Der Hausverstand, so vorhanden, sagt, bei den ersten Symptomen sollte man zuhause bleiben und sich auskurieren. Die Virologin Redlberger-Fritz riet 2025 in Interviews wiederholt von Schnelltests ab, da aufgrund der gestiegenen Immunität viele falsch-negative Tests passieren würden. Zudem hätte ein positives Testergebnis keine Relevanz mehr. Ich als Laie sehe das aber nach wie vor etwas anders:
- Covid19 ist weiterhin ein potentiell schwerer Virusinfekt wie Influenza. Es ist notwendig, sich gründlich auszukurieren und Belastungen langsam zu steigern. Insbesondere Spätschäden wie Herzmuskelentzündungen oder Lungenembolien lassen sich so vorbeugen (“verschleppter Infekt”)
- Sollte es in seltenen Fällen zu Spätfolgen kommen, ist ein Nachweis wichtig, um später gezielte Diagnostik und Behandlung in Spezialambulanzen betreiben zu können
- im Umfeld hochvulnerabler Menschen macht es sehr wohl einen Unterschied, ob man ein Rhinovirus oder SARS-CoV2 hat
- antivirale Medikamente wie Paxlovid wirken am effektivsten, wenn sie frühzeitig gegeben werden
PCR
Der Goldstandard bleiben PCR-Tests (Polymerase Chain Reaction). Über den Ct-Wert (Cycle Threshold) lässt sich die Höhe der Viruslast abschätzen (je weniger Zyklen benötigt werden, desto höher die Viruslast). Ct-Werte ab 35 gelten als nurmehr schwachpositiv, Ct-Werte unter 20 als hochpositiv.
In der Akutphase der Pandemie stellte die Firma LeadHorizon ganz Wien gratis PCR-Gurgeltests zur Verfügung. Bei steigendem Ct-Wert konnte man von einer abklingenden Infektion ausgehen, bei sinkendem Ct-Wert von der Frühphase der Infektion. In den Pandemiejahren 2020-2022 lag die Rate falsch-negativer PCR-tests in Österreich bei 5,2% (Buchta et al. 2023) – manche Labore lieferten durchwegs schlechte Qualität, unternommen wurde dagegen allerdings nichts. Mit steigender Immunität durch Impfung und Infektion sinkt die Viruslast bei Reinfektion ab, mit dem Alter wieder zu (Andersweg et al. 2024). Heute gibt es PCR-Tests überwiegend nurmehr kostenpflichtig, außer im Rahmen der Sentinelüberwachung und bei Spitalsaufnahmen. Die Firma Trinicum bietet teure Spültests in Wien an, sonst einzelne Apotheken.
Für Abstrichproben kann man einen Rachenabstrich, einen Gurgeltest oder einen Spültest durchführen. Speichel eignet sich als Goldstandard (Tan et al. 2021). Wenn die Symptome bereits seit mehreren Tagen anhalten, können Nasen-Abstriche die bessere Wahl sein, während Speichelproben beim Sceening von asymptomatischen Kontaktpersonen vorzuziehen sind (Emily Anthes, 20.01.22).
Schnelltests (Antigentests)
Schnelltests weisen Fragmente des Virus nach, unterscheiden aber nicht zwischen intakten, vermehrungsfähigen Viren oder bereits vom Immunsystem zerstörten Viren. In der frühen Phase der Infektion ist die Sensitivität von Antigentests geringer als in der Spätphase (Meiners et al. 2022). Die meisten Antigentests schlagen erst ab einem Ct-Wert von 25 und weniger an, zwischen 25 und 30 gibt es große Qualitätsunterschiede.
- Eine Kombination aus Nasen- und Rachentest erhöht die Sensivität (Goodall et al. 2022, Zwart et al. 2022). Die Aussagekraft von Antigentest-Ergebnissen ist in diesem Flyer von Schnelltest-Hersteller Roche schön zusammengefasst.
- Grundsätzlich funktionieren die Schnelltests variantenunabhängig, weil die meisten Mutationen im Hüllprotein auftreten und nicht im Nukleokapsid, das die Mehrzahl der Schnelltests nachweist.
- Variantenunabhängig beträgt die Sensitivität über 90% bei einem Ct-Wert unter 30 (Goux et al. 2024).
- Die Schnelltests funktionieren weiterhin (Mund+Nase), aber die Symptomlast steigt in einer immunisierten Bevölkerung verzögert an (Frediani et al. 09/2023)
Triple-Antigentests (Influenza, RSV, Covid)
Bei einer Studie mit Gesundheitspersonal waren die Symptome alle recht ähnlich, aber bei einem Drittel verlief die Infektion asymptomatisch – insgesamt gab es mehr Covid-Infektionen (Foulkes et al. 2024 preprint).
Unmittelbar nach Symptombeginn ist der Test bei SARS-CoV2 zu 92% falschnegativ, nach 2 Tagen zu 70% und nach 3 Tagen zu 33% – bei Influenza und RSV ist die Viruslast hingegen mit Symptombeginn am höchsten und der Test schlägt sofort an.
Funktionsweise

Das Sample wird auf eine absorbierende Unterlage platziert, wo es durch den Test über kapillare Strömung fließt. Dabei quert es zwei Bänder, die einen Antikörper gegen das Nukleokapsid von SARS-CoV2 tragen, der mit etwas konjugiert ist, das Farben produziert. Wenn Nukleokapsid vorhanden ist, wird der Antikörper dagegen es binden und eine farbige Linie ausbilden. Die Kontrolllinie enthält Antikörper gegen Nukleokapsid-Antikörper – sie muss sichtbar sein, sonst ist der Test defekt. Zudem sollten die Tests nicht außerhalb des vom Hersteller angegeben Zeitfensters interpretiert werden, weil nach einer gewissen Zeit die Antikörper vom conjugate pad zu fließen beginnen könnten und ein falschpositives Testergebnis anzeigen könnten.
- Antigentests sind solange haltbar bzw. verwendbar, bis die Flüssigkeit in den Pufferlösungen verdunstet ist und/oder der Strich bei C (Kontrolle) nicht mehr erscheint oder nurmehr blass ist. Bei Hitze lagern sollte man vermeiden
- negative Antigentests haben keine Aussagekraft (Infektion bereits möglich, aber noch nicht nachweisbar), siehe Holzner et al. (2021, Middleton and Larremore 2024)
- positive Antigentests sind sehr zuverlässig
- eine kräftige Linie nach kurzer Zeit deutet auf hohe Viruslast und wahrscheinlich Infektiösität hin
Infektion sicher erkennen
- Im Abstand von 48 Stunden getestet erkennen 3 Tests 94% der symptomatischen und 57% der asymptomatischen Fälle (Son et al. 2023) – unklar ist aber, ob diese Prozentzahlen auch mit steigender Grundimmunität noch gelten
Abstrichgenauigkeit erhöhen
- mindestens eine Stunde vor dem Rachenabstrich oder Spül/Gurgeltest nichts mehr essen oder trinken
- tiefer Rachenabstrich bei PCR/Antigentest (wenn man würgen muss, macht man es richtig), bei Antigentest am besten erst Rachen, dann Nase abstreichen mit dem gleichen Wattestäpfchen
- vor dem Nasenabstrich Nase gut putzen
- Nase nicht nur kitzeln, sondern Naseninnenwände gut abstreichen, an mehreren Stellen Sekret abstreichen
- in die Testflüssigkeit geben und mindestens 2 Minuten dort belassen, Stäbchen dabei leicht drehen und Ampulle seitlich zusammendrücken, um das Sekret auszuquetschen
- je nach Hersteller 2-4 Tropfen verwenden, die angegebene Zeit (15-18min) warten, bei gutem Licht ablesen
- auch dünne Striche oder Schatten gelten als positiv (mit Handy abfotografieren und Kontrast verstärken)
Alternative zu PCR/Antigentests: PlusLife

Das Mini Dock PoC NAT Testgerät von Pluslife erkennt das Virus bereits bei geringem Probenmaterial und kann auch die verschiedenen Stadien einer Infektion anzeigen, unabhängig von der Symptomatik. Die Genauigkeit ist hoch (Herrmann et al. 2024), Testkits und Testgerät allerdings kostenaufwändig.
Die Anwendung scheint in Haushalten mit schulpflichtigen Kindern sinnvoll, ebenso für hochvulnerable Personen, aber auch im Gesundheitswesen.
Die Abnahme erfolgt über Nasen- und/oder Rachenabstriche, es können auch Testkits für Influenza, RSV, Strep A und andere Infektionserreger verwendet werden. Eine ausführliche F.A.Q. zur Verwendung des Geräts findet man hier.
Grenzen der Interpretation: Das Gerät kann nicht anzeigen, ob man noch infektiös ist. Es ist sehr sensitiv, springt also auch dann noch an, wenn die Virus-RNA nicht mehr infektiös ist, etwa zwei bis drei Wochen nach dem ersten positiven Ergebnis. Es kann also dazu führen, sich zu lange zu isolieren. Die Kombination aus nurmehr schwach ansteigenden oder nurmehr einzelnen Kurven in niedrige Fluoreszenzbereiche und negativem Antigentest schließen das infektiöse Stadium defacto aus – vorausgesetzt die Abstriche wurden gründlich durchgeführt.
Weitere Detektionsarten, die nicht massentauglich wurden
- Hunde können eine Covid-Infektion zuverlässig erschnüffeln (Berichte dazu vom 19. Mai 2020, 05. Juni 2020, 24. September 2020 und 16. November 2022) – in Österreich nie umgesetzt.
- Zhang et al., A COVID-19 Rapid Antigen Test Employing Upconversion Nanoparticles (06.08.24 preprint – 100x genauer als derzeitige Tests, kann das Virus im Speichel nachweisen und in unter 15 Minuten ein Ergebnis liefern)
- Snir et al., Changes in behavior and biomarkers during the diagnostic decision period for COVID-19, influenza, and group A streptococcus (GAS): a two-year prospective cohort study in Israel (16.05.24, Untersuchungen für Covid, Influenza und Strep A, präsymptomatische Veränderungen erkennbar)
- Atemtest als Schnelltest (31.07.23)
- Godin et al., Advancements in Airborne Viral Nucleic Acid Detection with Wearable Devices (13.07.23)
- Virendetektor für den Privatgebrauch (siehe Puthussery et al 2023)
- US-Verteidigungsministerium entwickelt Smartwatch, mit der die Erkrankung vor den ersten Symptomen entdeckt werden kann (15.05.23) – das ist aber nicht neu, schon seit 2017 wissen wir, dass Smartwatches anhand von Puls und Hauttemperatur bis zu drei Tage vor Symptombeginn erkennen können, ob jemand krank wird (News Scientist, 2017)
- China soll Schnelltest mit PCR-Genauigkeit entwickelt haben (Wang et al. 2022)
Antikörper-Tests
Der erste Antikörpertest auf SARS-CoV2 wurde von Amanat et al. (2020) entwickelt.
Bei Test auf Nucleocapsid-Antikörper wird eine zurückliegende Infektion nachgewiesen, bei Test auf Spike-Antikörper kann es eine Infektion oder Impfung sein. Bei Männern mittleren Alters sind die Antikörpertests am genauesten, Frauen und Kinder sind hier benachteiligt (McNamara 2021).
Immungeschwächte Personen sollten den Impferfolg durch Antikörpermessungen regelmäßig überprüfen (Willicombe et al. 2022).
Das Simoa Serology Assay und T-Zellen-Intrazelluläre Zytokine Staining Assay sind genauer als das klinische Elecsys Assay, um nukleokapsid-spezifische Immunantworten zu erfassen – das deutet darauf hin, dass ein höherer Teil innerhalb der Bevölkerung bereits eine Infektion hatte als bisher angenommen (Nkolola et al. 2024).
Inzwischen veraltete Empfehlungen, weil seit Omicron-Übernahme Titerbestimmungen nicht mehr sinnvoll sind.
Vorsicht beim Vergleich von Antikörper-Konzentrationen nach Infektion/Impfung, die Assays sind nicht normiert. Ergebnisse können verglichen werden, wenn im Analysenergebnis steht, dass der Test auf den WHO-Standard normalisiert worden ist. (Ainsworth et al., 2020)
Für gesunde Personen gilt: Es gibt keinen festen Grenzwert für Titerbestimmungen, ab dem man von einem Schutz vor Infektion oder LongCOVID ausgehen kann. Es ergeben sich weder aus hohen noch niedrigen Titern unmittelbare Konsequenzen. Anfängliche Studienversuche, ein Schutzkorrelat zu finden (z.B. Feng et al. 2021, Dimeglio et al. 2022, Seekircher et al. 2022, Khoury et al. 2022), sind immer wieder an den neuen Varianten gescheitert, die die „Titerlatte“ nach oben gesetzt haben. Gilbert et al. (2022) will ein Schutzkorrelat für neutralisierende Antikörper gefunden haben – dafür braucht es aber einen speziellen Test und daher ist das zur Massenanwendung nicht geeignet.
AK-Titer über 2500 U/mL bedeuten ein um 62-87% verringertes Infektionsrisiko, gültig für Varianten bis 2022 (Jin et al. 2024).
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