Maßnahme der letzten Tage wird ein Hintertürl eingebaut, sodass sie abgeschwächt wirkt. Erst kam die FFP2-Maskenpflicht in der Schule, wurde dann aber zur einfachen Maskenpflicht abgeschwächt, weil Kinder-FFP2-Masken nicht so rasch verfügbar waren (hätte man sich im Sommer drum kümmern müssen). Dann gilt zwar eine Maskenpflicht im gesamten Schulgebäude, bis zur achten Stufe aber nicht im Unterricht, also da, wo alle über Stunden zusammensitzen und durch Sprechen Aerosole generieren, die sich im ganzen Raum verteilen.Tirol führt eine FFP2-Maskenpflicht ein, mit Ausnahme von Situationen, wo es Plexiglaswände gibt und nimmt Musiker von der Maskenpflicht aus, wobei doch seit dem Cluster in Perg/Oberösterreich in der ersten Welle erwiesen ist, dass Chorveranstaltungen ideale Superspreadingorte sind – selbst dann, wenn alle doppelt geimpft sind und Infizierte dabei sind.
Die Salzburger Landeskliniken haben eine Überlastungsanzeige an die “Salzburger Nachrichten” übermittelt:
“Es herrscht jeden Tag ein menschenunwürdiger Streit, wessen Patient zuerst operiert werden könne. Der mit dem Tumor oder der mit dem kaputten Herz.”
Ein Spitalsarzt gegenüber den Salzburger Nachrichten, 16.11.21 (Bericht von Puls24)
Viele handwerkliche Fehler über 20 Monate nach Pandemiebeginn: Plexiglasscheiben als Infektionsschutz in Tirol als Zeichen dafür, dass man Aerosol-Übertragung immer noch nicht verstanden hat. Long COVID spielt aktuell überhaupt keine Rolle mehr, dabei kommen täglich 1000 Betroffene hinzu.
LongCOVID/MECFS-Spezialist Michael Stingl: “Man hat wohl wie bei Long COVID gehofft, dass die “überraschende Dynamik” der vierten Welle durch Ignorieren verschwindet. Jetzt soll ein zermürbtes Gesundheitswesen eine Flut an chronisch-komplex Erkrankten schupfen. Ohne Struktur und Erfahrung, weil MECFS negiert wurde. […] Sitz grad bei den Arztbriefen von heute. Dokumentation von potentiell zerstörten Existenzen.”
Es fehlt auch eine Berichterstattung über die Zustände auf den Normalstationen, wo jetzt vermehrt gestorben wird, weil die Intensivbetten voll sind. Und worunter auch in großem Ausmaß Nicht-COVID-Patienten leiden. Ein COVID-Patient in einem leeren Vierbettzimmer blockiert drei Betten für Nicht-COVID-Patienten.
Es fehlen Berichte über die vollen Kinderspitäler, die zusätzlich unter einer schweren RSV-Welle leiden, die ebenso wie COVID gemildert werden könnte, wenn man die Maskenpflicht auf Volksschule und Kindergarten ausweiten würde.
Es fehlt aber auch so etwas einfaches wie wichtiges, wie man Masken korrekt trägt. Etwa zwei Drittel der Bevölkerung trägt sie nicht so, dass sie dicht setzen. Sie sind zu groß, zu lang getragen, haben Löcher, sitzen unter der Nase…..
Offene Schulen um jeden Preis
Bei Politikern unterstelle ich längst Absicht, weil Schulen um jeden Preis offen gehalten werden sollen. Zu Jahresbeginn hat man für Volksschüler Nasenbohrtests eingeführt. Der frühere Leiter der Öffentlichen Gesundheit, Franz Allerberger, behauptete, sie wären sehr genau, hielt aber eine Studie zurück, die das Gegenteil zeigte. Die steigenden Infektionszahlen bei Volksschülern führte Bildungsminister Faßmann darauf zurück, dass “die Volksschüler es mit steigender Routine immer besser verstehen, die Tests durchzuführen.” Im Juni 2021 behauptete Faßmann in einem ZiB2-Interview, dass Corona keine Kinderkrankheit sein würde, das hätten alle Experten längst bewiesen. Vor wenigen Tagen noch die abstruse Aussage, das Infektionsgeschehen an den Schulen wäre überschaubar, nachdem man die Quarantäneregeln in den Schulen gelockert hatte. Vor kurzem die Aussage, die Schule sei für Kinder vergleichbar wie mit der Arbeit für Erwachsenen. Schule macht frei.
Der schwedische Chefepidemiologe Anders Tegnell, der jetzt übrigens Ausländer für die hohen Todeszahlen in Schweden verantwortlich macht, sagte im März 2020: “Für offene Schulen spricht, dass damit rascher Herdenimmunität erreicht wird.” und im April 2020: “Wenn Kinder nicht in die Schule gehen, müssen ihre Eltern zuhause bleiben und wir wissen von wirtschaftlichen Berechnungen, dass uns damit rund 20% Arbeitskräfte verloren gehen am schwedischen Arbeitsmarkt.” Quelle beider Zitate in meiner Chronologie des Wahnsinns.
Sowohl die Regierungs- als auch die Oppositionspolitik kann man im wesentlichen auf diese beiden Zitate herunterbrechen. ÖVP und Grüne verfolgen klar einen GreatBarringtonAnsatz mit Fokus auf Intensivstationen. Vulnerable Gruppen werden NICHT geschützt. Ob das die auslaufende Risikogruppenschutzverordnung ist, die fehlende Impfpflicht im Gesundheitswesen, die abgeschwächte Testpflicht hochexponierter Berufsgruppen, der nicht vorhandene Schutz von Kindern, die nicht vorhandene Werbung für die Kinderimpfung, selbst offlabel, aber auch die völlige Ignoranz gegenüber Migranten-Communities, die mit den Infos der Regierung nicht erreichbar sind, und wo sowohl die Impfskepsis groß ist, Masken nicht korrekt getragen werden als auch tendenziell jene Berufsgruppen überrepräsentiert sind, die hochexponiert sind und kein Homeoffice machen können. Die NEOS holen sich ihre Expertise ebenfalls bei schwedischen Weg-Befürwortern, z.B. Sprenger, und sind vehement gegen Schulschließungen. Die SPÖ ist ebenfalls gegen Schulschließungen, um Wähler nicht zu vergraulen. Das ist auf seine Art genauso opportunistisch-niederträchtig wie die ÖVP-Strategie, erneut dem Gesundheitsminister alleine die Schuld am Pandemieversagen zu geben.
Kinder auf der Intensivstation, aber nicht in der Statistik
In Salzburg ist eine vierjährige jüngste COVID-Intensivpatientin, in Oberösterreich war es gestern ein 15 Monate altes Baby, das wegen einer Doppelinfektion von COVID19 und RSV an die ECMO angeschlossen werden musste. In der offiziellen COVID-Spitalsstatistik scheinen Kinder nicht auf, weil nur erwachsene Patienten eingerechnet werden: Desinformation der Bevölkerung.
Wenn Kinder eine ECMO-Therapie brauchen, wird das Blut des Kindes außerhalb des Körpers mit Sauerstoff angereichert und dann wieder zurück in den Körper gebracht. Je nach Alter werden die Zugänge über den Hals oder über den geöffneten Brustkorb gelegt. Das wird nur als ultima ratio gemacht – wenn die Sauerstoffaufnahme über die Lunge massiv reduziert ist. Solche Eingrifffe sind eine logistische Meisterleistung und sehr komplex.
Kinder werden krank, außer im ORF
In der letzten ImZentrum-Sendung (ORF-Transkript als Grafikdatei) waren Experten anwesend, mit Komplexitätsforscher Klimek und Virologin von Laer. Ich wartete und wartete, aber in Zusammenhang mit der Diskussion um notwendige Maßnahmen hat die Moderatorin Claudia Reiterer kein einziges Mal die Kinder thematisiert. Auch die beiden Experten nicht. Rendi-Wagner sowieso nicht. Die ehemalige Gesundheitsministerin Rauch-Kallat, unter der übrigens Allerberger zum Public-Hell-Chef befördert wurde, erwähnte Kinder als Einzige, und zwar mit den psychischen Schäden durch Lockdowns. Widersprochen hat ihr niemand. Man hat einen Onkologen eingeladen, aber keinen Kinderarzt, der das Erkrankungsrisiko von Kindern explizit hätte ansprechen können.
Im letzten ZiB-Nacht-Interview von Montagabend (15.11.) war der AHS-Schulsprecher Mati Randow exzellent vorbereitet. Das hat die ORF-Journalistin Wassertheurer aber nicht interessiert, sie wollte nur ihre vorgefertigten Fragen loswerden. Manchmal sagen Fragen mehr aus als Antworten. “Jetzt können wir das aber nicht nachvollziehen, was – wer jetzt genau auf der Intensivstation liegt, aber …”
Testen ersetzt Masken nicht
Testen schützt nicht vor Infektionen, nur generelle Maskenpflicht und frisch zweifachgeimpft bzw. drittgeimpft, ist man sowohl vor Infektion als auch Erkrankung großteils geschützt. Deswegen ist es in meinen Augen skandalös, dass jetzt Genesene und Doppeltgeimpfte, vielleicht gar JJ-geimpfte mit noch schlechterem Impfschutz im Handel keine Masken tragen müssen, wenn sie Mitarbeiter sind, aber Maskenpflicht nur bei Kunden herrscht.
Mir fällt generell auf, wie sehr fixiert viele Politiker und Journalisten auf die Teststrategien sind. Ich wiederhole es nochmals: Testen schützt nicht vor Infektionen, sondern verhindert lediglich Sekundärinfektionen – aber auch nur dann, wenn Kontaktnachverfolgung und Quarantäne akkurat eingehalten werden. Ohne Kontaktbeschränkungen in der Gesamtbevölkerung infizierten sich ungeimpfte Kinder bei ihren nicht drittgeimpften Eltern. Daher braucht es den Lockdown für alle bei gleichzeitiger Einführung einer Impfpflicht für alle. In anderen Ländern tragen übrigens selbst Kindergartenkinder eine (Stoff)-Maske.
Kommen sollen die verpflichtenden zwei wöchentlichen PCR-Tests österreichweit übrigens erst ab 29. November, Kinder mit schwach positiven Testergebnissen (hoher Ct-Wert) müssen nicht in Quarantäne, was fatal ist, wenn es erst der Beginn der Infektion ist, bei dem sie getestet wurden und nicht das Ende. Die EMA wird Corminaty (Pfizer) für 5-11jährige Kinder wahrscheinlich am 24. November zulassen. Ein Wettlauf mit der Zeit, den die Kinder momentan verlieren.
“We have entered a new stage of erasure of children, of the disabled, and of the vulnerable. Healthism and its sibling, eugenics, have been unapologetically espoused during the COVID pandemic by our country’s leadership. [….] I believe we are watching, in real time, the development of a new system of permanently burdening people we do not value.”
Jacqueline Fox, Rechtsprofessorin an der Universität South Carolina, am 23. Juli 2021