
Man verliert derzeit schon einmal die Übersicht, welche Krise gerade akut ist. Wir hinken bei jeder Krise hinterher. Russland spielt gerade die Sanktionen wegen dem Angriffskrieg auf die Ukraine gegen die globale Hungersnot aus, die droht, wenn Russland weiter die Getreideausfuhren blockiert. Auf der Nordhalbkugel vollziehen sich gerade beispiellose Hitzewellen, in Südfrankreich sind die Höchstwerte den 39. Tag in Folge weit über dem Durchschnitt, in Südtirol gab es die erste Tropennacht im Mai, auf Rügen einen neuen Mairekord. Die Erhitzung des Planeten fördert die Optimierung der Tier-Mensch-Übertragung wie bei SARS-CoV2 (Carlson et al., 2022), am 11. Mai wurde in Nordrhein-Westfalen , Deutschland, ein Fall der Schweinegrippe (Influenza A(H1N1)) registriert. Bei Affenpocken gibt es bisher (Stand 20.05.22, 13.20 MESZ) 111 bestätigte Fälle weltweit. Wie schon beim sehr wahrscheinlichen Covidbezug bei den Kinderhepatitisfällen wird das Ausmaß der Affenpocken verschwiegen. Mir fällt kein anderer Begriff als Zensur ein, was die schwedische Gesundheitsbehörde sowie das deutsche Robert-Koch-Institut hier aufführen. Ursprünglich wollte ich nur ein Update zu BA.4/BA.5 fassen, das noch in diesem Monat in Teilen von Europa dominant wird.
Immun Escape-Welle mit BA.4/BA.5
In Südafrika wurde der Peak bereits erreicht mit niedrigen Hospitalisierungs- und Todesraten, LongCOVID wird hier allerdings nicht berücksichtigt. In Portugal gibt es eine starke Zunahme an Fällen. In beiden Ländern gab es keine vorhergehende BA.2-Welle, dafür eine starke BA.1-Welle, die etwa drei Monate vorher beendet war. Die BA.2 Welle führte nicht zu einer starken Zunahme an Infektionen. Ähnlich verhält es sich mit Spanien und Israel. Bisher ist der Anstieg in Ländern mit starken BA.2-Wellen relativ langsam, allerdings wird erwartet, dass der Wachstumsvorteil über BA.2 dazu führt, dass z.B. in Belgien BA.4 Mitte Juni dominant wird. In UK wird BA.4 innerhalb der nächsten 10 Tage dominant. Bei einer Generationszeit von 3 Tagen würde das den R-Wert um 50-70% steigern, eine Sommerwelle in Europa erscheint daher wahrscheinlich. Dass das ECDC BA.4 und BA.5 als Variants of Concern (VOC) hochgestuft hat, ist verwirrend, weil OMICRON (BA.x) bereits eine VOC ist. Zudem rätselhaft, dass nicht berücksichtigt wird, dass Portugal eine andere OMICRON-Subvarianten-Welle hatte als die anderen Länder in Europa. Dennoch rechnet das ECDC bis übermorgen damit, dass BA.5 in Portugal mit einem Wachstumsvorteil von 12-13% gegenüber BA.2 dominant wird.
Auffallend ist aber leider so oder so, dass Analysten häufig die Gefahr von Infektionen und Reinfektionen immer noch herunterspielen (“niedrige Hospitalisierungsrate”), indem sie LongCOVID dabei nicht berücksichtigen. Die Bank of England hat kürzlich die enormen wirtschaftlichen Auswirkungen von LongCOVID thematisiert. Hunderttausende Betroffene sind arbeitsunfähig bzw. können nicht mehr in ihre alten Jobs zurück.
“Falling participation in the labour market is not a lack of job opportunities, but a rise in long term sickness linked to the pandemic. The issue of Long Covid is very serious.”
Was wir nicht wissen: Verursachen wiederholte Infektionen noch mehr LongCOVID, Blutgerinnsel, Herzkreislauf-Erkrankungen, kognitive Einschränkungen, Lungenschäden, etc.? Bis wir die Antworten auf diese Fragen haben, sollten wir Infektionen vermeiden, nicht dem Virus freien Lauf lassen!
Die Versorgung der LongCOVID-Patienten sieht übrigens nur in der Theorie des Gesundheitsministeriums gut aus. Was fehlt, ist die Prävention. Impfen alleine reicht nicht. Zudem sind nicht alle LongCOVID-Kranke für Reha und Bewegungstherapie geeignet. Viele kommen kränker nach Hause als sie hingegangen sind wegen PEM (Post Exertional Malaise). Künftig sollte man die Kapazitäten der (spärlichen) LongCOVID-Ambulanzen als Zielgröße hernehmen, nicht die Auslastung der Intensivstationen.
Der bisher relativ optimistisch klingende Eric Topol klingt in diesem Kommentar auf seinem Blog auch eher pessimistisch angesichts des zu lockeren Umgangs mit OMICRON (15.05.22).
Aktueller Stand zu schweren Hepatitisfällen bei Kindern
Die Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen den schweren Hepatitisfällen bei Kindern und SARS-CoV2 haben sich verdichtet. Nancy Lapid hat für REUTERS den aktuellen Stand (16.05.22) zusammengefasst. Demnach haben Kinder mit COVID-19-Vergangenheit ein deutlich erhöhtes Risiko für Leberversagen. Bisher gibt es von den meisten Kindern mit akuter Hepatitis aber keine Berichte über eine stattgefundene Covid19-Infektion, stattdessen sind viele mit dem Adenovirus 41F infiziert, das aber normal nicht die Leber angreift. Es ist möglich, dass die betroffenen Kinder einen unbemerkte Covid19-Infektion hatten. Falls ja, könnten Virusreste im Magendarmtrakt das Immunsystem so schärfen, dass es bei Adenovirus 41F mit übermäßig vielen Entzündungsproteinen überreagiert, die schließlich die Leber schädigen. Das Spike-Protein des Coronavirus wäre ein “Superantigen”, das das Immunsystem übersensibilisiert.
Die Ursache ist für die Behandlung NICHT egal: Bei einem überschießenden Immunsystem therapiert man mit Steroiden, bei einer akuten Virusinfektion mit antiviralen Medikamenten. Eine Verwechslung der Ursache kann tödlich ausgehen.
Auch die Ärztin und Epidemiologin Raina McIntyre geht von ursächlichem Covid19 aus. Am häufigsten wären Kinder unter 17 Jahren betroffen, großteils ungeimpfte Kinder unter 5 Jahren. Hepatitis ist eine bekannte Ausprägung von MISC nach einer akuten Infektion, Kinder weisen nicht so robuste Antikörperantworten wie Erwachsene auf, weshalb eine Infektion nicht gut nachweisbar ist. SARS-CoV2 befällt nachweislich die Leber und kann Lebererkrankungen verursachen, biologisch ist ein Zusammenhang also plausibel (eines der Bradford-Hill-Kriterien für Ursachensuche). Wenn es eine enorme Zahl an Covid-Fällen gibt, können selbst seltene Komplikationen wie mit MISC-verbundene Hepatitis auffallen.
Aus Zeitgründen schaffe ich derzeit keine aktuelle Übersicht zu den Affenpocken, erste Infos hab ich hier gesammelt.