Fakten statt Wunschdenken zu SARS-CoV2

Genom-Überwachung in Österreich durch AGES/IMBA, Stand 09. Dezember 2022 Quelle: Twitteraccount Ulrich Elling

Vor zwei Jahren um diese Zeit befanden wir uns gerade im gelockerten Lockdown, damit der Handel vor Weihnachten entlastet wurde. Die Zulassung der Covid-Schutzimpfung war in Reichweite, aber noch vor dem ersten Stich in Österreich kam ALPHA in Großbritannien, mit bis dahin noch unklaren Folgen für die Wirkung der Impfung. Letztes Jahr befanden wir uns noch in der abklingenden DELTA-Welle, als die ersten Meldungen von OMICRON aus Südafrika eintrudelten. Anfang Dezember kamen die ersten Zeitungsmeldungen einer Masseninfektion während einer Weihnachtsfeier in Norwegen am 26. November 2021, bei dem alle Infizierten zwei Mal geimpft waren. Die meisten hatten ordentliche Symptome. Die jubelnden Berichte, dass die Verläufe milder seien, weil weniger Erkrankte ins Spital mussten, stimmten mich nicht zuversichtlich, denn das größere Problem für immunkompetente Menschen wie mich war LongCOVID. Außerdem hatte Südafrika bereits mehrere große Infektionswellen hinter sich mit hoher Sterblichkeit – bei einer im Durchschnittsalter sehr jungen Bevölkerung. Nicht vergleichbar mit europäischen Verhältnissen. Ich erinnere mich noch an den Podcast mit Bob Wachter und Eric Topol, zwei angesehenen Medizinern in den USA. Sie warnten davor, dass aufgrund der hohen Immun Escape-Eigenschaft von OMICRON LongCOVID häufiger oder schwerer ausfallen könnte. Heute wissen wir, dass LongCOVID ähnlich häufig wie bei DELTA auftritt.

Jetzt ist laut den neuesten Daten der Genomüberwachung BA.5 am Verschwinden, allerdings gefolgt von einer BA.5-R346T-Welle – die zusätzliche Mutation sorgt noch für effektivere Immunflucht und vermehrte Reinfektionen. Im Hintergrund baut sich schon die erwartete Welle der “konvergenten Varianten” auf, die unabhängig von ihrer Mutter-Variante dieselben Mutationen anhäufen, darunter BQ.1 und Sublinien, die mit knapp 50% zur dominanten Variantengruppe geworden ist.

Im Gegensatz zu ALPHA und DELTA haben die neuen Subvarianten OMICRON ihren Wachstumsvorteil vor allem durch höheren Immun Escape, d.h. sie können die erste Verteidigungslinie der Immunabwehr durch Antikörperbildung effektiver umgehen. Das ist ein wichtiges Argument FÜR regelmäßige Auffrischimpfungen. Das Immunsystem braucht regelmäßige Updates, um den Eindringling besser erkennen zu können. Das ist so, wie wenn ein Fahndungsfoto eines Verbrechers kursiert, der aber sein Aussehen geändert hat und jetzt eine Glatze trägt. SARS-CoV2 ist besonders effektiv darin, das Aussehen zu ändern. Die Impfung wirkt aber weiterhin gut gegen das Virus, weil auch Glatze und Vollbart nichts daran ändern, dass der Verbrecher immer noch männlich und 1,80m groß ist.

OMICRON entwickelt sich sukzessive Richtung DELTA

Aggarwal et al. 17.09.22: Viruslast von BQ.1.1 nähert sich DELTA an (rechts) und verwendet TMPRSS2 fast so effizient wie DELTA (links)

Die Entwicklung zurück zu DELTA begann nicht erst mit BQ.1, sondern bereits mit BA.2 im Februar/März 2022. Yamasoba et al. 2022 veröffentlichten am 15. Februar 2022 ein Preprint (am 01.Mai 2022 peer-reviewed), dass die BA.2-Subvariante wieder mehr Zelle-Zelle-Verschmelzung als BA.1 zeigt und damit krankmachender als BA.1 ist.

Die Abbildung zeigt die einzelnen Virusvarianten in Zellen mit TMPRSS2, wenn sie positiven Samples ausgesetzt wurden und drei Tage so belassen wurden. (Quelle: Stuart Turville, Immunovirologe New South Wales)

Die Abbildung belegt die Grafik von Aggarwal et al oben – BA.5 schaut optisch auch wieder mehr wie DELTA aus und verwendete TMPRSS2 effektiver. Was ist das überhaupt? Ein Enzym, ein Transmembranprotein. Es aktiviert und spaltet virale Spike-Proteine, wodurch die Fusion des Virus mit der Membran der Wirtszelle angeregt wird. Dadurch kann es leichter in die Atemwege eindringen und wieder schwere Lungenverläufe verursachen – wie bei DELTA. Anekdotisch berichten LongCOVID-Spezialisten wieder von mehr Lungenerkrankungen nach BA.5 als bei BA.1/BA.2, wo mehr neurologische Symptome auftreten.

Bei Kindern gab es seit OMICRON weniger Krankenhausaufenthalte, allerdings aufgrund der hohen Übertragkeit von OMICRON höhere Gesamtzahlen an Hospitalisierungen (Wang et al. 2022). Martin et al. (2022) und Lefchak et al. (2022) kam zu einem anderen Ergebnis – verglichen mit früheren Varianten kam es häufiger zu Hospitalisierungen wegen Infektionen der oberen Atemwege (Pseudokrupp). Verglichen mit Influenza und Parainfluenza sorgt BA.2 für schwerere Verläufe bei Kindern, auch hier sind die oberen Atemwege stärker betroffen (Tso et al. 2022). Positiv betrachten kann man allenfalls, dass mit OMICRON das Risiko für das Multientzündungssyndrom MISC deutlich abgenommen hat und die Impfung dieses Risiko fast auf Null reduziert (Holm et al. 2022). Unklar bleibt aber auch hier, ob das dauerhaft so bleibt, wenn die konvergenten Varianten wieder mehr Eigenschaften von DELTA übernehmen.

In Vorarlberg speziell wächst die Variante CH.1.1 weiter, die gefürchtet ist, weil sie die Mutation P681R enthält, wie sie bei DELTA vorhanden war – diese Position ist bedeutsam wegen Fusogenität und geht mit schwereren Verläufen einher (Saito et al., 2021). Zudem kann diese Spike-Mutation auch einen Wachstumsvorteil durch höheren Immun Escape mit sich bringen. Unklar ist, ob eine einzelne Mutation ausreicht, um (in Ungeimpften) tatsächlich schwerere Verläufe zu verursachen. Nun mögen sich viele zurücklehnen und sagen, was kümmert mich das, ich bin geimpft und geboostert – doch viele Kinder sind immer noch ungeimpft und immunsupprimierte Menschen sprechen nicht immer gut auf die Impfung an.

Update, 13.12.22

Hospitalisierungs-Inzidenz pro Bundesland im 7-Tages-Schnitt in Österreich, Visualisierung: @zeitferne – Vorarlberg und Tirol mit stärkstem Anstieg, allerdings von niedrigem Niveau aus startend.

BQ macht zudem die meisten therapeutischen Antikörper für immunsupprierte Patienten wirkungslos – von Pandemieende kann für sie keine Rede sein, solang wir wochenlang, monatelang die Größenordnung von 5000 Neuinfektionen haben.

Zusammenfassung:

In Summe wird das Virus selbst also nicht milder. Es entwickelt sich eher Richtung DELTA. Mit steigender Bevölkerungsimmunität gegen schwere Akutverläufe (!) bleibt die wahre Gefahr durch SARS-CoV2 aber weiterhin im Hintergrund – zumindest in extrem wissenschaftsfeindlichen Ländern wie Österreich, die internationale Studien ignorieren: LongCOVID. Unabhängig von den vielen individuellen Schicksalen einer LongCOVID-Erkrankung hat es auch nationale Auswirkungen – etwa für den Arbeitsmarkt. Das wird dort zunehmend thematisiert wie hier für die USA von Greg Iacurci (08.12.22). Bei uns fällt es mittlerweile auch Großversicherungen wie der UNIQA auf, dass LongCOVID ein Problem darstellt.

Die Sterblichkeit ist mit OMICRON jedenfalls nicht wesentlich zurückgegangen. Zwar hat sich die Beatmungsquote halbiert, aber nach einer Infektion beträgt die Fallsterblichkeitsrate immer noch über 50%.

Ob an oder mit COVID macht keinen Unterschied

In der Vorstellung der Verharmloserfraktion ist es viel schlimmer für das Gesundheitssystem, wenn jemand mit einem schweren Covidverlauf ins Krankenhaus kommt als wenn er wegen einem Beinbruch oder einer Hüft-OP im Krankenhaus liegt und dort zufällig positiv auf Covid19 getestet wird. Ich hab schon an früherer Stelle erläutert, weshalb das wenig Unterschied macht.

  • egal ob an oder mit Covid im Spital – es erfordert Isolierungsmaßnahmen und kostet dadurch Bettenkapazitäten
  • wenn die Inzidenz steigt, sodass immer mehr Patienten positiv getestet werden, dann nimmt auch die Zahl der erkrankten Mitarbeiter zu. Selbst bei reduzierter Krankheitslast bleiben ganze Stationen gesperrt, Operationen müssen verschoben werden
  • Covid19 kann bestehende Grunderkrankungen verschlechtern, sodass der Patient kränker entlassen wird als er ins Spital kommt.
  • Covid19 führt egal ob zufällig oder auf Verdacht getestet bei einem gewissen Prozentsatz zu Spätfolgen und zum Tod
  • Selbst ohne Symptome erhöht eine Covid19-Infektion das Risiko für Traumapatienten (17.10.22)

Im ersten Bericht des deutschen Autopsieregisters stellten Stillfried et al. (2022) fest, dass 86% aller Todesfälle direkt auf Covid19 zurückzuführen waren. Die häufigste Ursache war eine Schädigung der Lungenbläschen, gefolgt von Multiorganversagen. Ein kürzlicher Obduktionsbericht des Frankfurter Instituts für Rechtsmedizin zeigte zudem Gefäßentzündungen mit Blutgerinnsel.

Übersterblichkeit in Australien 2020-2022

Ehemalige ZeroCovid-Länder wie Australien leiden zwar ebenso unter der Aufhebung aller Maßnahmen wie bei uns, dafür gibt es selbst dort viel umfassendere und transparentere Datenaufbereitungen. Aus diesem Blog mit zahlreichen interessanten Abbildungen geht hervor, dass die Lockdowns zu einer Untersterblichkeit geführt haben. Mitte Jänner 2022 hat Australien die ZeroCovid-Strategie aufgegeben, seitdem stieg die Übersterblichkeit stark an – einerseits durch Kollateralschäden wie verzögerte Notfallbetreuung, andererseits auch durch LongCOVID-Folgen.

“An” Covid Verstorbene fielen im August 2022 ab, “Mit” Covid Verstorbene folgen demselben Muster wie “an” Covid. Ein Zufall erscheint unwahrscheinlich, wie auch die Obduktionsberichte zeigen ist auch hier naheliegend, dass Covid19 die Hauptursache für Todesfälle darstellt.

Zusammenfassung: Ob man zufällig oder wegen klarer Symptome positiv getestet wird, spielt weniger eine Rolle als weithin verbreitet. Pfleger und Ärzte müssen Vorkehrungen treffen, sich und andere Patienten zu schützen. Schließlich will man nicht die ganze Onkologie-Station anstecken, was in der Pandemie leider mehrfach passiert ist. Ob der Patient nun wegen Covid eingeliefert wurde und wochenlang ein Bett blockiert und Personal bindet, oder zufällig im Rahmen einer Operation im Spital positiv getestet wurde, entlassen wird, sich sein Grundzustand verschlechtert und er dann wegen Covid eingeliefert wird – auch das bedeutet doppelt, dreifache Arbeit und bindet wieder Arbeitskräfte. Für den Patienten kann die Covid-Diagnose tödlich enden, obwohl er ins Krankenhaus ging, um sich wegen seiner akuten NonCovid-Erkrankung behandeln zu lassen.

“Die wahrscheinlichste Erklärung für die hohe Übersterblichkeit ist immer noch die Pandemie – Tod durch Folgen der Coronavirusinfektion (Herzinfarkte, Schlaganfälle)” – alleine im Oktober 2022 in Deutschland 15000 zusätzlich gestorbene Menschen.” (Quelle: Süddeutsche Video)

In Asien gibt es gar keine “Immune Debt” – warum?

Vorab – die Überschrift ist leicht sarkastisch gemeint, denn Immune Debt gibt es weder in Asien noch bei uns, es gibt sie überhaupt nicht. Wie stellt man sich das zugespitzt vor? Wären die Vorerkrankten schon alle 2020 gestorben, dann hätten wir jetzt keine Übersterblichkeit, oder wie? Im vorletzten Beitrag bin ich ausführlich auf den irreführenden Terminus Immunschuld eingegangen.

Ganz grundsätzlich möchte ich die Leserinnen und Leser einmal fragen, warum sie ständig Anstrengungen unternehmen, ihren Tod herauszuzögern: Warum treibt ihr Sport, warum ernährt ihr euch gesund? Warum tragt ihr einen Helm beim Rad- und Skifahren? Warum tragt ihr Knieschützer beim Inline-Skaten? Warum tragt ihr dicke Lederklamotten beim Motorradfahren in der größten Sommerhitze? Kurze Hosen und T-Shirt sind doch viel bequemer. Warum treiben MS-Erkrankte weiter Sport und zögern den fortschreitenden Verlauf ihrer Erkrankung heraus? Warum lösen ältere Menschen Kreuzworträtsel, um im Alter geistig fit zu bleiben? Was ist jetzt so toll daran, wenn sich Säuglinge und Kleinkinder wieder wie früher mit einem Virus infizieren, von dem man seit Jahrzehnten weiß, dass es genau in dieser jungen Lebensphase die schwersten Verläufe verursacht? Impfstoffentwickler haben sich das auch gefragt und der RSV-Impfstoff ist schon in klinischen Studien in Erprobung.

Neue Daten aus Asien zeigen jetzt aber deutlich, wie irreführend der nachträgliche Versuch ist, die Maßnahmen der Vorjahre schlecht zureden. In Südkorea gab es ähnlich wie in Japan 2021 eine höhere RSV-Welle, aber bei gleichzeitig niedrigen Hospitalisierungsraten (Kim et al. 2022)

Hospitalisierungsdaten für RSV von 2015 bis 2022. Keine RSV-Fälle im Jahr mit Maßnahmen, dann eine stärkere Welle, aber viel kleiner als vor der Pandemie. Dieses Jahr halb so viele Hospitalisierungen und wieder abklingende RSV-Welle.

In Japan ähnlich (laufende Daten RSV-Infektion), vor allem laut NIID keine Zunahme an Hospitalisierungen im Vergleich zum präpandemischen Niveau. Ältere Kinder häufiger von Infektionen betroffen, die geringeres Risiko für schwere Verläufe haben.
Daten aus Saitama, mit 7,5 Millionen Einwohnern durchaus repräsentativ und nördlich von Tokio gelegen. Normale Hospitalisierungsrate 2021 trotz großer Infektionsraten und 2022 rund 1/3 weniger Hospitalisierungen. Gleich bleibende Rate schwerer Verläufe mit Beatmung.

Zusammenfassung: Mehr Fälle muss noch nicht bedeuten, dass auch die Zahl der schweren Verläufe zunimmt. Abnehmende Immunität nach längerer Infektionspause ohne Update des Immunsystems würde zwar erklären, weshalb die Zahl der Infektionen zunimmt, nicht aber, dass Zahl der schweren Verläufe zunimmt. Wichtig ist natürlich auch hier die Altersverteilung. Offenbar gelingt es in Japan und Südkorea effektiver, vulnerable Kinder (Säuglinge und Kleinkinder) zu schützen, etwa durch weitreichendes Maskentragen in der Öffentlichkeit und in Schulen. Die Immunität gegen RSV nimmt so oder so rasch ab, Reinfektionen sind häufig. Es kann aber genauso sein, dass durch das konsequente Masken tragen, selbst wenn es keine idealen Masken sind (in Asien oft Stoffmaske oder OP-Maske), zumindest die inhalierte Virusmenge reduziert wird und damit auch die Verläufe milder ausfallen.

Warum müssen wir zurück zum Vorher?

Vor der Pandemie war das ungeschriebene Gesetz in Bildungseinrichtungen und am Arbeitsplatz, dass man erst zuhause bleibt, wenn man Fieber hat. Schnupfen, Husten, Kopfweh waren kein Entschuldigungsgrund. “Ich bin verschnupft”, “ich bin verkühlt.”, “das ist nur ein kleiner Infekt”, “ich kann nicht wegen jedem Schnupfen daheim bleiben”. Ich hab es selbst erlebt, wie sich Mitarbeiter damit gerühmt haben, dass sie keinen einzigen Krankenstand vorzuweisen hatten. Dafür waren sie mit Angina in der Arbeit. Zum Dank winkte die Beförderung. In Österreich ist der Kündigungsschutz so lasch, dass man im Krankenstand gekündigt werden kann. Immerhin gibt es im Krankenstand noch vollen Lohnausgleich – das gibt es in Ländern wie Tschechien nicht. Die Zahl der Pflegefreistellungstage zur Betreuung kranker Kinder oder Angehöriger ist auch bald aufgebraucht, sie ist außerdem abhängig vom Alter der Kinder.

Man sollte sich fragen, warum sich vor der Pandemie Viren wie Influenza, RSV und Erkältungsviren so effektiv verbreiten konnten. Eltern argumentieren häufig damit, dass die Kinder zu viel verpassen, wenn sie die Schule versäumen. Also müsste die Politik folgendermaßen ansetzen:

  • Zahl der Pflegefreistellungstage erhöhen
  • Erhöhter Kündigungsschutz im Krankenstand
  • Mehr Hybridunterricht ermöglichen, damit kranke Kinder von zuhause am Unterricht teilnehmen können – sofern sie nicht bettlägerig/schwer erkrankt sind – für chronisch kranke Kinder gibt es solche Pilotversuche bereits, und in den Lockdowns wurde Distance Learning schließlich angewendet.
  • Maskenpflicht bei Symptomen – lieber Maske mehrfach wechseln, wenn man schon nicht daheim bleiben will

Denn was sind die Folgen der egoistischen Sichtweise?

Die kranken Schulkinder stecken andere Kinder an. Die stecken ihre jüngeren Geschwister an, das sind die Säuglinge und Kleinkinder mit und ohne Vorerkrankungen, die höhere Risken für schwere Verläufe haben. Genauso erhöhen wir das Ansteckungsrisiko in öffentlichen Verkehrsmitteln, wenn Erwachsene keine Maske mehr tragen und so Kleinkinder gefährden, die keine Maske tragen können oder aufgrund Maskenablehnung der Eltern keine tragen müssen.

Nun haben wir eine gesundheitliche Katastrophe, ob es uns passt oder nicht:

“Wir behandeln bis zu 400 Kinder täglich. Wir sind über unserer Kapazitätsgrenze.” (Kinderarzt Dr. Voitl, Wien Heute, 10.12.22)

Infektionen trainieren das Immunsystem nicht, sondern schwächen die Barrieren und können weiteren Erregern den Boden bereiten. Virusinfekte mit bakterieller Superinfektion sind derzeit keine Seltenheit, etwa gleichzeitig Influenza A, RSV-A, Entero/Rhinovirous, Streptococcus pneumonia und Staphylococcus aureus bei einem 7jährigen (Quelle: Medizinisches Labor Ostsachsen).

In Kanada ist die Zahl der Hospitalisierungen von Kinder und Jugendlichen unter 16 Jahren weit über denen der Vorjahre, obwohl die Positivrate nicht ganz so krass abweicht. Liegt es an Influenza A (H3N2)? Ist das Immunsystem der Kinder nach wiederholten Covid19-Infektionen geschwächt?

Was auch der Grund ist – uns gehen die Mittel aus. Sowohl die Personal als auch Medikamente. Vor Versorgungsengpässen wurde lange gewarnt – wie hier von der Pädiatrie Schweiz (27.09.22). Mit Stand 11. Dezember sind 511 Medikamente in Österreich nicht oder nur eingeschränkt verfügbar, darunter Parkemed, Citalopram, Ciprofloxacin, Amoxicillin, Nureflex, Novalgin.

In Kundl befindet sich der letzte Antibiotika-Erzeuger (Sandoz) in Europa. Steigende Energiekosten gefährden die Produktion am Standort. 85% aller Antibiotika kommen aus Indien (Haiderabad) und China. Die verkaufen seit 3 Jahren ihre Lager nur mehr an die Höchstbietenden wegen der Unterproduktion. Antibiotika-Unterversorgung ist schon seit 20 Jahren ein Thema (Strausbaugh et al. 2001).

Zusammenfassung:

Maske tragen ist das Mindeste, was man derzeit tun kann, um die Infektionswellen einzudämmen. Schon vor der Pandemie herrschte Personalmangel in Kinderspitälern und im Gesundheitswesen allgemein. Starke Influenzawellen waren bereits ein Problem. Spitäler überlasten nicht nur durch Covid19 alleine, sondern erst Recht, wenn mehrere Virus- und Bakterienwellen gleichzeitig auftreten. Bei Symptomen testen, um Covid auszuschließen, und unabhängig vom Ergebnis zuhause bleiben, kann nicht zu viel verlangt sein. Eltern können ihre Kleinkinder auch nicht alleine oder in den Kindergarten lassen, wenn sie wochenlang dauerkrank mit Fieber sind. Davon hat niemand was! Und wenn man schon Symptome hat, ist die Feier vielleicht keine gute Idee, egal um welches Virus es sich handelt.

One thought on “Fakten statt Wunschdenken zu SARS-CoV2

  1. Ich verbringe ja auch immer wieder die eine oder andere Stunde auf Twitter (das ich vor der Pandemie fast nie benutzt habe), um mich in dieser Fundgrube von klugen Köpfen zu Informieren. Ohne Ihre Arbeit würden mir trotzdem zwei Drittel an relevanten und wichtigen Studien und Artikeln zur Pandemie entgehen.
    Daher an dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank für den undankbaren Job, den Sie trotz aller Widerstände weiterhin für uns alle, die an ihrer Gesundheit und einem funktionierenden Staat Interesse haben, machen.

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