Schutz der Impfung vor Infektion

Zur oft kritisierten Aussage des Pfizer-CEO, dass die Impfung vor Ansteckung schützen würde (Februar 2021, Quelle gerade nicht auffindbar).

Zu diesem Zeitpunkt hatten wir den ersten Impfstoff, aber bereits die zunehmende Alpha-Variante, damals als „Britische Variante“ oder B.1.1.7 bekannt. Alpha war deutlicher infektiöser als der Wildtyp, aber unterschied sich sonst glücklicherweise nicht so dramatisch, dass die Impfwirksamkeit beeinträchtigt gewesen wäre. Daher gab es mit zwei Impfdosen auch gegen Alpha noch rund 90% Infektionsschutz. Ein sehr guter Wert.

Gegen Delta wirkten zwei Impfdosen nicht mehr so gut. Delta war die erste weltweit dominante Variante mit Fluchtmutationen. Sie entkam der Immunantwort nicht nur effektiver, sondern war auch deutlich infektiöser. Schon 24 Stunden nach einem negativen PCR-Test konnten infizierte Personen ansteckend sein, die Viruslast war 1000x höher als beim Wildtyp (Li et al. 2021). Israel hat im Juli 2021 erfolgreich getestet, dass 3 Impfdosen wieder einen hohen Schutz vor Infektion erzielen. Europa brauchte immer etwas länger, denn sie hatten schon Mühe, mit zwei Impfdosen eine hohe Bevölkerungsimmunität zu erreichen. Erst im Herbst 2021 gab es eine Impfkampagne für den dritten Stich zur „vollständigen Grundimmunisierung“. Bis zum Auftreten von Delta war man davon ausgegangen, dass zwei Impfdosen reichen würden. Führende Virologen hatten nicht damit gerechnet, dass so frühzeitig Virusvarianten auftreten würden.

Jede Impfung braucht eine gewisse Zeit, bis sie ihre Wirkung im Körper entfalten kann. Man rechnete mit 7-10 Tagen, bis der Infektionsschutz vollständig gegeben war – je nach Individuum auch 14-21 Tage. Hier sind sicherlich Kommunikationsfehler passiert. Viele haben wohl geglaubt, sie könnten ab dem „Stichtag“ wieder unbesorgt in die Menschenmenge gehen (Hoehl et al. 2021). Dadurch nahmen Ansteckungen im Zeitfenster zu, wo der vollständige Infektionsschutz noch nicht vorhanden war. Wer sich kurz vor oder nach der Impfung ansteckte, schob die Symptome auf die Impfung statt auf die Infektion und bezeichnete die Impfung fälschlicherweise als unwirksam. Dabei war ihr eigenes, risikoreiches Fehlverhalten die Ursache.

Mit Omicron (BA.1, BA.2, etc…) änderte sich das Virus aber grundlegend. Es wies nun so hohe Immunfluchteigenschaften auf, dass die Impfung nicht mehr vor Ansteckung schützte. Eine vorhergehende Infektion ebenfalls nicht – das Reinfektionsrisiko vervierfachte sich (Head and Elsland 2021)! Daher mussten neue, auf BA.1 angepasste Impfstoffe her.

Südafrika hatte drei Mal so viel Übersterblichkeit wie Sterblichkeit, die Omicron-Welle war dort nicht viel milder als vorherige Varianten, wurde aber als Richtwert für die Bewertung von Omicron genommen. (Quelle)

Bald sah man in Daten aus Südafrika, dass BA.1 viel mildere Verläufe verursachte. Dort sind aber viele ältere und vulnerable Menschen schon in den ersten Wellen gestorben (hohe Übersterblichkeit!) und die Bevölkerung ist viel jünger (Durchschnittsalter unter 30) als in Europa. Zudem übersah man, dass Omicron deutlich ansteckender war und auch wenn pro Fall weniger schwere Fälle auftraten, waren viele Fälle eben doch noch eine hohe Anzahl an schweren Fällen. Deswegen gab es 2022 in Österreich ähnlich viele Tote wie 2020.

Quelle: Spiegel-Artikel vom August 2022

Dennoch wurde BA.1 als „Weihnachtsgeschenk“ gesehen. Die Regierungen ließen sich plötzlich Zeit mit der Impfstoffanpassung. Pfizer und Moderna hatten noch im November/Dezember gesagt, sie könnten innerhalb weniger Monate einen angepassten Impfstoff herausbringen. Das war zutreffend. Im März 2022 hätte der bivalente BA.1-Impfstoff ausgeliefert werden können.

Es kam anders. Die Intensivstationen waren weniger belastet als bei Delta, dafür die Normalstationen umso mehr und es erkrankte zudem viel Gesundheitspersonal, weil die Schulen offen blieben. Man schob die Zulassung von BA.1 in den Herbst hinaus und redete fortan nurmehr von der Herbstwelle.

Bis zum Herbst erlebte der Großteil der Bevölkerung seine Erstinfektion, meist auf Grundlage von 2-3 Wildtyp-Impfdosen. In dieser Zeit kamen einige Longcovid-Fälle hinzu, über die niemand spricht, und wenn es Impfgegner tun, glauben sie, das wären alles Impfschäden. Aber das ignoriert eben die Eigenschaft der Omicron-Varianten. Manche Virologen sprachen anfangs sogar von einem neuen Serotyp, „SARS-CoV3“. Ein anderes Virus quasi, worauf der erste Impfstoff nicht mehr so gut passte. Er verhinderte zwar weiterhin schwere Verläufe, aber eben milde bis moderate Verläufe nicht mehr. Der BA.5-Impfstoff kam ebenfalls im Herbst, als die BA.5-Welle gerade das zweite Mal durchlief. Im Sommer infizierten sich viele in der hohen BA.5-Sommerwelle. Im Herbst 2022 waren also schon viele mindestens einmal, manche schon zwei oder gar drei Mal infiziert worden. Durch das ständig wiederholte Gerede „Omicron ist mild“ und durch die kürzliche Infektion war der Hunger auf eine weitere Impfdosis entsprechend sehr sehr gering. Und seitdem sind die Impfstoffraten am Tiefpunkt, obwohl die Impfstoffe schwere Verläufe/Todesfälle weiterhin in hohem Ausmaß verhindert haben, egal welcher Impfstoff. Auch Astra Zeneca.

Mit den monovalenten Impfstoffen (XBB.1.5, JN.1, KP.2, etc.) wurde ein temporärer Impfschutz wieder hergestellt, das heißt, für eine gewisse Zeit kann ein Schutz vor Ansteckung bzw. symptomatischer Infektion bestehen. Daran hat sich bis heute nichts mehr geändert.