
Grafikquelle: Molekularbiologe Ulrich Elling, Twitter (25.06.22)
Soll man sich wegen der endlosen Teuerungsrate, dem Krieg im Osten, der Hitzewelle und damit verbundener Dürre oder wegen der Zwangsdurchseuchung anscheißen? Je nach Nachrichten- und Stimmungslage wechselt mein Zynismus. Wer sich so gut informiert hat wie ich oder meinen Blog gelegentlich liest, der weiß, dass Aufgeben keine Option ist. Aufgeben wäre verbunden mit Nachlässigkeit und zu den vorhandenen Risiken würden sich jene mit unabsehbaren Gesundheitsfolgen nach SARS-CoV2-Infektion unweigerlich hinzugesellen. Da Covid19 keine dauerhafte Immunität ausbildet, so wie übrigens auch die anderen Coronaviren, bieten erneute Infektionen keine Sicherheit, sich dann kein LongCOVID aufzureißen. Wir wissen schon lange, dass Eigenverantwortung nicht funktioniert, ironischerweise nicht nur die Bringschuld der Bevölkerung, sondern auch der Regierung und der Landeshauptleute, die keine Verantwortung übernehmen wollen, sondern nur nach Profit und Wählerstimmen gieren. Wir wissen auch, dass sich Eltern oder Bezugspersonen mit Kindern nur schlecht schützen können. Solange Eigenverantwortung nicht solidarisch ausgeübt wird, ist das Infektionsrisiko Russisch Roulette, oder besser gesagt Rauchs Roulette.
An welchen Stellschrauben kann man noch drehen und warum lohnt es sich weiterhin, nicht an der Infektionslotterie teilzunehmen? Dazu möchte ich ein paar Gedankengänge präsentieren, vielleicht hilft es bei der Entscheidungsfindung.
Handlungsbedarf ist gegeben – aber was soll man tun?

Die Welle ist längst da, die Dunkelziffer riesig. Es gibt keinerlei verpflichtende Maßnahmen mehr im öffentlichen Raum, selbst in Wien nimmt die Zahl der Maskenverweigerer jede Woche zu. Manche Geschäfteinhaber tragen weiter aus Überzeugung Maske. Kunden betreten ohne Maske das Geschäft, sehen den Maskenträger und fragen “Muss ich?” – “Nein, er muss nicht.” – Die Maske bleibt weg. Viele Menschen denken gar nicht darüber nach, dass sie andere gefährden durch ihr Verhalten. Es ist März 2020, oder Juni 2022, was macht das schon? Ein Land im Dauerempörungszustand wegen ständiger ÖVP-Skandale, da kann eine Pandemie schon mal in Vergessenheit geraten.
Drosten: “But I always try to be considerate: If for example, a customer in a bakery wears a mask, I put one on because that person could be a risk patient.” (SPIEGEL, 24.06.22)
“Muss ich?” my ass ….

Doch das Risiko ist real. BA.4/5 machen wieder schwerere Akutverläufe, weil sie stärker auf die Lunge gehen. Das LongCOVID-Risiko steigt einerseits mit schweren Akutverläufen, weil dabei auch Organschäden wahrscheinlicher sind, andererseits bleibt das Restrisiko LongCOVID natürlich auch bei leichten oder symptomfreien Verläufen bestehen. Vor kurzem der Fall einer rund 50 Jahre alten Frau, dreifach geimpft, symptomloser Verlauf, drei Monate später massive Wortfindungsstörungen, kognitive Ausfälle. Die radiologische Untersuchung ergibt: Viele kleine Entzündungsherde und mangeldurchblutete Bereiche im Gehirn.
Es ist schwierig, wenn man sehr gut informiert ist darüber, was die Krankheit selbst nach milden Verläufen an Schaden anrichten kann. Alle Menschen können vulnerabel für LongCOVID-Symptome sein, nach einer Preprintstudie von Peluso et al. (22.06.22) gibt es eine Korrelation zwischen LongCOVID-Symptomen und dem Nachweis einer kürzlichen Reaktivierung des Epstein-Barr-Virus (EBV IgG über 600 U/ml). Latente EBV existiert bei über 90% der Erwachsenen. Bei bestehender Autoimmunerkrankung (v.a. Schilddrüsenentzündung) steigt das Risiko für Fatigue. EBV wird übrigens auch als einer der Auslöser für MECFS vermutet.
Der beste Schutz gegen einen akuten schweren Verlauf oder derartige LongCOVID-Fällen trotz Impfung ist die Vermeidung der Infektion. Wenn aber die Impfung die Infektion nicht vermeiden kann, was dann?
Zweite oder dritte Auffrischimpfung: Wann und mit was?
Seit Herbst 2021 hat man keine Wahl als seine Impfung immer wieder vorzeitig [offlabel] aufzufrischen, selbst wenn sie offiziell noch nicht empfohlen wurde. Aber hohe Infektionszahlen bei gleichzeitig abwesenden Schutzmaßnahmen lassen häufig keine andere Wahl. Leider thematisieren WissenschaftlerInnen diese unmögliche Wahl nicht. Es wird dem Bürger aufgezwungen, sich zu informieren und eigenverantwortlich zu handeln, indem er eine Wahl trifft, für die es eigentlich ein Studium als Voraussetzung bräuchte. Stattdessen empfehlen Impfexperten wiederholt, auf die Zulassung oder Empfehlung der Impfgremien (NIG/STIKO) zu warten, während die Infektionszahlen explodieren und gähnendes Schweigen darüber herrscht, wann der “wir können in wenigen Wochen anpassen” adaptierte Impfstoff erhältlich ist. Wer die Infektion vermeiden will, aber nicht alle Situationen ohne Maske vermeiden kann, wie eben mit Kind oder aus sozialem Druck heraus, der kann nicht warten. Ich vermisse die Ehrlichkeit zu sagen, was die Risiken sind, wenn man wartet, wie eben LongCOVID-Risiken.
Die Antigenerbsünde
Viele Menschen haben sich die drei Basisimpfungen geholt und damit die Grundimmunisierung mitgetragen. Die allermeisten Personen haben die Impfungen gut überstanden, etwaige Impfreaktionen sind meist rasch abgeklungen. Bei einem kleinen Rest hat die Impfung Autoimmunreaktionen hervorgerufen, die LongCOVID-Symptomen ähneln (Reddy et al. 2021, Rajabally et al. 2021). So fair muss man sein: Auch diese Betroffenen brauchen Anlaufstellen und dürfen nicht als Hypochonder abgetan werden. Wer die Erstimpfung aber gut vertragen hat, der hat selten mit den Folgeimpfungen ernsthafte Probleme.
Was weitere Auffrischimpfungen betrifft, gehen die Meinungen der Wissenschaftler auseinander.
Im kürzlichen SPIEGEL-Interview (ohne Paywall nur auf Englisch) erläutert Drosten das Problem der Antigenerbsünde, das von Influenza bekannt sei. Angewandt auf SARS-CoV2 würde das bedeuten, dass Impfstoffe gegen neue Virusvarianten nicht oder schlechter wirken, weil die Antikörperbildung weiterhin gegen den Originalstamm entwickelt wird, das heißt, das Immunsystem wurde durch die Grundimmunisierung dagegen trainiert. Das wird derzeit in der Theorie diskutiert und leider oft als Argument gegen die Impfung verwendet. Andererseits ist fraglich, ob die Antigenerbsünde bei SARS-CoV2 wirklich diese große Rolle spielt, wenn das Impfintervall groß genug ist. Er glaubt, eher nicht. Gleichzeitig weiß man nicht, wie lange die Intervalle zwischen den Impfungen wirklich sein müssen.
Drosten sagt ausdrücklich, dass ein bivalenter (angepasster) Impfstoff auch Menschen mit vierfacher Impfung gegen den Wildtyp einen Vorteil bringt, mit besserer Immunantwort gegen OMICRON.
Eine kürzlich erschienene Studie aus Israel zeigt, dass die vierte Impfung (gegen den Wildtyp) die Hospitalisierungsrate bzw. Todesfälle deutlich verringert (Muhsen et al. 06/2022), Hinweise auf eine verringerte Schwere der Symptome bei Durchbruchsinfektionen nach der vierten Impfung gab es bei Gritscheit et al. (03/2022) und Regev-Yochay et al. (03/2022). Diese Ergebnisse gelten allerdings nicht zwingend für BA.4/BA.5, die sich durch höheren Immun Escape auszeichnen. Minervina et al. (04/22) kamen ebenso zur Schlussfolgerung, dass wiederholter Antigen-Kontakt (Infektion oder Impfungen) der T-Zellen-Antwort nicht schadet, während die zuletzt vieldiskutierte Studie von Reynolds et al. (06/2022) unter Berücksichtigung der Varianten zu dem Schluss kam, dass Infektion plus 3fache Impfung ebenso wie 3fach Impfung plus Infektion keine Super-Immunität verleihen.
Auch der Impfstoffforscher Leif Erik Sander sieht in den bisherigen Daten keinen Beleg für das Vorliegen der Antigenerbsünde (Seite 3, NDR-Podcast, 21.06.22). Der umstrittene Teil der Studie von Reynolds ist mit einer sehr kleinen Gruppe von Teilnehmern, wonach die Antikörpertiter von Wildtyp-Infizierten + 3fach Impfung plus OMICRON kleiner waren als die von 3fach Geimpften plus OMICRON.
Wie auch schon früher von Epidemiologe Zangerle erläutert, stellt die vierte Impfung ungefähr den Antikörperspiegel der dritten Impfung wieder her, was sicherlich als Vorteil in Sachen Schutz gegen eine Infektion gewertet werden muss. Bezüglich LongCOVID-Risikoreduktion fehlt es derzeit noch an Daten, aber wenn durch eine vierte Impfung zumindest vorübergehend das Risiko einer Infektion sinkt, sinkt automatisch auch das LongCOVID-Risiko. Letztlich arbeiten wir ja alle mit der Hoffnung, dass irgendwer in der Wirtschaft, im Gesundheitswesen doch mal die Reißleine zieht und die Wiedereinführung schärferer Maßnahmen fordert, bevor alles zusammenbricht.
Welche Impfstoffe könnten kommen?
- Bivalenter Impfstoff von Pfizer (Presseaussendung – vielversprechende Daten)
- Der spanische Impfstoff HIPRA – ein Protein-basierter Booster-Impfstoff (Totimpfstoff) – Zulassung nach heutigem Stand im August 2022 erwartet, er soll auch gegen BA.x wirksam sein und enthält Teile des Spike-Proteins von ALPHA und BETA
- Bivalenter mRNA-Impfstoff Moderna (mRNA-1273.214), der speziell gegen OMICRON entwickelt wurde, sowie mRNA-1273.211, der gegen BETA entwickelt wurde – Zulassungsdatum unklar
- Bivalenter SANOFI, ebenso protein-basiert, bereits in Phase III, 72% Schutz vor symptomatischer Infektion gegen Omicron – auch dieser ist auf BETA zugeschnitten, nach Impfung ist der Schutz vor Erkrankung sogar noch höher. Er enthält den Adjuvant System 03 (AS03), einen Wirkverstärker.
- Nasenimpfstoff sCPD9 (bisher nur Tierversuche) – diesere und weitere Kandidaten, die eine bessere Schleimhautimmunität erzeugen als die bisherigen intramuskulären Impfstoffe, sind großteils noch nicht klinisch am Menschen getestet bzw. von Phase III entfernt. Sie werden frühestens 2023 erwartet.
Also ja, es würde sich lohnen zu warten, aber gleichzeitig…. mit 20000 bis 30000 Neuinfektionen am Tag für Wochen ist das Risiko sehr sehr groß, sich *irgendwo* was einzufangen. Jede Nachlässigkeit kann betraft werden. Ich kann diese Frage für niemanden beantworten. Ich bin auch kein Arzt und es wäre verantwortungslos, wenn ich etwas raten oder abraten würde. Die Entscheidung, was zu tun ist, kann ich niemandem abnehmen. Das hängt stark davon ab, wie gut man sich isolieren kann, wie lange man dem sozialen Druck (siehe unten) standhält, ob man Kinder hat. Bei allen mit erhöhtem Risiko gibt es ohnehin eine klare NIG-Empfehlung.
Mir persönlich ist es jetzt vier Monate nach der vierten Impfung noch zu früh für eine fünfte Impfung. Ich möchte wenigstens sechs Monate warten und hoffe immer noch, dass bis dahin der angepasste Impfstoff bereitsteht. Die zwei Monate Wartezeit decken unglücklicherweise auch meinen Urlaub ab, das heißt, ich werd mich wohl den ganzen Sommer über auf Tagestouren beschränken, den Railjet meiden, Indoor-Gastro meiden, Indoor-Veranstaltungen meiden und durchwegs FFP3-Maske tragen, bei Menschenmassen auch im Freien.
Sozialer Druck
Und da sind wir auch schon beim Thema…. die Maskenträger sind leider in der Minderheit und der amtierende Gesundheitsminister argumentiert wie ein Leerdenker. Die Rückendeckung fehlt. Wir haben sie vereinzelt von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die in der Öffentlichkeit aber kaum sichtbar sind. Es ist auch nicht erwünscht, dass sie sichtbar sind, denn sie würden den unethischen und unwissenschaftlichen Kurs der Regierung demaskieren. Das sieht sogar der deutsche Gesundheitsminister und Epidemiologe Lauterbach so, obwohl seine Regierung ständig das Gegenteil von vernünftig tut und ab Juli die Gratistests abschafft, was bei der gleichzeitigen Verteuerung der Haushaltskosten die Positivrate wohl noch weiter steigen lassen wird. Besonders fatal sind unbestätigte Corona-Infektionen dann, wenn sich LongCOVID entwickelt und dann nicht anerkannt wird, etwa als Berufserkrankung. Bitte nicht nur an die ersparte Quarantäne denken, sondern auch an die Folgen, wenns nicht glimpflich ausgeht!
Wo ist der Druck spürbar?
In der Familie, wenn das Leben für die meisten weitergeht wie vorher, mit Urlaub, Konzerten, sozialen Treffen, während man sich selbst zurückzieht. Keine Urlaubsreisen, keine Festivals, keine Treffen irgendwo drinnen.
Im Kollegenkreis, wenn sich nach zweieinhab Jahren Pandemie gezeigt hat, wer solidarisch denkt und wer nicht. Wenn die Maske stadtauswärts im Zug ab der Stadtgrenze abgenommen wird, weil man ja ab da nicht mehr muss. Wenn die Treffen auf ein Bier weiter stattfinden, aber halt ohne mich, weil ich nicht reingehen will. Gegen Kälte kann man sich auch eine Jacke anziehen. Wir sind doch nicht aus Zucker. Wenn die Gewerkschaften sich drei Jahre lang gegen Masken, gegen verpflichtende Tests und gegen Benachteiligungen für Ungeimpfte eingesetzt haben, und man nicht das Gefühl hatte, dass ihnen der Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz am Herzen liegt. Die allgemeine fatalistische Einstellung “JEDER WIRD ES KRIEGEN.” Ich hatte es noch nicht, dafür hab ich durchgehalten bis zur vierten Impfung. Mit Glück schaff ichs bis zum angepassten Booster. Jede durch Impfung verbreiterte Immunantwort steigert meine Chance, die Infektion ohne Folgeschäden zu überstehen. Es lohnt sich absolut, nicht bei jeder Infektionsrunde dabei zu sein.
Im Alltag. Ich geh aus meiner Wohnung mit der Maske, die maskenlose Nachbarin, alt genug für Risikogruppe, grüßt ohne Maske. Im Stiegenhaus trägt außer mir fast niemand Maske. Zwei Mal hab ich ans Schwarze Brett was gehängt wegen “Covid is Airborne” und wie man sich schützen kann mit Infos. Blieb beide Male nur wenige Tage hängen, hat dann gestört. Viel wichtiger die jahrelange Sanierung der Tiefgarage. Beim Einkaufen seh ich nur vereinzelt Leute mit Maske, beim Supermarkt am Flughafen bin ich meist der Einzige. Im Zug ab Stadtgrenze setzen viele die Maske ab. In der Ankunftshalle am Flughafen trägt fast niemand Maske. Kantine gibt es ja nicht mehr, also in die lange Schlange mit Leuten ohne Maske anstellen, egal ob Fastfood oder Supermarkt.
Es ist ein Leben, wo einen ständig die Wut packt. Denn die Eigenverantwortung endet da, wo die Verletzlichkeit des anderen anfängt. Und verletzlich sind wir derzeit alle. Das fängt minimal an, wenn der positive Test den gebuchten Urlaub schrottet, das wird schmerzhaft, wenn man Symptome bekommt wie Stacheldrahtzaun im Hals oder Glassplitter in der Lunge, das wird frustrierend, wenn die Genesung länger dauert und man einfach nicht so fit ist wie vorher, das wird enorm belastend, wenn LongCOVID dazu kommt, oder irgendwelche grässlichen Spätfolgen auftauchen. Eine Infektion will man sich am liebsten ersparen, und das ist auch das Vernünftigste auf der Welt. Vor der Pandemie hat mans ja auch vermieden, wenn man konnte. Das ist richtig so, denn trainieren lässt sich da gar nichts.
Und natürlich merkt man auch selbst, wie die Kraft ausgeht. Denn auch man selbst hat mal eine Auszeit verdient. Ich hab leicht reden, ich schreib mir hier nur die Finger wund. Ärzte und Pfleger, die sich abschuften, oder auch andere Branchen mit wachsendem Personalnotstand, wo ständig eingesprungen werden muss, hätten eine Pause verdient. Aber natürlich weiß ich auch, dass es auf Dauer fürs Gemüt nicht gut ist, wenn man zwischendrin keinen Abstand hat. Die Erholung zu finden ist nicht mehr so einfach. Für Tagestouren muss ich den Zug oder Bus verwenden, das heißt, wieder von unsolidarischen Menschen umgeben sein, manchmal bei schlechten CO2-Werten (> 1500ppm). Richtig Urlaub ist es für mich nur dann, wenn ich nicht im eigenen Bett schlafen muss und jemand für mich kocht – am liebsten geh ich daher essen. Übernachtungen bei diesen Inzidenzen sind einfach ein Risiko. Essen gehen ist ein Risiko, außer man kann kurzfristig bei Absehbarkeit einer Schönwetterperiode buchen, um nicht reingehen zu müssen. Vorläufig halte ich mich also trotz der Strapazen bei der Anfahrt mit Tagestouren über Wasser. Ich meide halt den Railjet und fahre meist Regionalzug, auch wenn es länger dauert. Der RJ ist zwar gut durchlüftet, aber für die Nahdistanz nützt das nichts. Derzeit wird einfach zu viel gehustet.
Als die Pandemie los ging, ärgerte ich mich sehr über das fehlende Auto. Jeder mit Auto war im ersten Lockdown priviligiert, durfte ins Grüne fahren. Die Bundesgärten waren hingegen geschlossen, Öffis fahren nur für die Arbeit erlaubt. Wir hätten uns im ersten Lockdown viel erspart, hätte man sich schon mit Lockdownbeginn das Maskentragen von den Chinesen abgeschaut. Genauso beneidete ich alle, die am Land oder am Stadtrand wohnten, mit Wald um die Ecke, oder mit Zweitwohnung oder Elternhaus. Als Zugereister, wenn man nicht gerade einen österreichischen PartnerIn hat, hat man diese Gelegenheit meistens nicht. Aber ich hoffte, dass diese Phase vorbeigehen würde. Im zweiten Lockdown ärgerte ich mich wieder, im dritten Lockdown nahm meine Resilienz zu, denn es gab jetzt die Impfung und das vermeintliche Ende war absehbar. Im Herbst 2021 war ich erneut frustriert, aber da gab es wenigstens die Maskenpflicht noch. Seit Anfang Juni 2022 komm ich mir nurmehr verarscht vor. Ich hätte Fahrstunden nehmen und meine Furcht vor dem Auto fahren, Multitasking, unberechenbare Verkehrsteilnehmer in einer Großstadt mit sieben Fahrspuren nebeneinander überwinden sollen. Hätte an den Stadtrand ziehen sollen. Ich habs nicht gemacht, hab einfach nicht erwartet, dass die Wissenschaft verlieren würde, und die Grundbösartigkeit gewinnen würde.
Dieses ‘Leben mit Corona’ stellt die Leidensfähigkeit auf eine harte Probe.
ein Danke für die viele Arbeit und Mühe da
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