Andere Viren und Bakterien

Einleitung

Die Mehrzahl der jährlichen Atemwegsinfekte wird über die Luft übertragen. Sie sind meist weniger ansteckend als SARS-CoV2 und saisonal beschränkt. Maske tragen und Frischluftzufuhr sind umso effektiver (Wang et al. 2021).

  • Influenza, Parainfluenza, RSV und Coronaviren sind durch eine Lipidhülle geschützt. Rhinovirus-14 weist keine Lipidhülle auf und überlebt bei hoher Luftfeuchte besser. Allgemein sind die Viren bei Kälte stabiler als bei Wärme.
  • Geringe relative Feuchte: Staubpartikel und darin enthaltene Mikoorganismen bleiben länger schwebfähig.
  • Hohe relative Feuchte: Bakterien und Viren werden mit Wasser umschlossen, dadurch erhöht sich Partikeldurchmesser und Zunahme Sinkgeschwindigkeit und Erschwerung des Vordringens der Teilchen in den Atemwegstrakt (siehe auch Köllein et al. 2021).

Rund 70% der respiratorischen Virusinfektionen verlaufen asymptomatisch, außer bei humanen Metapneumoviren und Influenza, wo es deutlich mehr schwere Verläufe gibt (Galanti et al. 2019). Im Hinblick auf spezifische Immunität gegenüber (nicht impfbaren) Erregern scheint es nicht sinnvoll, Infektionen komplett zu vermeiden, außer es gibt explizit eine Grunderkrankung, die Infektanfälligkeit begünstigt.

Eine frühe Infektion der unteren Atemwege in der Kindheit erhöht jedenfalls das Risiko eines vorzeitigen Todes an einem Atemwegsinfekt im späteren Erwachsenenalter (Allinson et al. 2023), sowie erhöhen Risiken für moderate bis schwere Infektionen und notwendige antibiotische Behandlungen später in der Kindheit (Brustad et al. 2025).

Saison der Atemwegsviren

Ian M. Mackay: How many common cold viruses in one place, in one season? (02.09.18)

SARS-CoV2 zirkuliert in den USA ganzjährig, die saisonalen Coronaviren v.a. im Winter, ebenso Influenza. Rhinoviren sind ebenfalls ganzjährig aktiv, am wenigsten im Spätsommer. Es zirkulieren immer andere Stämme, was die hohe Reinfektionsrate begünstigt.

Rushford et al., Untargeted longitudinal ultra deep metagenomic sequencing of wastewater provides a comprehensive readout of expected and unexpected viral pathogens (2025 preprint)

Saisonalität respiratorischer Viren (Moriyama et al. 2020)

Interferenz

Interferenz: Coronawellen (gelb) kommen annäherend antizyklisch mit dem Rhinovirus („Schnupfenvirus“) vor, Quelle: Syndromic Trends (USA)

Die Infektion mit einem Virus kann verhindern, dass man sich (kurz danach) mit einem anderen Virus ansteckt. Das wird sowohl in Zellkulturen als auch epidemiologisch beobachtet.

Der wichtigste Faktor ist Interferon:

Interferone (IFN) sind Zytokine, d.h. kleine Messenger Moleküle (Protein, nicht RNA), die von infizierten Zellen erzeugt und abgesondert werden. IFNs alarmieren andere Zellen und veranlassen sie, in den sogenannten antiviralen Zustand zu gehen. Kurzzeitig und lokal ist das großartig, aber wenn es den gesamten Organismus betrifft, weil die Infektion sich bereits ausgebreitet hat, dann ist das ungesund und Teil des “Zytokinsturms”, der schwere Covid-Verläufe verursacht. Wenn die Zellen also im antiviralen Zustand sind, können sie Virusinfektionen viel besser abwehren. Das könnte erklären, weshalb Leute selten Grippe und Erkältung (meist Rhinoviren) gleichzeitig haben (Wu et al., 2020).

Ebenso können Rhinoviren bis zu einem gewissen Ausmaß vor SARS-CoV2 schützen (Greer et al. 2009, Dee et al. 2021, Cheemarla et al., 2021, Deleveaux et al. 2023). Auch Influenza und RSV können eine Infektion mit SARS-CoV2 verhindern (Dee et al. 2022).

Interferenz beeinflusst auch die gegenseitige Symptomverstärkung des einen oder des anderen Virus (Ibiebele et al. 2025).

Wenn Doppelinfektionen mit RSV oder Influenza auftreten, können diese schwerer verlaufen (Zandi et al. 2021, Swets et al. 2022, Katia et al. 2022, Cong et al. 2022). Eine Meta-Analyse schätzt die globale Covid/Influenza-Koinfektionsrate auf 14% (Golpour et al. 2025).

Vergleich der Ansteckungsgefahr verschiedener Viren und Bakterien

Risiko und effektive Reproduktionszahl bei verschiedenen Innenraum-Szenarien:

R_e bei verschiedenen Luftwechselraten und Erkrankungen, die über die Luft übertragen werden. Achtung: Die Y-Achse ist logarithmisch! Aus Mikszewski et al. 2022

Dargestellt sind verschiedene Luftwechselraten für die jeweiligen Virus- und bakteriellen Erkrankungen. Bei 0,5 Luftwechselrate (ACH) wird das Luftvolumen im Raum nur zur Hälfte in einer Stunde mit Frischluft (oder gereinigter Luft) ersetzt, im blauen Fall 7,5x pro Stunde – empfohlen sind 4-5x.

Re entspricht der mittleren Anzahl von Ansteckungen, die von einer infizierten Person ausgehe. Daraus ist ersichtlich, dass bereits ein mäßig gelüfteter Raum das Ansteckungsrisiko bei Influenza auf Null reduziert, das harmlosere Rhinovirus ist deutlich ansteckender. SARS-CoV2 ist ungefährlich gleich ansteckend wie unbehandelnde Tuberkulose. Am ansteckendsten sind Masern, die selbst bei hoher Luftwechselrate immer noch zu nennenswerten Übertragungen führen.

Mehr zur Luftübertragung in dieser kurzen Literatursammlung (Einschränkung: Selektive Suche nach airborne transmission):

Fieber bei Reiserückkehrern – Reiseziele und damit verbundene Infektionen

aus Fink et al. (2018)

Steckbriefe zum Download

Folgende Texte habe ich aus persönlichem Interesse erstellt, um zumindest ein rudimentäres Wissen über andere bakterielle und virale Infektionskrankheiten zu bekommen. Es besteht keine Gewähr auf Vollständigkeit! Seit der Erstellung der Artikel Ende 2024/Anfang 2025 habe ich daran außerdem nichts mehr geändert.

Polio

+++

Vogelgrippe

+++

Diphterie, Keuchhusten und Masern

+++

Adenoviren, Mpox, Mückenviren

+++

RSV und Parainfluenza

+++

Rhinoviren und saisonale Coronaviren

+++

Influenzaviren

Bakterien

Mykoplasmen

Mycoplasmen sorgen regelmäßig, etwa alle 1-3 Jahre für Epidemien in Europa und Israel (Beeton et al. 2020), zuletzt im Winter 2019/2020 kurz vor dem ersten Lockdown (Sauteur et al. 2022).

Bakterielle Lungenentzündungen entwickeln sich häufig zusätzlich zu Virusinfektionen. Bakterien wie jenes, das Mycoplasma verursacht, sind gewöhnlich opportunistisch, das heißt, sie nutzen ein durch ein Virus geschwächtes Immunsystem aus. Influenza, RSV und grippale Infekte können manchmal Bronchitis oder Lungenentzündungen auslösen, ebenso Infektionen der oberen und unteren Amwege.

Es handelt sich um ein Bakterium, was bei rund 10% der Patienten Lungenentzündungen auslösen kann. Mit bestimmten Antibiotika gut behandelbar. Inkubationszeit 2-4 Wochen!

Streptokokken

In Dänemark wird die Zunahme an Streptokokken auf eine virulente Variante von Streptococcus pyogenes zurückgeführt. Die Autoren rätseln, ob es sich um Nachholeffekte handelt oder um eine virulentere Variante, beides könne aber die starke relative Zunahme nicht erklären. Überhaupt werden schwere Verläufe kaum und erst spät entdeckt, deren Ursache ist unklar. (Johannesen et al. 2023)

Tuberkulose

Sowohl Tuberkulose als auch Syphillis hat man unbehandelt lebenslang. Beides sind bakterielle Infektionen. Etwa 5% der Weltbevölkerung haben derzeit asymptomatische Tuberkulose und wissen nichts davon, alleine etwa 15 Millionen in den USA. Im tertiären Studium werden sie erst dann deutlich symptomatisch, wenn das Immunsystem stark geschwächt ist. Dann gehen diese Menschen zum Arzt und erfahren erstmals von der Infektion.

Bei HIV werden beide Krankheiten oft erst im Spätstadium erkannt, vor allem Tuberkulose ist dabei eine häufige Nebendiagnose (S. Swaminathan 2016). Asymptomatisch TB-Infizierte sind nicht infektiös, ab symptomatischer Aktivierung durch Immunschwäche aber sofort infektiös. Dadurch kann sich Tuberkulose besser verbreiten.

Steigende Tuberkulose-Zahlen werden auf die Unterbrechung der Test- und Behandlungsprogramme durch die Pandemie zurückgeführt, sagt dieser WHO-Bericht.