Infektionen vermeiden ist kein Wettbewerb

Die Löffeltheorie angewandt auf Menschen im Autismus-Spektrum – begrenzte Energie im Alltag

Manchmal würde ich mein über die letzten Jahre erlangtes Wissen gerne rückgängig machen. Es belastet, wenn man im Alltag nicht darüber reden kann oder darf. Es interessiert niemanden und der Niveauunterschied in meinem Wissen zu Corona und dem der Mehrheitsbevölkerung ist inzwischen so groß, dass ich nicht einmal wüsste, wo ich anfangen soll zu erklären. Es scheitert oft schon daran, dass der Irrglaube an Zugluft und Immunsystem stärken so beharrlich vertreten wird, dass Widerspruch zwecklos ist. Was hindert mich am Versuch zu vergessen? Ich erlebe gerade jetzt wieder, wie sich Erstinfektionen bei immunkompetenten Menschen auswirken – die zwei Wochen und länger positiv testen und mehr oder weniger deutliche Symptome aufweisen. Ich erlebe mit, was es bedeutet, wenn die Longcovid-Symptome nicht mehr verschwinden und die Lebensqualität deutlich einschränken. Nicht nur den Alltag beeinträchtigen, sondern auch Pläne für die Zukunft zerstören. Zugleich weiß ich, dass ein Restrisiko immer bleiben wird, solange dieses Virus dauerhaft zirkuliert.

Die Kontrollgruppe – scherzhaft sind damit jene unter uns gemeint, die sich noch nie nachweislich infiziert haben – wird mit jeder Welle kleiner. Ein harter Kern an “covidbewussten Menschen” beobachtet diesen Trend mit Sorge und teilweise auch Unverständnis. Bringen die Schutzmaßnahmen nichts mehr oder sind die vorsichtigen Menschen unvorsichtig geworden? Und wenn ja, warum? Sie wissen doch, was ihnen blüht, wenn sie sich anstecken. Warum schützen sie sich dann nicht mehr? Ist es heuchlerisch zu sagen, man sei vorsichtig, wenn man zwar Maske in den Öffis trägt, aber dann doch zur Geburtstagsfeier ins Restaurant mitgeht? Ist man eine schlechte Mutter, wenn das Kind mit anderen Kindern drinnen spielen darf, aber dabei keine Maske trägt?

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Wie man eine Infektion nicht vermeidet

Urlaub im Salzkammergut im Herbst

Eine Urlaubswoche bei durchwachsenem Wetter konnte ich gut nutzen. Der Preis meines Risikos waren zehn Tage Krankenstand und mindestens eine Woche Aktivitäten auf Sparflamme, weil sich die Rekonvaleszenz noch zieht. Insgesamt gut drei Wochen Sportpause und ein anschließender Wanderurlaub mit reduziertem Programm, weil ich so schnell wo nicht fit werde. Eigentlich ist der Herbst meine liebste Urlaubs- und Wanderzeit. In der Regel muss man nicht auf Gewittergefahren achten, die meisten erreichbaren Gipfel sind noch schneefrei und die Laubfärbung hübscht Landschaftsaufnahmen auf. So gesehen kam dieser Krankenstand sehr ungelegen (und daher auch meine Pause hier am Blog).

Das verantwortliche Virus – Parainfluenzatyp 1 (Humanes Respirovirus) – verursacht meist grippale Infekte und betrifft eher die oberen Atemwege, bei immungeschwächten Menschen kann es auf die Lunge gehen und Komplikationen verursachen – festgestellt im Rahmen der Sentinelproben durch die Ärztin meines Vertrauens. Zwar war ich erleichtert, dass ich von Corona verschont blieb, aber ich lag trotzdem eine Woche überwiegend in der Horizontalen und mein Bedarf an weiteren Infektionen, egal mit welchem Virus, ist erstmal gedeckt.

Es ist das Dilemma für viele verantwortungsbewusste Menschen, die sich oder die Gesundheit ihrer Angehörigen schützen wollen, aber Teil der Gesellschaft sind – die schulpflichtige Kinder haben oder einen fordernden Vollzeitjob. Jedem Arbeitnehmer stehen seine fünf Wochen Urlaub vom Gesetz her zu. Aber ihn so zu nehmen, wie ich das vor der Pandemie getan habe, auch im Herbst oder Winter, geht durch den mangelnden Infektionsschutz nicht mehr. Ich habe mich wahrscheinlich im Hotel beim Abendessen oder bei einem Wirtshausbesuch angesteckt – in allen Indoor-Situationen waren Menschen mit respiratorischen Symptomen anwesend. Es waren immer alle Fenster geschlossen und die Luft sehr schlecht – teilweise habe ich Werte bis 2000ppm mit dem Aranet gemessen. Es war eine Infektion mit Ansage – wahrscheinlich habe ich es meiner Booster-Impfung einen Monat davor zu verdanken, dass ich mich nicht mit Corona angesteckt habe. Guess what … andere Viruserreger können ebenfalls krankmachen und zu längeren Krankenständen oder Sport/Trainingspausen führen. Die fehlende Erholungszeit holt man nicht mehr auf, denn nach dem Krankenstand geht der Alltagstrott weiter.

Es ist ernüchternd, dass wir nicht nur nichts aus der Pandemie gelernt haben, sondern zur Normalität gehört, seine Mitmenschen anzustecken, weil man selbst nicht zurückstecken will. Mit dem Ende der Corona-Schutzmaßnahmen waren nicht gar keine Maßnahmen gemeint, denn Corona existiert weiter und andere Virusinfektionen können ebenfalls schwer krankmachen, betrifft außerdem oft ähnliche Risikogruppen. Betroffene Patienten bestätigen, dass es vor der Pandemie eine Maskentragepflicht auf Krebs- oder Transplantionsstationen gegeben habe. Heute trägt man sie weder beim Umgang mit Krebs-, Transplant-, Herz- noch Lungenpatienten im Gesundheitswesen. Das ist fahrlässige Körperverletzung bis hin zur Todesfolge – vom Gesetz neuerdings gedeckt bzw. unwidersprochen.

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