Tag 24: Gegenwart und Zukunft

🙄😷🥴🤦‍♀️

Grün enttäuscht

Ich war gerade fast so weit, dass ich mir ein Buch auf den Balkon mitgenommen hätte, das erste in drei Wochen. Leider hat der Rasenmähermann gedacht, heute ist der ideale Tag, das spärliche Grün im Innenhof zu stutzen, und jetzt fehlt mir die Ruhe zum Lesen. Apropos Balkon. Meine Trauermückenplage vom letzten Herbst stammt aus der gekauften Blumenerde, wie ich beim Umtopfen gestern feststellte. Der vor zwei Wochen gepflanzte Schnittlauch hat schwarze Spitzen und wächst nicht mehr. Schätze, das war es mit Grün für mich, also nicht nur politisch. Die Grünen haben gestern ja gegen eine Verurteilung Ungarns gestimmt, ebenso gegen die Öffnung der Bundesgärten, obwohl sie laut Grünen-Chefin Maurer im Mittagsjournal heute eigentlich dafür sind.

Datenchaos

In den letzten Wochen nimmt die Abkehr von den eigenen Prinzipien zu, transparent ist das nicht. Politikwissenschaftler argumentieren mit dem Koalitionszwang, der auch die letzten 75 Jahre gegolten habe. Ich hab die Sinnhaftigkeit nie verstanden und die letzten 75 Jahre gab es keine Pandemie, keine Situation seit dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg war so einschneidend für alle Bürger im Land. Jetzt sollten alle zusammenhelfen. Aber das scheitert bereits an den Grundlagen, etwa dem Datenchaos rund um die aktuellen Fallzahlen zum Virus. Nobody knows shit! Vergangene Woche wurde beiläufig erwähnt, dass es 40000 Tests mehr gab als bisher angegeben. Das warf sämtliche mathematische Modelle über den weiteren Verlauf der Pandemie über den Haufen. Der ORF bemüht sich redlich, aussagekräftige Grafiken zur Verfügung zu stellen. So sieht man in allen Graphen eine Abflachung, besonders wichtig die Abflachung bei den spitals- und intensivpflichtigen Patienten, denn die sind entscheidend dafür, wie lange die Freiheitsberaubung noch andauert. Auch der Bundesrettungskommandant vom Roten Kreuz verbreitet Hoffnung durch positive Zahlen bei den Zuwächsen.

Geht es aufwärts oder abwärts?

Besonders positiv überrascht bin ich, dass es seit Beginn der Maßnahmen gelungen ist, die Zuwachsrate unter 5% zu drücken. Allerdings muss man auch sagen, dass bei einer fünfstelligen Zahl an Infizierten eine geringe relative Zuwachsrate bereits ebenfalls hohe absolute Zahlen bedeuten. Letzendlich sind die Kapazitäten der Spitäler begrenzt, nur darauf kommt es an, und nicht, ob wir bei 10000 Infizierten 5% Zuwachsrate haben und bei 150000 vielleicht nur 2 %. Im Bezug auf den Titel dieses Blogtexts kann sich jeder also seine private Statistik zusammenzimmern, um seine Botschaft zu verkünden, nicht nur für message control, sondern auch ein top down-Approach. Maßnahmen lockern oder verschärfen – je nach gewünschter Botschaft verwendet man andere Zahlen.

Transparenz und Kritik müssen erlaubt sein

Ich bin erleichtert, dass meine bisher geäußerte Kritik auf diesem Blog sich zunehmend auch in kritischen Kommentaren von Wissenschaftlern und Ärzten (“an der Front”) wiederfindet. Wann immer Kurz auf der Bildfläche auftaucht, wird es chaotisch, während Anschober vergleichsweise besonnen reagiert. Ihn trifft für mein Empfinden auch die geringste Schuld, denn die Generaldirektion für öffentliche Gesundheit wurde abgeschafft und damit all jene Strukturen, die es jetzt erleichtert hätten, zentrales, effektives und gut vorbereitetes Krisenmanagement zu betreiben. Auch eine große Kröte, wie die geplante Kontakt-Tracking-App, wäre leichter zu schlucken, wenn der Quellcode für alle transparent wäre, ebenso die zugrundeliegenden Annahmen und wissenschaftlichen Diskussionen dahinter. Vor allem aber wünscht sich die Mehrheit der Bevölkerung keinen starken Mann, sondern einen ehrlichen Umgang mit der Situation, einen selbstkritischen und auch einmal zuzugeben, wenn man es gerade nicht weiß. Masken erst wochenlang abzulehnen, sie dann einzuführen und gleichzeitig zu behaupten, das sei schon seit Wochen vorbereitet wurden, ist nicht glaubwürdig. Und dieser Vertrauensverlust sorgt eben für tiefes Misstrauen, wenn es um eine verpflichtende App geht, die Sobotka am liebsten an die Ausgangsbeschränkungen koppeln möchte.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen – nach meinen Informationen von Wissenschaftlern und Veröffentlichungen müssen wenigstens zwei Drittel der Bevölkerung mitmachen, damit die App einen Sinn hat. Im gestrigen NDR-Podcast hat Drosten klar die Vorteile betont, dass etwa die Sensitivität der App je nach Situation erhöht werden kann, dass man Schritte wie das Testen sogar überspringt und potentiell infizierte Personen gleich in Quarantäne schickt. Die Digitalisierung hilft uns derzeit gerade, dass das verbliebene Wirtschaftsvolumen noch aufrechterhalten werden kann, durch Online-Handel, Zustellservice, etc. Warum sollte man nicht ausnutzen, dass ein Großteil ein Smartphone hat? Sofern damit keine Bewegungsprofile erstellt und die Daten nicht zentral gespeichert werden – deswegen ist es so wichtig, dass man den Quellcode einsehen kann. Nicht zuletzt können dann auch externe Verbesserungsvorschläge leichter umgesetzt werden.

Wie soll die “neue Normalität” aussehen?

Wir werden einige der geänderten Verhaltensweisen in der Zukunft beibehalten müssen, und wenn ein bisschen mehr Abstand, Händewaschen und einfachste Hygieneregeln einhalten (Niesen in die Armbeuge) dazu verhilft, dass sich auch andere Grippeviren nicht mehr so leicht weiterverbreiten, bin ich voll dafür. Ich teile aber nicht den Optimismus mancher Wissenschaftler, deren Modelle bis zu einem Jahr physical distancing vorsehen, wenn der Lockdown erst einmal aufgehoben wurde. Ich kann mir das punktuell und zeitlich begrenzt vorstellen, wenn etwa durch die Vorteile der Tracking-App “Nester” mit vermehrten Infektionen ausfindig gemacht werden, aber für die Gesamtbevölkerung ist es undenkbar. Es ist vor allem für mich persönlich undenkbar. Autismus hin oder her – ja, ein Freund von Händeschütteln war ich nie, aber Umarmungen gehören zum menschlichen Dasein dazu, die kann kein Skype-Gespräch oder Twitter-Thread ersetzen. Eine akzeptable Normalität herrscht für mich dann, wenn menschliche Nähe wieder möglich ist, ebenso, wenn Menschen ohne PKW/Motorrad wieder öffentliche Verkehrsmittel nutzen dürfen, um in die Natur zu kommen. Es ist schlimm genug für manche von uns, zu vereinsamen, aber noch schlimmer, wenn man keinen Trost bzw. keine Kraft mehr in der Natur finden darf.

Und ich bin müde geworden, das Bedürfnis nach Natur, Wald, Bäumen, Grün debattieren zu müssen. Schnell heißt es, man sei egoistisch, man wolle italienische Verhältnisse, die Städter seien zu doof und würden sich durch zu enge Eingangstore in die Gärten drängen (ist die Polizei fähig, den ganzen Prater zu überwachen, aber unfähig, drei Eingänge zu kontrollieren?). Dabei startet man nicht einmal einen Versuch. Es würde der ÖVP keinen Zacken aus der Krone brechen, wenn sie für ein Wochenende die Gärten öffnen, Polizei zur Kontrolle bereitstellen und dann feststellen, dass es nicht funktioniert und sie wieder schließen. Hier zeigt man sich absolut kompromisslos. Ich bin Anrainer vom Augarten und direkt betroffen. Die beiden Kinder meiner Nachbarn sind Fußballspieler, sie trainieren jetzt täglich in der Wohnung statt draußen. In den Prater trauen sie sich auch nicht mehr. Meine Reiztoleranz wird auf eine harte Probe gestellt. Ich mach ihnen keinen Vorwurf.

Egoismus versus Stress

Aber eigentlich wollte ich auf etwas anderes hinaus. Egoismus heißt für mich in der jetzigen Situation, absichtlich eine Grillparty zu machen, absichtlich eine Wohnungsparty, absichtlich ein Lokal wiederaufsperren und im Keller feiern, absichtlich den Mindestabstand längere Zeit in geschlossenen Räumen zu unterschreiten, wohlwissend, dass das Risiko dadurch deutlich erhöht ist. Egoismus ist für mich aber nicht, wenn verzweifelte Eltern es nicht erwarten können, dass die Schulen wieder offen sind. Wenn arbeitslose Menschen oder solche, denen mit jeder Woche, in der dieser Lockdown andauert, Arbeitslosigkeit droht, darauf drängen, dass Geschäfte wieder aufsperren. Ja, wenn wir jetzt ein halbes Jahr beim Lockdown bleiben, wird das Coronavirus wahrscheinlich vollständig eingedämmt. Doch haben wir dann eine Millionen Arbeitslose, leere Budgets der Krankenkassen und Gemeinden und noch einige weitere Baustellen, die dafür sorgen, dass vielleicht nicht die aktuellen Risikogruppen bedroht sind, sondern hunderttausende mehr. Ich bezweifle persönlich, dass man so klar trennen kann, weil wie schon mehrfach geschrieben Stress und Einsamkeit negativ aufs Immunsystem wirken und die Menschen der Risikogruppe ebenso davon betroffen sind, und mehr oder weniger gut damit umgehen können. Es ist sehr vereinfacht davon auszugehen, dass eine monatelange Isolierung von Sozialkontakten bei einem Risikopatienten eine höhere Überlebensschance mit sich bringt als zurück zu einer Öffnung zu verfinden. Man könnte genauso Egoismus unterstellen, wenn Risikopatienten nun fordern, dass man Arbeitsplatzverlust nun einmal in Kauf nehmen muss, wenn man ihr Leben retten will. Ich würde gerne schreiben, dass die Regierung alles dafür tut, dass Arbeitsplätze nicht verloren gehen, aber eine Garantie gibt es eben nicht, zuletzt auch deswegen, weil Österreich vom Export lebt und vom Tourismus, und beides nachhaltig geschädigt ist. Meinem Empfinden nach spüren viele Betroffene, dass die Krise nicht ausgestanden ist, wenn die Maßnahmen gelockert werden. Die verringerte Kaufkraft und der riesige Schuldenberg werden zurückschlagen. Und deswegen sind ihre (Existenz-)Ängste genauso berechtigt wie die Ängste von Risikogruppen daran, schwer zu erkranken oder zu sterben. Das kann man nicht gegeneinander aufrechnen, und schon gar nicht kann man die Ängste Dritter kleinreden mit dem Totschlagargument Italien oder Spanien. Stattdessen sollte man viel eher gemeinsam – solidarisch – auf die Regierung einwirken, dass die Absicherung gegeben ist, etwa durch ein höheres Arbeitslosengeld bzw. Notstandshilfe/Mindestsicherung und durch Förderungen von Minderheiten, die von schwarzblau besonders betroffen waren und jetzt noch größere Probleme haben, durchzukommen.

Ich weiß keine einfache Lösung, aber ich bin der Überzeugung, dass jede Sichtweise derzeit ihre Berechtigung hat, solange sie nicht obigem Egoismus dient.

Tag 23: Zuckerbrot und Peitsche

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Stadt im Dornröschenschlaf, Mittwoch, 01.04.2020

Heute hab ich gelernt, dass es mindestens eine große Verlierergruppe durch die Maskenpflicht gibt, die man nicht berücksichtigt hat, und zwar jene mit einer Hörbehinderung, die vorwiegend durch das Lippen lesen kommunizieren können. Die Lippen bzw. das Mundbild sieht man künftig praktisch nicht mehr.

Die Ansage von Gesundheitsminister Anschober im Nationalrat klang positiv: Zuwachsrate der Neuinfektionen heute (bisher) nur 4%, die Maßnahmen haben also gewirkt. Außerdem seien die Intensivkapazitäten nur zu 50% belegt, es besteht also noch viel Luft nach oben. Die aussagekräftigeren Statistiken vom ORF zeigen, dass die Zahl der Hospitalisierungen und Belegung der Intensivbetten nur noch langsam ansteigt. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Genesenen deutlich zu. Laut Anschober stehen in 1-2 Wochen flächendeckende Antikörpertests zur Verfügung. Continue reading

Tag 21: Autofahrerstadt Wien

Heute ist Mittwoch. Vor drei Wochen, nach der letzten Wandertour in Freiheit, fing ich an zu bloggen, das war mein Tag 0. Für andere begann Tag 1 erst mit dem offiziellen Erlass und der Einschränkung der Bewegungsfreiheit. Inzwischen bin ich kreativ werden und suche trotz der beschränkten Mobilität nach Möglichkeiten, meine Fitness aufrechtzuerhalten und gleichzeitig in der Natur zu sein. Heute ging ich daher zu Fuß vom zweiten Bezirk über den Ring entlang der Linie 49 bis nach Hütteldorf. Gehzeit knapp 1,5 Std. bis Baumgarten. Die letzten drei Stationen bin ich dann doch in die Straßenbahn eingestiegen, weil die Füße schon wehtaten. Dann schaute ich bei einer Bekannten vorbei, wir unterhielten uns über ihr Zimmerfenster. Das war mein zweiter “vis-à-vis”-Sozialkontakt seit dem 15. März. Wenn ich mich dazwischen nicht unbemerkt infiziert habe, dürfte ich also “clean” sein, up and about. Sozialkontakte weiter reduzieren geht für mich also nicht.

Der Hinweg gestaltete sich mühsam, weil Wien seit dem Erlass zur Autofahrerstadt geworden ist. Wäre Kogler Kanzler statt Kurz, hätte man betonen können, wie gesund und wichtig jetzt das Rad als Fortbewegungsmittel ist. Stattdessen wird suggeriert, dass nur der private PKW vor dem Virus schütze (hallo, Unfallrisiko?!) und Radfahren wird gleichzeitig verteufelt. Die Auswirkungen dieser policy kann man sich in der Stadt gut anschauen: Statt einzelne Fahrspuren am Ring zu sperren, fährt der verbleibende Verkehr halt schneller, weil mehr Platz ist. Alle Gassen sind zugeparkt, für die Fußgänger ist kaum Platz genug, um mit Sicherheitsabstand von 1m aneinander vorbeizugehen. Für die Radfahrer sind die oft schmalen Radstreifen viel zu eng, denn der Radverkehr hat definitiv zugenommen. Das ist insgesamt unbefriedigend und eine verpasste Chance, auch im Hinblick auf die Sensibilisierung für die Umwelt und das Klima. Aber es regiert eben nicht Kogler, sondern weiterhin das neoliberale Gesicht eines untergehenden Wirtschaftssystem.

Zurück zur Wien-Querung. Heute ist Mittwoch und offizieller Beginn der Maskenausgabe in den Lebensmittelmärkten und Drogerien. Ob es speziell daran liegt oder nun allgemein ein gestiegenes Bewusstsein herrscht, wie ernst die Situation ist, sei dahingestellt – jedenfalls waren deutlich mehr Menschen mit Mundnase-Schutzmasken zu sehen als vorher, im Schnitt mehr Frauen als Männer und unabhängig der Herkunft. Tendenziell eher jüngere als ältere Männer. Gleich auf den ersten Metern überholte ich eine mittelalte Frau, die gerade telefonierte:

“Die Hirnwixerei ist unabsichtlich. Abends kommt sie dann und ich denk mich zu Tode.”

Später in Hütteldorf vor einem Supermarkt, eine ältere Frau redet mit zwei jüngeren Leuten:

“Du musst auch an die anderen Leute denken, nicht nur an die, die wos gnuag verdiena und sich Rücklogen schaffn.”

Die weiteren Gespräche gingen meist um irgendwas von der Regierung, mit der Maskenpflicht, oder drehten sich um das Thema Bundesgarten, selbst als ich schon den Wienerwald erreichte.

Im SPAR bei der Endhaltestelle des 49ers bekam ich dann von einer Mitarbeiterin eine MNS-Maske ausgehändigt. Ziemlich unpraktisch als Brillenträger. Ich hab die Brillengläser vorher mit einem Brillenputztuch saubergemacht, aber das hat auch nicht verhindert, dass sie durch die Maske voll beschlugen und ich kaum etwas gesehen habe.

Ein Bub regte sich auf, dass er mit den MNS-Masken nicht gut atmen kann und nicht sieht, was unterhalb seiner Nase ist. Überhaupt dachte ich mir, wie sinnvoll die Masken wohl bei Radfahrern und Joggern seien, die ich auch zunehmend damit sehe. Wenn jetzt jeder Masken auch draußen trägt, dann könnte man den Eindruck gewinnen, dass Virus über die Luft übertragen wird und nicht über Tröpfcheninfektion. Beim Einkauf und in den öffentlichen Verkehrsmitteln halte ich sie für sinnvoll, aber generell zu tragen? Nach einigen Minuten sind sie durchgeschwitzt, und Frischluft bekommt man damit eben auch nur begrenzt – deswegen gehe ich ja nach draußen!

Über den idyllischen Dehnepark stieg ich auf den Satzberg, sehr viele Familien, hier oben darf noch gelacht und gespielt werden, mit den Eltern, Ballspiele mit den Geschwistern. Dazwischen einzelne Alte, die im Wald spazierten. Einige Mountainbiker. Der Parkplatz bei der Jubiläumswarte fast vollgeparkt – wer in diesen Wochen oder Monaten ein Auto hat, ist im Vorteil. Wer nicht so verrückt wie ich ist und den Großteil der Strecke zu Fuß geht, kommt nicht hin. Ja, der einzelne Radfahrer schon, aber Familienausflug mit dem Rad quer durch Wien? Nicht zu empfehlen bei dem Verkehr. Bei der Kreuzeichenwiese war etwa soviel los wie sonst an einem Sonntag, dennoch konnte man weit genug Abstand halten und sich auf die Wiese im wärmenden Sonnenschein knotzen und die HundebesitzerInnen beim Spielen mit ihren Hunden beobachten. Ab Heuberg hatte ich ein paar Minuten für mich alleine, dann stieg ich nach Neuwaldegg ab.

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Rathauspark

ausblick

Lagerwiese Satzberg

schluckspecht

Buntspecht-Weibchen, das beturltende Männchen nicht im Bild

Was bleibt zum Abschluss zu sagen?

Wir müssen jetzt aufpassen, dass wir uns nicht gegeneinander ausspielen. Die Pandemie hat mehrere Seiten, ist eine individuelle, menschliche, gesundheitliche, wirtschaftliche und globale Katastrophe. Jemand, der zur Risikogruppe gehört, hat einen sehr unmittelbaren Blick auf die Gefährdung des eigenen Lebens. Nicht zu vergessen jene mit Erkrankungen oder Behinderungen, die zwar nicht zur Risikogruppe gehören, aber um ihre Therapien umfallen. Und die mit hoher psychischer Belastung, sich verstärkenden Angst- und Depressionszuständen. Ein anderer, der zwar gesund und jung ist, fürchtet dafür um seinen Job, je länger der Ausnahmezustand andauert. Heute hat mich schockiert, als ich las, dass die Arbeitslosigkeit auf über 560000 angestiegen ist – so hoch wie seit 1946 nicht mehr. Die Regierung hat versagt, die “Soforthilfen” dauerten offenbar zu lange, sechs Wochen warten bis zur Kurzarbeit bzw. zwei Monate bis zu Auszahlungen, können sich viele nicht leisten. Dann gibt es die Seite des Gesundheitssystems. Nach Aussage von Ärzten wird in rund 10-14 Tagen der Punkt erreicht sein, wo alle Intensivkapazitäten ausgeschöpft sind und wie in Italien oder Frankreich entschieden werden muss, wer überleben darf. Der Punkt war wohl unvermeidlich in einer Demokratie, speziell nach dem schwerwiegenden Versagen in Tirol und durch die Sünden der Vorgängerregierung, die – unter Kurz -die seit 1945 bestehende Generaldirektion für öffentliche Gesundheit abgeschafft hatte. Pamela Rendi-Wagner dazu damals in der Tiroler Tageszeitung:

Diese habe sich besonders bei Krisen bewährt, zuletzt bei Pandemien wie Ebola, EHEC, Vogelgrippe, aber auch nach Kernkraftwerksunfällen wie jenem in Fukushima. “Dass wir dieses zentrale Krisenmanagement künftig nicht mehr in medizinischer Hand haben, halte ich für fahrlässig”. 

Jedenfalls hat in dieser Situation jeder seine Angst und wenn man sagt, wir fahren die Wirtschaft nieder (was wir gerade tun), um Menschenleben zu retten, dann ist die Frage, wie lange wir tatsächlich retten und ab wann wir anfangen mehr zu verlieren als wir je hätten retten können. Was sind die gesundheitlichen Folgen von Massenarbeitslosigkeit, von aufgeschobenen Behandlungen und Operationen? Das aktuelle Krisenmanagement ähnelt zu sehr der Selbstinszenierung der Vorgängerregierung als wirklich Vertrauen zu schaffen im Hinblick auf eine höchst unsichere Zukunft. Inzwischen haben die meisten begriffen, dass ab Ostern nicht wieder alles normal wird, sondern dass wir viel länger damit zu tun haben. Es ist leicht zu sagen, die paar Wochen, die Leute sollen sich zammreißen, aber man steckt nicht in der Haut aller persönlicher Krisen, es steht uns nicht, zu zu (ver)urteilen, das gilt in jede Richtung.