Long Covid und Prävention lassen sich nicht trennen

Greenhalgh et al., Long COVID: a clinical update (07/2024), Zusammenfassung auf Substack

“Eine Behandlung der Ursache gibt es nicht, nur die Symptome können therapiert werden. Die erste Prävention ist laut Vizerektor Enzinger ein gesunder Lebensstil, das stärke das Immunsystem. Die zweite Präventionsmaßnahme sei, „die Infektion selbst zu vermeiden und sich durch eine Impfung vor einer Infektion zu schützen.“

ORF Steiermark: Long Covid: Neue Maßnahmen angekündigt (21.11.24)

An sich ein guter und wichtiger Artikel, bis auf den letzten Absatz. Bekanntermaßen sind am häufigsten Menschen betroffen, die mitten im Leben stehen, mehrheitlich Frauen und darunter viele, die vor der Infektion mit SARS-CoV2 oder einem anderem Virus kerngesund waren. Am ungesunden Lebensstil kann es also nicht gelegen haben. Und wie soll man damit etwa als prekär lebender Mensch umgehen, der auf einen stressigen oder körperlich anstrengenden Job angewiesen ist, um durchzukommen? Die ersten beiden Aussagen wälzen die gesamtgesellschaftliche Verantwortung, Gesundheit zu ermöglichen und Viruszirkulation zu verringern, auf den Einzelnen ab. Nach den aktuellen Impfplänen wird die Impfung nur Risikogruppen eines schweren Verlaufs, nicht aber allgemein empfohlen. Zwar kann man sich impfen lassen, wird aber nicht explizit darauf hingewiesen, es zu tun. Diesen Winter gab es auch keine Alternative zu mRNA-Impfstoffen (Pfizer), der Proteinimpfstoff Novavax ist wahrscheinlich erst im Dezember verfügbar. Die Impfung schützt nach jetzigem Wissensstand höchstens wenige Wochen bis Monate vor einer Infektion, was bei einem jährlichen Impfrhythmus zu wenig ist, wenn man bedenkt, dass das Virus ganzjährig zirkuliert, so wie das vergleichsweise deutlich harmlosere Rhinovirus.

Ich hoffe, die künftigen Empfehlungen vom Vizerektor der MedUni Graz fallen zielgerichteter an die Politik und Gesellschaft, aber auch an die Gesundheitsbehörden und insbesondere die Gesundheitslandesrätinnen aus, denn das Umdenken kann in Österreich nur von oben herab erfolgen.

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