Eugenische Pandemiepolitik am Holocaustgedenktag

Übersetzung eines Twitterthreads von Nikkole Hughes:

“Als eine behinderte Jüdin bin ich an diesem Holocaust-Gedenktag wütend. Wütend, dass Eugenik weiterhin gesund und munter ist, dass Antisemitismus weiterhin gesund und munter ist. Letzte Woche las und hörte ich entsetzliche eugenische und behindertenfeindliche Kommentare, die direkt aus dem Nazi-Drehbuch stammen:

Am 14. Juli 1933 beschloss die Nazi-Regierung das “Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses”.

“Dieses Gesetz, einer der ersten Schritte der Nazis für ihr Ziel, eine Arische “Herrenrasse” zu schaffen, sah die Sterilisierung aller Personen vor, die an Krankheiten litten, die als erblich angesehen wurden, wie Geisteskrankheiten, Lernschwächen, körperliche Missbildungen und Epilepsie, Blindheit, Taubheit und schwerer Alkoholismus. Mit der Verabschiedung des Gesetzes verstärkte das Dritte Reich auch seine Propaganda gegen Menschen mit Behinderungen, indem es sie regelmäßig als “lebensunwertes Leben” oder “nutzlose Esser” bezeichnete und ihre Belastung für die Gesellschaft hervorhob.

Nur wenige Jahre später eskalierte die Verfolgung von Menschen mit Behinderungen noch weiter. Im Herbst 1939 genehmigte Adolf Hitler heimlich ein medizinisch verwaltes Programm des “Gnadentodes” – mit dem Codenamen “Operation T4”, in Anspielung auf die Adresse des Programms in Berlins, Hauptquartier in der Tiergartenstraße 4. Zwischen 1940 und 1941 wurden im Rahmen des T4-Programms etwa 70000 österreichische und deutsche Behinderte getötet, die meisten durch groß angelegte Tötungsaktionen mit Giftgas. (Diese Methode diente als Vorläufer der rationalisierten Vernichtungsmethoden der “Endlösung”.)

Obwohl Hitler Ende August 1941 offiziell die Einstellung des Programms anordnete, wurden die Tötungen im Geheimen bis zum Kriegsende fortgesetzt, sodass schätzungsweise 275 000 Menschen mit Behinderungen ermordet wurden.”

Die Normalisierung der kategorischen Auslöschung von Personen mit hohem Risiko eines schweren Covid19-Verlaufs steht in Einklang mit der Nazi-Ideologie. Daher nennen wir die Pandemieverleugnung “eugenisch”, daher nennen wir es eugenisch, wenn der Direktor des Zentrums für Infektionskontrolle in den USA (CDC) Erleichterung bekundet, “dass nur ältere und immungeschwächte an Covid sterben”, deshalb nennen wir es eugenisch, wenn Zeke Emmanuel, ein politischer Berater der Covid-Maßnahmen unter der Biden-Regierung uns sagt, dass ein Leben ab dem 75. Lebensalter nicht lebenswert ist, dass das Leben der “Schwachen und Untauglichen” nicht lebenswert ist.

Wir haben versucht nett zu fragen, wir haben gebettelt, wir haben versucht an Empathie und Vernunft zu appellieren, wir haben versucht, die Stimmen der Geschichte zu Gehör zu bringen, um aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen – ohne Erfolg.

Sie wollen, dass wir tot sind oder schweigen.

Und ich weigere mich, offen gesagt, dem zu fügen.”

*

Jeder Schritt war so winzig, so belanglos, so plausibel gerechtfertigt, dass auf täglicher Basis niemand verstand, was das Ganze im Prinzip bedeuten sollte und wohin all diese ,winzigen Maßnahmen’ eines Tages führen würden. […] Auf täglicher Basis verstand es keiner, genau so wenig wie ein Bauer in seinem Feld sein Getreide von einem Tag auf den nächsten wachsen sieht. Jede Handlung ist aber schlimmer als die letzte, doch nur ein wenig schlimmer.”

(Milton Mayer, “They Thought They Were Free: The Germans, 1933-45”, 2013)

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