Triplewelle Influenza-Covid-RSV ante portas

Mehr als Verdopplung der Spitalsbettenbelegung durch Influenza (noch nicht vollständig gemeldet),
Covid-Bettenbelegung: Rückgang stagniert auf erhöhtem Niveau bzw. steigt erneut an.
RSV-Bettenbelegung leicht steigend (Quelle aller Grafiken: SARI-Dashboard)

Derzeit steigt die Influenza in Österreich steil an und in den Spitälern spitzt es sich langsam zu. Überwiegend handelt es sich um die Driftvariante H3N2 subclade K. In Australien sorgt diese aktuell für eine ungewöhnliche Sommerwelle. Der Grippeimpfstoff schützt laut einer aktuellen Untersuchung weiterhin gut gegen schwere Verläufe, auch Tamiflu und CO sind wirksam (Quelle). Durchbruchsinfektionen kommen wahrscheinlich aber häufiger vor als sonst. Zu bedenken ist außerdem, dass es wie bei jeder Impfung 7-14 Tage braucht, bis der volle Impfschutz da ist.

Außerdem werden seit Ende November neuerliche Anstiege von SARSCov2 in den Kläranlagen beobachtet. Bisher wurde die neue Variante BA.3.2.* nur in 5% der Kläranlagen sequenziert, die allerdings seit der Umstellung auf die AGES nurmehr ein Bruchteil von Österreich abdecken. Es ist zu vermuten, dass der Anstieg mittlerweile von dieser Variante getrieben wird, die weltweit vermehrt nachgewiesen werden kann. Sie unterscheidet sich erheblich von den bisherigen Varianten  und erfordert aller Voraussicht nach einen angepassten Booster, der aber frühestens nächsten Sommer verfügbar sein wird.

Der bisherige Impfstoff wird Infektionen kaum verhindern können, schützt aber weiterhin vor schweren Verläufen. Ein Booster bleibt daher sinnvoll!

Sentineldaten bis Kalenderwoche 50 (Virologie MedUni Wien)

Leider sieht es heuer über die Feiertage und den Jahreswechsel hinweg nach hohem Infektionsdruck aus. Neben Influenza und COVID steigen auch die RSV-Zahlen langsam an. In den USA dominiert bei Parainfluenza Typ 2, der tendenziell mildere Verläufe verursacht als Typ 1. Auch andere respiratorische Erreger sind aktiv. Dennoch “lohnt” der Einsatz von Triple-Antigentests selten so wie in dieser Saison. Wer akute Symptome hat, wird relativ bald wissen, ob es Influenza oder RSV ist. Bei COVID steigt die Viruslast oft erst verzögert an, da das Immunsystem den Erreger schon erkennt. Da kann der Schnelltest mitunter erst am vierten oder fünften Tag positiv werden.

Mehr und vor allem kompetentere Infos zur aktuellen Grippe/Covid-Lage gibt es in einer aktuellen Podcast-Folge von Virologe Florian Krammer (auch die anderen Podcastfolgen klingen interessant, ich kam nur leider noch nicht zum Anhören).

Weitere Infos der letzten Monate:

Bisher bin ich nicht dazu gekommen, das fein säuberlich zu sortieren und im Blog einzuarbeiten. Mit Ausblick auf die kommenden Wochen werde ich dazu auch nicht kommen, daher hier einige aufgearbeitete Lesezeichen:

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Covid und Social Media: Eine destruktive Beziehung

“Audience capture is a disease” sagte jemand über den britischen Krankenschwesterausbilder Dr. John Campbell, der anfänglich einen informativen Podcast zu Covid hatte und die allerersten Studien und Daten v.a. aus UK dazu für ein Laienpublikum erklärte. Von Beginn an war er allerdings schon sehr auf die angebliche Wirksamkeit von Vitamin-D zur Vorbeugung und Behandlung von Covid-19 fixiert. Im Laufe des Podcasts wurde er immer populärer und zog eine breite Followerschaft an. Er ließ Zuhörer zu Wort kommen wie bei einer Talkshow und es wurde immer mehr Blablabla daraus. Damit hat er mich dann verloren und außerdem war der NDR-Podcast von Virologe Drosten viel gehaltvoller. Später wechselte er zur “anderen Seite” und behauptete, die Zahl der Covid-Toten sei übertrieben worden, er machte falsche Aussagen zu Ivermectin als Covid-Medikament und irreführende Aussagen zur Sicherheit von Covid-Impfstoffen. Außerdem zog er Parallelen zwischen dem Ausbruch der Affenpocken 2022 und Covid, indem er einen Laborunfall nahelegte (sehr ausführlich mit vielen Quellen auf Wikipedia).

Audience capture” hat viele User auf Twitter, später Bluesky, befallen, die mutige Aussagen gegen den Strom treffen. Dagegen spricht grundsätzlich nichts, wenn man seine Aussagen gut begründen kann, und zwar so, dass es jedermann nachvollziehen kann. Aussagen wie “es gibt Schäden nach jeder Infektion, sie sind nur unsichtbar.” sind nicht nachvollziehbar und erinnern an die Homöopathie, wo ein zig verdünntes Nichts eine Wirkung haben soll. “MIR hat es aber geholfen” ist das Totschlagargument, da fährt dann die Eisenbahn darüber. Genau deswegen gibt es objektivierende Studien, um das subjektive Anekdotenelement zu eliminieren, um statistisch signifikante Aussagen treffen zu können über Korrelation und Kausalität. Hat es wirklich geholfen oder war es der Placebo-Effekt? Stammen die Schäden wirklich von einer unbemerkten Covid-Infektion oder einer anderen Erkrankung?

Ich bin immer noch in der Aufarbeitungsphase der Pandemie und kann vorweg sagen, dass dazu noch einige selbstkritische Beiträge erscheinen werden. Das mag auch dem Umstand geschuldet sein, dass ich Bluesky weiterhin nutze und mein Account durch Covid-Infos erst richtig populär wurde. Über 8000 Follower hatte ich auf Twitter, bevor ich den Account unter Musk kübelte. Meine Blogtexte wurden immer länger (und waren seit jeher viel zu lang, was befreundete Journalisten auch gut gemeint kritisierten) und ich stellte die ein oder andere steile These auf bzw. übersetzte sie ohne kritischen Blick direkt ins Deutsche. Die Audience Capture Disease erfasste letztendlich auch mich und wurde dadurch verstärkt, dass mich FollowerInnen als “Institution” oder gar “Experte” der Pandemie überhöhten. Das ist mir nicht das erste Mal in meiner langjährigen Social Media/Forumskarriere passiert, wie ich eingestehen muss. Es war nur schon zu lange her und die Isolation während der Pandemie hat diese Dynamik befeuert, ohne darauf hingewiesen zu werden. Das stimmt wohl so auch nicht ganz, denn ich wurde sicher mehrfach darauf hingewiesen, habe es aber ignoriert oder Accounts geblockt.

Für all jene Leserinnen und Leser, die glauben, dass SARS-CoV2 airborne HIV sei und eine dauerhafte Immunschwäche auslösen würde, kann ich nur sagen: Diese Behauptung ist unwahr und erweist all jenen, die um Aufklärung über Covid, Impfstoffe, Long Covid und Prävention bemüht sind, einen Bärendienst. Sie ist nicht nur sachlich falsch, sondern auch schädlich und kann letztendlich Menschenleben kosten, weil sie das Vertrauen in wissenschaftliche Instutitionen und Ärzte untergräbt, aber auch in die Impfung als echter Gamechanger in die Pandemie. Impfstoffe machen für viele gefährdete Personen buchstäblich den Unterschied zwischen Leben und Tod – bis heute profitieren sie davon, und damit auch das Gesundheitswesen. Gerade während der Grippezeit hilft eine hohe Durchimpfungsrate der drei schwersten respiratorischen Virenerkrankungen (Influenza, Covid, RSV), die Belastung im Gesundheitswesen zu senken und damit die Behandlung anderer, mitunter ebenso schwerwiegender Erkrankung zu ermöglichen. Wiederholt las und ich lese ich, dass airborne AIDS Anhänger behaupten, dass die Impfstoffe Infektion und Übertragung nicht wesentlich reduzieren würden. Dabei macht eine regelmäßige Auffrischung wirklich einen Unterschied. Wenn man seinen individuellen Nutzen einmal hintan stellt, dann bedeutet es auch auf Gemeinschaftsebene einen signifikanten Nutzen. Dieser wird aber durch Aussagen wie “die Impfung hat die Pandemie nicht beendet” oder “die Impfung reicht zur Kontrolle von SARS-CoV2 nicht aus” konterkarikiert.

Manche airborne AIDS Anhänger glauben, dieser Vergleich sei legitim, weil man damit auf Long Covid aufmerksam machen würde und dieses nur durch totale Prävention wie in der Pandemiephase verhindern könn. Diese Agenda schädigt aber die Long Covid-Betroffenen selbst, weil sie niemand mit solchen an den Haaren herbeigezogenen Aussagen ernstnimmt. Laien lesen “dysregulation“, “immune exhaustion” oder “T cell exhaustion” und interpretieren daraus “Das Immunsystem wird geschwächt”.

Es ist unwissenschaftlich, seine Meinung mit Artikel-Schlagzeilen zu begründen, ohne den Artikel gelesen und verstanden zu haben. Das ist erst vor wenigen Wochen mit Elisa Perego passiert, eine der ersten Long Covid-Betroffenen der Pandemie, die den Begriff Long Covid daraufhin geprägt hat. In dem Schlagabtausch auf Bluesky wurde leider klar, dass Perego von den Überschriften her ins Narrativ passende Artikel zitierte, ihren Inhalt aber offensichtlich nicht verstanden hatte. Das hat mich zugegeben ein wenig schockiert und stellt für mich “patient-led research” (Forschung unter Beteiligung von Patienten) zwar nicht in Frage, aber man sollte eben genau hinschauen, ob nicht die eigene Betroffenheit den objektiven Blick mitunter verstellen kann. Womöglich macht es dabei einen Unterschied, ob man das Spezialgebiet der eigenen Erkrankung studiert hat oder als Quereinsteiger – sie kommt aus der Archäologie – hinzustößt und sich methodische Grundlagen (z.B. Immunologie oder Statistik) selbst beibringen muss. Perego verstand die Kritik an ihren Aussagen nicht und teilte den umstrittenen Artikel über angebliche “t cell exhaustion” danach erneut. Es ist keine Schande zugegeben, sich geirrt zu haben. Irren ist menschlich! Das kann jedem passieren kann, auch den Experten. Einige Virologen waren etwa überrascht, dass Covid so schnell zu mutieren begann, andere sahen Hinweise auf ein Ende der Pandemie und mussten sich später korrigieren. Sie taten es zumindest! Auch das ist übrigens Teil seriöser Wissenschaft – auf Basis neuer Daten und Erkenntnisse Meinungen und Theorien zu korrigieren. Nichts anderes tue ich seit einigen Monaten hier am Blog. Wobei diese Daten und Erkenntnisse dabei oft nicht einmal neu sind – ich habe sie nur jahrelang ignoriert, weil sie nicht in mein Narrativ gepasst haben.

Doch wozu führt das, wenn man auf seiner Meinung beharrt und Wissenschaftler diskrediert, die das anders sehen oder persönlich angreift? Welche persönlichen Auswirkungen diese Art von Aktivismus hat, habe ich sehr ausführlich hier beschrieben. Es hat aber sonst auch die Folge, dass man nicht mehr ernstgenommen wird. Ich kann nicht zählen, wie viele Wissenschaftler, Ärzte und Politiker mich auf X geblockt haben, teilweise wohl zurecht, weil ich nicht akzeptieren wollte, dass der Ausnahmezustand vorbei war. Heute bedaure ich meine rüde Umgangsweise – denn manchmal hatte und hätte ich Fragen, die ich nun nicht mehr stellen kann. In meinem persönlichen Rückblick habe ich auch geschrieben, dass man selbst zu kompetenten Personen für andere Lebensbereiche Vertrauen verliert, weil sie etwa keine Maske getragen haben, obwohl das eine mit dem anderen nichts zu tun hat. Das unterminiert etwa die Bewältigung eigener Krisen und man schadet damit nur sich selbst. Im Hintergrund mag ich bejubelt worden sein für meine Standhaftigkeit, mit Likes und Retweets, doch was hatte ich davon im Alltag? Nichts.

Es untergräbt nicht nur die Bemühungen, über Long Covid aufzuklären, sondern auch über Prävention. Für Gesundheitsprävention gibt es viele gute Gründe, neben dem Aspekt der Infektionsvermeidung auch der Nutzen sauberer Luft und niedriger CO2-Werte an sich – wobei letzteres eben nur durch Frischluftzufuhr geht. Luftreiniger sind eine Notlösung und in staubigen Räumen ersetzen sie regelmäßiges Putzen nicht. Wenn man nun mit airborne AIDS argumentiert und eine totale Infektionsvermeidung fordert, dann verschiebt man die Torpfosten (PLURV) zu einem Ziel, das unerreichbar ist. Es ist nicht erreichbar, dass sich niemand mehr infiziert und alle geschützt werden können. In einer Pandemie sollte man darauf hinarbeiten und mit Abstrichen leben (so war die ZeroCovid-Strategie in Asien), aber außerhalb der Pandemie kann man noch so gut für Frischluftzufuhr in öffentlichen Einrichtungen sorgen, aber Infektionen geschehen weiterhin im Privatleben, mit Covid und mit anderen Erregern, die evolutionär darauf abgestellt sind, effektiv zu mutieren, dass sie sich über uns weiter verbreiten und wieder mutieren können.

Ich habe vor etwa 2 Jahren einen Artikel über kognitive Dissonanz von Mike Hoerger ersetzt, der sich auch ziemlich als Covid-Doomer entlarvt hat durch Manipulation und Fehlinterpretation epidemiologischer Grafiken. Es ist aber nicht kognitiv dissonant, in den Öffis Maske zu tragen und ins Wirtshaus zu gehen. Es ist als Risikoreduktion gedacht, nicht zur vollständigen Vermeidung von Infektionen – sonst dürfte man eben nie mehr ins Wirtshaus gehen. Warum ist es mir wichtig, dorthin zu gehen? Um Sozialkontakte zu haben. Das gehört zur Gesundheit dazu. Deswegen war die Pandemie für ältere Menschen so schwer erträglich, monatelang nicht ins zentrale Wirtshaus gehen zu können. Oder die Isolation in Alten- und Pflegeheimen. Deswegen haben viele ältere Menschen rasch wieder begonnen, “in die Normalität zurückzukehren”, auch zu einem Zeitpunkt, wo es noch unvernünftig war, aber soziale Gesundheit eben zur Gesundheit dazu zählt, speziell wenn das Ende des Lebens und Lebensqualität absehbar ist und man diese Zeit noch nutzen wollte. Aber es könnte auch sein, dass man durch die Maske eine Infektion in den Öffis verhindert hat, weil gerade nebenan ein sichtlich Kranker hustete und nieste, während beim Wirtshausbesuch niemand krank oder ansteckend war. Wir wurden damals auch nicht nach jeder Indoorfeier krank.

Addendum: Die hier geleistete Kritik am Blog an der Politik, an Medien und Public-Health-Kommunikation in Österreich steht weiterhin. Durch all das, was ich hier schrieb und vorher schrieb, wird diese nicht obsolet. Dass ein schwerwiegendes Versagen vorliegt, erkennt man an den schwindenden Impfraten für alle Erkrankungen seit der Pandemie. Da ging grundsätzliches Vertrauen verloren und führt zur Rückkehr von verschwunden geglaubten Erkrankungen (Masern, Diptherie, Keuchhusten, deutliche Zunahme von Hepatitis B, Polio, etc.).

Es wird auch recht oft behauptet, die Awareness krank zuhause zu bleiben, sei gestiegen. Das ist ein Zweiklassenproblem, wie es seit Beginn der Pandemie vorliegt. Nur jene mit Homeoffice oder sehr kulantem Arbeitgeber können es sich leisten, bei den ersten Krankheitsanzeichen zuhause zu bleiben. Für die Mehrheit des Arbeitsvolks in prekären Verhältnissen mit Präsenzpflicht ist das weiterhin nicht möglich und kann zur Kündigung führen oder die Karriere verbauen.

Oh, ich könnte darüber auch sehr viel schreiben, aber ich hab die Zeit dafür nicht mehr – das verlangt viel Recherche, und das kann ich neben dem Job nicht mehr leisten.

PLURV betrifft nicht nur die anderen

Reichweitenstarke Accounts multiplizieren irreführende Interpretationen eines methodisch fragwürdigen Fachartikels

The uncomfortable truth is that knowledge alone won’t protect you. Having higher levels of education can actually make you more vulnerable to cognitive traps like confirmation bias and overconfidence.“ (The Psychology of Deception, 25. Juli 2025)

Dass ich mittlerweile ausrücke, um Immunologe Marc Veldhoen zu verteidigen, mag den ein oder anderen verwundern, aber mich hat er die letzten ein bis zwei Jahre mit den schlüssigeren Argumenten basierend auf aktuellen Daten überzeugt. Ich wurde auf den obigen Artikel bzw. den ihn verbreitenden Account aufmerksam gemacht. Daraus schlussfolgert der User (Arzt, keine näheren Angaben zum Spezialgebiet), dass wir deswegen alle ständig krank sein würden, das Immunsystem sei dysreguliert. Naturgemäß versammeln sich in den Antworten viele Impfgegner, aber auch einzelne Gegenreaktionen, etwa des Immunologen Fabio Haslers, die vor Überinterpretation warnen.

Update, 08.12.: Von Science Communicator Edward Nirenberg gibt es nun ebenfalls eine kritische Analyse (man könnte sagen “Verriss”) dieser Studie. Im Thread äußern sich weitere Experten, etwa darüber, dass man eine solche “Gamechanger”-Studie, wie die Autoren selbst behaupten, kaum in diesem Journal veröffentlichen würde (auch Veldhoen geht in seinem Substack-Artikel darauf ein).

Dieser Immunologe (Zweitberuf Schafbauer, nicht vom Usernamen irritieren lassen), der u.a. zu Post-Covid forscht, spricht von der sogenannten “seesaw fallacy” (Kippfehler), einem Methodenfehler, den sonst nur Amateure machen würden. Nirenberg erklärt es im Beitrag davor (sinngemäß übersetzt): “Wenn man sich die Prozentanteile dieser Zellen im Blut anschaut (im Gegensatz zu absoluten Zahlen), werden kleine Unterschiede aufgebläht, weil sie insgesamt 100% ergeben müssen müssen. Das bedeutet: Ein Rückgang in einem Zellentyp bedeutet zwangsläufig eine Zunahme bei den Prozentanteilen eines anderen Zellentyps.”

Tatsächlich würde es aber keine biologischen Änderungen geben, das sei eine Folge der mathematischen Methode, mit relativen Prozenten zu arbeiten. Es gibt also keine T-Zellen-“Exhaustion”.

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Todesstatistik: Keine validen Daten aus Österreich?

Heute ging eine APA-Meldung durch die Medien, wonach Covid19 im Jahr 2024 mehr Todesfälle als die Influenza gefordert hätte. Konkret ist von 1212 Todesopfern durch SARS-CoV2-Infektionen und von 624 Influenzatoten die Rede. Demnach wäre Covid19 im Jahr immer noch doppelt so tödlich wie Influenza gewesen. Diese Werte können aber nicht stimmen. Warum nicht?

JahrCovid (Statistik Austria)Covid (Statistik Austria an+mit)Covid (AGES-Modell, pro Jahr)Covid (AGES/EMS)Influenza (Statistik AustriaInfluenza (AGES-Modell, pro Saison)
201591259
2016734436
20172262851
20184511373
2019308834
2020649178597530299
20217863906792116
202263178055 49123424020
202327192512447
202412121849624

Die Daten stammen aus mehreren Quellen, vom saisonalen Influenza-Modell (KW 40 bis 20) der AGES, auf Covid hochgerechnet mit KW21 bis KW20 (ganzjährig). Die Todesursachen der Statistik Austria fußen auf der ärztlichen Leichenschau, die im Totenschein dokumentiert wird. Von 2020 unterschied man zudem noch zwischen “an Covid gestorben” und “mit Covid gestorben” (Covid als Begleiterkrankung beschleunigt den Todesprozess) – siehe Epidemiologe Zangerles Erklärung auf BS.

Das sieht nach einer GIGO-Geschichte aus (garbage in – garbage out). Das AGES-Modell ist mit dem Influenzamodell bei Covid19 näher an der Statistik Austria als bei Influenza selbst, wo es nach einer dramatischen Unterschätzung aussieht. Die erste Saison ohne Schutzmaßnahmen 2022/2023 verlief schwer mit geschätzt 4000 Toten, aber nur 342 laut Totenschein. In der Saison 2024/2025 gab es eine Driftvariante von H3N2 mit drei Mutationen, die Influenzasaison verlief eher schwer und dafür lag die Anzahl der Todesopfer erneut recht niedrig bei 624. Der Vergleich von Schätzung und offiziellen Toten zeigt eine eklatante Diskrepanz (Untererfassung). Auch bei Covid19 wird es eine Dunkelziffer geben. Deswegen sind Aussagen wie in der APA, wonach Covid deutlich tödlicher sei als Influenza, zumindest aufgrund der verfügbaren Datenlage gar nicht zulässig. Meldepflicht besteht weder für Influenza noch SARS-CoV2.

Alterstruktur nach Statistik Austria

AlterCovid19Influenza
0-93
10-1912
20-2921
30-3913
40-4971
45-4925
50-591227
60-697061
70-79208133
80-89585270
90 und älter326118

Man kann lediglich sagen, dass beide Erkrankungen für sehr alte Menschen (ab 70 aufwärts) deutlich gefährlicher sind als für Kinder und erwerbstätige Menschen. Darauf basieren auch Impfempfehlung und Notwendigkeit für Paxlovid, um ebenjene Todesfälle zu verhindern.

Covid-Entlassungsdiagnosen 2023-2025 in Österreich nach SARI-Dashboard

Die Spitalsaufnahmen scheinen den Höhepunkt bei Covid überschritten zu haben, auch wenn es noch zu Nachmeldungen kommen wird. Die Aussage, dass SARS-CoV2 die Influenza hinsichtlich Krankheitslast übertrifft, sollte man aber mit Vorsicht genießen – aktuell stimmt es natürlich, aber sobald Influenza an Fahrt aufnimmt und die Covid-Welle ablöst, wird sich das Verhältnis wahrscheinlich umdrehen. In der Saison 2023/2024 waren es zu Spitzenzeiten 650 Aufnahmen pro Woche, 2024/2025 über 700 bei Influenza. Heuer weist die H3N2-Variante sieben Mutationen am Spike-Protein auf.

“Praktisch seit Beginn der Pandemie ist belegt: Kinder überstehen eine Sars-CoV-2-Infektion oft ohne alle Symptome. Bis zum Alter von 50 Jahren sind milde Erkrankungsverläufe (rund 80 Prozent) wahrscheinlich. Über 60-Jährige haben schon viel häufiger schwere Verlaufsformen (14 Prozent). Mit hoher Wahrscheinlichkeit treten dann lebensgefährliche Komplikationen vor allem in den noch höheren Altersgruppen (fünf Prozent) auf.

Hier hätte man schon die aktuelle NIG-Empfehlung erwähnen können, die dezidiert daraufhinweist, dass die Impfung das Long-Covid-Risiko reduziert. Bei Kindern und Jugendlichen bis ca. 20 Jahren beträgt das Long-Covid-Risiko rund 0,1% (Zhang et al. 2025). Das “Long-Influenza”-Risiko ist schwer quantifizierbar, belegt sind Spätfolgen nach Influenza aber (siehe Beitrag in Deutscher Apothekerzeitung), einschließlich MECFS (Magnus et al. 2015).

“Laut dem Experten war eben zu Beginn des Vorhandenseins der Covid-19-Vakzine nicht bekannt, dass die Impfung Infektionen mit SARS-CoV-2 nicht gut verhindern kann.

Meines Wissens hat man zu Beginn nicht damit gerechnet, dass die Impfstoffe gegen Ansteckung/Übertragung schützen werden, weil die Impfstoffe in den Muskel gespritzt werden und nicht in den Rachen (Krammer 2020). Laut Immunologe Veldhoen stimmte das so aber nicht, da man erwartet hatte, dass nach jeder Impfung auf der Schleimhaut zu gewissem Grad IgG-Antikörper präsent sein würden, die Schutz vor Infektion bieten könnten. Als die Impfstoffe da waren, wurde es öffentlich so kommuniziert, dass der Schutz vor Infektion viel besser war als erwartet, auch noch gegen die ersten Varianten.

Im Frühjahr 2021 gab es den berüchtigten Ost-Lockdown in Österreich (Wien, Niederösterreich und Wien) bei fortschrittender Impfung, während die westlichen Bundesländer keinen Lockdown verhängt hatten. In der Folge sanken die Infektionsraten auch nach Ende der Lockdowns weiter. Laut Mathematiker Adam Kucharski waren die Impfungen dafür verantwortlich. Er schrieb auf seinem Blog, dass die Länder die Alpha-Variante wahrscheinlich hätten ausrotten können mit hoher Durchimpfungsrate. Selbst bei der Delta-Variante wurde die Übertragung im Schnitt um 50% reduziert. Dann kam Omicron und veränderte die Viruslandschaft entscheidend. Der Schutz der Wildtyp-Impfung gegen Omicron-Ansteckung sank deutlich. Impfgegner (und teilweise auch “TeamVorsicht”-Anhänger) behaupteten später, dass die Impfung keinen Schutz gegen Infektion bieten würde und man die Bevölkerung diesbezüglich belogen hätte. Doch das ignoriert die Timeline von Varianten und Booster. Selbst heute bieten die angepassten Impfstoffe noch einen gewissen Infektionsschutz, wenn auch nicht von Dauer (Auflistung).

The dark side of covid activism

Looking back over five years after the outbreak of sarscov2, I feel partly ashamed how much I pushed myself into nearly ruining my life. This is very much another story than of those who fell victim of the virus itself, eventually leading to their death or chronic disease. I won’t talk about long covid here and I certainly won’t compare my tale of woe with their suffering. For many years I dedicated my concern, passion and time for all but myself. I would have continued in the same intensity if I hadn’t a full-time job and personal challenges to attend to. There are quite a few people who feel betrayed or irritated by me, allegedly switching sides and stopping advocating for zero covid or zero infection at all. Main hypothesis is that I have given up and went into cognitive denial of the still ongoing pandemic to justify my actions. But the true reasons for which I changed my mind about assigning covid prevention the main priority run much deeper and need some explanation and clarification. I also feel the urging need to losing heavy weight on my mind about how I acted especially in the final phase of the pandemic and afterwards. Of course I’m not illusionary about how many people who denied covid in the first place, went to militant denial demonstrations and attacked persons verbally and physically should look back, too. But this is my blog, my active period in the pandemic and I can only look at my role here.

First of all I didn’t volunteer to be an activist in the pandemic. I have been and I am still rather active in social media because unlike other people of my age, I don’t have family or regular club meetings, so plenty of spare time. Moreover, I’m autistic and feel more confident with texting at first although I’m often not very happy with the outcome. Finally I always loved to read and write and I had several websites and blogs well before the pandemic.

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Die verdrängte Pandemie – von Frédéric Valin und Paul Schuberth

Die Autoren verweisen zu Recht auf die soziale Ungerechtigkeit in der Pandemie, die sich weiter verschärft hat. Zu Beginn der Pandemie hieß es ja so schön, dass ein Brennglas auf die Mehrklassengesellschaft geworfen werde. Doch statt etwas daran zu ändern, wurde nur geklatscht. Eine Gratwanderung sind die Aussagen im Buch immer dann, wenn es um die virologische und medizinische Entwicklung der Pandemie geht. Dem Internisten Wolfgang Hagen, der auf einer von zwei Abteilungen in Wien stationiert war, die sich in der Pandemie um Akutpatienten gekümmert haben, gelingt dieser Spagat. Er verweist explizit auf die Erfolge durch die Impfung, mit der schwere Verläufe heute “zur Rarität” geworden sind und auch das Risiko für Spätfolgen “signifikant” reduziert wird [Seite 33ff].

An vielen Stellen verweist Schuberth von einem politischen, medialen, gesellschaftlichen Ende der Pandemie, und dass die WHO zwar den Internationalen Gesundheitsnotstand beendet habe, nicht aber die Pandemie. Offenbar haben sich bisher die wenigsten damit befasst, wie die WHO Pandemien ausruft und wie sie zu Ende gehen.

In fundamentalen Positionen der Autoren, die vor allem den Ausblick auf die kommenden Jahre und den Ist-Zustand der Gefährdung durch das Virus betreffen, komme ich heute zu einer anderen Einschätzung als noch vor zwei, drei Jahren, als ich mich angeboten hatte, einen Beitrag zum Buch zu verfassen, aber vor allem aus Zeitgründen zurückzog, zugleiche stimme ich aber der gesellschaftskritischen Analyse großteils zu – wenngleich ich mir weniger ideologischen Unterbau erhofft hätte.

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Wissenschaft funktioniert so nicht.

Ich lass die Namen der Akteure zunächst mal weg. Wer auf X oder Bluesky aktiv ist, weiß, um wen es sich handelt. Aber es betrifft nicht nur diese, sondern es lässt sich verallgemeinern, wie die “Debatte” um Covid und Long Covid im Jahr 2025 auf Social Media meist abläuft.

User A postet ohne weiteren Kommentar eine Studie über “T-Zellen Exhaustion” nach einer Covid-Infektion. Die Studie ist im Journal Frontiers erschienen. Frontiers hat ebenso wie MPDI einen schlechten Ruf unter Wissenschaftlern – es wird auch als Predatory Journal bezeichnet – das heißt, Autoren müssen für die Veröffentlichung Gebühren zahlen, aber die Artikel werden nicht auf Qualität und Legimitation geprüft. Eine frühere Reviewierin und Mitglied im Redaktionsbeirat von Frontiers kündigte dort wegen dem “sehr armseligen Review-Prozess, der viel zu bereitwillig unveröffentlichbare Arbeiten akzeptierte“. User B, ein Professor für Immunologie, ist relativ erbost darüber, dass so etwas veröffentlicht wird, denn die Autoren hätten den “umgangssprachlichen” Begriff verwendet und bisher nicht über T-Zellen publiziert. Die Reviewer auch nicht. Ein Autor hätte noch nie etwas publiziert!

Ich poste das Zitat von B unter A. Eine weitere (anonyme) Immunologin C pflichtet B bei: Sie hätte bisher noch keine signifikante T-Zellen-Erschöpfung bei den Projekten gesehen, an denen sie (mit)arbeitet. Es sei kein Thema.

A postet einen (präpandemischen) Artikel, der T-Zellen-Exhaustion definiert (Blank et al. 2019). C bleibt dabei: Es würde keinen Grund zur Beunruhigung unter Immunologen geben. Entweder handelt es sich um ein Longcovid-Paper, und damit nicht post-infection (sondern anhaltende Infektion) oder es ist so schlecht gemacht, dass es wertlos ist. Die Literatur sei diesbezüglich sehr klar.

User A beharrt auf Immundysfunktion nach SARS-CoV2-Infektion – das würden Fachartikel zeigen, die in vielen hochrangigen Journals veröffentlicht werden. Das zitierte Frontierpaper würde solche Studien zitieren. Immundysfunktion nach Covid-Infektion sei gut bekannt. User B widerspricht und verweist auf einen eigenen Substack-Artikel, der insgesamt 40 Studien enthält und zu Beginn klarstellt, dass Lymphophenie vorwiegend bei schweren Verläufen auftritt und bei der Genesung reversibel sei. Bei milden oder moderaten Verläufen bleibt die Anzahl und Funktion der Lymphoztyten großteils intakt. Langzeitstudien zeigen, dass zelluläre und humorale Immunität sich erholen und mit der Zeit reifen. Impfungen verbreitern die Immunantwort, insbesondere Hybrid-Immunität. A macht sich über B lustig, Substack sei kein wissenschaftlicher Arikel.

B fragt nach, was “exhaustion” sei und dass man Tpex berücksichtigen soll, und den Nobelpreis 2018. A betont, dass sie keine Behauptung aufgestellt habe, sondern nur einen Artikel teilte und zur Diskussion stellte. Er müsse die Autoren mit Kritik konfrontieren, nicht sie (A).

B wird diese Reaktion später als “JAQing” bezeichnen “Just asking questions” – als Pseudoscience. Wenn man etwas behauptet, kann man es untermauern. Wenn man nur mit leeren Worten oder Beleidigungen reagiere, sei klar, dass eine Diskussion niemals beabsichtigt war. A behauptet weiterhin, Immundysfunktion nach Covid-Infektion sei gut bekannt und dokumentiert, deshalb werde Alarm geschlagen und debattiert. Der Unwillen, über die Forschung zu debattieren, sei beunruhigend. Auf die 40 Publikationen im Substack-Artikel geht sie nicht ein.

Ein anonymer Account D unterstützt A, B sei nicht interessiert, jegliche Wissenschaft zu diskutieren, es ginge ihm nur ums Recht haben, und verweist auf eine Studie, um das zu bekräftigen (Lage et al. 2025 preprint). Von B gibt es dazu bereits einen Thread (soviel zur Behauptung, er sei nicht interessiert). A bedankt sich bei D. Sie habe allerdings den Eindruck, die Unterhaltung war nicht fruchtbar, da von manchen Accounts kein Willen gegeben war, sich an einer offenen Debatte zu beteiligen. D postet eine Studie, die nahelegt, dass Covid für die starke RSV-Welle bei Kindern 2022/23 verantwortlich gewesen sein soll (Wang et 2023). B bezeichnet es als Korrelation, nicht Kausalität, und kritisiert das Journal, in dem das Paper veröffentlicht wurde, als “obscure” (Family Medicine and Community Health), auf Nachfrage als fachfremd, weder Immunologie noch Infektiologie oder Epidemiologie.

Succus:

Ich hab diese fruchtlose Diskussion ausgelöst, indem ich das Zitat von B unter A gepostet habe und damit B und seine FollowerInnen auf A aufmerksam machte. Jetzt habe ich die Identität von B enthüllt und damit kann ich auch nennen, dass es sich bei A um jene Betroffene aus der ersten Welle handelt, die den Begriff Long Covid geprägt hat. Ihr Fachgebiet ist allerdings Archäologie, nicht Immunologie.

Letztendlich wird die “Debatte” zur Glaubensfrage. Glaubt man, dass Covid-Infektionen eine Immundysfunktion auslösen oder nicht? Je nach Argumentation werden Fachartikel dazu gesucht. Nun analysiert niemand auf Bluesky neue Artikel so penibel wie B, der gleichzeitig entkräftet, es würde sich um eine Immundysfunktion handeln. Darüber hinaus gibt es Graustufen, etwa Longcovid-Betroffene versus alle Infizierte, was aber gerne vermengt wird und dann zum häufigen Totschlagargument wird, dass “jeder” diese Dysfunktion entwickeln würde.

Ich bin nun als Citizen Journalist und Blogger in einer ähnlichen Position wie A – mein Fachgebiet ist Meteorologie, nicht Immunologie. Ich kann es schlicht nicht beurteilen, was stimmt und was nicht. Für mich klingt das, was B schreibt, schlüssig. Er geht auch auf Longcovid/MECFS Studien ein und arbeitet sich an Impfgegnern ab. Ganz besonders an der faschistischen US-Regierung. Verharmloser agieren anders in meinen Augen. Der Umstand, dass er keine Immundysfunktion nach Covid sieht, bedeutet nicht, dass er COVID oder Long Covid verharmlost. Insbesondere schwierig finde ich, wenn wir Laien uns dazu allzu sehr festlegen, denn Immunologie ist hochkomplex, unser Immunsystem ist hochkomplex. Wir sollten immer im Hinterkopf haben, dass wir uns irren könnten – das gilt freilich nicht nur hier, sondern für das Leben generell, Grundwerte ausgenommen.

Eine Diskussion wird auf diesem Weg auf Social Media nicht entstehen, dafür müssten beide Akteure auf Augenhöhe sein, was Expertise betrifft. Es reicht nicht, einzelne Studien zu zitieren, ohne auf den Inhalt einzugehen. Das ist Cherrypicking, was ich früher selbst praktiziert habe. Insbesondere habe ich nur Überschriften gelesen und den Inhalt nicht verstanden, geschweige denn Limitationen. Damit wird man Experten nicht überzeugen. Es ist sogar arrogant zu glauben, dass das ausreichen würde.

Ich weiß es nicht sicher und wahrscheinlich ist es komplizierter als es scheint“, schrieb mir ein Bekannter gestern.   

Dem kann ich mich nur anschließen.

Deswegen traue ich mich eigentlich auch nicht, den medizinischen Teil von COVID nochmal aufzugreifen.

Wer hier jetzt liest und verwirrt ist, ob Immundysfunktion nach Infektion nun existiert oder nicht, kann ich beruhigen – ich könnte alleine auf Basis von Social Media auch nicht entscheiden, wem man noch glauben kann. Daher ist wichtig, die Daten selbst anzuschauen und da zeigt sich, dass opportunistische Infektionen eben nicht zunehmen. Ebenso müssten, wenn durch millionenfache Covid-Infektionen Immunsysteme geschwächt wären (und das dauerhaft, da Covid ganzjährig zirkuliert), auch andere Viren und Bakterien ganzjährig zunehmen, also außerhalb ihrer Saison und/oder häufiger als normal zirkulieren. Doch die Mycoplasmen-Welle hat ebenso abgeebbt wie die anfangs starke und frühe RSV-Welle oder Strep-Welle – die es nebenbei auch in ZeroCovid-Ländern (Neuseeland, Japan) gab, nicht nur dort, wo “Mehrfachdurchseuchung” stattfand. Die Daten zeigen also die proklamierte Dysfunktion nicht, vor allem nicht nach JEDER Infektion, wie oft behauptet wird. Wenn Reinfektionen das Immunsystem weiter schwächen würden, dann müsste aufgrund der Menge an Reinfektionen längst ein derartiger Effekt messbar sein. Ich sehe ihn aber nicht in den Daten.

Deswegen bleiben nur vier Interpretationen übrig:

Die zitierten Studien zeigen keine Immundysfunktion, sondern einen normalen Verlauf einer Infektion

Oder es handelt sich um Studien mit Long Covid-Patienten, die bereits eine chronische Immunschwäche aufweisen – das ist aber nicht auf die Gesamtbevölkerung umlegbar.

Die dritte Möglichkeit ist, dass viele folgenlose asymptomatische oder sehr milde Infektionen übersehen werden.

Die vierte Möglichkeit ist natürlich, dass wir erst in fünf bis zehn Jahren einen Effekt sehen werden, aber die kontinuierliche Abnahme schwerer Verläufe spricht eher dagegen. Denn wenn Immunsysteme chronisch geschwächt würden mit jeder Reinfektion, würde man doch auch erwarten, dass schwere Verläufe zunehmen und nicht abnehmen? Warum sollten nur Longcovid-Fälle zunehmen?

Für mich passt das nicht zusammen und ich erlaube mir, die aufgestellten Narrative in Frage zu stellen. Das kann man als Sinneswandel titulieren – ich würds so eher sehen, dass ich meine Meinung dem aktuellen Wissensstand anpasse. Und der ändert sich halt mit der Zeit, und hängt wohl auch davon ab, wen und was man liest.

Influenzaimpfung jetzt ratsam!

Aktuelles Covid-Abwassermonitoring in Österreich

Der vorläufige, wahrscheinlich aber auch einzige Peak der Herbstwelle von SARS-CoV2 scheint Mitte Oktober erreicht worden zu sein und hat auch nach Ende der Herbstferien nicht noch einmal Fahrt aufgenommen. Der Grund für die Infektionswelle war vor allem XFG und seine Nachfolgevarianten, die die bisherigen Varianten fast vollständig verdrängt haben. Das war auch mit ein Grund, weshalb ich mich nach meiner Covid-Erstinfektion im Juli nicht mit dem LP.8.1-Impfstoff habe impfen lassen. Meine mutmaßliche XFG*-spezifische Immunität sollte noch ausreichend Schutz bieten. Reinfektionen mit derselben Variante waren und sind äußerst unwahrscheinlich. Für alle anderen, bei denen die letzte Infektion oder Impfung mindestens ein Jahr oder länger zurück liegt, ist der LP.8.1-Booster aber dennoch ratsam, er verbreitert die Immunantwort auch gegenüber neuen Varianten (nicht boosterspezifisch, siehe Reinholm et al. 2025). Ein Preprint hat bereits einen guten Schutz gegen XFG nachgewiesen (Happle et al. 2025, kleine Teilnehmerzahl). Zu beachten ist dabei, dass die Booster einen gewissen, mit der Zeit nachlassenden Schutz gegenüber symptomatischen Infektionen (Erkrankung) bieten können, und dabei natürlich auch die Viruslast und Dauer der Infektiösität verringern. Der Schutz gegen schwere Verläufe und Tod bleibt bestehen.

Anzahl stationäre Covid-Aufnahmen (Normal+Intensivstation) bis KW43

Die Hospitalisierungsrate lag in dieser Welle mit Spitzen um 400 Aufnahmen pro Woche deutlich unter jener vom Vorjahr (1000) und betrug nurmehr ein Viertel der JN.1-Welle vom Herbst 2023 (1600). Die verringerten Abwasserwerte sind also real und glaubwürdig und durch die steigende Immunisierung nimmt die Zahl schwerer Verläufe weiter ab. Internist Wolfgang Hagen spricht im Buch von Valin/Schuberth (Die verdrängte Pandemie 2025) davon, dass schwere Verläufe mittlerweile zur “Rarität” geworden sind. Betroffen sind vor allem sehr alte (multimorbide, Immunosenescence) und schwer immungeschwächte Personen.

Zu Long Covid wissen wir, dass die Impfung das Risiko reduziert – es ist natürlich nie Null. Dennoch sollte man bei Statistik aufpassen, was eigentlich ausgesagt wird. So haben zahlreiche Medien, von der ÄrzteZeitung bis zur PRESSE ein Lancet-Paper damit getitelt, dass die zweite Infektion das Long Covid Risiko bei Kindern verdoppeln würde. Tatsächlich steigt das absolute Risiko von 0,09 auf 0,18%. In der Akutphase der Pandemie kursierten Zahlen von 10-20%, später 5-30%, in einer Übersichtsarbeit von Nittas et al (2022) waren es 2,2-3,5%. Das Lancet-Paper zeigt also eine deutlich niedrigere Inzidenz von ~ 0,1% als bisher angenommen. Das bedeutet in Österreich rund 1700-2000 betroffene Kinder mit Long Covid, die leider ein ähnliches Schicksal haben wie die Erwachsenen (mangelnde Anerkennung der Diagnose, fehlende Therapien, Stigmata) und denen zusätzlich ein Verlust an vielen gesunden Lebensjahre droht.

Nun könnte man davon ausgehen, dass die Dunkelziffer der Betroffenen viel höher ist, weil viele gar nicht beim Kinderarzt vorstellig werden, es könnten aber auch die untersuchten Symptome zu unspezifisch sein und andere Ursachen haben. Es könnten nur besonders stark betroffene Kinder zum Arzt gehen, genauso aber auch viele Infektionen sehr mild oder symptomfrei verlaufen. Welcher Faktor überwiegt, bleibt in der wissenschaftlichen Debatte umstritten und erfordert eine Einigung auf Definitionen und bestenfalls Biomarker. Das sehr niedrige absolute Risiko finde ich die größere Erkenntnis als die Verdopplung auf sehr sehr niedrigem Ausgangsniveau. Das bedeutet natürlich nicht, dass Kinder keinen Schutz bedürfen würden – sie baden regelrecht in Viren während ihrer Kindergarten- und Schulzeit und leiden unter teilweise deutlich erhöhten Kohlendioxidkonzentrationen in den Unterrichtsräumen.

Influenza-Saison beginnt früher

Im österreichischen Sentinelsystem sind die Anzeichen dafür noch verhalten – vereinzelt gibt es Fälle von Influenza A ohne Reiseanamnese – das heißt, Community-Transmission findet sporadisch bereits statt. Im SARI-Dashboard ist noch kein Trend erkennbar. Anders in anderen Ländern der Nordhalbkugel. So melden Norwegen, Spanien, England und Japan bereits erhöhte Influenzaaktivität. In Kanada ist man beunruhigt, dass der aktuelle Influenzaimpfstoff nicht zur Driftvariante K (H3N2) passen könnte. Auch in England fürchtet man die Variante K, welche sieben Mutationen aufweist.

Diesbezüglich scheint es nun eine vorläufige Entwarnung zu geben, denn ein Preprint zeigt, dass der Impfstoff gegen die Driftvariante weiterhin wirksam zu sein scheint. Besonders das Nasenspray für Kinder (Lebendimpfstoff Fluenz) scheint besonders gut zu wirken (Kirsebom et al. 2025). Selbst bei einem verminderten Schutz gegen H3N2 sollte man beachten, dass auch andere Influenzastränge während der Saison zirkulieren, die im Impfstoff enthalten sind. Wie bei Covid gilt: Der Impfstoff verhindert nur zum Teil symptomatische Infektionen. Wer dennoch ordentlich krank wird, sollte daran denken, wie krank man erst ohne Impfung geworden wäre.

Aus eigener Erfahrung diese Woche: Wenn beim Primärversorgungszentrum Impfwillige gemeinsam mit schwer symptomatischen Personen bei der Ordination anstehen, dann kann im blödsten Fall am Tag der Impfung eine Ansteckung erfolgen. Zudem dauert es auch bei der Influenza-Impfung bis zu 14 Tage, bis der vollständige Schutz gegeben ist. Ich hab daher eine gut sitzende, frische FFP3-Maske getragen, als ich impfen gegangen bin. Influenza ist übrigens deutlich weniger ansteckend als Covid, es braucht dafür vor allem engen Kontakt. Sonst hätten die Pandemiemaßnahmen einen von vier Influenzasträngen nicht ausrotten können.

Letzter Punkt: Soll man Covid und Influenza gemeinsam impfen?

Ich würde das normalerweise davon abhängig machen, wie die Inzidenzen gerade so sind. Die Covid-Wellen scheinen im Rückblick der letzten fünf Jahre gesehen meist zeitiger zu kommen als Influenza. Die Wirkung des Influenzaimpfstoffs lässt über die Saison hinweg nach. Vor allem immungeschwächte Patienten wissen das meist selbst, dass man einen günstigen Zeitpunkt – nicht zu früh – erwischen sollte, damit der Schutz möglichst lange hält.

Heuer scheint es so zu sein, dass die Covid-Welle langsam abflacht, aber noch erhöht nachweisbar ist im Abwasser, während Influenza an Fahrt aufnimmt. Auch in Deutschland aktuell meines Wissens schon erhöhte Nachweisaktivität. Eine Doppelimpfung ist daher in meinen Augen kein Fehler, sofern man beide Impfungen gut verträgt – sonst würde ich etwas Abstand lassen.

Verantwortungslose User auf X und Bluesky verbreiten leider immer wieder Furcht vor Impfungen. Anfangs ausschließlich von Impfgegnern, inzwischen auch von ZeroCovid-Accounts. So wurde neulich behauptet, beide Impfungen gleichzeitig würden weniger gut wirken als in Abständen gegeben (Schiavoni et al. 2026). Der Immunologe Marc Veldhoen, der unermüdlich für die Impfung eintritt und Zweifel von allen Seiten versucht zu widerlegen, stellt klar, dass es sich um eine sehr kleine Studie mit nur 29 Teilnehmern handelt. Die Korrelation zwischen Antikörpern und Entzündungsstoffen sei schwach, es würde sehr vom Immunstatus der Teilnehmer abhängen. Zu wenige von ihnen für statistisch signifikante Erkenntnisse. Eine frühere Studie mit 42 Teilnehmern zeigte hingegen eine gesteigerte Immunantwort, wenn man Covid und Influenza gleichzeitig geimpft hat (Barouch et al. 2023).

Bitte nicht davon verunsichern lasssen – jede Impfung ist besser als keine Impfung und eine Doppelimpfung ist besser als Influenza oder Covid auszulassen und dann länger krank zu sein oder Weihnachten zu verpassen.

Maske und saubere Luft schützen besser als Händewaschen

Abschließend noch: Die Gesundheitsbehörden scheinen nichts aus der Pandemie gelernt zu haben und empfehlen oft an erster Stelle Händewaschen gegen Influenza- oder Covidinfektion. Nach wie vor gelten die Erkenntnisse der letzten Jahre und auch vor der Pandemie schon, die sich aber jetzt erst in der wissenschaftlichen Community durchgesetzt zu haben scheint: Erkältungsviren werden über die Luft übertragen und winzige Tröpfchen (Aerosole) inhaliert. Dagegen schützen FFP2-Masken am effektivsten. OP-Masken schützen mitunter schlechter als dicht getragene Stoffmasken. Frischluftzufuhr verringert die Aerosolkonzentration in der Luft und Luftreiniger/HEPA-Filter filtern infektiöse Aerosole aus der Luft. Händewaschen ist wichtig, aber nicht gegen Influenza oder Covid!

Und weil ich das Ende heute nicht finden kann: Covid verursacht wie Influenza, Parainfluenza, saisonale Coronaviren zu Beginn der Erkrankung klassische grippale Symptome: laufende Nase, Halsweh, Kopf- und Gliederschmerzen, manchmal Fieber und Schüttelfrost. Daher zählt SARS-CoV2 (jetzt) zu den Erkältungsviren – unabhängig davon, dass Covid auf die Gefäße und Organe gehen kann. Die Symptome sind heute aber großteils nicht mehr vom Virus selbst, sondern von der hochgefahrenen Immunabwehr verursacht, weil das Immunsystem den Erreger bereits erkannt hat. Die nachfolgende Entzündungsreaktion ist meinem Verständnis nach durch die adaptive Immunabwehr oft schon abgeschwächt, weshalb schwere Verläufe (“Zytokinsturm”) seltener geworden sind und – das wäre meine Vermutung – damit auch Long Covid (= anhaltend erhöhte Immunaktivität) deutlich seltener auftritt als zu Beginn der Pandemie bzw. vor der Impfung.

Neue Menüstruktur

Ich hab die Menüstruktur hier geändert, um mich das zurückzubesinnen, was ich als meine Aufgabe während der Pandemie gesehen habe: Citizen Journalism, nicht Hobbymediziner oder Hobbyimmunologe. Damit wird der medizinische Teil der Pandemie zwangsläufig ein kleiner Teil sein, während ich mehr über politische und gesellschaftliche Entwicklungen schreiben kann, wo es mehr um Meinung geht als um medizinisch tiefgründige Recherchen, wo mir das Hintergrundwissen fehlt.

Aber … gut Ding will Weile haben, und derzeit verbringe ich die Zeit lieber in der Natur und nicht zu lange vor dem Computer. Das war die Pandemiejahre viel zu viel und büße ich gerade mit Rückenbeschwerden. Daher hat der Blog gerade keine Priorität. Das nur zur Erklärung, weshalb nur langsam etwas weitergeht.

Derweil…. die aktuelle Covid-Welle zeigt erste Tendenzen für einen Peak, aber noch nicht überall – mal schaun, ob die Herbstferien die Wien-Welle endlich abbremsen kann. Die Rhinovirus-Welle geht etwas zurück, Influenza bisher nur sporadisch nachgewesen (Sentinelsystem für KW43).

Covid-Spitalsaufnahmen steigen noch, liegen mit rund 350 Aufnahmen pro Kalenderwoche aber deutlich unter der Spitze der letzten Herbstwelle 2024 (800-1000). Beim Peak 2024 gab es ca. 360 Viruskopien-Einheiten, aktuell sind es 220. Anders gesprochen – obwohl die Viruslast im Abwasser rund 2/3 der letzten Winterwelle beträgt, ist die Hospitalisierungsrate nur halb so hoch. Das spricht für steigende Immunität in der Gesamtbevölkerung. Das ist ein gutes Zeichen und bedeutet insgesamt weniger neu auftretende Spätfolgen als die letzten Jahre. Das ändert nichts an der Sauerei, wie mit den Betroffenen selbst umgegangen wird.

Benefiz-Aktion „Höhenmeter für MECFS“ seit September 2025

Schnittmengen postakuter Infektionssyndrome (PAIS) mit MECFS und Long Covid (von Kathryn Hoffmann), MECFS ist per definitionem mit PEM verbunden.


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