Umgang mit Kindern und Jugendlichen

Credits: Steve Daugherty (@stepd0c)

Hintergrund

Unter dem verlinkten Artikel habe ich über mehrere Jahre hinweg aufgeschrieben und begründet, weshalb ich die Folgen der Erkrankung als wichtiger bewertete als psychische Folgen der Kontaktbeschränkungen. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Argumentation hält und die Recherche war zweifellos selektiv. In den letzten Jahren sind sicherlich schon deutlich mehr wissenschaftliche Publikationen dazu erschienen, als ich dort zitiert habe. Ich halte die Schulschließungen trotz aller Kritik für keinen Fehler bzw. für alternativlos in der damaligen Zeit.

Es ist richtig, die Mehrzahl der Infektionen verläuft mit harmlosen Symptomen oder komplett symptomfrei. Das war allerdings auch bei Poliomyelitis der Fall, wo 72% der Infektionen asymptomatisch verlaufen sind. Bei 5-10% der symptomatischen Verläufe war das Zentralnervensystem beteiligt mit einer aseptischen Meningitis, nur bei 1% traf die gefürchtete paralytische Poliomyelitis auf, die “klassische Kinderlähmung”. In den 60ern startete eine große Impfaktion, seit 2002 gilt Europa als poliofrei. Bei Kindern beträgt die Long-Covid-Inzidenz ca. 0,1% (Zhang et al. 2025), das sind in absoluten Zahlen viele tausend Betroffene, wenn auch das Risiko sehr gering ist verglichen mit anderen Infektionskrankheiten.

Vor Omicron betrug die CFR bei Kindern 0-2%, 2% bei hospitalisierten Kindern (Nikolopoulou and Maltezou 2022). Die meisten Todesfälle betrafen die ersten 30 Tage nach der Infektion und vor allem Kinder mit spezifischen Vorerkrankungen (Bertran et al. 2022). Zu diesem Ergebnis kam auch eine Studie aus Deutschland, allerdings traf das nicht bei dem Multientzündungssyndrom MISC/PIMS zu, das mehrheitlich Kinder ohne Vorerkrankungen betrifft. (Sorg et al. 2022). In den USA zählte Covid19 zu den führenden Todesursachen bei Kindern und Jugendlichen unter 19 Jahre (Flaxman et al. 2022, Flaxman et al. 2023). Ein höheres Sterberisiko haben Kinder mit Immunschwäche (Abolhassani et al. 2022) und Downsyndrom (Clift et al. 2020).

England

Wilde et al. (2023) haben untersucht, wie viele von 3,2 Millionen infizierten Kindern in England ins Krankenhaus mussten – es waren knapp 30 000. Davon mussten 1710 intensivmedizinisch behandelt werden. 70 Kinder starben. Buben, Kleinkinder und ethnische Minderheiten hatten ein höheres Risiko für einen Spitalsaufenthalt.

Österreich

Laut Zurl und Strenger (2023, S. 21) gab es im Zeitraum März 2020 bis November 2022 insgesamt 6583 Patienten im Alter von 0 bis 19 Jahren mit insgesamt 6978 stationären Aufenthalten, die meisten Aufnahmen gab es bei Kleinkindern (0-4 Jahre) mit 3552 PatientInnen, deren Anteil die letzten Jahre kontinuierlich gestiegen ist. Im Schnitt lagen sie zwei Tage auf der Normalstation (Erwachsene sieben Tage), Intensivaufenthalte gab es bei 521 PatientInnen (7,8%) und 15 Todesfälle wurden registriert. Bei 3% der PatientInnen hat man MIS-C festgestellt, wobei der Anteil mit Delta und Omicron-Varianten zurückging.

Deutschland

Zwischen März 2020 und November 2022 waren rund 27% der schweren Verläufe bei Kindern und Jugendlichen mit Grunderkrankungen, am häufigsten Übergewicht, neuromuskuläre Krankheiten, Frühgeburt und Magendarm-, Herz- und Atemwegskrankheiten. 3% wurden intensivpflichtig, als Hauptrisikofaktoren hierfür galten Alter (1-4 Jahre und über 12 Jahre), Übergewicht, neuromuskuläre Erkrankungen, Trisomie 21 und andere genetische Syndrome, Koinfektionen zur Zeit der Hospitalisierung. (Doenhardt et al. 01/2024).