XBB.1.5 am Vormarsch!

Aus “Big Lebowsky”: “The Chinaman is not the issue here!”

Andreas Schwarz vom KURIER schrieb am zweiten Jänner in seinem Leitartikel:

“China hat, vom Ausbruch und dem Versuch der Vertuschung weg, alles falsch gemacht in Sachen Corona. Es hat die Welt in Geiselhaft seines Scheiterns genommen.”

“NoCovid” setzt er darin mit “Wegsperrpolitik” gleich. Dabei ist NoCovid nicht dasselbe wie Lockdowns, wie schon Priesemann et al. (2020) gefordert haben. Der österreichische Gesundheitsökonom Thomas Czypionka (IHS) hat dazu Anfang 2022 ein eigenes Paper herausgebracht. Das geht über die Schlagworte “für immer einsperren”, “Diktatur”, “andere Interessen” hinaus.

Es ist genau umgekehrt: China hat zwar den Ausbruch anfangs vertuscht, dann aber sofort reagiert mit ZeroCovid-Strategie. Sie wussten wie gefährlich SARS und SARS-CoV2-Erkrankungen sein können. China hat ein verhältnismäßig unterdimensioniertes Gesundheitswesen (dafür mehr TCM), baute daher in kürzester Zeit ein Spital für Schwerkranke. In dieser Zeit wurde in Österreich noch wochenlang verharmlost. WIR haben alles falsch gemacht und nicht einmal die Zeit des ersten Lockdowns und die nachfolgende Niedriginzidenzphase genutzt, um uns auf die zweite Welle vorzubereiten, die von allen seriösen Experten vorhergesagt wurde (darunter Drosten und Krammer im April 2020). China ist ZeroCovid durchgefahren, als sich herausstellte, dass die Impfstoffe zwar schwere Verläufe, aber keine Infektionen selbst verhindern können. Während wir uns damit zufrieden gaben und LongCOVID ignoriert haben, hat man dort an Schleimhautimpfstoffen weiter geforscht – eine passive Impfung ist derzeit in Phase I (Si et al. 2022, preprint) – , um auch die Infektion und Weitergabe selbst zu verhindern.

Die westlichen Greatbarrington-Staaten haben auf die Strategie Durchseuchung gesetzt, das hat ZeroCovid-Länder nach und nach zur Aufgabe gezwungen. Die Welt hat China in Geiselhaft seines Scheiterns genommen. Die Ausfälle in der Produktion und Lieferketten durch die enorme Krankheitswelle werden in China wie bei uns viel höher und langfristiger sein als durch die phasenweise Lockdowns. Mit weltweiter Niedriginzidenzstrategie UND hoher Durchimpfungsrate wäre es nicht zu einer so massiven Verbreitung von Virusmutanten gekommen, die zu einer anhaltend hohen Belastung des Gesundheitswesens führen. Auch Folgeschäden wie Immunschwäche nach Virusinfektion und Langzeiterkrankungen hätten vermieden werden können.

China wird ständig kritisiert, keine mRNA-Impfstoffe entwickelt zu haben, aber Patente für mRNA-Impfstoffe wurden weltweit auch nicht freigegeben, sodass es weiterhin einen großen Impfstoffmangel global gesehen gibt. Eine scheinheilige Debatte.

Zusammenbruch des Gesundheitswesens in Österreich

Quelle: @zeitferne (Mastodon) – dargestellt ist die Gesamtbelegung, nicht nur COVID19

Es wurde seit Jahren davor gewarnt und ist nun eingetreten: Das Gesundheitswesen, wie wir es kennen, existiert nicht mehr. Der Wiener Internist Wolfgang Hagen berichtete kürzlich auf seinem Mastodon-Account, dass sich Schlangen von Rettungswägen vor der Notaufnahme bildeten, dass Gangbetten aufgestellt werden müssen, dass der Pflegebereich massiv unterbesetzt ist, dass Kollegen kündigen. Das deckt sich mit Hilferufen aus anderen Wiener Spitälern. In Oberösterreich melden Spitalsmediziner, dass der Kollaps unmittelbar bevorstehe.

Gesamtzahl Normalbettenbelegung durch Covid und Postcovid (extrapoliert aus Wiener Daten bis 27.12.22) seit Pandemiebeginn. Lockdowns (schwarze Linie) wurden jeweils erst kurz vor dem Höhepunkt der Normalbettenbelegung gesetzt. Die aktuelle Welle hat den Höchststand der Sommer-BA.5-Welle bereits überschritten. Bei der BA.1/BA.2-Welle wurde später gerne verharmlost, dass viele Patienten “mit” Covid und nicht “wegen” Covid eingeliefert wurden. Covid19 kann allerdings bestehende Grunderkrankungen (weswegen man das Spital aufgesucht hat) verschlechtern und selbst bei asymptomatischen Verläufen das Risiko bei Traumapatienten erhöhen.

Von einem Pandemie-Ende sind wir weit entfernt, wie die derzeitige rasche Verbreitung der XBB.1.5-Variante zeigt. Ihre Entwicklung ist ein ähnlich *seltenes* Ereignis wie die ersten OMICRON-Varianten, und führt die berühmten Aussagen vieler überoptimistischer “Experten” ad absurdum: “Es ist vorbei, außer es entsteht eine gefährlichere Variante, woran ich derzeit nicht glaube.” – von wegen “evolutionäre Sackgasse”!

“Hintergrund ist die abrupte Abkehr der chinesischen Regierung von ihrer strikten Null-Covid-Politik, die nach Einschätzung von Beobachtern zur Folge haben wird, dass sich in der kommenden Zeit Hunderte Millionen Chinesen mit dem Virus infizieren. Das könne auch zu gefährlichen Virusmutationen führen, die Einreisende aus China dann in anderen Ländern verbreiten könnten.

[….]

„Es macht keinen Sinn, Direktflüge nach Österreich zu kontrollieren, wenn die meisten Tourist:innen aus China über andere Flughäfen in die EU kommen und nach Österreich weiterreisen“, so der Minister, der sich keine Sorgen wegen einer Verschärfung der CoV-Situation in Österreich macht.

ORF, 04.01.23

Wir HABEN bereits gefährlichere Virusvarianten in zahlreichen Ländern, die sich auch in Österreich – jetzt gerade – ausbreiten. Es ist dumpfe Propaganda, der Bevölkerung vorzugaukeln, dass die Pandemie bei uns vorbei sein würde und nur aus China wegen ihrer Nullcovidstrategie jetzt neue Gefahren drohen. Das ist wie im Mittelalter, als man Juden und andere Minderheiten für die Einschleppung von Krankheiten wie Pest, Pocken und Cholera verantwortlich machte. Seht ihr denn nicht, was man hier versucht? Das ist Pandemierevisionismus und die Suche nach Sündenböcken, um von eigenen Versagen abzulenken!

Woher kommt XBB.1.5?

Variantenzoo Stand 31. Dezember 2022, Quelle: Virologe Daniele Focosi

XBB ist eine Rekombinante aus zwei BA.2-Sublinien (BJ.1 und BM.1.1.1). BA.2 wird von den derzeit zugelassenen angepassten Impfstoffen (bivalent BA.1 und BA.5) nicht exakt erfasst, wirken aber wahrscheinlich immer noch besser als die rein auf den Wildtyp zugeschnittenen Impfstoffe. In den USA hat sich der Anteil von XBB.1.5 innerhalb von nur einer Woche verdoppelt, er betrug am 31.12.22 bereits 40% und verdrängt die bis dahin vorherrschende BQ.1 und BQ.1.1.-Sublinien.

XBB und XBB.1.5 sind an der Position 486 in der receptor binding domain (RBD) mutiert. Das ist die wichtigste Stelle für Immunflucht, die bereis in den frühesten Varianten zu finden war. Es hat relativ lange gedauert, bis die Position 486 mutiert ist, sie geht nämlich auf Kosten der ACE2-Affinität, also Rezeptorbindung, wie man schon bei BA.1, BA.4/5 und XBB gesehen hat (Starr et al. 2022). Varianten mit F486S-Mutation, die Immunflucht begünstigen, gehen also zulasten zur ACE2-Affinität – in anderen Worten ein evolutionärer Tauschhandel.

Eine bestimmte Mutation ist jedoch nicht so schlecht für ACE2-Affinität: F486P. Der Schlüsselfaktor ist, dass F486P zwei nukleotide Mutationen auf demselben Codon (kleinste funktionelle Untereinheit der RNA, die aus drei direkt aufeinanderflgenden Basen (Nukleotiden) besteht) benötigt. Das ist ein seltenes Ereignis für ein RNA-Virus wie SARS-CoV2. Daher dauerte es solange, bis die Varianten die F486P-Mutation erlangt haben.

Der Unterschied zwischen XBB.1.5 und XBB.1 ist, dass die kostspieligere F486S-Mutation gegen F486P ausgetauscht wurde. Dadurch hat XBB.1.5 zwar nicht mehr Immunflucht als XBB.1 (wo F486 bereits mutiert ist), aber größere ACE2-Affinität. Das gibt XBB.1.5. eine bessere Übertragbarkeit und verdrängt die anderen Varianten.

Zusammenfassung in einfachen Worten:

XBB.1.5 kann leichter zu Ansteckungen führen als alle vorherige Varianten und umgeht zudem leicht der Immunantwort, die man durch Impfung und/oder Infektion entwickelt hat. Durchbruchsinfektionen und Reinfektionen sind also leichter möglich.

Was macht XBB.1.5 so gefährlich?

XBB ist von OMICRON so weit weg wie OMICRON vom Wildtyp. XBB ist vom Wildtyp soweit weg wie der Wildtyp von SARS-CoV1 (Grafik von Dr. David Berger, Notfallmediziner)

Wang et al. (14.12.22) haben bereits alarmierende Immunfluchteigenschaften von BQ und XBB festgestellt. Sie entkommen der Immunantwort durch Impfung und Infektion leichter und verringern alle bisher zugelassenen therapeutischen Antikörper in ihrer Wirkung deutlich. Das gefährdet vor allem immunsupprimierte Patienten, die nach einer Krebserkrankung (und Chemotherapie) bzw. Organtransplantation immungeschwächt sind und kaum Antikörper bzw. B-Zellen nach der Impfung aufbauen können.

Experten sprechen von einer Mutationskombination von S:F486P und ORF8:G8. Die ORF8-Stummschaltung hindert die Gedächtnis-B-Zellen daran, zu Hilfe zu kommen, während 486P das Spike-Protein an die ACE2-Rezeptoren zwingt. Das ist alarmierend, weil es herausgefunden hat, wie es die B-Zellen umgehen kann, die von vielen Experten als Schutz gegen schwerere Reinfektionen gesehen wurden.

Die Immunologin Akiko Iwasaki ist beunruhigt, weil XBB.1.5 womöglich Zellen effektiver infizieren und länger darin bestehen kann. Das könnte das LongCOVID-Risiko durch Viruspersistenz erhöhen.

Die hohe Übertragbarkeit führt nicht zuletzt erneut zu einer hohen Zahl an erkrankten Personen und gefährdet damit die kritische Infrastruktur, bzw. verlängert den bereits eingetretenen Kollaps im Gesundheitswesen. Viele Todesfälle in den kommenden Wochen und Monaten wären vermeidbar gewesen, wenn …

  • die große Mehrheit der Bevölkerung kürzlich einen angepassten Impfstoff bekommen hätte und zudem gegen Influenza geimpft wäre
  • weiterhin grundlegende Schutzmaßnahmen wie Maskenpflicht in Innenräumen, Homeoffice, Luftfilter/Frischluftzufuhr in Kindergärten und Schulen eingesetzt würden
  • die durch den Kollateralnutzen von Schutzmaßnahmen verringerte Krankheitslast ein funktionierendes Gesundheitswesen ermöglicht hätte und dadurch Todesfälle durch Überlastung vermieden worden wären

Zusammenfassung in einfachen Worten:

XBB.1.5 hat den Nachteil der bisherigen OMICRON-Untervarianten kompensiert, deren vergrößerte Immunflucht zulasten der Infektiösität ging. Es hat sich evolutionär soweit vom Wildtyp entfernt wie der Wildtyp vom Vorgängervirus SARS-1 (2002/2003). Das erklärt die teilweise beobachtete gestiegene Zahl an Hospitalisierungen trotz breiter Bevölkerungsimmunität gegen Hospitalisierung. Selbst wenn *dank* der Bevölkerungsimmunität weniger Fälle in den Spitälern und mit Post-Covid bei niedergelassenen Ärzten aufschlagen, bedeutet das bei einem blutleeren Gesundheitspersonal anhaltend hohe Überlastungsgefahr.

Mit Covid leben heißt, wir fügen eine weitere neue Infektionskrankheit zu den bestehenden hinzu, die infektiöser ist und mehr Langzeitfolgen verursacht als Influenza. Wir haben keine zusätzlichen Schutzmaßnahmen am Laufen, die das Gesundheitspersonal unterstützen würde, das bereits vor der Pandemie im Winterhalbjahr regelmäßig am Anschlag war. Künftig wird es zur Normalität werden, dass Rettungswägen im Notfall ausbleiben oder spät eintreffen, dass Patienten auf dem Boden oder am Gang schlafen müssen, dass es Wartelisten gibt, dass geplante Operationen Monate später erst stattfinden können. Aber was tut man nicht alles für den Überschuss bei der Rentenversicherung?

Democide“the killing of members of a country’s civilian population as a result of its government policy, including by direct action, indifference and neglect” (Collins English Dictionary)

Warum gerade jetzt China?

“We can’t stop the spread of #COVID19, but pre-departure testing and the requirement to show a negative test result when flying from China to the U.S. can help slow the spread as we work to identify and understand any potential new variants.”

Rochelle Walensky, CDC-Direktorin USA, 30.12.22 (Twitter)

“Angesichts der massiven Coronawelle in China soll in Österreich ab kommender Woche das Abwasser von allen Flügen aus China auf neue Virusvarianten untersucht werden. Das hat das Gesundheitsministerium am Dienstag angekündigt. Die Proben würden direkt aus den Abwassertanks der Flugzeuge entnommen, damit könnten neue Virusvarianten besonders genau entdeckt werden, hieß es. Zudem soll die Kläranlage aus Hallstatt ins Abwassermonitoring des Bundes einbezogen werden.”

Kleine Zeitung, 03.01.23

“Die USA, Indien, Japan und Taiwan haben eine Testpflicht für Reisende aus China eingeführt oder sind dabei. Dort ist man zwar durch viele Covidfälle besser immunisiert, aber einen Schwall neuer Ansteckungnen braucht man nicht – neue Mutationen, auch wenn die vielleicht noch nicht unterwegs sind, braucht man schon gar nicht.”

noch einmal Leitartikel von Andreas Schwarz

Der schwedische Pandemiechronist Emil J. Bergholtz nennt das …

  • Ignoranz: 3 Jahre haben exakt gezeigt, wie man die Ausbreitung effizient verhindern kann
  • Sündenbock: die derzeit schlimmste Variante XBB.1.5 wurde in den USA erzeugt
  • Rassismus: Fremdenfeindlichkeit und Vorurteile gegenüber Asiaten und Chinesen nähren
  • Ignoranz, erneut: Drauftreten, wenn man schon am Boden liegt

Damit haben wir in Österreich Erfahrung, vor allem mit Rassismus und Sündenbocksuche:

  • Am 3. März 2020 schob Ex-Public-Hell-Chef Allerberger das starke Infektionsgeschehen in Italien einerseits auf wirtschaftliche Verbindungen mit und starken Tourismus aus China. “Dazu kommt … die Nähe zu Afrika, in dem das Virus wesentlich stärker verbreitet ist als offiziell angegeben.”
  • Im PROFIL-Bericht vom 27. Juli 2020 sah Allerberger die Wiederanstiege in Österreich vor allem aufgrund von “Migranten mit Wurzeln am Westbalkan oder in der Türkei”.
  • „Die serbischen Regalschlichterinnen, die im Sozialraum gemeinsam schlecht durchlüftet ganz hinten, kleiner Raum, das Mittagessen einnehmen, stecken sich natürlich untereinander an, weil sie sich unterhalten in der Muttersprache.“ (Allerberger beim Primärversorgungskongress in Graz am 22.09.20)
  • “und der Bezirk Schwaz hat mit Abstand die niedrigste Rate, und die paar Fälle, die wir dort sehen, sind durch die Bank in Rumänien, Bulgarien, Serbien und dergleichen, weil viele dort Verwandte in Osteuropa haben, von dort eingeschleppt.” und
  • “Wir haben vier Mal die brasilianische Variante, einmal Südafrika und einmal die neue Indische. Indien hat 1,4 Milliarden Einwohner. Ob wir jetzt eine Flugverbindung nach Schwechat haben, ja oder nein, das ist irrelevant. Selbstverständlich haben unsere Kollegen, die Sikh-Kommune, die derzeit in der Steiermark, ist von einem Ausbruch betroffen, natürlich schwappt das über.” (Allerberger auf den Wiener Bluttagen, 03.06.21)
  • „Wir hatten im Sommer sehr sehr niedrige Ansteckungszahlen nach dem Lockdown und haben dann durch Reiserückkehrer, und insbesondere auch durch Menschen, die in ihren Herkunftsländern den Sommer verbracht haben, uns Ansteckungen wieder ins Land hereingeschleppt.“ (Bundeskanzler Kurz, Pressekonferenz, 02.12.20)
  • „Es ist jetzt umso wichtiger, dass es nicht zu unkontrollierten Infektionsimporten aus dem Ausland nach Österreich kommt.“ (SPÖ-Chefin Rendi Wagner in Puls24, 02.12.20 – zu einem Zeitpunkt, wo die Infektionszahlen in den Nachbarländern großteils niedriger waren als in Österreich)
  • „Dass die Ostregion derzeit stärker von Infektionen betroffen ist, liege an der Nähe zu Ländern wie Tschechien oder Slowakei, wo die britische Mutation besonders stark verbreitet ist„ (Bürgermeister Ludwig, Wien, 24. März 2021, Pressekonferenz: Vielleicht lag es aber auch am Schulstart im Osten und den Lockerungen?)

Das Zugpferd “Ausländer sind schuld!” zieht im Zweifelfall eben besser als “Wir brauchen mehr Schutzmaßnahmen für ALLE Menschen im Land!” Nicht nur für chinesische Touristen, die großteils unter sich bleiben in ihren Reisegruppen, und im Jänner 2020 bereits kurz nach Ausbruch der ersten Fälle Maske trugen. Wir sind jetzt im vierten Pandemiejahr, auf Radio Salzburg lief eine Belangsendung mit Pandemieende und Passanten zur Rückkehr zur Normalität befragen, wöchentlich gibt es dutzende Coronatote, dazu kommt eine hohe Übersterblichkeit. Unzählige LongCOVID-Betroffene, hohe Krankheitslast, auch mit anderen Viren. Medizin brennt – und was machen wir? “China muss beobachtet werden.”

Denn was man müsste man jetzt tun?

  • Maskenpflicht im Gesundheitsbereich, im Bildungsbereich, in allen öffentlichen Verkehrsmitteln und lebensnotwendigen Handel
  • Testpflicht für Besucher in Spitälern und Pflegeheimen sowie bei ALLEN Flugreisen
  • Luftreinigung, CO2-Grenze in der Pflege und im Bildungsbereich wie nun verpflichtend in Frankreich

Pandemierevisionismus

Langsam wirds Zeit für eigenes Kapitel dafür. Im ersten Pandemiejahr konnte man viel mit Inkompetenz und Ignoranz erklären, wenn auch damals schon viel Ideologie dabei (siehe Tegnell, Allerberger), im zweiten Pandemiejahr kamen vor allem Interessenskonflikte hinzu, im dritten Pandemiejahr begann die Verharmlosung von Corona, die nachträgliche Erklärung der Maßnahmen als “Fehler”, speziell die Schulschließungen, und die sukzessive Verdrängung der Pandemie aus dem Bewusstsein der Bevölkerung. Ich bin davon überzeugt, dass wir trotz XBB.1.5 auch 2023 reichlich Reinwaschung erleben werden.

Ja, China hat an den Ausbruch verursacht, wahrscheinlich über die Wildtiermärkte, und es tut auch nichts, um künftige Ausbrüche zu verhindern. Die WHO hat zu lange gewartet, eine PHEIC (Pandemic Health Emergency of International Concern) auszurufen. Der Westen war schlecht vorbereitet auf die erste Welle und wusste sich nur mit Lockdowns zu helfen. Aus dem ersten Lockdown hat man nichts gelernt (Präventionsparaxodon) und ab dann *alles* falsch gemacht. Die nachfolgenden Lockdowns waren alle so halbherzig, dass sie viel länger dauern mussten als der erste Lockdown, trotzdem kollabierten die Spitäler und es gab viele Tote und Langzeitkranke. Statt Infektionen einzudämmen, hat man sie so lange laufen lassen und in steigenden Infektionsdruck hineingeimpft, dass Varianten entstanden, die den Immunschutz durch die Impfung und Infektion effektiver umgehen konnten. DELTA war die erste Breakthrough-Variante, mit OMICRON (BA.1/BA.2) nahmen die Reinfektionen zu. Die viel kontagiöseren Varianten (Infekiösität + Immun Escape) haben bis dahin auch demokratisch erfolgreiche NoCovid-Länder unter Druck gesetzt und zur Aufgabe gezwungen. Die Welt hat allen Ländern, zuletzt auch China, die Durchseuchung alias GreatBarrington-Ansatz aufgezwungen.

Die westlichen Staaten gaben sich mit Impfstoffen zufrieden, die *nur* gegen schwere Akutverläufe/Tod schützen und LongCOVID ignorieren, andere Staaten haben stärker in Schleimhautimpfstoffe investiert, darunter auch China. Wenn man sich auf einen multinationalen Ansatz zur Pandemiebekämpfung geeinigt hätte, hätte man die Zahl der Opfer so gering wie möglich halten können, bis bessere Impfstoffe entwickelt worden sind. Davon hätte auch die Wirtschaft langfristig profitiert. Bei Lazarus et al. (2022) haben 386 Gesundheitsexperten eine Sammlung von 41 Konsensus-Statements und 57 Empfehlungen an Regierungen, Gesundheitsbehörden und Industrie zusammengestell, wie eine Niedriginzidenzstrategie hätte aussehen müssen.

Leider haben sich die Great-Barrington-Anhänger vielfach durchgesetzt, die von rechtsradikalen Unterstützern finanziert werden. China, Neuseeland, Taiwan, Japan, Australien und viele andere Länder mit wissenschaftlichem Zugang zur Pandemiebekämpfung sind nicht schuld daran, dass gerade gefährlichere Varianten zirkulieren. Unsere Regierungen sind Schuld daran.

Man hat schon Anfang Jänner 2021 gesagt:

Statt richtige Lehren zu ziehen – und Chinas Wissenschaftler haben früh verlautbart, dass asymptomatische Übertragung stattfindet, dass es vaskuläre Erkrankung ist – Aerosol-Übertragung anzugehen, Masken zur Alltagsroutine werden zu lassen, haben wir einen Rückschritt hingelegt:

Jetzt dämmen wir auch andere Infektionskrankheiten nicht mehr ein, die Impfraten sind auch bei anderen Erkrankungen am Rückgang, sodass Masern, Polio und andere Viren zurückkommen können. Kranksein wurde normalisiert. Ebenso ein völlig zerstörtes Gesundheitswesen. Dafür sind WIR verantwortlich, nicht China. China kann man fürs Diktatur sein kritisieren, aber nicht für unser eigenes Scheitern, Vertuschen, Verdrängen, Verhöhnen und Gaslighting von all jenen, die sich schützen müssen und wollen, von den Opfern der Pandemie.

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