
Ein Kardinalfehler von Beginn an war, das neuartige Coronavirus wie eine Grippe-Pandemie zu behandeln. Europa war schlecht auf eine Pandemie vorbereitet. Als Blaupause diente der Influenza-Pandemieplan. Zielgröße waren und sind die Spitalskapazitäten (“flatten the curve”) und nicht eine generelle Eindämmung der Pandemie, um mit dem Virus NICHT leben zu müssen. Die frühere Coronabeauftragte des Weißen Hauses, Dr. Deborah Birx, kritisierte kürzlich in einem Interview das CDC (Center of Disease Control), dass man zu spät damit begonnen habe, Testkapazitäten hochzufahren und über asymptomatische Übertragung zu sprechen. Zudem sei man sehr spät dran gewesen, die Aerosol-Übertragung dieses Virus zu thematisieren. LongCOVID durch wiederholte Infektionen werde unterschätzt. Hätte man MECFS früher ernstgenommen, könnten wir jetzt schon Therapien für LongCOVID haben.

Erstes Stadium: Die Grippe sei gefährlicher als Corona.
- Infektiologe Weiss: “Von der Todesrate ist es vergleichbar mit einer Influenza, aber das Coronavirus ist deutlich weniger ansteckend.” (24.01.20)
- Virologe Steininger: “Coronavirus nicht so gefährlich wie Grippe.” (30.01.20)
- Infektiologe Greil: “Das Coronavirus hat eine wesentlich niedrigere Sterberate als Influenza oder Sars.” (01.02.20)
- Tiroler Landessanitätsdirektor Katzgraber: “Es herrscht ein unglaublicher Medienhype um diese Erkrankung, dabei ist die Grippe viel gefährlicher als das Coronavirus” (04.02.20)
- Infektiologe Allerberger (AGES): “Anders als bei der Influenza sind Kindern bei Covid keine Keimschleudern. Eher ist das Problem der Lehrer, der am Abend ein Bier mit Freunden trinken geht und sich ansteckt. Ich sehe generelle Schließungen nicht mehr als nötig an.” (26.08.20)
- Infektiologe Allerberger: „Für Kinder und Schwangere ist das neue Virus weniger gefährlich als eine Grippe.“ (14.09.20)
- Präsident der OÖ-Ärztekammer Niedermoser: “Viren gibt es schon immer und wir leben damit. […] Es geht uns um einen pragmatischen Zugang. [….] Vor allem angesichts der bevorstehenden Grippe-Saison sei Panik der völlig falsche Weg.” (18.09.20)
- Gesundheitsminister Anschober: “Influenza-Impfung im kostenlosen Kinderimpfprogramm ist ein Meilenstein. Dient dem Individualschutz und schützt Risikogruppen, weil Kinder im Gegensatz zu COVID-19, bei Influenza wesentliche Rolle in der Verbreitung spielen.” (21.09.20)
Zweites Stadium: Corona wird zur Grippe bzw. zu einem “normalen” respiratorischem Virus
- Infektiologe Kollaritsch: “Wenn möglichst viele gefährdete Menschen geschützt sind, können wir mit Corona wie mit der saisonalen Grippe leben.” (13.01.21)
- Epidemiologin Schernhammer: „Ich glaube, dass wir schon mit Ende dieses Jahres Herdenimmunität erreichen werden und die Pandemie zur Endemie mit bewältigbaren Infektionswellen wird – wie bei der Grippe“ (14.08.21)
- Virologin Redlberger-Fritz: “Früher oder später wird es eine ganz normale Zirkulation eines respiratorischen Virus werden, das wir auch von anderen Viren kennen. Wann das sein wird? Wenn genügend Leute eine Impfung erhalten haben oder natürliche Immunität erlangen.” (01.10.21)
- Infektiologe Wenisch: ”Omicron ist ein Weihnachtsgeschenk. Es wird uns rasch umdenken lassen und Maßnahmen – etwa ob man mit Schnupfen in die Quarantäne muss – wird man neu bewerten müssen. Wenn man an die ersten Analysen am Beginn der Pandemie schaut: Damals hieß es, COVID-19 sei vom Schweregrad her zehn Mal so schwer wie Influenza. Ende des Jahres 2020 war Covid-19 dann nur noch dreimal so schwer wie Influenza. Wenn das Virus leichter übertragbar ist, wird es weniger virulent.” (25.12.21)
- Infektiologe Wenisch: “Das heißt, dass wir durch diese Durchseuchung mit diesem Omicron eine so gute Immunität in der Gesellschaft aufbauen, dass eine weitere Welle mit einem anderen Virus unwahrscheinlich ist, dass sich ganz arg davon unterscheidet, sondern wenn, dann nur ganz wenig unterscheidet, das heißt, dass die ganze Covid-Pandemie in Richtung Grippe entwickelt.” (26.03.22)
- Veterinärvirologe Nowotny: „Es wird dann einfach wie eine Grippe behandelt werden – also keine Lockdowns mehr. Es wird individuell jedem Einzelnen dann eben freigestellt sein: impfen oder nicht impfen. Wenn sich jemand krank fühlt, dann wird er in den Krankenstand gehen und nicht am Arbeitsplatz seine Kolleginnen und Kollegen anstecken.“ (17.06.22)
- Generaldirektorin für Öffentliche Gesundheit, Reich: “Wir können Infektionen nicht verhindern, die Wellen werden also kommen, aber wenn wir Impfung und Medikamente hochhalten, ist es nicht so schlimm, wenn sich Menschen anstecken.” und “Und man muss angesichts einer hohen Ansteckungsrate und einer Krankheitslast, die sich Richtung grippaler Infekt entwickelt, auch fragen: Sind COVID und Influenza vergleichbar? Wenn ja, muss man die Maßnahmen abschaffen.” (10.07.22)
- Virologe Nowotny: “Die bisherigen Virenentwicklungen ließen ihn allerdings vermuten, dass die Pandemie im nächsten Sommer keine Wellen mehr erzeuge und zur “normalen” viralen Atemwegsinfektion heruntergestuft werden könne.” (01.12.22)
- Gesundheitsminister Rauch: “Wir sind, was die europäische Situation angeht, in einer Situation, dass wir jetzt eine viel stabilere Lage haben. Es ist eine deutlich andere Virusvariante. Wir haben die Impfung, wir haben Medikamente, wir haben ein gutes Beobachtungssystem.” (23.11.22)
- Infektiologe Weiss: “Das Virus habe sich mittlerweile „eingereiht in andere saisonale respiratorische Infektionen bzw. Erkrankungen.” (08.12.22)
- Virologe Nowotny: “Es wird ein saisonales Virus wie die Grippe.” (04.01.23)
- Infektiologe Ulrich Zerlauth: “Die Influenza ist derzeit gefährlicher als RS- und Coronaviren der Omicron-Variante.” (10.01.23)
- Infektiologe Wenisch: “Mittlerweile spricht Wenisch von einer gewöhnlichen Infektions-Krankheit, vergleichbar mit Influenza.” (14.02.23)

Drittes Stadium: Corona wird zur Erkältungskrankheit
- Infektiologe Weiss: “SARS-CoV2 hat sich mittlerweile eingeordnet in eine Reihe anderer respiratorischer Erkrankungen wie etwa Grippe und RSV.” und “Im Regelfall ist SARS-CoV2 mittlerweile ein Erkältungsvirus wie viele andere” (19.02.23)
- Lungenfacharzt Lamprecht: “Das Virus wird zwar bleiben, im Fall einer Infektion aber lediglich zu einer vorübergehenden Unannehmlichkeit führen. Bei den meisten jedenfalls.” (20.02.23)
- Virologin Redlberger-Fritz:”Der heurige Winter sei insofern typisch für „das neue Normal“, weil sich Sars-CoV-2 in die Gruppe der saisonalen Auslöser von Atemwegserkrankungen eingereiht hat, von diversen Schnupfenviren bis hin zur Influenza, also der echten Grippe.” (25.02.23)
- “Eine hohe Grundimmunität der Bevölkerung und die damit verbundenen milden Krankheitsverläufe führen zu einem weitaus geringeren Risiko für die Gesundheit des Einzelnen und für das Gesundheitssystem. Vor diesem Hintergrund ist die rechtliche Sonderstellung von SARS-CoV-2 im Vergleich zu anderen nicht-meldepflichtigen respiratorischen Krankheiten nicht mehr angemessen.” (aus einem Gesetzesentwurf zur Abschaffung aller Maßnahmen, 05.04.23)
- “In die Abschätzung ist eine aktuelle Einschätzung des European Centre for Disease Prevention and Control zur derzeit dominanten Omirkon-Virusvariante XBB.1.5 vom 13.01.2023 eingeflossen. Diese Einschätzung stützt die Annahme, dass SARS-CoV-2 rechtlich wie andere nicht-meldepflichtigen Infektionskrankheiten zu behandeln ist.“
- Virologin Redlberger-Fritz: “In Zukunft werde das Coronavirus zum „Standardrepertoire der saisonalen Virusinfektionen“ gehören.” (20.04.23)
- Virologe Nowotny: “Mittlerweile könne man die Impfung gegen Covid19 mit jener gegen Influenza gleichsetzen: Personengruppen, die gefährdet sind – ob aufgrund des Alters, Vorerkrankungen oder einer Immunschwäche -, sei zu raten, den Schutz aufzufrischen. Alle anderen können, müssen aber nicht.” (12.06.23)
- AGES-Public-Health Leiter Benka: “Benka sprach von zurückgekehrter “Normalität” nach den ersten Jahren der Corona-Pandemie. Dass es insgesamt nicht mehr Grippetote gab als in früheren Jahren, sei aber möglicherweise daran gelegen, dass von der auch bei Influenza vulnerablen Gruppe der über 65-Jährigen viele schon an Covid-19 gestorben waren.” (12.07.23)
- Epidemiologe Gartlehner: “… wird Corona im Herbst eine von mehreren Erkältungskrankheiten sein.” (08.08.23)
- Virologe Nowotny: “Das Virus ist gekommen, um zu bleiben. Wir haben eben einen zusätzlichen viralen Atemwegsinfekt vor allem im Herbst und Winter mehr. Damit können wir leben.” (10.08.23)
- Lungenfacharzt Lamprecht: “Durch die Immunität haben wir weitreichende Normalität zurückerlangt. Das bedeutet, dass nicht bei jedem Atemwegsinfekt ein spezifischer Test erfolgen muss.” (11.08.23)
- Virologin von Laer: “Trotzdem rechnet von Laer mit einem “relativ normalen Erkältungswinter, nur mit einer zusätzlichen Viruserkrankung.” (05.09.23)
- Virologe Nowotny: “Corona ist schlicht und ergreifend ein viraler Atemwegsinfekt mehr, der vom Schweregrad her zwischen grippalem Infekt und echter Grippe – oder ähnlich der echten Grippe – einzuordnen ist.” (13.09.23)
- Ärztekammer Österreich: “Auch heuer erwarten wir für November und Dezember wieder eine Grippewelle, und für uns Ärztinnen und Ärzte haben unsere Patientinnen und Patienten oberste Priorität.” (24.10.23)
- Virologin Redlberger-Fritz: “Ich glaube, wir müssen alle gut durchseucht sein, wie es so schön heißt in der Fachsprache. Und dann haben wir quasi ein Virus mehr, das da letztlich eben Erkrankungswellen, Erkältungswellen verursacht.” (02.12.23)
- Virologe Drosten: “Gesunde Menschen müssen sich mal infizieren, „um in diesen Modus zu kommen, dass wir uns alle paar Jahre infizieren, wie mit anderen Erkältungsviren auch“, sagt er. Das Coronavirus muss ein normales Erkältungsvirus werden.” (14.12.23)
- Gesundheitsminister Rauch: “Ich habe immer gesagt, die Pandemie wird verschwinden oder sich verändern oder weniger werden – aber das Virus wird bleiben. Also es wird einfach jede Saison da sein, so wie die Grippe auch.” (27.12.23)
Alle Zitate sind belegbar: Quellen in den jeweiligen Dokumenten. Warum man Corona nicht wie die Grippe oder gar harmlosere Infekte behandeln kann, habe ich in meiner FAQ erklärt. In allen Interviews, denen die Zitate entnommen wurden, fehlte der Hinweis auf LongCOVID bzw. wurden Langzeitfolgen heruntergespielt. Die Fakten sind aber seit Jahren schon erdrückend und können nicht ignoriert werden.
Wenn man sich die Kommunikation von Beginn an anschaut, wurden mit großer Regelmäßigkeit Vergleiche mit saisonalen Viren gezogen, jedoch nicht mit Vorläufer SARS-CoV1. Was bei den Vergleichen mit Influenza nie dazu gesagt wurde: Influenza wurde nicht harmloser in den letzten Jahrzehnten. Das zeigte die schwere Grippewelle im Winter 2019/2020 sowie 2022/2023.
Ist das jetzt die Zukunft?

Wir akzeptieren also mehr Tote pro Infektionswelle als vor der Pandemie, weil wir gegen SARS-CoV2 genauso handlungsunwillig bleiben wie zuvor schon gegen Influenza und andere virale Erreger. Wir haben uns darin eingerichtet, dass weit über vier Fünftel der Bevölkerung keine Auffrischimpfungen mehr erhalten, dass vor allem bei Kindern die Impfraten extrem niedrig bleiben. Von antiviralen Medikamente, die frühzeitig gegeben werden müssen – sowohl Paxlovid bei SARS-CoV2 als auch Tamiflu bei Influenza – profitieren die allerwenigsten, aufgrund strenger Verschreibungskriterien, mangelndem Testzugang und oft verspäteter Diagnose, aber auch Ausschlusskriterien. Nur ein Teil der hochvulnerablen Personengruppen kann Paxlovid überhaupt nehmen, was machen wir mit den anderen?
Die SARS-CoV2-Infektionswelle im November und Dezember 2023 war die höchste seit Pandemiebeginn. Das sind die Fakten, egal ob man es Pandemie, Endemie oder Epidemie nennt. In diesem Fall reichen sonstige Schutzmaßnahmen wie gute Belüftungsanlage in Spitälern eben nicht aus, sondern es braucht zusätzliche Maßnahmen wie Masken- und Testpflicht ohne Ausnahme.
Traurig, dass wir aus der Pandemie nichts gelernt haben.
Virologe Christoph Steininger: “Ein Leben wie vor der Pandemie wird es nicht mehr geben. Wir werden nicht mehr akzeptieren, dass jemand das Grippevirus in ein Krankenhaus trägt.“ (31.05.21)