Therapie

Mit Stand Oktober 2025 verlaufen die meisten SARS-CoV2-Infektionen so leicht, dass sie zuhause auskuriert werden können. Schwere Verläufe mit Beteiligung der unteren Atemwege sind deutlich seltener geworden. Heute sind die Symptome überwiegend Folge der aktiven Immunabwehr und meist unspezifisch wie bei anderen respiratorischen Erregern auch (Schnupfen, Husten, Halsweh, Gliederschmerzen, Fieber). Die inflammatorische Reaktion mit überschießenden Entzündungen kann vorwiegend noch bei immungeschwächten und/oder älteren Menschen auftreten. Spätfolgen (Long Covid) dürften dank gestiegener Immunität in der Gesamtbevölkerung ebenfalls deutlich seltener geworden sein (niedriger einstelliger Prozentbereich) – genaue Zahlen gibt es leider nicht.

Virologen und Ärzte raten gleichermaßen zu Schnelltests, sobald die ersten Symptome auftauchen. Allgemein, um sich rechtzeitig zu isolieren und andere nicht anzustecken. Für vulnerable Personen, die für Paxlovid in Frage kommen, ist eine frühzeitige Einnahme ratsam, damit das antivirale Medikament am besten wirken kann. Auf Privatrezept ist Paxlovid unerschwinglich (ca. 1000 Euro), andere Medikamente sollte man unbedingt mit seinem Hausarzt abklären.

Ich bin erstens kein Arzt und zweitens unterscheidet sich die Behandlung bei milden Verläufen nicht mehr von anderen respiratorischen Erregern, daher hier nur zusätzliche Hinweise:

  • Ibuprofen: fiebersenkend, schmerzlindernd, anti-entzündlich (Achtung: Magen, Asthma); Achtung – mit steigender Dosierung keine höhere Schmerzlinderung möglich („Ceiling“-Effekt), aber höherer anti-entzündlicher Effekt (Quelle)
  • Acetylsalicylsäure: wie Ibuprofen, zusätzlich antithrombotisch (aber nicht mit Heparin vergleichbar)
  • Paracetamol: fiebersenkend, schmerzlindernd, aber schlecht für Leber und Niere
  • Novalgin: fiebersenkend, bei starken Schmerzen (aber: Blutbildveränderungen, Wechselwirkungen mit Paxlovid möglich)
  • Parkemed: schmerzstillend und entzündungshemmend, Magenschutz aber anzuraten
  • Es gibt keinen bewiesenen Nutzen von Vitamic C/D/Zink oder anderen Nahrungsergänzungsmitteln (Chen et al. 2021)
  • Melatonin: Steht derzeit nicht in der Leitlinie für Covid-Infektion
  • Desloradatin: steht derzeit nicht in der Leitlinie für Covid-Infektion, aber: Es handelt sich um einen Mastzellenstabilisator. Von Virusinfektionen ist bekannt, dass sie die Mastzellen überaktivieren können (MCAS), indem vermehrt Histamin ausgeschüttet wird. Zur unterstützenden Behandlung können Antihistaminika, wie sie etwa gegen Allergien verwendet werden, hilfreich sein.
  • bei moderatem Verlauf: Pulsoxymeter verwenden: zum Arzt gehen, wenn die Sauerstoffsättigung längere Zeit unter 92% fällt, bzw. um mehr als 4% nach körperlicher Anstrengung sinkt, auf Atemprobleme/Kurzatmigkeit bei geringer Belastung achten

Einzelne Studien legten ketogene Diät (reduzierte Kohlenhydratzufuhr, ausreichende Protein- und Elektrolytzufuhr) nahe, um den Heilungsprozess zu fördern – wie seriös das ist, kann ich aber nicht beurteilen.

Was ist sonst noch zu beachten?

  • Reinfektionen sind meist kürzer infektiös als Erstinfektionen. Dennoch ist es ratsam, bis zum Abklingen der Symptome FFP2-Maske zu tragen und negative Schnelltests abzuwarten.
  • Im Haushalt mit Partner und/oder Kindern sollte man außerdem viel lüften und ggf. Luftreiniger verwenden
  • Covid19 ist weiterhin ein schwerer Virusinfekt, nach dem man sich unbedingt ausreichend schonen sollte, um Komplikationen wie Herzmuskelentzündung oder Lungenembolie zu vermeiden (“verschleppter Infekt”). Nach Abklingen der Symptome sollten rund 7 Wochen Abstand zu einem operativen Eingriff eingehaltet werden, um Komplikationen während der Narkose zu vermeiden (Phagoora et al. 2024).
Auswertung der Datenspende-App des RKI – auch nach Infektion nach Impfung noch ca. 8 Wochen mit erhöhtem Ruhepuls. Solang der Puls so übermäßig ansteigt, Füße still halten! Einschränkung: Daten überwiegend in Akutphase der Pandemie gesammelt, gilt mitunter nicht mehr mit Reinfektionen/gestiegener Grundimmunität

Ärzte raten gesunden Menschen meist davon ab, ihren Gesundheitszustand mit einer Fitnessuhr zu überwachen – da sonst die Gefahr besteht, ständig auf die Werte zu schauen und nicht mehr in den Körper hineinzuhören, der in der Regel sagt, wenn es zu viel ist. Kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen – man wird sonst zum Hypochonder und überinterpretiert die Werte. Zumal sie nur mit Brustgurt seriöse Werte liefern.

Antivirale Medikamente

Grundsätzlich gilt: Antivirale Medikamente helfen dann am besten, wenn sie möglichst früh nach Infektionszeitpunkt gegeben werden. Das ist aber genau das Dilemma. Unmittelbar nach Infektionszeitpunkt sind die Symptome noch nicht da (Inkubationszeit) und man weiß mangels Test nicht, dass man infiziert ist, und wenn die ersten Symptome da sind, neigen Patienten und Ärzte dazu, erst einmal abzuwarten, und erst, wenn es schlimmer wird, antivirale Medikamente zu verabreichen. Dann ist deren Wirksamkeit aber schon deutlich reduziert!

Für sonst gesunde, mehrfach geimpfte Menschen werden antivirale Medikamente derzeit meist nicht explizit empfohlen. Es wird angenommen, dass die Immunabwehr bei ihnen nach mehreren Antigenkontakten ausreicht, um das Virus zu bekämpfen.

Paxlovid

Paxlovid besteht aus zwei Wirkstoffen: Nirmatrelvir gegen SARS-CoV2 und dem Wirkverstärker Ritonavir, der den Abbau von Nirmatrelvir hemmt (siehe Fachinformation). Paxlovid wirkt virostatisch, da es die proteinlösenden Virusenzyme hemmt, aber auch körpereigene Proteasen. Es beeinflusst damit aber auch den Metabolismus von vielen Medikamenten, darunter Immunsuppressiva, von Risikpatienten.

Grund für den bitteren Geschmack im Mund ist das antivirale Nirmatrelvir, welches die Bitter-Rezeptoren TAS2R aktiviert, welche wiederum Bitterzellen aktivieren. Diese regen die Geschmacksnerven an, die das Signal ans Gehirn senden, damit dieses „bitter“ wahrnimmt. Gegenmittel gibt es keines. (Quelle)

Durch diese Wechselwirkungen (siehe Wechselwirkungsrechner) ist der Kreis der Patienten, für eine Paxlovid-Einnahme infrage kommen begrenzt – in Österreich geltende diese Risikofaktoren als Indikation für Paxlovid-Therapie.

  • eine frühzeitige Therapie (0-1 Tag nach Symptombeginn oder Diagnose) verringern Sterblichkeit und schwere Akutverläufe signifikant verglichen mit verzögertem Therapiebeginn (2 und mehr Tage), weshalb niederschwellige Tests und rasch verfügbare Medikamente essentiell sind (Wong et al. 2023).
  • eine Verlängerung von fünf Tage (Standard) auf zehn Tage verringert das Auftreten von Rebounds mit erneuten Symptomen und/oder steigender Viruslast (Esmaeili et al. 2024, Nair et al. 2024)
  • bei 20% der häufiger immunsupprimierten Patienten kommt es zu Rebounds mit erneuter infektiöser Viruslast (Edelstein et al. 2023), sonst liegt das Rückfall-Risiko laut Pharmakologe Markus Zeitlinger bei 4-10%
  • als Prophylaxe nach der Exposition wurde kein signifikanter Nutzen in der Verhinderung einer symptomatischen Infektion gefunden (Hammond et al. 2024).

Wirksamkeit bei Mehrfachgeimpften mit maximal einem Risikofaktor

Anekdotisch werden die akuten Symptome gemildert, die Krankheitsdauer verkürzt und damit der Krankenstand.

Wirksamkeit bei Kinder und Jugendlichen

  • bei milden Verläufen verringerte Risikoreduktion für schwere Komplikationen über einen Zeitraum von 28 Tagen nachgewiesen (Wong et al. 2024)

Wirksamkeit bei hospitalisierten und Risikopatienten

Wirksamkeit gegen Spätfolgen

Uneinheitliche Studienergebnisse, die ich nicht interpretieren kann.

Metformin

Bei einem BMI über 30 oder Diabetes in der Familie kann man Metformin andenken (Bramante et al. 2023), es hemmt die Glukosebildung, durch den reduzierten Stoffwechsel des infizierten Gewebes reproduziert auch das Virus schlechter (Wiernsperger et al. 2022). Die Viruslast wird deutlich reduziert, das Hospitalisierungsrisiko gesenkt. Rebounds kommen seltener vor als mit Paxlovid. Auch das LongCOVID-Risiko wird gesenkt. (Bramante et al. 2024).

weitere antivirale Medikamente, in Europa (noch?) nicht zugelassen

Xocova (Ensitrelvir)

Bei schweren Verläufen (wo Remdesivir nicht anschlägt), unabhängig von Risikofaktoren und Impfstatus einsetzbar, evtl. Vorbeugung von LongCOVID-Symptomen, verkürzt Symptomdauer um durchschnittlich einen Tag (Yotsuyanagi et al. 2024) – bisher nur in Japan zugelassen. Eine Phase-2-Studie zeigte ähnlich gute Wirksamkeit in der Virus Clearance nach Symptombeginn wie bei Paxlovid (Schilling et al. 2025).

Simnotrelvir

Bei milden Verläufen, verkürzt symptomatische Phase, bisher nur in China zugelassen – unklar, ob die Wirksamkeit verallgemeinert werden kann. in China gab es bisher vergleichsweise weniger Antigenkontakte als in den anderen Ländern, die die Durchseuchungsstrategie gefahren sind.

im Entwicklungsstadium

ML2006a4 (Boceprevir)

Entstanden aus dem Hepatitis-C-Virus-Protease-Inhibitor Boceprevir, zeigt robuste antivirale Aktivität in vitro und in Mäusen und könnte oral verabreicht werden (Westberg et al. 2024)

Ibuzatrelvir

Paxlovid hat nur begrenzte Stoffwechsel-Stabilität, weshalb Pfizer einen neuen Inhibitor entwickelt hat. Der neue Wirkstoff braucht kein zusätzliches Ritonavir – der Grund für häufige Kontraindikationen (Brewitz and Schofield 2024), denn Ritonavir verstärkt die Plasmawerte von zahlreichen Medikamenten über die therapeutischen Grenzen hinweg, es ist außerdem für den metallischen Geschmack verantwortlich. Eine Phase 2b-Versuch war erfolgreich – Ibuzatrelvir zeigt robuste antivirale Wirkung und verringert statistisch signifikant die Viruslast am dritten und fünften Tag.