
Im ersten Teil bin ich auf globale Einflüsse, vor allem WHO und GreatBarringtonDeclaration-Vertreter, eingegangen und auf Versagen der Regierung selbst, im zweiten Teil ging es vor allem um die fatale Risikokommunikation, die sich auf alle Ebenen der Pandemiebekämpfung erstreckt. Im dritten Teil möchte ich speziell auf das Verhalten der Parteien eingehen.
Strategien in Österreich, ohne sie so zu nennen 2020 bis heute
- Flatten the curve (03/20-05/20): Das gelang ein bisschen zu gut, der Lockdown war streng genug, um die Fallzahlen deutlich zu senken – aus Sicht vieler war der Lockdown zu streng, böser Fehler, auf keinen Fall wiederholen, würde das Virus ja auslöschen!
- Massentests statt Lockdowns (12/20-04/21): Massen-Antigentests für die Bevölkerung und Antigentests als Eintrittstests in den Schulen und als Zugang zu Dienstleistungen statt als Rausfischtests (positiver AG erkennt Infektion, negativer AG schließt Infektion nicht zwingend aus), senkte die Zahlen vor dem Osterlockdown nicht weit genug
- Ab Impfquote X fallen Maßnahmen (04/21-11/21): Ab 40% sollte erst die Maskenpflicht fallen (prä DELTA), dann waren Doppeltgeimpfte vom Testen und/oder Maskentragen befreit.
- Für Doppelt Geimpfte ist die Pandemie vorbei (06/21-11/21): Staat hat seine Aufgabe erfüllt, wenn jeder, der das möchte (und Zugang zu seriösen wissenschaftlichen Informationen hatte), die doppelte Impfung genommen hat. Kinder, Immunsupprimierte sind egal. Genießt den Sommer!
- Lockdown für Ungeimpfte (11/21-03/21): Lockdown solange, bis Spitäler wieder unter der Belastungsgrenze sind. Mit OMICRON Fall von Impfpflicht und 2G-Regel.
- Lockdown für Geimpfte (11/21-12/21): Immer kategorisch ausgeschlossen, weil Pandemie für Geimpfte vorbei.
- OMICRON als vermeintliches Ticket in die Endemie (01/21- heute): Durchseuchung, fallende Maßnahmen, keine Impflicht, Testrationierung seitens des Bundes, keine Impfkampagne
Falsche Harmoniesucht bei den Grünen
Das Narrativ von Kurz, der nachweislich die bestehende SPÖ/ÖVP-Koalition mit Kern und Mitterlehner durch Abrissbirne Sobotka gesprengt hat, um sich selbst die Macht in der ÖVP zu sichern und eine ÖVP-geführte Regierung bilden zu können, war Harmoniesucht nach außen. Keine öffentlich ausgetragenen “Streitereien” mehr in der Koalition (die die Truppe um Kurz herum selbst verursacht hat). Kurz und Strache propagierten Einigkeit. So wie Kurz und Kogler. Das war schon vor der Pandemie irritierend, weil Grüne und ÖVP in wesentlichen Bereichen – Asyl/Migration, Klima/Umweltschutz, soziale Themen – diametrale Ansichten hatten.
Nun können Koalitionen auf zwei Arten zustande kommen:
- Zwei sich inhaltlich nahe Parteien (z.B. ÖVP und FPÖ) erarbeiten ein gemeinsames Programm.
- Zwei sich inhaltlich stark unterscheidende Parteien machen einen Kuhhandel (Sideletters): Du kriegst das, und wir kriegen das. Ohne Kompromisse.
Abseits der kurzen ÖVP-FPÖ-Episoden (Schüssel, Kurz) regierte meiner subjektiven Erfahrung nach in den letzten zwei Jahrzehnten überwiegend zweiteres. Die berühmten Postenschacher in den Aufsichtsräten und Vorständen, die Umfärbung im ORF-Stiftungsrat, in der Krankenkasse, Pensionsversicherung, die restriktive Asyl/Migrationspolitik, weil seit Jahrzehnten ÖVP oder FPÖ den Innenminister stellen. So kommt es, dass Kinder in der Nacht abgeschoben werden, dass regelmäßig auch ohne Medienaufschrei Asylwerber in unsichere Länder zurückgeschoben werden, weil sie die falsche Hautfarbe oder Herkunft haben. SPÖ und Grüne schau(t)en zu, weil sie können da nichts machen, nicht ihr Ressort.
Die Koalition nehme ich als Nebeneinander wahr, nicht als Miteinander. Die eine Seite kann die grässlichste Politik auf dem Rücken der finanziell und gesundheitlich Schwachen betreiben, die andere Seite kann nur zusehen – oder besser gesagt, will nur zusehen wegen dem vereinbarten Kuhhandel. Rote Linien scheint es nicht zu geben, solange man das Kernziel der Partei – in dem Fall Umwelt- und Klimaschutz, Antikorruptionsbekämpfung, noch glaubt erreichen zu können. Dem Klimaschutz wird sogar die menschenverachtende Asyl-, Migrations- und Sozialpolitik der ÖVP untergeordnet. Das Klimaticket nützt nur jenen mit guter Infrastruktur, die am Land aber oft nicht existiert. Strukturelle Probleme bleiben.
Die Frage ist, wie man mit ideologischen oder inhaltlichen Widersprüchen nach außen hin umgeht. Trägt man den menschenverachtenden Kurs mit? Das unterminiert auf Dauer die Glaubwürdigkeit. Trägt man den antiwissenschaftlichen Kurs mit? Dafür gilt das Gleiche. Und hier setzt meine Kritik an: Sie könnten offen widersprechen.
Die Grünen tragen aber nicht nur den “Wirtschaft über alles“-Kurs der ÖVP-Landespolitiker mit, sondern rechtfertigen ihn aktiv noch. Rauch sprach im STANDARD-Interview offen von “anderen Interessen”, und dass sich Maßnahmen nicht ausschließlich an den Schwächsten orientieren könnten. In zahlreichen Zitaten habe ich dokumentiert, dass die Grünen sehr wohl zwischen Gesundheit und Wirtschaft abwägen wollen (“Verhältnismäßigkeit”), aber zwei Jahre Pandemie klar zeigen, dass es bei der Virusbekämpfung keine Kompromisse gegeben darf, weil dadurch alle verlieren.
Konkrete Auswirkung: Keine massive Gehaltssteigerung bei Gesundheitspersonal, aber auch keine Niedriginzidenzstrategie führen zum vorhergesagten Kollaps des Gesundheitssystems, was für Jahrzehnte für die Lebensqualität der Bevölkerung schwerwiegende Folgen haben wird. Wie könnten die Grünen Glaubwürdigkeit erlangen, wenn sie ernsthaft bemüht wären, mehr Wissenschaftlichkeit in ihre Politik hineinzubringen? Eine weisungsgebundene Beamtin dürfte z.B. nicht Vorsitzende/Sprecherin der Expertenkommission sein. Sie könnten vom Vizekanzler abwärts klar sagen: Wir wollen mehr, aber können uns gegen die ÖVP-Landeshäuptlinge und Interessensverbände nicht durchsetzen. Sie blockieren Verschärfungen, die schon lange notwendig sind. 200 Tote pro Woche, viele Langzeitkranke sind die Folge. Der ehemalige Gesundheitsminister Anschober hat in seinem Buch Pandemia die Blockadehaltung der Bundesländer, der Interessensverbände und auch des Ex-Bundeskanzlers angesprochen.
Stattdessen täuschen sie weiterhin eine gefestigte Koalition vor und negieren das Ausmaß der gesundheitlichen Katastrophe: “Das Gesundheitssystem ist nicht ausgelastet. Nur nicht hudeln!” Oder verstecken sich hinter Paragraphen, nachdem sie im ersten Pandemiejahr Maßnahmen schlecht begründet haben. Die meisten Maßnahmen (Maskenpflicht, Schulschließungen) waren gerechtfertigt, aber schlecht argumentiert und damit angreifbar, nachdem man zwei Jahre lang erfolgreich heruntergespielt hat, dass Kinder Teil der Pandemie sind, LongCOVID eine Bedrohung des Sozialstaats darstellt, Kollateralschäden in den Spitälern durch Überlastung aufgetreten sind und das Virus über die Luft übertragen wird.
Da setzt mein Vorwurf bei den Grünen und vielen ihrer naiven Anhänger an: Sie verteidigen die Narrativen der Türkisen, schützen sie sogar vor unangenehmen Untersuchungs-Ausschüssen, obwohl deren Umfragewerte so stark abstürzen, dass die Grünen als kleinerer Koalitionspartner ein Druckmittel in der Hand hätten. Sie behaupten frech, es würde keine Überlastung im Gesundheitswesen geben. Die Pandemie ist aber real, das Sterben ist real, über die nachgemeldeten Toten wurde geschwiegen. Sie passen nicht ins vorbildliche Pandemiemaangement. Tausende Langzeitkranke, deren Arbeitsunfähigkeit und Pflegebedarf nicht anerkannt werden (bei MECFS und anderen chronisch Kranken schon vor der Pandemie oft ein Krampf mit den Kassen und Sozialversicherungen), sind real. Die Massenkündigungen von ÄrztInnen und PflegerInnen sind real.
Es steht in meinen Augen zu viel am Spiel, um weiterhin Harmonie in der Koalition vorzutäuschen. Der über Jahrzehnte erworbene Wohlstand, der jetzt auch durch den Krieg in der Ukraine und damit verbundenen explodierenden Lebenserhaltungskosten ins Wanken gerät, der hohe Standard in der Gesundheitsversorgung, der schon dadurch infragegestellt wurde, dass sich viele Patienten im Spital infizierten, wo sie hingingen, um gesund zu werden, nicht chronisch krank. Die Koalition ist längst abrissfällig, die türkise Partei muss raus aus der Regierung, Österreich ist zur Wahldemokratie herabgestuft wurden, hat sich bei der Pressefreiheit von Platz 17 auf 31 verschlechtert. Korruptionsskandale beherrschen die Tagespolitik, obwohl wir mit Pandemie, Krieg und Erderhitzung weitaus dringendere Probleme zu bewältigen hätten. Die roten Linien sind längst überschritten.
Problem: Fehlerkultur amtierender Politiker existiert in Österreich nicht.
Verantwortung übernehmen
Der wissenschaftliche Leiter des Viktor-Frankl-Instituts in Wien, Universitätsprofessor Alexander Batthyány schrieb:
“Gesundheitsminister Rauch wehrt sich sehr gegen den Begriff Durchseuchung. Das Wort ist ein medizinischer Fachbegriff, der emotionslos die Verbreitung (eigentl Prävalenz) einer Infektionskrankheit beschreibt. Durchseuchung zulassen bedeutet u.a., schützende Maßnahmen aufzugeben. Rauch hat selbst eingeräumt, dass die “Lockerungen” seinerzeit wohl zu früh gekommen seien – worauf ihn übrigens auch die meisten ExpertInnen hingewiesen haben [a]. Er wollte aber nichts mehr ändern. Ruhige Hand mit vorhersagbaren und vorhergesagten Folgen: Spitzeninzidenzen. Dafür gibt es ein Wort. Es heißt – siehe oben -: Durchseuchung. Soviel Ehrlichkeit muss möglich sein, kann eingefordert werden. Und wurde von ExpertInnen eingefordert, die Transparenz in der Kommunikation forderten:
“Sagt den Leuten, was Ihr vorhabt!”
Eine weitere Folge war eine bedrückend hohe Zahl Corona-Toter. Leider ist es angesichts von [a] sehr wahrscheinlich, dass eine (allerdings unbekannte) Zahl dieser Toten vermeidbar gewesen wäre. Sie sind, wenn man so will, an der “ruhigen Hand” gestorben, die das Coronavirus durchwinkte. Rauch sagt, er “übernehme Verantwortung”. Das ist eine gute Idee. Und ein Novum in dieser Pandemie (auch wenn man sich fragen kann, was die Toten davon noch haben. Oder ihre Angehörigen?). Oder die nun chronisch Kranken, von denen wiederum eine vermutlich hohe Zahl vermeidbar gewesen wäre, wenn man statt “ruhiger Hand” und “die Leute verstehen das nicht” tatsächlich verantwortungsbewusst und evidenzbasiert entschieden hätte.
Um das klarzustellen: Durchseuchung ist – ganz emotionslos – das Ergebnis, das man in Kauf nimmt, wenn man einer hochansteckenden und für manche unmittelbar oder mittelbar gefährlichen Infektionskrankheit nicht durch geeignete Maßnahmen Einhalt gebietet. Oder eigentl noch schlimmer: Wenn man selbst einräumt, dass Maßnahmen zu frühzeitig zurückgefahren wurden, aber fand, es sei irgendwie mühsam, das zu revidieren. Für das vorhersehbare Resultat gibt es Worte. Keine sehr schönen: Durchseuchung, chronisch Kranke und Tote. Verantwortung, die Rauch ja nun übernehmen will, beginnt daher nicht morgen oder “im Herbst”. Sie beginnt heute in der Anerkennung vergangener Fehler und ihrer Folgen. Aber gewiss nicht in der Beschönigung des eigenen Wirkens: Durchseuchung.” (20.04.22)
Wo steht die Oppositionspolitik?
Die SPÖ… hängt seit Beginn am Gängelband der Gewerkschaften (mit Ausnahme der Lehrergewerkschaft, die sich für Schutzmaßnahmen einsetzt), die am liebsten alle Schutzmaßnahmen abschaffen würden. Zuletzt die GPA-Vorsitzende, die die Maskenpflicht im Handel loswerden wollte. Auch gegen Tests sträubte man sich oder wollte Testen gegen Masken eintauschen, weil man das Käsescheibenmodell offenkundig nicht verstanden hat. Auch beim Impfen stand man immer auf Seiten der Schwurbler.
Eine am Blatt Papier in Sachen Pandemiebekämpfung kompetent erscheinende Parteivorsitzende hat im Herbst 2020 mitgemacht beim Herunterspielen des Risikos für Kinder, sie wären keine Treiber der Pandemie. Schulen auflassen (ohne Schutzmaßnahmen!). LongCOVID wurde ebenso ausgeblendet wie der falsche Fokus auf Intensivstationen. Mal hatte die Vorsitzende auf Presseaufnahmen die Maske unter der Nase, oder eine mit Ventil, oder indoor gar keine auf. Schlechte Vorbildwirkung für eine Ärztin und Epidemiologin. Bis auf einzelne Ausnahmen in der Landes/Gemeindepolitik gab es keine Offensive für Luftfilter, CO2-Ampeln im öffentlichen Raum, wie wir sie in Asien, aber auch in Belgien, Spanien oder Italien selbstverständlich vorfinden. Überhaupt ging es nie um Infektionsvermeidung, sondern auch der SPÖ nur um flatten the curve. Arbeitsplätze erhalten war wichtig, aber Gesundheitsschutz zweitrangig.
Die Stadt Wien ging den “strengeren” Weg, weil ihre Spitäler sonst überlastet worden wären. Bei Kindergärten und Schulen ließ man ihrem Koalitionspartner NEOS freie Hand. Testen alleine dokumentiert nur Infektionen. Luftfilter, etc. wurden abgelehnt, selbst durch Privatpersonen. In Summe reicht das leider nicht aus, als einzigen Verdienst aufs häufige Testen zu setzen. Dann dauert es eben länger, bis alle durchseucht sind, aber echte Schutzmaßnahmen setzen dort an, wo es um saubere Luft auf Dauer geht. Nicht nur Covid, sondern auch andere Viren.
NEOS… eins zu eins Allerberger, Tegnell, schwedischer Weg, Eigenverantwortung, offene Schulen, Durchseuchung, GreatBarrington, sehr beschränkter Blick selbst aus Unternehmersicht. Kranke Mitarbeiter sind keine guten Mitarbeiter. Und Fachkräftemängel wird nicht besser mit steigenden Langzeitkrankenständen. Sprenger wurde im Februar 2021 für den Gesundheitsausschuss nominiert. Teils nicht nur neoliberal, sondern auch esoterisch, Strolzsche Steiner-Ideologie, jeder ist selbst Schuld an seiner Krankheit, ein starkes Immunsystem schützt.
FPÖ… Rechtsesoterik, Coronaschwurbler, GreatBarrington.
Das wars, mehr Opposition ist da nicht. Die Impfgegnerpartei MFG noch, die unbedeutende BIER-Partei.
Rückblickend betrachtet erscheint der Widerstand bei Ex-Gesundheitsminister Anschober größer als von seinen Nachfolgern Mückstein und Rauch. Das wird auch aus seinem Buch deutlich (Rezension in Arbeit), wo er mit “Berichten aus dem Maschinenraum” umstrittene und schwierige politische Entscheidungsprozesse aufarbeitet. Quereinsteiger Mückstein war vor allem kommunikativ eine Katastrophe, er wiederholte im wesentlichen die Narrative der Türkisen ohne eigene Meinung und blockierte Unterstützung für LongCOVID/MECFS-Betroffene. Kinder wurden völlig hängen gelassen, sie wurden ausgenommen von den 3G-Regeln oder die Regeln deutlich weicher ausgelegt, zu ihrem Nachteil. Der jetzige Gesundheitsminister Rauch zeigt in meinen Augen aktiv eine “unethische” Denk/Handlungsweise, gerade gegenüber den Schwächsten der Gesellschaft. “Ruhiges Handwerk” dort, wo Korrekturen notwendig wären. Diese nicht durchführen wollen, weil die Bevölkerung sich sonst nicht mehr auskennen würde. Das ist blanker Zynismus.
In Summe, und das ist die traurige Wahrheit für viele Menschen, die auf den Wohlfahrtsstaat angewiesen sind, gibt es derzeit keine Partei, die das Recht auf Gesundheit, auf körperliche Unversehrtheit, vertritt. Schon gar nicht das der Kinder. Die Initiative Gesundes Österreich (IGÖ) versucht gerade, diese Lücke zu füllen und fordert eine Reduktion der Infektionen, um die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger zu schützen.
Wäre es je um eine ernsthafte Eindämmung der Pandemie gegangen …
- hätte man für jedes Bundesland die Infektionszahlen auf Gemeindeebene veröffentlicht, schon alleine um Gemeinden (Bürgermeister) zu motivieren, zu grünen Zonen zu werden (statt zu roten)
- hätte es in Kindergärten und Schulen die selbstverständliche Pflicht gegeben, die Eltern zu informieren, wenn es einen positiven Fall gibt
- hätte man im öffentlichen Raum längst CO2-Messgeräte installiert, damit die Bevölkerung das Infektionsrisiko selbst einschätzen lernen kann
- hätte die AGES nach zwei jahren Pandemie nicht immer noch 80-90% “Haushalt” als Infektionsquelle angeführt, wenn ein großer Teil davon in Wahrheit Kindergärten und Schulen sind. Eindeutiger kann man Individualschuld statt Staatspflichten kaum ausdrücken.
So wie generell die Leugnung der Aerosol-Übertragung Behörden, Betriebe und den Gesetzesgeber vom Handeln entbindet, denn zu Boden fallende Tröpfchen und Hygiene werden damit zur Verantwortung des Einzelnen – und zwar nur des Einzelnen. Wer bei mehr als zwei Meter Abstand und unter 15 Minuten Gespräch kein Contact Tracing will, übersieht bequemerweise Aerosol-Übertragung und findet all jene Fälle nicht, die sich mit Schmieren und Tröpfchen nicht erklären lassen. Eine selbsterfüllende Argumentation.
Es ist darüber hinaus mehr als erstaunlich, dass die größte Gesundheitskrise seit über 100 Jahren nicht ermöglicht hat, Datenschutz und Amtsgeheimnis so anzupassen/auszulegen, dass der Schutz der Bevölkerung oberste Priorität hat – öffentlich kritisiert wird das aber zu wenig.

Die Herkunft ist klar türkisen Ursprungs und arrogant as hell. Wo aber ist das Bemühen der Grünen, diesen Missstand zu korrigieren?
- hätte man in den vergangenen zwei Jahren nicht ständig Maßnahmen viel zu früh und klar gegen jede wissenschaftliche Empfehlungen vorzeitig gelockert, die sich als effektiv erwiesen haben, vor allem das Maske tragen.
Natürlich ist es kein Zufall, dass von den Ländern im Westen extrem föderalistische Staaten wie Kanada, Deutschland, Österreich oder USA besonders schlecht da stehen. Föderalismus impliziert die Maßnahmenhoheit durch wirtschaftliche und populistische Interessen.
- hätte man den Schutz der Kinder zur Priorität erklärt, zum Selbst- und Fremdschutz. Denn durch keine Institution können in kürzester Zeit so viele Infektionen in die Haushalte gelangen wie in gemeinsamen Bildungseinrichtungen. Das wäre der Schlüssel zur Beendigung der Pandemie gewesen, durch Maskenpflicht im Unterricht, Distance Learning, Luftfilter, Verlängerung der Ferien, wenn notwendig, durch hohe Durchimpfungsraten. Stattdessen hat man darin eine Chance für eine effektive Durchseuchung gesehen – die sinnlos ist, selbst wenn man die Schäden ignoriert, denn gegen Covid19 gibt es keine dauerhafte Immunität.
In der zweiten Welle haben das alle gewusst, einschließlich der AGES-Chef-Epidemiologin Daniela Schmid, die bis zum Spätwinter die Rolle der Kinder/Schulen verharmlost hat. Stattdessen wurde die Bevölkerung belogen:
Schmid: “Wie das Virus in die Haushalte kommt, wissen wir nicht. Jeder Haushaltscluster hat einen Quellenfall, dessen Quelle wiederum ungeklärt.” (22.10.20)
Allerberger zu den LEPU-Antigentests: „Das ist ein Quantensprung – der Test funktioniert zu Hause, das ist ein niederschwelliger Zugang“. „Wir können mit Vertrauen sagen: die wirklich infektiösen Infizierten mit einem CT-Wert < 30 finden wir damit“ (09.01.21)

Pädagoge, Buchautor & Schuldirektor Niki Glattauer (der jetzt leider massiv das Risiko für Kinder verharmlost):
„Wir Direktorinnen und Direktoren wussten seit Schulbeginn, dass in den Schulen hohe Ansteckung passiert. Und ununterbrochen haben uns alle gesagt: Keine Ansteckung, bis hinauf zum Minister. Das war unerträglich” (09.01.21, ORF)
Infektiologe Kollaritsch: „Wenn möglichst viele gefährdete Menschen geschützt sind, können wir mit Corona wie mit der saisonalen Grippe leben.“ (FALTER, S.42, 13.02.21)
Leider auch von NIG-Mitgliedern Great-Barrington-Ansätze, die LongCOVID ignorieren. Selbst namhafte Virologen meinen heute, es wäre keine Durchseuchung, wenn sich in einer geimpften Bevölkerung alle infizieren, doch was bedeutet das für die 8% LongCOVID-Betroffenen bei den 3fach Geimpften?
Ob die fiktiven freien Spitalsbetten, die lange Zeit (und in Teilen immer noch) wissenschaftsferne FAQ, die letztklassigen Antigentests in Schulen, die AGES spielt eine mehr als verschleiernde Rolle in der Pandemie in Österreich.
Die Regierung ist ein repräsentativer Querschnitt der Bevölkerung, die keine zwei Wochen in die Zukunft sehen kann. Hedonismus, Neoliberalismus, Freiheit im Hier und Jetzt, das Recht des Stärkeren – Solidarität ist schon länger ein Fremdwort, nicht nur gegenüber Fremden. Cui bono? Was haben wir davon? Was hat der Staat davon? Solange LongCOVID nicht erfasst wird, keine Seroprävalenzstudien das Ausmaß der Durchseuchung zeigen (man könnte dabei ja zufällig ungetesteten LongCOVID-Betroffenen eine Erklärung geben), ändert sich nichts. Die Regierung sieht sich bestätigt. 75% geimpft, der Rest samt Geimpften infiziert. Die gewünschte Herdenimmunität wurde vermeintlich erreicht. Die Hospitalisierungszahlen durch COVID sinken, die Behandlungsfälle durch LongCOVID werden nicht erfasst.
Im CoV-Maßnahmengesetz wurde als oberstes Ziel ausgegeben, dass das Gesundheitssystem nicht überlastet werden darf. Im März 2021 hat man präzisiert: Intensivbettenüberlastung/Triage darf nicht stattfinden. Jetzt findet es nicht mehr statt, also werden die Maßnahmen aufgehoben.
Jegliche neue Entwicklungen und wissenschaftlichen Erkenntnisse entlang des Weges seit März 2020 werden ignoriert: Symptomfreie Übertragungen, Aerosol-Übertragung, LongCOVID, Immun-Escape-Varianten und Reinfektionen, Langzeitfolgen bei Kindern, die von allen Betroffenen in der Pandemie noch am meisten gesunde Lebensjahrzehnte vor sich hätten.
Man gewinnt den Eindruck, das Pandemiemissmanagement spielt sich in einem Guss ab, ohne große Gegenwehr der Opposition. Das macht es für die verbleibenden vernunftgesteuerten Bürger nicht einfach, ihre Stimme vertreten zu sehen – im Parlament ist sie das seit Ende des ersten Lockdowns nicht mehr.