
Manchmal würde ich mein über die letzten Jahre erlangtes Wissen gerne rückgängig machen. Es belastet, wenn man im Alltag nicht darüber reden kann oder darf. Es interessiert niemanden und der Niveauunterschied in meinem Wissen zu Corona und dem der Mehrheitsbevölkerung ist inzwischen so groß, dass ich nicht einmal wüsste, wo ich anfangen soll zu erklären. Es scheitert oft schon daran, dass der Irrglaube an Zugluft und Immunsystem stärken so beharrlich vertreten wird, dass Widerspruch zwecklos ist. Was hindert mich am Versuch zu vergessen? Ich erlebe gerade jetzt wieder, wie sich Erstinfektionen bei immunkompetenten Menschen auswirken – die zwei Wochen und länger positiv testen und mehr oder weniger deutliche Symptome aufweisen. Ich erlebe mit, was es bedeutet, wenn die Longcovid-Symptome nicht mehr verschwinden und die Lebensqualität deutlich einschränken. Nicht nur den Alltag beeinträchtigen, sondern auch Pläne für die Zukunft zerstören. Zugleich weiß ich, dass ein Restrisiko immer bleiben wird, solange dieses Virus dauerhaft zirkuliert.
Die Kontrollgruppe – scherzhaft sind damit jene unter uns gemeint, die sich noch nie nachweislich infiziert haben – wird mit jeder Welle kleiner. Ein harter Kern an “covidbewussten Menschen” beobachtet diesen Trend mit Sorge und teilweise auch Unverständnis. Bringen die Schutzmaßnahmen nichts mehr oder sind die vorsichtigen Menschen unvorsichtig geworden? Und wenn ja, warum? Sie wissen doch, was ihnen blüht, wenn sie sich anstecken. Warum schützen sie sich dann nicht mehr? Ist es heuchlerisch zu sagen, man sei vorsichtig, wenn man zwar Maske in den Öffis trägt, aber dann doch zur Geburtstagsfeier ins Restaurant mitgeht? Ist man eine schlechte Mutter, wenn das Kind mit anderen Kindern drinnen spielen darf, aber dabei keine Maske trägt?
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